6. Tür
Ich werde mit einem gleichmäßigen Pochen im Ohr wach. Vorsichtig blinzelnd öffne ich meine Augen, nur um sie gleich darauf wieder zu schließen. Mein Kopf schmiegt sich an warme Haut und etwas hat sich um mich gewickelt.
Mir ist unglaublich warm. Ich habe das Gefühl zu zerfließen. Mit einem nicht gerade eleganten Grunzen, versuche ich die Schlingen, die mich fast erdrücken, los zu werden.
"Hör auf, so herum zu wackeln.", brummt mein Kissen genervt. "Dann hör auf, mich fast schon zu erdrücken.", antworte ich meinem besten Freund, der anscheinend in der Nacht zu einer Kletterpflanze mutiert ist.
Beleidigt löst dieser seine Arme von mir und schubst mich vorsichtig von seinem Oberkörper herunter. Er gibt einen angeekelten Laut von sich und reibt sich über eine Stelle an seiner Brust. "Du hast mich an gesabbert.".
Mit einem Grinsen im Gesicht fahre ich mir durch meine schwarzen Haare. "Gib es zu, insgeheim stehst du darauf.". Provozierend hebe ich eine Augenbraue und richte mich langsam auf. Die Decke rutscht von meine Oberkörper und sofort breitet sich eine Gänsehaut aus. "So kalt.", jammer ich und ziehe die Decke gleich wieder nach oben.
Mein Blick gleitet zu Magnus, der mit nacktem Oberkörper neben mir liegt. Lässig hat er einen Arm hinter seinem Kopf verschränkt. Die Decke umspielt seine Hüfte. "Wieso frierst du nicht?", beschwere ich mich und rutsche wieder näher an ihn heran. Er glüht regelrecht wie ein Heizofen.
Belustigt zieht er eine Augenbraue nach oben, "Wir haben doch heute Nacht schon geklärt, dass ich heiß bin.". Sein Blick wirf sanfter, als würde er an irgendetwas bestimmtes denken. Fast schon vorsichtig streicht er mir eine schwarze Strähne aus der Stirn, während ein kleines Lächeln seine Lippen umspielt. "Geh schon einmal duschen, Alexander. Ich werde so lange unser Frühstück aufwärmen. Ach ja, fröhlichen Nikolaus.".
Seine Hand drückt kurz meine Schulter, bevor er sich aufrichtet und sein Oberteil vom Boden aufhebt und überzieht. Mein Blickt folgt ihm, während er das Zimmer verlässt. An der Tür bleibt er kurz stehen. Sein Kopf dreht sich in meine Richtung. Es sieht aus, als würde er etwas sagen wollen, doch kein Laut verlässt seine Lippen. Magnus schüttelt kurz seinen Kopf, bevor er die Schultern durch drückt und das Zimmer verlässt.
In die dicksten Sachen gehüllt, die ich bei habe, liege ich eingemummelt unter einer Decke auf der Couch. Ich knabber gerade an der Schokolade, die sich hinter der sechsten Tür versteckt hat, als Magnus sich neben mich fallen lässt.
"Gib mir mal auch etwas ab.", brummt er. Verwirrt gucke ich ihn an. Denkt er wirklich, dass ich meine Schokolade teile? Zu dem liegt seine noch im Kalender. "Von der Decke.", führt er weiter aus und zieht an der weichen Hülle, die ich um mich gewickelt habe.
Seufzend hebe ich meine Hüfte und er zieht sie unter meinem Körper heraus, um dann zu mir drunter zu schlüpfen. Jetzt ist es sein kalter Körper, der sich an meinen schmiegt. "Hast du was gefunden?", frage ich ihn.
Er war gerade draußen und hat nach den Anweisungen seines Vaters nach der Heizung gesucht. "Den Heizkessel.", sagt er trocken, "Mehr konnte ich aber auch nicht sehen. Ich bin froh, dass das heiße Wasser nicht von der Heizung abhängt.".
Zustimmend brumme ich, während ich seine kalten Hände zwischen meine nehme und sie unablässige reibe, damit sie jedenfalls ein bisschen wärmer werden. "Du könntest dich auch drauf setzen.", sagt Magnus mit einem Zwinkern.
Meine Augenbraue hebt sich ohne mein Zutun, "Du möchtest doch nur einmal meinen Hintern befummeln.".
Unschuldig zuckt er mit seinen Schultern, bevor er sich an mich schmiegt. "Jetzt weiß ich, wieso du heute Nacht kuscheln gekommen bist.". Fragend gucke ich ihn an. "Du wolltest nur meinen nackten Oberkörper befummeln.".
Augen rollend lasse ich seine Hände los und verschränke meine Arme vor der Brust. Laut protestiert mein bester Freund, während er versucht, mich dazu zu bringen, seine Hände weiter zu wärmen. Als ich nicht reagiere, schiebt er sie mir kurzer Hand zwischen die Oberschenkel.
Entsetzt zucke ich zusammen. "Magnus!", fauche ich und versuche seine Hände von dieser doch sehr intimen Stelle weg zu ziehen. "Nimm deine Hände gefälligst da weg!".
Wild blinzelnd guckt er mich flehend an, "Mir ist aber kalt, Alexander. Und schließlich habe ich dich auch in mein Bett gelassen.". Mein Blick wird finster, aber ich höre auf, an ihm herum zu zerren. Zufrieden lehnt Magnus sich wieder gegen mich.
"Gib es zu.", brumme ich genervt, "Du wolltest nur einmal zwischen meine Beine.".
Ein kleines Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. "Meinst du wirklich, ich hätte so einen billigen Trick dazu gebraucht?". Er legt seinen Kopf schief, "Ich glaube, wenn ich wollen würde, hätte ich es auch so geschafft. Ein Blick von mir und du würdest flehend unter mir liegen.".
Mein Herz fängt bei seinen Worten schneller an zu schlagen und die Bilder überrollen regelrecht mein Gehirn. Ein Kribbeln breitet sich in meiner unteren Region aus. Ich kann mir diese Szene unglaublich gut vorstellen. Verlegen röten meine Wangen sich und ich rutsche unruhig auf dem Sofa herum.
Ich brumme nur irgendetwas unverständliches, bevor ich seine Hände von der Gefahrenzone weg ziehe. Fragend hebt Magnus eine Augenbraue und guckt mich von der Seite an. Ich hoffe, er hat nicht gespürt, was sich bei seinen Worten bei mir geregt hat.
Schnell schnappe ich mir einen dicken Wälzer vom Tisch und setze ihn auf meinen Schoß ab. Stumpf starre ich hinein und tue so, als würde ich ihn lesen, während ich Magnus prüfenden Blick immer noch auf mir spüre. Irgendwann entkommt ihm ein leises Seufzen, bevor er sich ebenfalls ein Buch schnappt. Er rückt ein paar Zentimeter von mir ab und blättert zu seinem Lesezeichen.
Aus dem Augenwinkel beobachte ich ihn. Selbst bei so etwas banalem wie lesen, sieht er gut aus. Ich wusste schon immer, dass er nicht gerade hässlich ist. Doch irgendwie ist mir erst in den letzten paar Tagen aufgefallen, wie heiß er wirklich ist. Inzwischen frage ich mich nur noch, wie ich das übersehen konnte.
Stumm sitzen wir den restlichen Tag noch nebeneinander unter einer Decke auf der Couch. Nur unterbrochen durch ein kleines Abendessen, welches schon wieder aus Dosensuppe bestand, und ein paar Pinkel - Pausen.
Unschlüssig gucke ich ihn an, als er mit einem Gähnen aufsteht und mir mitteilt, dass er jetzt schlafen geht. Er streckt seine Arme nach oben, wodurch ein kleiner Streifen Haut entblößt wird. Soll das jetzt eine Aufforderung sein, dass ich mitkommen und wieder eine Nacht neben ihn verbringen soll? Ich knabber an meiner Unterlippe herum.
Mir wird diese Nacht bestimmt wieder unglaublich kalt sein, weswegen es sicherlich gut wäre, neben so einem Heizofen zu schlafen. Auf der anderen Seite möchte ich mich ihm auch nicht aufdrängen, vielleicht möchte er diese Nacht einfach seine Ruhe haben. Das könnte ich natürlich nachvollziehen.
"Kommst du?", unterbricht Magnus meinen Gedankengang. In der Türöffnung sieht er mich abwartend an. Vorsichtig lege ich das Buch auf den Tisch, bevor ich mich erhebe. Fast schon ferngesteuert folge ich ihm in sein Zimmer.
Ohne auf mich zu achten, zieht er seinen Pullover aus und steht mit nacktem Oberkörper vor mir. Mein Blick gleitet über die goldene Haut. Seine Muskeln bewegen sich bei jeder Bewegung. Nur in Boxershorts legt er sich ins Bett und zieht die Decke nach oben.
"Ehm. Ich glaube ich habe meine Schlafsachen in meinem Zimmer vergessen.", brabbel ich, als ich seinen Blick auf mir spüre. Ich war so von seinem unbeabsichtigten Striptease abgelenkt, dass ich es vollkommen versäumt habe, mich ebenfalls umzuziehen. Und alleine an den Gedanken unter seinen Blicken eine Show abzuliefern, lässt meine Wangen in einem grellen Pink leuchten.
Stumm hebt Magnus mein Kopfkissen, zieht mein Pyjama hervor und schmeißt mir diesen zu. Innerlich fluchend fange ich ihn ungeschickt auf. Ich kann seinen Blick auf mir spüren, als ich mir den dicken Pullover über den Kopf ziehe. Schnell streife ich mir das Oberteil über.
Ich strampel mir meine Hose von den Beinen und gucke unschlüssig von meiner Boxershorts zu der Schlafanzughose. Immer noch starrt Magnus mich an. Es besteht wohl keine Chance, dass er sich weg dreht oder es unauffällig ist, wenn ich den Raum verlasse.
Belustigt hebt er eine Augenbraue, als ich in Boxershorts zu ihm unter die Decke schlüpfe. Ich ziehe sie mir bis zum Kinn hoch und starre an die Decke. Mit einem Handgriff löscht Magnus das Licht und hüllt uns in Dunkelheit.
Ich kann ihn neben mir gleichmäßig atmen hören. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, dass seine Augen geschlossen sind. Vorsichtig drehe ich mich auf die Seite und beobachte ihn, so gut, wie es bei den schlechten Lichtverhältnissen möglich ist.
Zum Glück fällt durch das Fenster welches hinein. Mein Blick gleitet über seine geschlossenen Augen und dann zu seinen Wimpern, die auf seiner Wange ruhen. Ich betrachte seine wohlgeformten Lippen und frage mich, ob die wohl genauso weich sind, wie sie aussehen.
Erschrocken halte ich die Luft an, als er sich zu mir auf die Seite dreht. Doch seine Augen sind immer noch geschlossen. Ich entlasse erleichtert die Luft, die sich in meinen Lungen angesammelt hat, als er auf einmal seine Augen öffnet und mich direkt anguckt.
Wir sprechen kein Wort miteinander. Nur unsere Blicke gleiten über das Gesicht des anderen. Langsam hebt Magnus seine Hand und führt sie zu meinem Kopf. Er gibt mir genug Chancen, um mich weg zu drehen, doch ich denke gar nicht daran. Ich denke überhaupt nicht.
Mein Atem stockt, als er mir zärtlich eine Strähne aus der Stirn wischt. Mit seiner Fingerspitze berührt er meine Haut und ein gespanntes Kribbeln breitet sich in mir aus. Vorsichtig gleiten sie über meine Stirn und wandern zu meiner Wange.
Magnus umfasst sie und sein Blick heftet sich auf meine Lippen. "Seit wir hier sind, kann ich an nichts anderes mehr denken.", durch bricht er die Stille. Er schüttelt kurz seinen Kopf, als ob er seine Gedanken sortieren müsste. Federleicht berührt er mit seinem Daumen meine Unterlippe und streicht wie ein Windhauch drüber. "Ich frage mich die ganze Zeit, wie du wohl schmeckst.".
Er überbrückt den Abstand, der uns voneinander trennt. Sanft streichen seine Lippen über meine und in mir entflammt der Wunsch nach mehr. Diese kurze Berührung reicht nicht aus. Stumm starren wir uns wieder in die Augen. Unsere Gesichter sind nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt.
Nervös befeuchte ich meine Unterlippe. Magnus Blick zuckt von meinen Augen herunter. Diesmal bin ich derjenige, der den Abstand überbrückt und unsere Lippen vereine. Der Kuss ist länger und ich habe das Gefühl, dass jede Berührung, jede Bewegung ein neues Kribbeln auslöst, welches durch meinen Körper krabbelt.
Magnus Hand ist von meiner Wange zu dem Kragen meines Oberteils gewandert. Er krallt sich darin fest und zieht mich noch näher zu sich heran. Auf einmal lässt er sich auf den Rücken fallen und zieht mich mit sich. Kurz gucke ich überrascht zu ihm herunter, doch das Flattern in meiner Magengegend lässt mich den Kuss fortsetzen.
Unsere Oberkörper liegen aufeinander und damit ich ihn nicht erdrücke, stütze ich mich neben seinem Kopf ab, während er mit seinen Händen unter mein Oberteil fährt. Er berührt meine bloße Haut und eine Gänsehaut breitet sich an diesen Stellen aus.
Ich weiß inzwischen nicht mehr, wie lange dieser Kuss schon dauert, doch als ich mich widerwillig von ihm löse, guckt er mich mit geschwollenen Lippen und verhangenen Augen von unten an. "Du bist so unglaublich schön.", entkommt es mir. Wenn ich mich nicht irre, schleicht sich eine leichte Röte auf seine Wange.
Vorsichtig schiebe ich mich von ihm herunter. Auf dem Rücken liegend betrachte ich sein Gesicht und seine Lippen, die genauso weich sind, wie sie aussehen. Tastend suche ich unter der Decke nach seiner Hand.
Unschuldig stupse ich sie mit meinem kleinen Finger an. Ich weiß nicht, was das gerade war. Doch ich weiß, dass es einfach alles in mir durcheinander gebracht hat. Was ist, wenn es für ihn nichts besonderes war? Was ist, wenn er es inzwischen bereut?
Mir entkommt ein kleines Lächeln, als sich eine warme Hand gegen meine schmiegt. Stumm wische ich alle schlechten Gedanken weg und verhake unsere kleinen Finger miteinander.
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