Kapitel 7
Megan rollte herum und schaute in Davids verschlafene Augen. Er starrte sie für einen Moment an und griff dann nach seinem klingelnden Handy.
„Hallo?" fragte er mit schroffer Stimme.
„David?" fragte eine Stimme vom anderen Ende.
„Ja?" Wer würde ihn zu so einer unchristlichen morgen Stunde anrufen?
„Hey, ich bin es John."
„John? Worthington?" Eher wie wertlos...dachte er wütend.
„Ja, wie geht es dir?"
„Ich hab geschlafen," antwortete er, dabei war es ihm egal, dass seine Stimme angespannt und wütend klang.
„Oh, tut mir leid. Nun, da du jetzt wach bist, die Jungs haben sich gefragt, ob du und deine Freundin Freitag ins Pauls kommt."
„Freitag?" wiederholte er und schaute zu Megan. Sie hatte sich umgedreht und versuchte vergeblich wieder einzuschlafen.
„Um sieben." erinnerte ihn John.
„Okay."
„Weißt du, Dave, es ist acht Uhr, solltest du nicht bereits auf sein." Darlene servierte das Frühstück immer um neun und niemand war zu spät.
„Acht?" fragte er, als wolle er es nicht glauben.
„Schläfst du immer aus?"
„Jetlag," antwortete er knapp. „Wir sehen uns Freitag." er legte auf und drehte sich zu Megan. „Hey, wir müssen aufstehen." Er griff über Rufus hinweg, der in der Mitte des Bettes lag und schüttelte ihre Schulter.
„Warum?" fragte sie, und kuschelte sich in die wärme des Bettes.
„Frühstück ist in einer Stunde." Er begann aus dem Bett zu steigen und wurde von einem eisigen Luftzug getroffen. Schnell zog er seine Füße wieder in das warme Bett.
„Und?" fragte sie und schloss ihre Augen.
„Wir müssen uns anziehen."
„Was ist falsch an einem Schlafanzug?"
„Verarscht du mich?" fragte er, ohne weitere Erklärungen.
„Ich geh zuerst Duschen." sagte sie und rannte schnell vom Bett ins Badezimmer. David war noch nicht einmal bereit aus dem Bett zu steigen. Er stöhnte und drehte sich um.
***
Megan sank auf einem Stuhl am Esstisch. Eric saß ihr gegenüber und ein Teil der Zeitung war vor ihm ausgebreitet. Sam lächelte Megan an und bot ihr die Teile der Zeitung an, die er und Eric nicht lasen. Sie lehnte ab, wollte sich nicht selbst ablenken.
David war wieder eingeschlafen, nachdem Megan in die Dusche gehüpft war. Als sie herauskam, schlief er tief und fest, also hatte sie ihn dort gelassen und beschlossen, dem schweigsamen Frühstück alleine entgegen zutreten. Außerdem würde Darlene sauer auf David für das verpasste Frühstück sein, und nicht auf Megan.
„Guten Morgen." sagte Darlene fröhlich, glitt ins Zimmer und sank auf ihren Stuhl. Sie wandte sich der Küchentür zu und erhob ihre Stimme, um nach dem Dienstmädchen zu rufen. „Rosa? Du kannst jetzt das Frühstück raus bringen." sagte sie mit einer zweifellos kälteren Stimme. Sie lächelte und schaute sich am Tisch um.
Ihr Blick erstarrte bei Megan für einen Moment und dann schien sie zu erkennen, dass nur vier Leute am Tisch saßen. „Wo in aller Welt ist David?" fragte sie, ohne Megan anzuschauen.
„Schläft wahrscheinlich noch." sagte Eric und lächelte, als ein Teller mit Eiern und Speck vor ihm abgesetzt wurde. „Die beiden haben letzte Nacht keine Ruhe gegeben. Ich bin mir sicher, dass sie sehr müde sind." Er warf Megan einen herablassenden Blick zu und lächelte dann zu seiner Mutter. „Allerdings war Megan nett genug, uns mit ihrer Anwesenheit zu beehren."
„Wenn beehren das richtige Wort ist." gab Darlene leise von sich. Megan konnte nicht sagen, dass Darlene gemurmelt oder gebrummt hatte, denn das wäre unter der Würde der Frau. Sie biss die Zähne zusammen und starrte auf ihren Teller. Die Eier sahen wunderbar und der Speck knusprig aus.
Megan versuchte an einen Grund zu denken, warum sie keine Gabel-Ladung voll Eier in Darlenes Gesicht werfen sollte. Sie ist Davids Mutter, dachte sie verzweifelt. Ich muss seinetwillen nett zu ihr sein. So furchtbar ist sie nicht, nur eine schrullige alte Dame. Außerdem sehen die Eier lecker aus und es wäre eine Schande sie auf das Gesicht irgendeiner Dame zu platzieren. Megan packte ihre Gabel fest und neigte ihren Kopf nach unten.
„Geht es dir gut, Megan?" fragte Sam über seine Zeitung hinweg. Megan schaute ihn an und nickte dann.
„Einfach spitze." murmelte sie.
„Ist dein Frühstück in Ordnung?" fragte Darlene in einer falsch fröhlichen Stimme.
„Ja," antwortete sie, stach ihre Gabel in die Eier und stellte sich vor, es sei Darlenes Kopf.
„Was haben du und David für heute geplant?" erkundigte sich Darlene und streute Pfeffer über ihre Eier und nahm einen zarten bissen.
„Ich habe keine Ahnung, David hat nichts von irgendwelchen Plänen gesagt."
„Du solltest immer wissen, was du an einem Tag machst, Megan."
„Ich mag Spontanität." erwiderte sie ohne nachzudenken. „Verstehen sie mich nicht falsch," fügte sie hinzu. „Ich liebe durchstrukturierte Tage, aber nicht zu wissen was man tun wird, gibt einen ein angenehmes Schwindelgefühl. Die Aufregung etwas neues zu finden, ich kann es nicht erklären." Sie lächelte Darlene an und vergaß dabei ganz, dass die Frau sie zu hassen schien. Darlene starrte sie einen Augenblick lang an und schniefte dann, bevor sie einen erneuten Bissen zu sich nahm.
„Spontanität ist nie eine gute Sache, meine Liebe. Man sollte immer alles nach einem Zeitplan tun." mahnte sie und tupfte ihren Mund mit ihrer bestickten Stoffserviette ab.
„Sagt wer?" fragte Megan, bevor sie sich selbst aufhalten konnte. Während sie sich im Geiste selbst in den Hintern trat, legte Darlene eine Hand auf ihr Herz.
„Wie kannst du es wagen in solch einen Ton zu reden, Ms. Murray?" Megan hielt sich davon ab mit den Augen zu rollen und seufzte.
„Entschuldigen sie, Mrs. Preston. Meine Worte tun mir schrecklich leid." sagte sie mit süßer Stimme und passenden Lächeln. Megan hoffte, dass Darlene das Thema einfach fallen lassen würde, aber sie wusste, dass Darlene einfach zu störrisch war, um aufzuhören.
„Du solltest auf meinen Rat höre, junge Dame. Ich bin eine sehr kluge Frau."Darlene schob ihren Teller von sich weg. „Rosa, nimm das weg." Megan packte ihre Gabel so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden. Sie fing an die Gründe aufzuzählen, warum sie Darlene nicht erneut ärgern sollte. Ihr fiel nur keiner ein.
Einiges von ihrer Wut, musste sich auf ihrem Gesicht widerspiegeln, weil Eric ruhig dazwischen fuhr, indem er seine Mutter anlächelte.
„Hast du heute Pläne für uns, Mum?" Darlene drehte sich um und lächelte ihren jüngsten Sohn an.
„Wenn du gerne für eine DAR Sitzung mit in den Country Club kommen möchtest, dann ja." Eric rümpfte die Nase.
„Nein danke."
„Also, was stimmt denn nicht mit meinen Freunden?" fragte Darlene. Megan konnte fast sehen, wie sie aussehen würde, wenn sie mit den Händen in den Hüften gestemmt und einen tippenden Fuß da stehen würde.
„Nichts Bestimmtes." sagte Eric und nahm einen Schluck von seinen Orangensaft.
„Eric Preston!" warnte seine Mutter.
„Nun, sie versuchen mich alle mit ihren Töchtern zu verkuppeln." antwortete er und seine Wangen nahmen einen Hauch von rosa an.
„Und was ist falsch mit ihren Töchtern?" Megan lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, froh darüber, dass jemand anderes unter Darlenes prüfenden Blick stand.
„Man kann ihnen kaum etwas recht machen und sie sind zu unaufrichtig." Er verschränkte seine Arme vor der Brust und starrte seine Mutter finster an. „Ich brauche jemanden unbeschwertes und lustiges."
„Mary Lou ist unbeschwert." erinnerte ihn Darlene und nippte an ihren Kaffee.
„Mary Lou hat einen Hohlen Kopf. Es gab dieses Gerücht, dass ein Eichhörnchen seine Nüsse für den Winter in ihrem Kopf lagert, und dass, wenn sie ihren Kopf schütteln würde, man sie klappern hören würde. Wir haben sie sogar ein paar mal den Kopf schütten lassen, nur um zusehen, ob sie es hören konnte."
„Was ist mit Jane Peterson?"
„Sie hat mit über der Hälfte der Jungs an unserer Highschool geschlafen. Ich hab gehört, dass sie die Namen aller Jungs aus unserem Abschlussjahr hat und sich langsam ihren Weg da durch arbeitet."
„Es ist grauenvoll so etwas zu sagen, Eric."
„Es ist wahr." sagte er Schulter zuckend.
„Nun, was ist mit Amanda Andrews?"
„Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, sie? Ich kann nicht mit jemanden zusammen sein, mit dem David zusammen war, das ist einfach falsch. Und außerdem, hatten wir beide diese Fehde zwischen uns laufen, als sie mit ihm zusammen war, und ich glaube nicht, dass einer von uns dem anderen vergeben könnte."
„Gibt es kein Mädchen, mit dem du dich verabreden würdest? Es ist Zeit, dass du dich niederlässt, Eric."
„Ich bin erst zweiundzwanzig, Mutter. Und doch, da ist vielleicht ein Mädchen."
„Wirklich? Wer ist sie?"
„Sie lebt in Connecticut, und ich arbeite daran, okay?" Er hatte versucht Isabella Trask zu finden, seitdem er sie zum ersten Mal vor drei Jahren, getroffen hatte. Sie war einfach verschwunden. Er konnte keine Spur von ihr finden. Manchmal hatte er aufgegeben und das hatte ihn dazu gebracht sich mit den leichten Mädchen zu verabreden, aber sein Verstand glitt immer wieder zurück, zu den traurigen braunen Augen und den vollen Lippen dieses Mädchens.
„Nun, wenn du Michelle Abernathy nicht verloren hättest, hätten wir dieses Problem nicht." Darlenes Worte schlugen Eric physisch. Seine defensive Haltung sank und auf seinem Gesicht war der Schock zusehen. Er starrte seinen Mutter einen Moment lang an, bevor er aufstand.
„Wenn ihr mich entschuldigen würdet, Dad, Megan?" Damit wurde sie mit Sam und Darlene allein gelassen. Und da waren es nur noch drei.
Die Stille vom Essen am Abend zuvor begann erneut den Raum zu füllen. Megan seufzte und stand dann ebenfalls auf.
„Vielen Dank für das Frühstück. Wenn ihr mich entschuldigen würdet?" Sie verließ wie Eric das Zimmer und rannte zur Treppe. Wenn sie in einem Comic gewesen wäre, hätte sie eine kleine Staubwolke hinterlassen. Sie schaute zu den Stufen hinunter, damit sie nicht fiel, während sie um ihr Leben rannte. Deshalb sah sie nicht, wie David die Treppe hinunter ging und sein Hemd zuknöpfte. Am Treppenabsatz prallten die beiden aufeinander. Megan fiel mit einen Aufschrei rückwärts und David packte ihr Handgelenk, um ihren Fall zu stoppen.
„Megan?" fragte er, sobald sie wieder stand. Er rieb sich sein Kinn und sie sich ihre Stirn und lächelte dabei schwach.
„Ich glaube, du hast das Frühstück verpasst, mein Lieber."
„Da ist wieder dieser herablassende Ton, meine Liebe." er schaute in Richtung Esszimmer und seufzte. „Ist meine Mutter immer noch da drin?" fragte er flüsternd. Megan nickte und begann die Treppe weiter hinauf zu laufen. „Warum gehst du?"
„Ich hatte für einen Tag genug Spaß." antwortete sie und huschte zur zweiten Etage hinauf und den Flur hinunter. David ihr dicht auf den Fersen.
„Ist sie sauer auf mich?"
„Ich denke schon, aber Eric und ich haben den ärger für dich übernommen."
„Nein!" schrie er und senkte dann seine Stimme. „Das vervielfacht nur ihre Macht. Ihr Zorn wächst mit jedem Hindernis." David machte sich wieder auf den Weg die Treppe hinunter und Megan rollte mit den Augen. Sie hielt an der Tür zu Erics Zimmer an, atmete tief durch und klopfte dann an. Es war still im Zimmer und Megan klopfte erneut.
„Eric?" rief sie. Die Tür wurde plötzlich geöffnet und er schaute zu ihr heraus.
„Was?"
„Darf ich reinkommen?" fragte sie, lief in sein Schlafzimmer und schaute sich um.
Das Schlafzimmer schien eine exakte Kopie von ihrem und Davids zu sein, außer das alles in kastanienbraun und creme gehalten war. Erics Bett war ordentlich gemacht und Megan mutmaßte das jemand während des Frühstücks in Zimmer geschlüpft war, um es zu machen.
Eric hatte am Schreibtisch vor dem Fenster gesessen, der Stuhl war herausgezogen. Er starrte Megan einen Augenblick lang an und ging dann zurück an dem Schreibtisch.
„Brauchst du etwas?"
„Ich hab mich gefragt..." Megan brach ab und seufzte. „Könntest du mir etwas über dich und David als Kinder erzählen?" sie lehnte sich gegen das Bett und lächelte ihn an.
„Du willst etwas von uns wissen, als wir klein waren?" mit einem Hauch von Ungläubigkeit in seiner Stimme.
„Also, David erzählt mir wenig über sein Leben hier, mit Ausnahme von beängstigenden Dinge über Darlene. Also weiß ich sehr wenig, verstehst du."
„Ich bin mir nicht sicher, dass ich das tue sollte. Aber was willst du wissen?" er ließ sich in seinem Stuhl sacken und warf ihr ein lächeln zu.
„Ich weiß nicht. Alles Mögliche. Hast du irgendwelche lustigen Geschichten?" Eric schien für einen Moment nachzudenken.
„Mal sehen, da war dieses eine Mal, als David und ich uns geprügelt haben. Am Ende haben wir eine Vase umgeworfen, die mein Vater meiner Mutter zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie landete umgekehrt auf Davids Kopf." Er lachte plötzlich. „Er war völlig durchnässt und um den ganzen die Krone aufzusetzen, blieb die Vase auf seinen Kopf stecken."
„Oh mein Gott! Wie alt wart ihr da?"
„Fünf und acht."
„Ich bin mir sicher, dass David sich wie ein fünfjähriger benommen hat, sobald die Vase auf seinem Kopf gesteckt hat." Sie kicherte über das Bild von David, ihrem David – alter fünfundzwanzig, mit einer unbezahlbaren Vase auf seinen Kopf steckend.
„Er wollte seinen Kopf gegen die Wand schlagen, um die Vase zu zerbrechen. Ich erklärte ihm, dass Mum ihn umbringen würde, wenn er sie zerbrechen würde, vor allem wenn er es mit Absicht machen würde. Also brachte ich ihn in die Küche und wir haben versucht, eine Lösung zu finden." Er lächelte bei der Erinnerung. „Zuerst hängte er sich kopfüber und ich goss Pflanzenöl um seinen Kopf. Das hat nicht funktioniert, auch nicht, als ich an der Vase zog. Also haben wir es mit Butter und Kochspray versucht. Nichts wollte diese verdammte Vase von seinem Kopf bekommen."
„Was ist passiert?" Sie lief zur Badezimmertür und öffnete sie, um Rufus bettelnd vor der Tür zum Vorschein zu bringen.
„Dad kam nach Hause und fand uns so vor, ich der an der Vase zog und David der schrie, dass das Ding endlich abgehen sollte." Er beobachtete wie Megan den Hund hoch hob und zurück zum Bett schlenderte. „Dad ließ David still sitzen und zog einmal kräftig an der Vase. Sie zerbrach in seinen Händen. Am Ende beschuldigte Dad sich selbst und sagte, dass er sie umgestoßen hatte. Bis heute weiß Mum nichts." Er lächelte knabenhaft als Megan kicherte.
„Ich werde ihr nichts sagen, keine Sorge." Sie lächelte verschwörerisch und zwinkerte.
„Gut, denn sie setzte Himmel und Hölle in Bewegung, als sie herausfand, dass Dad sie zerbrochen hat. Stell dir nur vor, selbst jetzt, Jahre nachdem sie zerbrochen wurde, was sie tun würde, wenn sie herausfinden würde, dass Dave und ich es getan haben." Megan war sich sicher, dass er Recht hatte, Darlene konnte vermutlich jahrelang einen Groll hegen.
„Ich denke, es würde ein vernichtender und heftig verbaler Schlagabtausch zwischen dir, ihr und David werden. Und mit Davids Neigung, dass falsche zur falschen Zeit zu sagen, bin ich mir sicher das es eine erschreckende Erfahrung werden würde."
„Dann bin ich froh, dass du dich bemühen wirst, dass mir nichts passiert." sagte er mit einem kleinen lächeln.
„Ich kann dich nicht vor starker Schuld sterben lassen, während ich mit ihr alleine hier bleibe." erwiderte sie, legte eine Hand auf ihre Stirn und schaute verängstigt drein. Wenn es eine Sache gab, die Megan immer beigebracht wurde, war es, dass lachen alles heilte.
„Ich würde dich nie alleine lassen." versicherte Eric ihr.
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