Kapitel 36
David schöpfte Matthew in seine Arme und platzierte den Jungen dann auf seinen Schultern. Matthew wandte sich ein wenig hin und her und blieb dann schließlich still sitzen.
„Kannst du es sehen?" fragte David.
„Schau, wie groß er ist, Papa." Matthew zeigte auf den Eisbären auf der anderen Seite des Zauns.
„Was macht er gerade?" fragte David, obwohl er sehen konnte, dass der Bär mit einem Ball spielte.
„Er schlägt seinen roten Ball." Matthew blickte liebevoll auf das riesige Tier.
„Papa, kann ich einen haben?" David lachte fast, aber erkannte dann, wie ernst Matthew war.
„Tut mir leid, Kumpel. Eisbären können nur im Zoo oder in der Wildnis leben."
„Können wir einen nicht im Zoo sehen?"
„In der Wildnis? Nein, sie leben da, wo es wirklich kalt ist."
„Können wir dann die Löwen aus dem Meer sehen?" fragte er und schaute auf das Gehege dem Weg weiter hinunter. David entfernte sich von den Eisbären und fragte sich, ob er das richtig gehandhabt hatte. Megan hatte ihm keine Anweisungen und keine Hilfe gegeben. Sie hatte nur gelächelt und ihm gesagt, dass ihr Kindermädchen gebeten hatte, den Tag frei zubekommen und verschwand zur Arbeit.
Die erste Prüfung war gekommen, als Matthew kein T-Shirt tragen wollte. Er sagte seinen Vater, dass er nur eine Jacke brauchte, woraufhin David geantwortet hatte, dass es zu warm für eine Jacke war. Nach einem stillen Anstarr-Krieg, hatte Matthew nachgegeben und ließ David ein Shirt über seinen Kopf ziehen. Jetzt, wo sie durch den Central Park Zoo schlenderten, kam David nicht umhin sich zu fragen, was er tun sollte. Er hatte einen Sohn, und er war in die Mutter des besagten Sohnes verliebt. War sie in ihn verliebt? Wenn er sie bitten würde, ihn zu heiraten, was würde sie sagen? Und, war er wirklich bereit sie zu bitten, ihn zu heiraten?
Matthew beugte sich vor, drückte sein Gesicht an das Glas und starrte auf die Seelöwen, als sie glücklich durch das blau-grüne Wasser schwammen. Plötzlich sprang einer aus dem Wasser, und tauchte nach einem schnellen Sprung in die Luft wieder unter. Matthew lachte.
„Hast du das gesehen, Papa?" David musste zugeben, dass es ihm wirklich gefiel, dass ihm jemand so sehr vertraute, und er verliebte sich in seinen kleinen Jungen. Außerdem gefiel es ihn Papa genannt zu werden.
„Das habe ich. Möchtest du ein Eis?" Er wollte alles über seinen Sohn wissen. Was war Matthews Lieblings-Eiscreme? Hasste er Gemüse? Was schaute er sich im Fernsehen an?
„Mama lässt mich nur einmal die Woche eins haben." sagte Matthew leise. David hob seinen Sohn von seinen Schultern und lächelte ihn an.
„Also, ich bin dein Vater, und ich sage, wir holen uns ein Eis."
„Wirklich?" der kleine Junge schaute mit leuchtenden Augen zu ihm auf. „Okay."
„Was ist deine Lieblingssorte?" fragte David, als sie sich den Stand mit den rot-weißen Schirm näherten.
„Schokolade." verkündete Matthew glücklich, schnappte sich Davids Hand und zog ihn schneller zum Eiscreme-Stand.
David lehnte sich auf der Bank zurück und sah zu, wie Matthew auf dem Spielplatz herumlief. Sein Blick folgte dem kleinen Jungen und staunte, wie schnell er rannte und wie breit sein Lächeln war. David konnte nicht glauben, dass er einen Sohn hatte. Es traf ihn immer noch, überkam ihn immer wieder, dass er einen kleinen Jungen hatte, der ihn für Liebe und Hilfe ansah.
Plötzlich stolperte Matthew und fiel hin. Er landete auf dem Bauch, setzte sich auf und fing an zu weinen. David sprang auf und rannte zu seinem Sohn. Er hob den Jungen in seine Arme und hielt ihn ganz fest.
„Ist okay, Kumpel. Was tut dir weh?" fragte er, überflog Matthew und bemerkte das Blut an seinen Knien.
„Mei-meine Knie." schluchzte Matthew und vergrub sein Gesicht in der Schulter seines Vaters.
„Ist okay, Matty. Alles ist gut." Er trug den Jungen zurück zur Bank.
„Aber Papa." begann Matthew zu jammern und vergrub sein Gesicht in Davids Brust. David schaukelte den Jungen sanft und versuchte ihn zu trösten.
„Würde ein Kuss es besser machen?" fragte er seinen Sohn, und versuchte sich daran zu erinnern, was seine Eltern getan hatten, wenn er verletzt war.
„Uh huh." erwiderte Matthew leise, drehte sich und zeigte seinen Vater sein aufgeschürftes Knie. David drückte einen Kuss auf die Seite jedes Knies, darauf bedacht nicht an das Blut zu kommen und stand dann auf.
„Komm, wir gehen das mal sauber machen." Er trug seinen Sohn zu den öffentlichen Toiletten und setzte ihn auf den Rand des Waschbeckens. Mit nassen Papiertüchern und unter Matthews lauten Protest, säuberte er die oberflächlichen Wunden, während Matthew leise schluchzte. David hob seinen kleinen Jungen wieder in die Arme und küsste seinen Kopf. „Willst du nach Hause gehen, Kumpel?"
„Uh huh," Matthew nickte und schlang seine Arme um den Nacken seines Vaters.
David schob die Haustüre auf und führte Matthew hinein. Er hörte Stimmen aus der Küche, aber war mehr auf Matthew konzentriert, der immer noch weinte. David ging mit seinem Sohn an der Küche vorbei und in das Badezimmer. Erneut platzierte er Matthew auf den Waschbeckenrand und sah sich die Schürfwunden an. Er verließ ihn für eine Sekunde und wühlte in verspiegelten Medizinschrank herum, bis er die braune Flasche Wasserstoffperoxid gefunden hatte. Er drehte Matthew so herum, dass seine kleinen Beine im Waschbecken waren.
„Das ist lustig." sagte David mit vorgespielter Begeisterung. „Es schäumt." Er schüttete eine kleine Menge in die Abschürfung auf Matthews linken Knie. Der Junge zuckte zusammen und beobachtete dann, wie die kleinen Blasen den Dreck und die kleinen Steinchen, die sich in der Wunde befanden herausbrachten.
„Schau dir die Blasen an, Papa." lachte er und zeigte dann auf sein anderes Knie. „Mach das da auch." Als David das Peroxid auf die andere Wunde schüttete, spürte er, wie jemand hinter ihn trat.
„Was ist passiert?" fragte Megan und klang dabei kein bisschen ängstlich.
„Ich bin hingefallen Mama," sagte Matthew und schaute sie mit den traurigsten blauen Augen an, die David je gesehen hatte.
„Du bist hingefallen? Oh, mein armes Baby." sie lächelte ihn an, aber machte keinerlei Anstalten, ihn aus Davids liebevoller Fürsorge zunehmen.
„Ich bin ein großer Junge, Mama. Ich bin kein Baby mehr." tadelte Matthew sie mit gerunzelter Stirn.
„Natürlich bist du ein großer Junge." stimmte David mit ein, Matthew warf ihn ein strahlendes Lächeln zu.
„Schleimer." murmelte Megan, und brachte David damit zum Lachen.
„Lass uns da ein paar Pflaster drauf kleben." David begann durch die Schubladen zu suchen, bis er die Schachtel mit den Pflastern gefunden hatte.
„Ich überlasse euch zwei Männer mal euch selbst." entschuldigte sich Megan und entfernte sich von den beiden.
Sie ging zurück in die hell erleuchtete Küche und traf Darlenes Blick. Der Tisch war mit Ausschnitten aus Brautmagazinen und Broschüren aus Brautläden übersät.
„Wir müssen aufräumen, bevor sie hier reinkommen." teilte sie Darlene und Jennie mit. „Ich will ihn noch nicht unter Druck setzten." Darlene verdrehte die Augen.
„Es muss passieren, warum lassen wir ihn nicht?"
„Ich will warten." sagte Megan streng. Sie unterstrich ihre Aussage damit, indem sie die Ausschnitte zusammensuchte und sie in den weißen Weidenkorb, der am Rand des Tisches stand, legte. Jeannie grinste, sprang auf und zog Megan in eine Umarmung.
„Ich kann es kaum erwarten, den Kerl kennenzulernen." schwärmte sie und wischte sich über die Augen. „Sieh mich an, du heiratest nicht einmal und ich weine schon."
„Natürlich wird sie heiraten, Jennie." schnauzte Darlene. „Glaubst du, wir erlauben, dass unser Enkel unverheiratete Eltern hat? Wir hätten vor Jahren schon darauf bestanden." Darlene hob ihre Augenbrauen und schaute Megan an. „Wenn wir informiert gewesen wären."
Megan verdrehte die Augen und räumte die letzten Zeitschriften zusammen. Sie schnappte sich das Brautzubehör und schob es in einen Schrank, außerhalb Matthews Reichweite und von dem sie hoffte, David nicht hineinschauen würde.
„Ich denke, dass es Fair war, dass du auch erst um die Zeit davon erfahren hast, wie David." erwiderte Megan. Sie schüttete für jeden eine Tasse Tee ein und setzte sich auch wieder an den Tisch, genau als David und Matthew den Raum betraten.
„Mama." rief Matthew und warf sich an ihre Beine. Sie hob ihn auf ihren Schoß und drückte ihn einen laute Schmatzer auf die Stirn.
„Iiihhhh, mach das nicht." sagte er und wischte sich über Stirn und Wangen. Megan lachte und setzte ihn wieder ab. David lehnte gegen den Türrahmen. Er lächelte Megan träge an und sie spürte, wie ihr Herz einen Salto machte. Es war so lange her, seitdem sie nur annähernd Verlangen für einen Mann gespürt hatte. Eine Wärme kroch bei ihre Gedanken, ihre Wangen hinauf und sie wandte sich von David ab, damit er ihre Gedanken nicht erraten konnte.
„Jennie, das ist David Preston. David, das ist Jennie Salson."
„Ich hab so viel von dir gehört." sagte Jennie aufgeregt und rannte hinüber zu David, um ihn zu umarmen. Sie lächelte ihn breit an.
„Wirklich? Hoffentlich nicht nur schlechtes?" erwiderte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Natürlich nicht," antwortete sie und bückte sich um klein Matthew zu umarmen.
„Mum." David nickte seiner Mutter zu und war Megan dann einen Blick zu. Er fragte sich was seine Mutter in Megans zu Hause machte.
„Hallo David, wir wollten gerade gehen." sie lächelte Megan an, ein echtes Lächeln und dann griff sie nach ihrer Tasche. David starrte auf ihren Rücken, als sie einen Korb ergriff und zu Megan hinüber ging. Darlene küsste sie auf die Wange und verließ dann die Küche.
„Äh." sagte David verwirrt. Er schaute zwischen Megan und Jennie hin und her und dann hinunter zu Matthew. Der kleine Junge zuckte mit den Schultern und David brach in Gelächter aus.
„Darlene und ich sind zu einer Einigung gekommen." murmelte Megan, ging zu ihm hinüber und lehnte ihren Kopf auf Davids Schulter.
„Eine Einigung mit meiner Mutter beinhaltet für gewöhnlich Dinge. Dinge, die du für sie aufgeben musst. Sie wird nichts für dich auf geben."
„David, lass es einfach. Zumindest sabotiert sie mich nicht mehr." Er konnte ihre Worte nicht leugnen.
„Also Jennie, du arbeitest mit Megan?" fragte er und versuchte das Gespräch in weniger Gefährliche Gewässer zu steuern.
„Ja, ich hab ihr geholfen Highland Mist zu erschaffen." sagte sie stolz
„Also," begann Megan.
„Ok, ich hab ihr geholfen es zu leiten, nachdem sie es geschaffen hat. Aber dennoch, dass einstellen der Mitarbeiter und alles, was die Firma zu dem macht, was sie heute ist, war ganz mein Werk."
„Was immer du sagst." sagte Megan leise. Ihr Kopf rieb sanft gegen seiner Schulter, bis er neben seinen Hals ruhte. Er schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie näher an sich. Es war schön, sie einfach nur zu halten. Jennie hustete leise.
„Ich werde jetzt gehen. Ich sollte wirklich wieder zurück an die Arbeit." sie gab Matthew einen Kuss und umarmte seine Eltern, bevor sie aus der Wohnung huschte.
„Nun, ich weiß ganz sicher, wie man ein Zimmer leer bekommt." kommentierte David, als Matthew sich umdrehte und in Richtung seines Zimmers marschierte.
„Das ist okay." murmelte Megan und drückte ihn einen federleichten Kuss auf den Hals. Sie entfernte sich etwas, nahm seine Hand und zog ihn in Richtung Wohnzimmer. Als sie um die Ecke gingen, blieb er stehen und zog sie Zentimeter für Zentimeter zu sich.
„Ich glaube, ich habe dich heute nicht geküsst." flüsterte er gegen ihre Lippen.
„Es gibt viele Tage, an denen du mich nicht geküsst hast." sagte sie und zuckte aus angst, dass sie gerade die Stimmung gekillt hatte, zusammen.
„Dann muss ich eine Menge küssen, um das wieder gut zu machen." erwiderte er. Seine Lippen legten sich auf ihre und eroberten diese. Sie strichen sanft über ihre, neckten und entzückten sie. Er zog sich etwas zurück. „Das war Nummer Eins."
„Ich kann mir nicht mal annähernd zwei vorstellen." schwärmte sie. Er lachte und drückte sie mit seinem Körper gegen die Wand hinter ihnen.
„Fängt er schon mal gut an?" fragte er, als er ein Knie zwischen ihre Beine drängte.
„Mm hmm." murmelte sie und drückte ihre Lippen auf seine. Diesmal war er nicht sanft, er war fordernd und besitzergreifend. Seine Lippen strichen nicht über ihre, sie verschlangen. Heiß und warm, seine Zunge stieß zwischen ihre Lippen und streichelte gegen ihre. Sie keuchte leise auf und schlang ihre Arme um seinen Nacken.
„Das war zwei." keuchte er und Megan verdrehte die Augen.
„Hör auf zu zählen und Küss weiter." befahl sie und zog ihm am Kragen seines Hemdes zu sich heran.
David zog Megan in seine Arme und lehnte sich jetzt gegen die Wand. Sie seufzte und kuschelte sich an seine Brust. Er konnte nicht glauben, dass er sie in den Armen hielt, dass sie hier war. Er schlang seine Arme um ihre Taille und drückte sanft ihren weichen Bauch. Wie er es vermisst hatte, sie in seinen Armen zu haben. Plötzlich begann Musik zuspielen. David murmelte vor sich hin, und schaute hinunter auf seine Hosentasche.
„Das ist meinHandy." sagte er leise und entfernte sich etwas, um es aus seiner Hose zu fischen.
„Du könntest es ignorieren." murmelte Megan, schlag ihre Arme erneut um seinen Nacken und küsste ihn schnell.
„Das ist der Klingelton für meine Mutter. Sie wird nicht aufhören, bis ich ran gehe."
„Du hast sie fast vier Jahre lang ignoriert. Sie kann bis morgen warten." knurrte Megan, weil sie besorgt war, dass Darlene irgendetwas über die anstehenden Hochzeitspläne sagen würde.
„Lass es mich einfach hinter mich bringen." er beugte sich hinunter, küsste sie, und nahm gleichzeitig das Telefonat an. „Bin gleich zurück." flüsterte er gegen ihre Lippen und ging dann ganz ins Wohnzimmer.
Megan seufzte und ging in die Küche zurück. Sie fing an ziellos die Arbeitsfläche zu säubern, obwohl sie perfekt sauber war. Nachdem sie ein paar Minuten gewartet hatte, wollte sich nach Matthew sehen. Er spielte mit Ducky und Rufus auf dem Teppich in der Mitte seines Zimmers. Megan wich leise von seiner Tür zurück und drehte sich um. Ihr Blick richtete sich sofort auf David.
Er stand im Flur und starrte sie mit einem Ausdruck an, den sie nicht ganz lesen konnte. Er schien aus Teils Schock, Teils Schmerz und Teils Angst zu bestehen. Sie näherte sich ihm langsam und trat vor ihm. Er hörte nicht auf den Flur entlang zu schauen und sie hatte Angst, dass er sie nie angesehen hatte.
„David, was ist los? Was ist passiert?" sie legte eine Hand auf seine Wange und zwang ihn sie anzusehen. Er sagte nichts, sondern starrte sie nur mit großen Augen an. „Dave?"
„Mein Vater?" er räusperte sich und schluckte dann schwer. „Mein Vater ist im Krankenhaus. Er hatte einen Herzinfarkt." Megan keuchte bei seinen Worten auf.
„Was ist passiert?"
„Sie wissen es nicht, aber er ist noch nicht aufgewacht, und die Ärzte haben nicht viel Hoffnung." David starrte sie weiter hin an, außerstande sich zu bewegen oder gar zu denken. Megan zog ihn in ihre Arme.
„Wir sollten hinfahren." flüsterte sie.
„Was wenn er stirbt?" fragte David, sein Körper zitterte leicht.
„Das wird er nicht." antwortete Megan mit unbekannter Stärke. Sie zog sich weit genug zurück, um David in die Augen zu sehen. „Er wird nicht gehen wenn noch soviel passieren wird. Er hat kaum begonnen seinen Enkel kennenzulernen. Er wird noch nicht gehen."
„Können wir gehen?" fragte David und wachte aus seiner Träumerei auf. „ Jetzt?"
„Jetzt." stimmte sie zu.
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