Kapitel 41
Das Wetter in Kalifornien war schrecklich. Nicht nur, dass es nicht heiß war, wie es im Sommer normalerweise der Fall war, sondern es war auch arschkalt und regnete in Strömen.
Während David den Regen außerhalb des Flughafens betrachtete, griff er in seine Tasche und holte sein Handy heraus.
„Maryan?" fragte er, als seine Sekretärin ans Telefon ging.
„Ich bin fast da, David. Es gießt wie aus Eimern hier draußen." er konnte ihre Rockmusik im Hintergrund hören.
„In Ordnung, ruf mich an, wenn du am Bordstein stehst." Er legte auf und drehte sich zu Matthew. Der Platz neben ihn, war mit Gepäck und Matthews Autositz gefüllt, aber kein Matthew. David spürte wie ihn sein Herz in die Hose rutschte. Er schnellte herum, um den Bereich um der Gepäckausgabe abzusuchen.
„Matthew?" rief er und erinnerte sich daran, als sich Matthew von Jennie entfernt und Megan halb zu Tode erschreckt hatte. Leute standen an den Türen, die nicht hinausgehen wollten, bis der Regen nachgelassen hatte. Sie standen nah beieinander und er konnte kein einziges Zeichen von seinem Sohn sehen. „Matthew?" rief er lauter und entfernte sich vom Gepäck. Ein paar Leute drehten sich um, als er an ihnen vorbei ging und die Menge durchsuchte.
Die Halle war groß und er war sich sicher, dass es hier eine Menge Plätze gab, wo sich ein kleiner Junge verstecken konnte, aber er sah keinen einzigen Platz. Als er das Ende der Gepäckhalle erreichte, drehte er sich um, und durchsuchte die Menge mit seinem Blick.
Er hatte plötzlich Angst, dass Matthew auf das Gepäckkarussell geklettert und die Rampe, wo das Gepäck hinauf kam, hinunter gerutscht war. Sein Blick durchsuchte die Halle erneut. Zwei Sicherheitsmänner standen an seinem Gepäck. David rannte zurück.
„Sir, ist das ihr Gepäck?" fragten sie und er konnte Besorgnis in ihren Stimmen erkennen.
„Ja, ich brauche ihre Hilfe." begann David.
„Sir, sie werden mit uns kommen müssen." sagte einer der beiden und zeigte ihm ein paar Handschellen. Davids Augen weiteten sich.
„Um was geht es hier?"
„Wir müssen sie festhalten, bis ihr Gepäck durchsucht wurde. Sie haben es für mehr als fünf Minuten unbeaufsichtigt gelassen." David bemerkte, dass alle wartende Leute, sich von ihm entfernten.
„Mein Sohn," begann David erneut.
„Muss ich ihnen Handschellen anlegen?" fragte der Mann.
„Mein Sohn," versuchte er es erneut.
„Wir müssen sie mitnehmen, widersetzen sie sich nicht." Der Sicherheitsbeamte drehte David um und begann ihm Handschellen anzulegen.
„Warten sie, mein Sohn wird vermisst. Ich hab mein Gepäck allein gelassen, weil ich ihn nicht finden kann."
„Wir werden sehen, was die Überprüfung ergibt." ein Mann führte David weg, während der andere bei dem Gepäck wartete.
„Bitte, er ist erst drei. Er hat schwarze Haare und blaue Augen. Er ist etwa einen Meter groß. Sein Name ist Matthew. Er hat eine Plüschente bei sich. Bitte finden sie ihn." David wurde durch eine Tür und in einen kleinen Raum geschoben. Der Sicherheitsbeamte drückte David auf einen Stuhl und verließ das Zimmer wieder.
Stunden schienen zu vergehen, während er in diesen kleinen Raum saß. Er verspürte den Wunsch aufzuspringen, und aus dem Zimmer zu laufen. Sein Sohn war verschwunden. Er schaute finster auf den Tisch vor ihm, als er versuchte seine Hände zu bewegen und feststellte, dass der Sicherheitsbeamte die Handschellen, an den Fußboden gekettet hatte.Er konnte nicht gehen, selbst wenn er es wollte.
Er zog an der Kette und verfluchte alles vom Gepäck bis hin zu dem Mann, der ihn verhaftet hatte. Was, wenn etwas passiert war? Was, wenn Matthew verletzt wäre? Er begann härter an der Kette zu ziehen. Plötzlich flog die Tür auf. Drei Polizeibeamte kamen ins Zimmer.
„Haben sie meinen Sohn gefunden?" fragte David sofort. Die Männer starrten ihn mit unnachgiebigen Blicken an.
„Wir haben ihr Gepäck durchsucht und es gibt keine Anzeichen für Sprengstoff."
„Natürlich gibt es das nicht, mein Sohn ist verschwunden." sagte David verärgert. Er wollte hier weg und sein Kind finden.
„Sie können ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen."
„Mein Sohn schien im Moment wichtiger zu sein. Haben sie ihn gefunden?"
„Verstehen sie die Wichtigkeit, immer bei ihren Gepäck zu sein?" fragte der Beamte und lehnte sich über den Tisch.
„Ja, lassen sie mich jetzt verdammt noch mal gehen, damit ich mein Kind suchen kann?"schnauzte David zurück. Er wartete auf die wütende Antwort, aber es kam keine.
„Haben sie ein Bild?" fragte der Mann.
„Auf meinem Handy." antwortete David, als einer der anderen Männer seine Handschellen öffnete. David zog sein Handy heraus und suchte das Bild seines Sohnes. Sein Herz raste, als er an alle Möglichkeiten dachte, wo Matthew sein könnte.
Während er auf diesen Stuhl gesessen hatte, hatte er sieben Anrufe von Maryan und zwei von Megan verpasst. „Hier, haben sie ihn gesehen?" fragte er und zeigte ihnen ein Bild von sich und Matthew beim Eis essen. Der Polizist schaute auf das Bild und winkte dann einen anderen Mann zu. Einen paar Augenblicke später, kehrte der Mann mit Matthew im Schlepptau zurück.
„Papa." schrie Matthew und rannte vorwärts. David fiel auf seine Knie und zog Matthew in eine Umarmung.
„Mach das nie wieder." befahl er, aber seine Stimme fehlte es an Überzeugung, er war so erleichtert.
„Ich habe Ducky fallen lassen, Papa. Ich musste ihn holen. Wo bist du hingegangen?"
„Du hast nicht einfach so weg zu gehen. Was hat deine Mutter dir gesagt?" fragte er scharf. Matthew schaute auf den Boden.
„Aber ich hab Ducky fallen gelassen." sagte er und bekam feuchte Augen.
„Dann sagst du es mir und wir gehen ihn dann holen. Du gehst nicht alleine weg, hast du das verstanden?"
„Aber Papa...." Matthew warf sich in Davids Arme und begann zu weinen. David seufzte und hob seinen Sohn hoch.
„Können wir jetzt gehen?" fragt er. Die Männer schauten ihn Mitfühlend an.
„Ihr Gepäck steht direkt vor der Tür. Bitte lassen sie es nicht wieder unbeaufsichtigt, Sir."
„Das werde ich nicht." David ging hinaus und fand dort seine vier Taschen vor. Er bewegte Matthew herum, so das er huckepack saß und ergriff die vier Taschen.
„Es tut mir leid,Papa." sagte Matthew in Davids Ohr.
„Ist schon okay, Kumpel. Mach es nur einfach nie wieder."
„Wirst du es Mama sagen?" sie erreichten die Doppeltüren und verließen den Flughafen. David entdeckte Maryan, die nervös neben einen schwarzen Auto stand. Er lächelte.
„Vielleicht, wir werden sehen."
„Sie wird sauer werden." seufzte Matthew.
„Das ist deine eigene Schuld." murmelte David zurück. „Jetzt lass uns hier verschwinden."
Maryan lächelte breit, als sich David näherte. Sie griff nach einem Gepäckstück und half David es in den Kofferraum zu laden. Als sie den Kindersitz sah, schaute sie neugierig auf und bemerkte Matthew.
„Da sitzt einJunge auf deinem Rücken." bemerkte sie.
„In der Tat. Matthew, das ist Maryan. Das ist mein Sohn Matthew."
„Sohn?" wiederholte sie und David hob seine Augenbrauen. „Schön dich kennenzulernen, Matthew."
„Ist mir ein Vergnügen." antwortete Matthew, was David zum lachen brachte.
„Komm schon Kumpel, gehen wir nach Hause."
Sie kamen an Davids Wohnung an und der Regen begann nach zu lassen. Maryan half mit dem Gepäck, während David Matthew aus dem Kindersitz holte.
„Papa, sind wir in deinem zu Hause?" fragte Matthew, sprang auf den Boden und schaute sich eifrig um. Der Carport schütze ihn vor dem Regen, als er an den Rand trat und sich umsah. Die Zufahrt war von Carports und kleinen Wegen umsäumt. Bäume und Sträucher wuchsen entlang der Wege.
Matthew ging einenSchritt zu weit und Regentropfen fielen ihn auf dem Kopf. Er kicherte und drehte sich wieder zu seinem Vater um. David beobachtete ihn nahezu Anbetungswürdig. Dieser kleine Junge, der wie ein Mischmasch aus seiner Mutter und seinem Vater aussah, der lächelte wenn er sich umsah und der kicherte wenn er Regen abbekam, war sein Sohn. Dieser kleine Junge, der soviel Neugier in sich trug, dass er sich ohne Nachzudenken, aus der Sicherheit entfernte, war sein Sohn. David lächelte.
„Das ist zu Hause, Kumpel." er wandte sich Maryan zu. „Sollen wir dich zu deinem Auto bringen?" fragte er und griff nach dem Gepäck.
„Nein, ich denke das schaffe ich alleine. Werden wir dich bald im Büro sehen?"
„Wahrscheinlich morgen, ich hab mich noch nicht entschieden." er lächelte sie an und dankte ihr, bevor sie ging.
„Hey, du Zwerg." rief er, als Matthew weiter in die Auffahrt lief. „Hilf mir mit dem Gepäck." Matthew lief zurück und drückte einen nassen Ducky an seine Brust. Sie zogen das Gepäck einer der Wege entlang und liefen am Pool und Whirpool vorbei. David blieb vor einer Tür stehen und zog seine Schlüssel heraus.
„Papa, können wir schwimmen gehen?"
„Sicher Junge." er fummelte mit den Schlüsseln herum und schob schließlich den richtigen ins Schloss.
„Ich weiß nicht, wie man schwimmt." betrauerte Matthew. David hob seine Augenbrauen und schaute zu Matthew.
„Wie kannst du das nicht wissen? Deine Mutter liebt es zu schwimmen."
„Wir haben keinen Pool zu Hause." antwortete er, drängte sich an David vorbei und in die Wohnung. David hatte hier seit fast acht Jahren gelebt. An der Tür stand ein Tisch mit einer kleinen Schüssel, in die er seine Schlüssel fallen ließ. Ein wenig weiter der Wand entlang stand eine Garderobe.
Der kleine Eingang öffnete sich in die Küche und das Wohnzimmer. Matthew war bereits in die Zimmer geflitzt, obwohl kein Licht an war. David betätigte den Lichtschalter und offenbarte das weiche Grün und Blau der Wände und Möbel in Wohnzimmer. Die Küche war in einem verbrannten Orange gestrichen, dass sich von den dunklen Theken und Schränken abhob.
David lief durch das Wohnzimmer in den Flur. Es gab drei Schlafzimmer in der Wohnung, eines, das David nutzte, eins war das Gästezimmer und das dritte hatte David in ein Büro verwandelt. Er stellte das ganze Gepäck in seinen Zimmer ab und schaltete die Lampen ein. Matthew kam ins Zimmer gerannt und sprang auf das große Bett.
„Papa, ich mag dein Haus. Mag Mama es auch?" Megan war seit vier Jahren nicht in seiner Wohnung gewesen. David seufzte und versuchte seinen Sohn anzulächeln.
„Natürlich." Matthew lachte und rannte aus dem Zimmer. David starrte auf die Tür. Würde es Megan gefallen? Was würden sie tun? Er konnte sie nicht bitten, ihre Firma zu verlassen, die Firma, die sie geschaffen hatte, in die sie ihre Träume und Hoffnungen gesteckt hatte.
Allerdings konnte er seine auch nicht verlassen. Das Unternehmen war ein Westküstenbasierter Betrieb, David konnte es nicht von der Ostküste aus leiten, dass war Erics Gebiet. Er zuckte zusammen, wohl wissend, dass etwas getan werden musste. Einer von ihnen, musste etwas aufgeben. Er war sich nicht sicher, wer es sein würde, aber er wusste, dass es für einen von ihnen, schrecklich werden würde.
Er hatte die letzten vier Jahre damit verbracht, sich für seine Firma aufzuopfern, sie war genauso besonderes für ihn, wie ihre für sie war. Er seufzte, zog sein Handy wieder aus der Tasche und drückte eine Kurzwahltaste. Als er anfing auszupacken, klingelt es in der Leitung.
„Hallo?" antwortete ihre süße Stimme.
„Wir sind gesund und munter in Kalifornien angekommen." erwiderte er und spürte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.
„Wie geht es Matthew?" fragte sie. David warf ein T-Shirt in seinen Wäschekorb.
„Ihm geht es gut. Er rennt jetzt gerade in der Wohnung herum. Ich glaube, er ist sich nicht sicher, was er zuerst machen soll. Wie geht es dir?"
„Ich werde morgen deine Mutter besuchen. Übrigens hat sie sich deine Kreditkarte ausgeliehen, um die Tickets zu bezahlen."
„Uh huh." antwortete er, und brachte seinen Kulturbeutel ins Bad. Das Badezimmer hatte sowohl einen Whirpool, wie auch eine Dusche, welche an jeder Seite Duschköpfe hatte.
„Das wusstest du?" fragte sie.
„Ich hab ihr die Nummer gegeben."
„Warum hast du es mir dann nicht erzählt?"
„Und ihre Überraschung ruiniert? Sie hätte mich umgebracht." Er hörte ein leises kichern von Megan. „Ist das in Ordnung für dich?" fragte er, plötzlich besorgt darüber, dass ihre Unabhängigkeit durch sein Handeln bedroht werden würde.
„Sicher, erspart mir eine Menge Mühe."
„Hey, warum kann Matty nicht schwimmen?"
„Wir haben keinen Pool." antwortete sie und klang beunruhigt. „Warum?"
„Würde es dir was ausmachen, wenn ich ihn das Schwimmen beibringen würde? Er will es lernen." Einen Augenblick lang herrschte Stille. „Es wäre in Ordnung, wenn wir warten." fügte er hinzu. „Ich weiß, dass du ihn zuvor mit niemanden teilen musstest." Er versuchte verständnisvoll zu sein, aber ein Teil von ihm schrie, dass er keins von diesen anderen Sachen mitbekommen hatte, warum konnte er seinen Sohn also nicht das schwimmen bei bringen.
„Ist okay." sagte Megan leise. „Aber du musst Fotos machen. Eine Menge Fotos."
„Okay, ich denke ich kann jemanden finden, der das macht." antwortete er mit einem Lächeln. „Willst du mit ihm reden?" Er verließ das Badezimmer und machte sich auf die suche nach Matthew.
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