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"Ich möchte ihn nie wieder verletzten. Diesen getroffenen Ausdruck in seinen Augen werde ich wahrscheinlich nie vergessen können. In dem Moment hatte ich das Gefühl, eine Gabel in die Brust gerammt zu bekommen.".
Magnus Bane im Interview
Mit einem genervten Gesichtsausdruck lasse ich mich in den Sessel fallen und starre Sebastian an. Ich musste unbedingt vor dem Restaurant - Besuch noch ein Interview geben. Warum auch immer konnte es nicht bis morgen warten. "Wie geht es dir, Alec?", mit vor der Brust verschränkten Armen sitzt Sebastian auf seinen Stuhl zurück gelehnt und mustert mich. "Gut.". Augen rollend löst er seine Arme und beugt sich nach vorne, "Du kennst das Spiel. Wir werden hier so lange sitzen, bis du uns endlich das gibst, was wir von dir hören wollen. Es ist also weniger Zeitaufwendig, wenn du mit spielst.".
"Es geht mir gut.", sage ich. In Gedanken bin ich bereits bei Magnus und den fabelhaften Essen, was wir gleich haben werden, "Die Umgebung ist einfach traumhaft und Magnus ist ein toller Kerl.". Nachdenklich reibt Sebastian den Daumen und Zeigefinger aneinander, "Mehr bekommen wir nicht? Toller Kerl? Du bist hier in den Flitterwochen, erzähl uns mehr über deinen Mann. Wir wollen Details. Was ist mit dem Spieleabend oder dem Kuss? Erzähle uns doch einfach etwas darüber.".
Langsam sickern seine Worte bei mir ein. Woher weiß er darüber Bescheid? "Habt ihr Kameras bei uns in der Hütte installiert?", presse ich zwischen zusammen gepressten Lippen hervor. "Natürlich nicht.", sagt Sebastian gereizt und reicht mir ein Blatt herüber, "Lies einfach diesen verdammten Zettel vor, damit wir los können.".
Wenn sie keine Kameras in der Hütte haben, woher wissen sie denn davon? Ich habe ihnen nichts davon erzählt, also bleibt nur noch Magnus. Aber das ergibt gar keinen Sinn, wieso sollte er ihnen von unseren intimsten Momenten erzählt haben? Langsam richte ich meinen Blick auf den Zettel und lese ihn monoton vor. "Die Flitterwochen verlaufen wunderbar. Hier kann man so viele interessante Dinge unternehmen und dabei lerne ich Magnus, meinen Mann, viel besser kennen. Ich habe jetzt schon das Gefühl, dass das zwischen uns etwas Echtes ist und ich ihn uneingeschränkt vertrauen kann. Manchmal sitzen wir nur nebeneinander und gucken uns den Sonnenuntergang an. Ich kann nicht aufhören, an seine goldenen Katzenaugen zu denken. Es fällt mir jetzt schon unglaublich schwer, mir ein Leben ohne ihn vorzustellen.".
Die Worte tropfen wie heißes Wasser von meinen Lippen, ich habe das Gefühl mich zu verbrennen. Sollte er ihnen wirklich alles erzählt haben, kann ich ihn dann überhaupt vertrauen? Ich hatte das Gefühl, dass wir uns wirklich näher gekommen sind und mir vorzustellen, ohne seinen Duft morgens aufzuwachen, sorgt für ein Stechen in meiner Brust.
"Wir kennen uns doch erst seit kurzem.", platzt es aus mir heraus, "Denkt ihr wirklich, dass irgendjemand diesen Scheiß glauben wird? Es fällt mir jetzt schon unglaublich schwer, mir ein Leben ohne ihn vorzustellen. Ich bitte euch.". Genervt rolle ich mit den Augen, "Wir kennen uns erst seit kurzem und das auch nur in diesen Paradies hier. Keiner von uns weiß, ob wir uns in unserem normalen Umfeld überhaupt verstehen.". Erst als ich es ausspreche, bemerke ich die Wahrheit in meinen Worten.
Jetzt sind wir noch in der Flitterwochen - Phase, wo alles toll ist und einen nichts am anderen stört. Doch sobald wir wieder Zuhause sind und zusammen ziehen, fängt das Chaos an. Nicht nur der Streit, in welche Wohnung man zieht, nein, auch der Streit welche Möbel man nimmt oder ob man einfach alles beim Alten lässt und sich somit einer nur zu Besuch fühlt. Man lernt jede einzelne Macke vom Partner kennen. Die rosa - rote Brille fällt spätestens bei herum liegenden Boxershorts oder Socken herab.
Aufgebracht springe ich auf, schmeiße den Zettel auf den Boden und rausche aus dem Zimmer. Auf den Weg zum Restaurant, wo Magnus auf mich wartet, schließe ich alle Emotionen in mich ein. Etwas, das ich schon als Teenager perfektioniert hatte. Meine Geschwister haben es gehasst, sie hatten dadurch immer das Gefühl, dass ich sie auf Abstand halte und mich von ihnen entferne. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich ihnen geöffnet habe und selbst heute, fällt es mir ab und zu schwer, auch wenn sie mir alles bedeuten.
Ich betrete also mit einem vollkommen ausdruckslosen Gesichtsausdruck die Terrasse und sehe mich nach Magnus um. Dieser sitzt an einem Tisch am Geländer, von wo man einen Atem beraubenden Blick auf das Meer hat. Er hat seine Nase in die Speisekarte vergraben und bekommt gar nicht mit, wie ich mich nähere. Erst als ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber setze, bemerkt er mich. Auf seinem Gesicht erleuchtet ein Strahlen. "Alexander.", begrüßt er mich mit einen Lächeln auf den Lippen, "Wie war das Interview?".
Ich ziehe die Speisekarte zu mir heran, "Gut.". Sebastian und der Kamera - Mann sind sofort nach mir aufgesprungen und sind mir hinterher gehastet. Ich bin mir also durchaus bewusst, dass wir schon wieder gefilmt werden und alles was wir sagen, ins Fernsehen kommt. "Alles in Ordnung bei dir, Alexander?", fragt Magnus leise und sieht mich verwundert an. Nach den letzten Tagen hätte er nicht mit so einer kühlen Begrüßung gerechnet.
Das restliche Essen spreche ich nur, wenn er mich etwas fragt. Seine Verwunderung wächst und ich bemerke die besorgten Blicke, die er mir auf den Weg zur Hütte zu wirft. Sobald ich die Tür hinter mir schließe, dreht er sich zu mir herum. "Was ist los, Alexander? Und komm mir jetzt nicht mit: nichts.", er stützt seine Hände auf den Hüften ab und funkelt mich aufgebracht an, "Dich stört doch schon die ganze Zeit etwas. Spuck es einfach aus, damit wir es klären können.".
Verärgerung blitzt in mir auf, wie kann er es wagen jetzt auf mich sauer zu sein. Wenn hier jemand angepisst sein darf, dann bin ich das wohl. Die Emotionen, die ich vorhin eingesperrt habe, kochen über. Frustriert verschränke ich meine Arme, "Ich wollte nicht darüber reden, während eine Kamera auf uns gerichtet ist. Wobei das keine Rolle spielt, du wirst ihnen danach sowieso alles erzählen.". Verwirrt blinzelt er ein paar Mal. Seine Hände fallen von seiner Hüfte und hängen einfach herunter. "Wovon redest du, Alexander?".
Meine Augen weiten sich ungläubig, möchte er mich veralbern? "Ich rede davon, dass du Sebastian anscheinend alles erzählt hast. Unser Spieleabend. Unseren ersten richtigen Kuss und wahrscheinlich auch, dass ich hier nackt herum gelaufen bin.". Der schuldige Blick in seinen Augen ist wie ein Schlag in die Magengrube. Die ganze Zeit hatte ich noch ein kleines bisschen Hoffnung, dass es ein Missverständnis ist, hier bloß Kameras installiert sind und Magnus nicht hinter meinen Rücken alles ausgeplaudert hat.
Ich kann ihn nicht mehr angucken und drehe mich um. Mit meinen Fingerspitzen massiere ich die Stelle zwischen meinen Augenbrauen. Den Schmerz in meiner Brust versuche ich dabei zu ignorieren. Eine warmer Körper schmiegt sich von hinten an mich heran und Hände legen sich auf meinen Bauch. "Es tut mir leid.", nuschelt Magnus undeutlich gegen meinen Rücken, "Ich habe ehrlich gesagt überhaupt nicht daran gedacht, dass dich das stören würde.". Er stößt ein sarkastisches Lachen aus, "Ich hatte nur das Gefühl, es ihnen schuldig zu sein.". Gespannt habe ich seinen Worten gelauscht, sie förmlich in mich aufgesaugt. Vorsichtig drehe ich mich in seinen Armen herum und gucke ihm ins Gesicht, "Wieso schuldig?".
Seine Augen bitten um Verzeihung, während ich ihm vorsichtig eine Strähne aus der Stirn streiche. Das wütende Gefühl ist bei seiner Berührung sofort verflogen und hinterlässt nichts außer im Magen prickelnde Zuneigung. "Wäre die Show nicht gewesen, dann hätte ich dich nicht kennen gelernt, Alexander. Das wenigste, was ich also tun konnte, war ihnen alles zu erzählen.". Ich schaffe es nicht vernünftige Worte zu formen und starre ihn deswegen einfach nur wie ein Stummfisch an. "Da ich aber jetzt weiß, dass es dich stört, werde ich nicht mehr so viel erzählen. Denn du bist mir wichtiger.".
"Mags.", murmel ich leise, "Es tut mir leid, dass ich so überreagiert habe.". Heftig schüttelt er den Kopf, "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wäre es anders herum abgelaufen, hätte ich mich ebenfalls verraten gefühlt. Ich bin nur froh, dass wir es klären konnten.". Erleichtert lehne ich meine Stirn gegen seine und gucke in seine goldenen Katzenaugen. "Mir ist egal, in welche Wohnung wir nach den Flitterwochen ziehen und auch wie sie eingerichtet ist. Von mir aus kannst du Sebastian so viel erzählen, wie du möchtest.", sage ich auf einmal vollkommen zusammenhangslos, "Es stört mich selbst dann nicht, wenn du deine schmutzigen Sachen überall herum liegen lässt, so lange du jeden Abend gemeinsam mit mir einschläfst und am Morgen aufwachst.".
Magnus Augen fangen an zu glänzen, als er mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gibt, bevor er seinen Kopf an meinen Hals schmiegt. Vollkommen mit der jetzigen Situation zufrieden schlinge ich meine Arme um ihn und atme tief seinen Duft ein. "Weißt du, ", murmelt Magnus leise und spielt mit den Haaren in meinen Nacken, "Das war unser erster Streit.".
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