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Ich werde mit einem dumpfen Pochen im Kopf wach. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Mit einem Stöhnen schließe ich sie wieder und vergrabe meinen Kopf in meinem Kissen, als helles Licht hinein fällt. Mit meiner einen Hand taste ich neben mir nach Magnus. Doch ich stoße nicht auf einen weichen und warmen Körper. Das Einzige, was ich ertasten kann, ist die kalte Bettwäsche neben mir.
Verwirrt öffne ich die Augen und richte mich auf, nur um mir schmerzerfüllt den Kopf zu halten. Blinzelnd öffne ich langsam die Augen, versuche mich an das Licht zu gewöhnen. Ich lasse meinen Blick in meinem Zimmer herum wandern. Krampfhaft versuche ich mich daran zu erinnern, was gestern alles noch passiert ist - doch in meinem Kopf ist eine riesige, klaffende Lücke.
Erschrocken wimmer ich auf, als meine Zimmertür mit Schwung aufgezogen wird. Böse funkel ich meine Schwester an, die mich mit einem riesigen Grinsen im Gesicht anguckt. "Guten Morgen, Bruderherz.".
"Musst du so laut reden?", grummel ich und lasse mich erschöpft nach hinten sinken. Etwas leichtes landet auf meiner Brust. Verwirrt öffne ich meine Augen und starre die Aspirin - Tablette an. "Hier.". Izzy hält mir ein Glas Wasser entgegen. "Dürfte gegen deine Kopfschmerzen helfen.". Dankend nehme ich es entgegen und schlucke die Tablette hinunter.
Leise lachend lässt sie sich neben mir auf das Bett fallen und federt dabei auf und ab. Stöhnend halte ich mir wieder den Kopf, als ihr Kichern, wie ein Hammer, in meinem Schädel einschlägt. Hoffentlich wirkt diese Tablette schnell.
"Was ist gestern noch alles passiert?". Fragend gucke ich meine Schwester aus trüben Augen an. Diese legt nachdenklich ihren Kopf zur Seite. "Was ist das letzte, woran du dich erinnern kannst.". Konzentriert lasse ich den letzten Abend noch einmal Revue passieren. "Ehm. Magnus hat auf der Tanzfläche mit ein paar Mädchen getanzt, also habe ich mir etwas Mut angetrunken und bin zu ihm auf die Tanzfläche. Und das war es auch schon.".
Sie muss mühsam ihr Grinsen unterdrücken. "Ihr seid auf die Toilette gegangen und als ihr endlich wieder gekommen seid, saht ihr ziemlich durcheinander aus.". Entsetzt stöhne ich auf und vergrabe mein Gesicht in meinem Kissen, "Schlimmer kann es ja zum Glück nicht mehr werden.".
Izzy kann ihr Lachen nicht mehr unterdrücken. "Oh, doch. Das kann es.". Bestürzt hebe ich den Kopf und gucke sie panisch an. Das gibt es doch nicht, was kann denn noch schlimmer sein. "Nicht nur, dass man es euch angesehen habt, was ihr auf der Toilette getrieben habt. Ihr habt es auch jedem erzählt.". Betroffen klappt mein Mund auf. "Das darf doch nicht wahr sein.". Mit einem Stöhnen ziehe ich mir das Kissen vors Gesicht.
Wir haben uns gestern also bis auf die Knochen blamiert. Mein Blick irrt durch den Raum. "Wo ist er?". Ich klinge wie ein jammerndes Kind, welches sein Lieblingskuscheltier bei sich haben möchte. Sie wirft mir einen mitleidigen Blick zu. "Ihr habt so viel getrunken, dass wir euch nach Hause bringen wollten. Ihr seid ganz schön anhänglich gewesen.".
Fragend ziehe ich eine Augenbraue nach oben. "Anhänglich?". Izzy kichert amüsiert. "Du hast förmlich an Magnus geklebt, aber draußen vor dem Club waren ziemlich viele Paparazzi. Wir haben euch getrennt, damit keine Bilder von euch beiden gemacht werden.".
Schmollend sehe ich ihr dabei zu, wie sie auf steht und leise vor sich hin summend mein Zimmer verlässt. Ich schnappe mir mein Handy von meinem Nachttisch.
Ich hasse es, ohne dich an meiner Seite auf zu wachen. Schicke ich ihm eine Nachricht.
Abwartend sitze ich mit meinem Handy auf meiner Bettkante und warte auf eine Nachricht von ihm. Überrascht gucke ich auf, als es anfängt zu klingelt. Magnus. Mit einem Lächeln gehe ich ran. "Mags.", murmel ich. "Ich hasse es auch, ohne dich auf zu wachen.", erklingt seine Stimme.
"Ich wünschte du würdest gerade neben mir liegen.", mit dem Handy am Ohr lege ich mich zurück ins Bett und verschränke meinen einen Arm hinter den Kopf. "Das wünschte ich auch, mein Engel, aber das geht gerade leider nicht.".
Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen. "Was meinst du damit?". Mein Herz fängt schneller an zu klopfen. Ich höre Magnus Räuspern durch den Lautsprecher. "Bevor wir die Neuigkeit bekommen haben, dass eventuell eine Tour geplant wird, wenn die Verkaufszahlen stimmen, mussten wir einen neuen Vertrag unterzeichnen. Und laut dem muss ich Single sein.".
Geschockt richte ich mich ruckartig in meinem Bett auf. "Ist das dein ernst?". Ich hoffe, er macht nur einen Spaß, veralbert mich. "Über so etwas würde ich nie scherzen.". Man hört ihm an, dass er mit der Wende in unserem Gespräch nicht zufrieden ist. Wütend reibe ich mir über meine Stirn. "Du möchtest mir also sagen, dass ich meinen Freund in der Öffentlichkeit nicht berühren darf, ihm keinen Kuss geben kann?".
"Mir gefällt es auch nicht unbedingt.", gibt er mit einem Seufzen zu, "Aber ohne den neuen Vertrag, hätte die Tour nicht stattfinden können. Sie sagen, die Lieder verkaufen sich besser, wenn ich Single bin.". Aufgebracht springe ich auf und laufe in meinem Zimmer auf und ab. "Eure Musik sollte sich verkaufen, weil sie gut ist und nicht weil der Leadsänger gerade in keiner Beziehung ist.".
"Ich sehe das doch auch so, Alexander, aber ich kann der Band doch nicht alles ruinieren, weil ich mit meinem Freund Händchen haltend durch die Gegend laufen möchte.". Mein Herz zieht sich in der Brust zusammen, mühsam versuche ich das beklemmende Gefühl in der Brust zu unterdrücken. "Ich habe so schon einen riesigen Anschiss wegen dem Interview bekommen.".
"Das ist einfach falsch.", murmel ich, während ich mich entkräftet auf meinem Schreibtisch Stuhl fallen lasse und anfange unsinnige Sachen auf den Block zu kritzeln. "Das weiß ich, mein Engel, aber es wird ja nicht für immer so ablaufen. Bald sind wir berühmt genug, dass ich darauf einen Scheiß geben kann.", er zögert einen kurzen Moment, "Aber so lange muss ich nach deren Pfeife tanzen.".
Danach würge ich das Gespräch ziemlich schnell ab, mit der Begründung, dass ich noch für die Uni lernen muss. Schließlich stehen bald die Klausuren an. Ich bin mir nicht sicher, ob er es mir wirklich abgekauft hat, aber er hat nichts weiter dazu gesagt. Es ist nicht das Ende zwischen uns, ich kann ihn immerhin verstehen. Für Magnus steht die Band und seine Karriere im Vordergrund, an erster Stelle und irgendwann danach komme ich erst. Wir sind noch nicht so lange zusammen und das ist in Ordnung, aber der Gedanke tut unglaublich weh. Ich darf ihn in der Öffentlichkeit nicht mehr berühren, mit ihm tanzen und in einem Anfall von Eifersucht vor den gierigen und tatschenden Fans beschützen.
Ich habe ein ungutes Gefühl, als würden wir anfangen, uns von einander zu entfernen. Immer weiter bis die Distanz zwischen uns zu groß und unüberbrückbar ist.
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