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Kapitel 39

Fassungslos starre ich auf den flimmernden Bildschirm. Greife instinktiv nach Colettes Hand. Sie drückt sie fest, während wir dicht gedrängt auf der Couch im Wohnzimmer sitzen. Die Nachrichten verkünden das Ende der Welt – zumindest so, wie wir sie kennen. Die Meldungen über Risse in allen Ländern überschlagen sich. Reißen unzählige Menschen in die Finsternis. Zauberer, phantastische Wesen wie auch Nichtmagische. Gleichzeitig wüten Dämonen in den Metropolen. Schutzzauber werden zerbrochen, geben den Blick auf unsere magische Welt frei. Die Menschheit am Rande des Chaos. Ich zittere. Das darf alles nicht wahr sein! Meine Gedanken wandern zu Mr. Warden, Lord Gão und seiner Enkelin. Sie sind gemeinsam aufgebrochen, um die anderen Magier in Stockholm zu unterstützen. Aber es ist ein aussichtsloses Unterfangen.

Mein Handy vibriert. Eine weitere Nachricht von meiner Mutter. Sie schickt mir regelmäßige Updates aus dem Ministerium. Ist hoffentlich in Sicherheit. Mein Vater hat auf keinen Anruf reagiert. Ich schlucke die Galle herunter und schüttle mich. Es geht ihm gut. Wahrscheinlich segelt er irgendwo umher und hat von all dem noch gar nichts mitbekommen. Hat kein Empfang oder irgendwas in diese Richtung.

Ms. Doll reicht Lady Chastain einen Tee. Sie ist eingehüllt in wärmende Wolldecken, doch ihre hagere Gestalt scheint den Kampf, der in ihrem Inneren wütet, nicht mehr lange auszuhalten. Ein weiterer Gedanke, den ich schnell wieder beiseiteschieben muss. Also starre ich lieber auf den kleinen Stein in meiner Hand. Sehe die warmen, grauen Augen vor mir. Askyell, wo bist du?

Ich merke gar nicht, wie die Haushälterin neben mich tritt. Erst ein Räuspern lässt mich aufschauen. Sie streckt mir ein silbernes Tablett entgegen, auf dem ein Umschlag liegt. Adressiert an den Großmagier. Ich nehme den Brief und will ihn an Colette weiterreichen, doch Ms. Doll erklärt: „Ms. Lindgren, als Hausherrin und Stellvertreterin von Lord Warden sollten Sie ihn lesen. Der Absender ist der Rat der Magier." Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Es sind erst drei Tage vergangen seit Askyells Verschwinden. Mr. Warden trat mit den Ratsmitgliedern in Kontakt als das Chaos ausbrach, hat sich um alles gekümmert. Ich hätte ihn nun gerne an meiner Seite.

Mit zitternden Händen öffne ich den magisch versiegelten Umschlag und weiß sofort, dass der Absender darüber in Kenntnis gesetzt wird – spüre die Magie, eine Versicherung, dass niemand unrechtmäßig den Inhalt lesen kann. Gespannt halte ich den Atem an, aber weder fassen meine Hände Feuer, noch scheint ein anderer Zauber ausgelöst worden zu sein. Ein Beweis dafür, dass ich wirklich die Stellvertreterin des Großmagiers bin. Einer Aufgabe, der ich mich nicht gewachsen fühle.

Unwillkürlich wandert mein Blick zu dem kleinen Mosaiktisch am Fenster. Drei ledergebundene Wälzer genießen die Sonne. Ich spüre ihre Aura wie ein drohendes Gewitter. Ihre Geheimnisse sind mir immer noch ein Rätsel. Nur eins weiß ich, sie beschreiben ein Ritual, das älter ist, als diese Welt.

Ich fasse Mut und falte das seidene Papier auseinander. Es ist leer und ich frage mich, wie oft Askyell das wohl passiert ist und er innerlich geflucht hat. Zaghaft sende ich einen Faden meines Manas aus und verschmelze ihn mit dem magischen Geflecht der Botschaft. Die Informationen schlagen auf mich ein wie eine schäumende Welle. Ich spüre die blanke Panik des Verfassers, spüre die Verzweiflung. Der Rat der Magier ist führungslos. Sie wissen es. Keine Vorwürfe, keine Drohungen. Lediglich die Bitte um eine Sondersitzung. Alles andere wäre mir lieber gewesen, aber dieses Flehen zeigt nur umso deutlicher wie aussichtslos unsere Situation erscheint, wie dicht die Welt vor dem Abgrund steht.

„Und?", fragt Colette.
„Wir berufen eine Sondersitzung mit dem Rat der Magier ein." Sie nickt. Ihre Lippen kräuseln sich leicht.
„Wissen sie es?"
„Ja und nein. Nur Vermutungen. Ich warte mit meiner Antwort bis die anderen wieder da sind." Damit stehe ich auf. Bin selbst überrascht, wie souverän ich mich gebe. „Und jetzt wieder an die Arbeit." Energisch nehme ich auf dem Stuhl am Fenster Platz und dringe ohne Umschweife in die Literatur ein. Was auch immer hier drin verborgen ist, ich werde es finden.

Askyell

Verräter. Immer wieder flüstert eine Stimme dieses Wort in meinem Kopf. Wie ein Tumor drückt es sich in meine Gedanken, ringt um Aufmerksamkeit.

In dieser Unendlichkeit an Finsternis und Verfall habe ich jegliches Zeitgefühl verloren. Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich von Scham und Frustration erzittern würde. Nein, ich fühle mich sogar halbwegs glücklich. Wie ich hier so sitze auf der von Motten zerfressenen Couch und einen Whiskey aus dem verstaubten Glas trinke. Meine Mutter sitzt bei meinem Vater auf der Armlehne des Sessels. Sie beide beobachten meine kleine Schwester. Wie ihre zierlichen Finger über die Tasten des Klaviers schweben. Perfektionistisch spielt sie auch die zerbrochenen Tasten an, quält uns mit den schief klingenden Tönen. Sie hat es noch nie verstanden Musik zu fühlen.

Und dennoch vermittelt mir das gesamte Bild ein Gefühl von Heimeligkeit. Ich bin zuhause. Hier gehöre ich hin. Mit einem Mal empfinde ich meine Kindheit gar nicht mehr als so verstörend, erschaudere nicht mehr beim Anblick meines Vaters. Habe schon fast Mitleid mit ihm. Wie er diese kranke Version unserer Familie aufrecht erhält.

Denn ich bin nicht blind und das unterscheidet mich wohl von den Anderen. Oder sie wollen es einfach nicht sehen – dieses unheilvolle Auge, welches meine Familie durch die Fensterscheibe beobachtet.

Das Klavier verstummt und meine Schwester trällert: „Du bist dran, Ask." Sie lächelt und es versetzt mir einen Stich. Früher waren wir unzertrennlich. Ich hatte ihr jeden Abend vorgelesen. Haben öfter im selben Zimmer, statt getrennt geschlafen. Und dann hat sich alles geändert. Die schwarze Magie hat sie verdorben. Blut klebt an ihren Händen, immer noch, getrocknet und schwarz. Nicht ihr eigenes. Woher kommt dieses Bild?

Behutsam stelle ich mein Glas neben dem schwarz lackierten Klavier ab und mustere die intakten Saiten. Vorsichtig spiele ich einzelne Noten an und überlege, was für eine Komposition mit dieser begrenzten Notenauswahl überhaupt möglich ist. Dann ertönen die ersten Klänge und ich versuche mich mitzuteilen. Die Musik erzählt von meiner inneren Zerrissenheit. Erzählt über die Frau, an die ich gerade nicht denken darf. Sucht nach einer Antwort.

Ich treffe die eine Taste nicht richtig. Meine Hände sind steif gefroren. Warum ist es hier so kalt? Ich schaue auf und erschaudere beim Anblick der leeren Gesichtsausdrücke meiner Mutter und Schwester. Da ist dieses schwarze Wabern am Rande meines Blickfeldes. Wie Nebelschwaden greift die Finsternis nach mir. In mir braust die Panik, während ich mich langsam umdrehe. Direkt hinter mir steht mein Vater, den Rücken zu mir gewandt. Er schirmt mich ab von den umhersuchenden Armen. Wie Tentakel tasten die körperlosen Fühler umher, während die Pupille des Auges weit aufgerissen erzittert. Das Auge kaum mehr ein Meter vom Fenster entfernt.

Ich halte den Atem an, als die Finsternis meinen Vater am Arm berührt. Sofort schnellen die Fühler zu ihm, tasten ihn ab, während er vollkommen ruhig verharrt. Was ist das für ein Ding?

Endlich zieht es sich zurück. Im Raum wird es schlagartig wärmer. Unter dem Knistern des Kaminfeuers schlendert Lord Berggren zurück zu dem Sessel. Er würdigt mich keines Blickes. Während sie so dasitzen, als wäre nichts gewesen, geht meine Atmung immer noch stoßweise. Dahin ist die Illusion eines idyllischen Familienlebens.

„Kaya, es ist Zeit für's Bett. Morgen ist ein wichtiger Tag." Mit Widerwillen zieht sich meine Schwester zurück. Ich bezweifle, dass sie wirklich schlafen geht. Kann mir nicht vorstellen, dass die Gesichtslosen solche menschlichen Bedürfnisse haben. Unter dem bedrückenden Gefühl beobachtet zu werden, marschiere ich wieder rüber zur Couch. Mein Vater reicht mir eine Zigarre, während meine Mutter missbilligend die Lippen kräuselt. Ich nehme einen kräftigen Zug und lehne mich zurück, bereite mich innerlich vor auf das, was jetzt kommt.

„Also?", frage ich. In den dunklen Augen meines Vaters funkelt etwas Bedrohliches.
Ruckartig erhebt sich meine Mutter. „Ich sehe mal nach Kaya." Damit lässt sie uns alleine. Ich nehme mir die Zeit meinen Vater genau zu mustern. Er wirkt angespannt, seine Haltung gewollt lässig und gleichzeitig verkrampft. Und alt. So viele neue Falten, der graue Schimmer in seinen Haaren. Und auch müde.

Lord Berggren fährt sich mit der Hand durch die Haare, seufzt: „Was willst du wissen?" Ich zucke mit den Schultern.
„Warum bin ich am Leben?" Nicht warum sie es sind, nicht warum du es bist.
„Weil ich dich für das Ritual brauche."
„Was für ein Ritual?"
Er macht eine alles umfassende Handbewegung während er spricht: „Um uns in eine neue Zukunft zu führen." Neugierig mustert er mich.
„Du meinst wohl eher ins Chaos. Was sollen die ganzen Spielchen? Das hier?" Dieses Mal bin ich derjenige, der versucht den Raum einzufangen. Gott, warum bin ich ihm manchmal so ähnlich? Er denkt wohl offensichtlich das Gleiche, kann ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Ist doch schön hier."

Ich verliere die Geduld. Springe auf und werde laut. „Was ist dein Plan? Warum das Ganze? Wieso hast du zugelassen was passiert ist? Warum hast du sie nicht gerettet?"
Er weiß genau, worauf ich anspiele. Und die Trauer in seinen Augen lässt mich zusammenzucken.
Mit bebender Stimme erwidert er: „Es ist alles aus den Fugen geraten. Ihr seid außer Kontrolle geraten. Aber ich bringe das wieder in Ordnung, versprochen."

Verwirrt runzle ich die Stirn. Wieder blitzen Bilder in meinem Kopf auf. Eine unbändige Wut. Ein dröhnender Schmerz pocht in meinen Gedanken. „Du warst sauer, weil wir dich nicht zu diesem dämlichen Presseabend mitgenommen haben. Bist aus dem Nichts aufgetaucht." Ich erinnere mich daran, wie ich auf der Straße stehe. Das Auto sieht mich nicht. Überschlägt sich. „Ich habe das Auto angehalten, bin ausgestiegen und habe dir eine verpasst." Meine Mutter, sie liegt blutend auf der Straße. „Eure Mutter ist mir nach und hat mich angeschrien." Kaya ist in ihrem Sitz eingeklemmt. Der Wagen geht in Flammen auf. „Kaya hat", seine Stimme bricht, „hat sie weggeschleudert von mir. Ihr Genick war sofort gebrochen."

„Nein." Es ist nur ein Flüstern.
„Erinnere dich!" Und dann bricht die Magie, die meine Gedanken gefangen hält. Ich kriege keine Luft mehr, sacke zusammen. „Du bist durchgedreht. Mit einem einzigen Energieball hast du ihr Herz zum Stillstand gebracht. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihre Seelen einzufangen und deine Magie zu versiegeln. Eine Illusion meines Leichnams zu erzeugen. Sie waren uns viel zu dicht auf den Fersen."

Ich erinnere mich, wie Mr. Warden mich zusammengekauert auf der Straße gefunden hat. Hände voller Blut. Mir die Version des Autounfalls in meine Gedanken flüstert. Zu meiner Schwester geht. Ihren Puls fühlt. Den Kopf schüttelt. Eine Sekunde und dann steht sie in Flammen.
Ich kann nicht aufhören zu zittern.
„Wer war hinter dir her?", frage ich mit rauer Stimme.
„Dein Onkel, der Altgroßmagier und noch einige andere Ratsmitglieder. Sie haben kein Auge für das Große und Ganze. Sie haben nicht verstanden, warum ich euch in den dunklen Künsten unterrichtet habe. Kein Verständnis für das, was in dir tobt."
„Sie wollten dich aufhalten."
„Und dich töten. Aber das lasse ich nicht zu."

Ich sehe meinem Vater direkt in die Augen. Sie sind voller Wärme. Leuchten.

Und da weiß ich es – ich muss ihn erlösen. Ich kämpfe nicht gegen das Monster. Ich bin selbst das Monster. Und es gibt nur einen Weg.

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