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Peinlich berührt starre ich meine roten Wangen im Spiegel an. Ich habe diesen süßen Typen einfach weg geschubst. Das wäre ja noch nicht einmal wirklich schlimm gewesen, aber er stand noch eine ganze Weile vor der Tür und hat sich mit mehreren Leuten unterhalten. Wenn ich Pech habe, hat er also durchaus mitbekommen, wieso ich so schnell gerannt bin. Und da ich, was so etwas angeht, immer Pech habe, ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch.
Ich warte jetzt schon seit einer halben Stunde, dass dieser Typ endlich verschwindet, damit ich mich hier raus schleichen kann und diese Peinlichkeit ein für alle mal aus meinem Gedächtnis löschen kann.
Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken und panisch gucke ich sie an, als würde sie jeden Moment aufgehen.
"Hey, ist alles in Ordnung bei dir da drinnen?", die Stimme klingt wirklich angenehm, aber zu meinem Missfallen auch belustigt.
Nervös räusper ich mich, "Ja. Alles paletti.". Entsetzt ziehe ich eine Grimasse, seit wann benutze ich Wörter wie paletti?
Sein heiseres Lachen lässt einen Schauer über meinen Rücken fahren, "Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass wir hier gleich alle verschwinden. Du kannst also dann ganz beruhigt heraus kommen, ohne dass dich jemand sieht.".
Verlegen starre ich meine dunklen geröteten Wangen an, "Danke.". Bitte, lass ihn endlich verschwinden. Er kann noch so gut aussehen, ich möchte die letzte halbe Stunde nur noch vergessen.
Ich höre, wie er mir ein schönes Konzert wünscht, bevor seine Schritte sich entfernen. Die nächsten paar Minuten bleibe ich noch still stehen, lausche ob nicht doch noch jemand da ist, bevor ich langsam die Tür öffne und vorsichtig in den Raum spähe. Erleichtert atme ich auf und öffne sie komplett.
Unsicher mache ich mich auf den Rückweg, wo mir zu meinem Glück kein Mensch begegnet. In der Halle tauche ich unter die Menschen und versuche mich nach vorne zu drängeln. Als mich eine Frau protestierend anfaucht und dann wohlwollend ihren Blick über mich wandern lässt, werfe ich ihr nur einen abweisenden Blick zu, worauf sie den Kopf einzieht und mich vorbei lässt.
So kommt es, dass ich schnell wieder neben meiner Schwester stehe, die mich besorgt anguckt, "Geht es dir wieder besser?".
Ich gebe ein knappes Nicken von mir, bevor ich mich zur Bühne umdrehe, "Was habe ich verpasst?".
Aus den Augenwinkel sehe ich, wie sie mit ihren Schultern zuckt, "Nicht viel. Die Vorband ist gerade fertig geworden, sie war ganz in Ordnung aber nichts im Vergleich zu 'The Sins'. Hast du dir eigentlich ihre Lieder angehört?".
Entschuldigend schüttel ich meinen Kopf, "Sorry, ich hatte so viel zu tun, dass ich es einfach vergessen habe.".
Nachdenklich schiebt sie ihre Unterlippe vor, bevor sich ein spitzbübisches Lächeln auf ihre Lippen setzt, "Ich bin gespannt, wie du auf den Leadsänger reagieren wirst. Er ist einfach Sex auf zwei Beinen.".
Entsetzt verziehe ich das Gesicht, ich möchte das Wort 'Sex' nicht von den Lippen meiner Schwester hören müssen. Izzy erkennt meinen Gesichtsausdruck sofort, "Stell dich nicht so an, Bruderherz. Ich habe Sex und zwar regelmäßig. Du hast Sex, zwar nur vielleicht einmal alle zehn Jahre, aber es ist was ganz normales. Also hör auf, dich so anzustellen, als wenn ich noch 10 Jahre alt wäre.".
"Izzy.", zische ich angeekelt, "Du bist meine kleine Schwester und egal was du tust, daran wird sich nichts ändern. Wenn ich also den Gedanken nicht mag, dass irgendein Arschloch meine kleine Schwester benutzt, dann sei froh, dass ich ihm dafür keine rein haue.".
Ich höre sie noch irgendetwas über Höhlenmenschen und Mittelalter murmeln, bevor das Licht mit einem Mal aus geht. Stille senkt sich über die ganze Halle.
Ein einzelner Scheinwerfer erstrahlt und beleuchtet eine Person.
Entsetzt spüre ich, wie mein Herz sich in meine Hose verabschiedet und meine Wangen anfangen, Neon pink zu leuchten. "Das darf doch wohl nicht wahr sein.", murmel ich, bevor die Musik einsetzt und sich alle Gedanken sich aus meinem Gehirn verabschieden.
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