
19
"Ich hätte mir das gleiche gewünscht, wenn ich gewonnen hätte. Doch in der kurzen Zeit, in der ich Alexander inzwischen kenne, macht er einen fast schon schüchternen und verschlossenen Eindruck auf mich. Deswegen hat mich sein Wunsch im positiven Sinne überrascht. Ich dachte, dass er noch mehr Zeit bräuchte.".
Magnus Bane im Interview
Einen kurzen Moment flackert Überraschung in seinen Augen auf, bevor er sich mit seinem ganzen Körper zu mir auf die Seite dreht. Ich folge seinem Beispiel und nun liegen wir nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt auf dem Boden. Die Zimmerbeleuchtung ist gedimmt und man kann leise im Hintergrund die Wellen rauschen hören.
"Bist du dir sicher?", fast schon unsicher guckt er mich an, "Ich könnte es verstehen, wenn du mich erst besser kennen lernen möchtest.".
Ich lasse mir den restlichen Tag durch den Kopf gehen. Angefangen bei der Hochzeit, wo er mir zuerst in seinem goldenen Anzug und später mit dem kurzen Kuss den Atem raubte. Ich erinnere mich an das Gefühl seiner warmen Hand in meiner und seinem Atem an meinem Ohr. Ich erinnere mich an sein Lächeln, als ich ihn mit den Pommes gefüttert habe und sein lautes Lachen, als wir zusammen zu Elvis über das Parkett geflogen sind. Ich erinnere mich an seine beruhigenden Worte im Flugzeug und wie er mich erfolgreich vom Starten abgelenkt hat. Seine Komplimente, die mir jedes mal rote Wangen bescheren und seine Geschichten, die mich zum Lachen bringen. In seiner Nähe habe ich das Gefühl, ich selbst sein zu können - mich nicht verstellen zu müssen.
"Ich kenne dich doch schon.", sage ich leise, hebe meine Hand und streiche mit meiner Fingerspitze über seine Wange. Wir liegen so nah beieinander, dass ich grüne Sprenkel in seinen sonst so goldenen Augen sehe. "Ich möchte dich aber zu nichts drängen, Magnus.", hauche ich, während ich mich zu ihm herüber beuge. Liebevoll umfasse ich seine Wange mit meiner Hand.
Seine Lippen verziehen sich belustigt zu einem kleinen Lächeln, "Ich warte schon seit der Hochzeit auf diesen Kuss, Alexander.".
Er überbrückt den Abstand und presst unsere Lippen zärtlich aufeinander. Ein warmes Zucken fährt durch meinen Körper in meinem Bauch und breitet sich dort aus. Flatternd schließen sich meine Augen. Meine Hand wandert von seiner Wange zu seinem Hinterkopf, woran ich ihn noch näher zu mir heran ziehe. Magnus schmeckt genauso gut, wie er riecht.
Seine Hand legt sich auf meine Brust. Wenn er aufpasst, kann er mein Herz wie verrückt klopfen spüren. Vorsichtig tastend stupst seine Zunge gegen meine Unterlippe und bittet um Einlass. Meine Lippen öffnen sich ein kleines Stück und schon spielen unsere Zungen miteinander. Mir entkommt ein kleines Stöhnen und verlangend neige ich meinem Kopf, um den Kuss noch intensivieren zu können. Unsere Nasen streifen sich dabei federleicht.
Atem ringend lösen wir uns voneinander und ich gucke in seine verhangenen Augen. Ich fühle mich total aufgewühlt. Der Kuss war der Beste, den ich je bekommen habe und das auch noch mit meinem Ehemann. Ich lasse mir das letzte Wort noch einmal auf der Zunge zergehen. Ehemann. Ganz habe ich es noch nicht verstanden. Dieser unglaubliche Mann vor mir, der in meinen Augen nahezu perfekt ist, hat mich geheiratet. Ausgerechnet mich. Ich war am Anfang vielleicht noch etwas skeptisch, aber es scheint, als hätte die Wissenschaft alles Richtig gemacht.
Mit einem lauten Räuspern versuche ich den Kloß in meinem Hals zu entfernen, "Wir sollten vielleicht schlafen gehen, schließlich müssen wir morgen früh aufstehen.". Entsetzt vergräbt Magnus sein Gesicht unter seinem Arm, "Wie kannst du mich nur daran erinnern? Ich bin ein leidenschaftlicher Langschläfer.".
Umständlich rappel ich mich auf und halte ihm meine Hand hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen. "Wenn wir morgen um zehn Uhr in der Lobby sein müssen, wann müssen wir dann aufstehen?". Ich weiß, dass ich morgens nicht lange brauche, höchstens eine viertel Stunde und ich bin fertig. Doch bei Magnus bin ich mir nicht ganz sicher. Seine Haare haben dieses modisch gestylte, was bestimmt eine halbe Ewigkeit dauert.
Ächzend hievt er sich an meiner Hand hoch und taumelt gegen meine Brust. Überrascht stolper ich, ihn an meinen Oberkörper gedrückt, ein paar Schritte zurück. "Sorry.", murmelt er leise und streift mit seiner Nase mein Shirt, "Ich stell mir für morgen früh einfach einen Wecker und wenn ich fertig bin, kann ich dich wecken.". Zustimmend nicke ich und folge ihm ins Schlafzimmer.
Zögernd starre ich auf das gigantische Bett, während Magnus fröhlich summend zum Schrank geht und sich eine Schlafanzughose heraus nimmt. "Bett. Zusammen?", stammel ich nervös und fahre mir über den Hinterkopf. Wie schwer kann es bitte sein, einen vernünftigen Satz heraus zu bringen, besonders wenn man bedenkt, was wir gerade im Wohnzimmer getan haben. "Stört es dich, wenn wir in einem Bett schlafen oder soll ich die Couch nehmen?".
Ich halte meinen Atem an und warte gespannt auf seine Antwort. Überrascht stockt Magnus in seiner Bewegung und seine breiten Schultern spannen sich an. Er dreht seinen Kopf leicht und guckt mich über die Schulter hinweg an. "Mich stört es nicht, wenn wir in einem Bett schlafen, Alexander. Wenn es für dich ein Problem ist, kann ich es natürlich verstehen.".
Stumm schüttel ich den Kopf. Mein Mund klappt auf und zu, um eine verständliche Antwort heraus zu bekommen. Doch alles, was mir einfällt, klingt einfach nur abgedroschen. "Nein, alles gut.", krächze ich und schnappe mir schnell meine Schlafsachen und verschwinde im Badezimmer, um mich umzuziehen.
Als ich heraus komme, liegt Magnus schon im Bett. "Ich hoffe die Seite ist in Ordnung.", sagt er, "Ich wusste nicht, auf welcher Seite du schlafen wolltest.". Er liegt auf der Fensterseite und hat mir somit den Bettteil, in der Nähe der Tür überlassen. Vorsichtig lasse ich mich neben ihn unter die Decke gleiten, "Die Seite ist gut.". Ich schlafe immer auf der Seite, scheint irgendwie dieser Ur - Instinkt in mir zu sein. Falls mal jemand einbrechen sollte, könnte ich meinen Partner immer noch schützen.
Regungslos liegen wir nebeneinander im Bett. Ich versuche mich nicht groß zu bewegen, da schon bei der kleinsten Berührung eine gigantische Welle durch das Bett geleitet wird und es zum Wackeln bringt. "Tut mir leid.", murmel ich leise, als ich ihm aus versehen meinen Ellenbogen in die Seite haue. Seufzend gebe ich auf und starre an die Decke. Ich habe mir schon ewig nicht mehr das Bett geteilt und jetzt jemanden neben mir liegen zu haben, ist einfach total ungewohnt.
"Du hattest übrigens Recht, Magnus.". Ich spüre seinen fragenden Blick auf mir, "Ich habe mit vielen Sachen Recht, Alexander. Du musst schon spezieller werden.".
Ich drehe meinen Kopf und versuche im Dunkeln sein Gesicht ausfindig zu machen. "Dieser Kuss war der Wahnsinn.".
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