Kapitel 27
Von da wo David und Eric saßen, konnten sie jedes Wort von dem Tisch in ihrer Nähe hören. David versuchte sich auf den Papierkram vor ihm zu konzentrieren, aber er wurde von den nervigen Frauen abgelenkt. Zwei Tische entfernt, drängten sich vier Frauen um einen kleinen Tisch. Jede von ihnen hatte einen Kaffee Becher zum mitnehmen neben sich stehen, und jede sah gleichermaßen abgelenkt aus. Nun, die drei dessen Gesichter David sehen konnte, sahen abgelenkt aus. Die vierte Frau hatte ihnen den Rücken zugewandt.
„Dieser da ist anbetungswürdig." sagte die Frau mit den Honig-blonden Haaren und blauen Augen, und nickte in Richtung des Mannes, der an ihnen vorbei lief. Er war groß, mit kurzen blonden Haaren.
„Welcher?" fragte die Brünette mit den braunen Augen.
„Gleich da, Anna."
„Meinst du, den Mann mit den blonden Haaren, Erin?"
„Ja." hauchte Erin ehrfürchtig. „Schau dir den Mann nur an, gekleidet in einen italienischen Anzug und das wunderschöne blonde Haar. Wie aus dem Ei gepellt." sie stieß einen Seufzer aus.
„Ich dachte, wir sollen uns auf unsere Arbeit konzentrieren." sagte die Brünette mit den blauen Augen plötzlich zu den anderen Frauen, und schaute über den Rand der Aktenmappe, die sie durchblätterte. „Hier dran muss etwas geändert werden. Es sieht ein wenig unbequem aus." Sie reichte der Frau, die mit dem Rücken zu David Stand, ein Blatt Papier.
„Aw, wir gucken doch nur Jennie." sagte Erin mit einem Lächeln und einem kleinen quengeln in der Stimme.
„Konzentriere dich auf deine Arbeit."
„Du hast mir nichts gegeben." erwiderte Erin.
„Würdet ihr zwei aufhören zu zanken?" fuhr die vierte Frau sie an. Sie schüttelte ihren Kopf und ihre schwarzen Haare, strichen auf eine sinnliche Weise ihre Taille.
„Tschuldige." sagten Jennie und Erin im Einklang. Sie verfielen ins Schweigen und David wandte sich wieder dem Lesen des Vertrages vor ihm zu. Er sollte einen Blick über Erics Vereinbarung schauen, Werbung für Highland Mist zu machen, einer zwei Jahre alten Bekleidungsmarke, die einen Aufschwung in der Modewelt erlangte. Alles schien in Ordnung zu sein, und er verstand nicht ganz, warum Eric in den ganzen Weg nach New York geholt hatte, um den Vertrag durchzugehen.
„Was ist mit diesen beiden?" schwebte Annas Stimme plötzlich in einem Flüstern zu ihm hinüber. „Beide dunkel und gut aussehend, was ich nicht alles dafür geben würde, mit ihnen auszugehen." sie seufzte und David schaute erneut zu ihr hinüber. Sie starrte ihn an und wandte sofort ihren Blick zurück zu den anderen Frauen an ihrem Tisch.
„Redest du von den Jungs, an den Tisch da drüben?" fragte Erin.
„Uh huh, ich glaube, einer von ihnen hat gesehen, wie ich rüber geschaut habe." Es war Hochsommer, also trugen alle vier Frauen Kleider. Eine leichte Brise zog an den Säumen und Erin fummelte an ihren Rock.
„Sie sind verdammt gut aussehend. Glaubst du, dass sie Models sind?" David wandte sich ab, aber beobachtete sie aus seinen Augenwinkeln. Jennie warf einen Blick in ihre Richtung und David lächelte.
„Was?" fragte Eric.
„Hörst du ihnen zu?" fragte David leise.
„Nicht wirklich." Eric schaute auf und zu ihnen hinüber. Er war nervös, und David fand das seltsam.
„Was ist los mit dir?"
„Nichts, es ist einfach....es ist nichts. Ich wusste nicht, dass du wieder mit jemanden zusammen bist." David seufzte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte auf den Vertrag vor ihm.
„Das bin ich nicht, aber Eric, es ist schon vier Jahre her, ich muss mich selbst davon überzeugen, dass sie nicht einfach auftauchen wird und wieder mit mir reden möchte." Er fuhr mit einer Hand durch seine Haare und seufzte. Es war schon wieder viel zu lang, aber er hatte nicht wirklich Lust, es schneiden zu lassen.
„Dave, ich muss dir etwas erzählen." sagte Eric leise.
„Würdest du sie mal ansehen, ich meine, sie sind atemberaubend schön."
„Erin, wenn du nicht hier sein willst, dann sag es einfach." Die scharfen Worte kamen von der schwarzhaarigen Frau.
„Tut mir leid, Meg, ich bin einfach nur super abgelenkt."
„Ist in Ordnung, aber wir müssen das wirklich vor dem Treffen um zwei, fertigkriegen." David erkannte plötzlich die Stimme, die Haare, den Rücken, die Frau. Er sprang fast auf seine Füße. Megan. Megan saß nicht einmal zehn Meter von ihm entfernt.
Er hatte sie seit etwas über vier Jahren nicht gesehen oder mit ihr gesprochen. Sie hatte ihn gebeten sie ihn Ruhe zu lassen, damit sie nachdenken konnte und das war das letzte Mal. Sie war kurz darauf weggezogen, und er hatte sie aus den Augen verloren. Jetzt war sie gleich da und blätterte durch die Papiere, die ihr Jennie übergab.
„Was ist es?" fragte David seinen Bruder, und versuchte zu entscheiden, was er tun sollte.
„Ich habe diesen neuen Klienten. Du schaust gerade über den Vertrag, den wir heute unterschreiben werden, aber ich kann den Klienten nur annehmen, wenn du zustimmst." David löste seinen Blick von Megans Rücken, so schwer es auch war.
„Wie bitte?"
„Ich hab das Gebot für Highland Mist zu werben gewonnen, aber ich wusste nicht wer der Besitzer war. Geh zur letzten Seite und schau auf den Namen." David tat wie ihm geheißen und erstarrte, nicht sicher, ob dies seine größte Chance, oder sein schlimmster Alptraum sein würde.
Megan wollte Erin nicht anschnauzen und sie wollte sich dafür entschuldigen, aber sie konnte es nicht. Die Frau machte sie wirklich wütend. Nun ja, es war nicht wirklich Erin. Es war das Treffen in einer Stunde mit Eric. Sie hatte ihn seit vier Jahren nicht gesehen, nicht seit sie Maine mit einem gebrochenen Herzen verlassen hatte. Sie weigerte sich über den Mann nachzudenken, der sie vor Jahren zerstört hatte. Sie versuchte immer noch das ganze hinter sich zu lassen. Jennie seufzte und Megan rollte mit ihren Augen.
„Oh um Himmels Willen, so toll können sie nicht sein." murmelte sie.
„Du solltest mal einen Blick riskieren." ermutigte Anna. Megan seufzte und drehte sich, um die Männer am Tisch nebenan zu betrachten. Sie waren beide über einen Stapel Papiere gebeugt, aber es war unmöglich, die Männer nicht zu erkennen.
Ihre Augen weiteten sich alarmiert, nicht, weil Eric in der nähe war, sie hatte schließlich in Kürze ein Treffen mit ihm. Nein, es war wegen des anderen Mannes am Tisch. David sah mit seinen Haaren, die etwas länger als früher waren, ein wenig wilder aus. Sie musterte ihn einen Augenblick lang, und es war einen Augenblick zu lang. Er schaute auf und ihre Blicke trafen sich.
Es war, als ob die ganze Leidenschaft, die sie miteinander geteilt hatten, wieder über sie einbrach. Sie konnte praktisch seine Lippen auf ihren spüren, egal wie sehr sie es versuchte zu blockieren. Aber es war mehr als nur das; sie konnte seine Worte hören, als er sie anflehte ihm noch eine Chance zu geben. Sie konnte die panische Angst in seinen Augen sehen, als er merkte, dass er sie verlor. Sie konnte die Leichtigkeit spüren, die damit kam in seiner Nähe zu sein, bevor es in ihrem Gesicht explodiert war.
Sie starrte ihn an, nicht sicher, ob sie weglaufen oder zu ihm laufen wollte. Die letzten vier Jahre waren schwierig gewesen, vermutlich die schwierigsten, die sie je erlebt hatte. Während sie sich um ein gebrochenes Herz kümmerte, war sie nach New York geflohen, wo sie schließlich in ihr Geld schöpfte, um ihr eigenes Lable zu gründen. Highland Mist, eine Mode-Linie, die gemacht wurde um hübsch auszusehen, aber ebenfalls bequem war. Wenn etwas nicht perfekt war, machte es Megan so. Sie hatte sich abgemüht, um gute Angestellte zu finden, und jetzt waren sie alle von unschätzbarem Wert, sogar die immer nervige Erin, die sich in Sekundenschnelle ein neues Kleid oder Hemd ausdenken konnte.
Sie wandte sich wieder den Papieren zu und versuchte so zu tun, als ob David nicht nur wenige Schritte von ihr entfernt saß, dass er nicht umwerfend gut aussah, und das er nicht so....okay. Sie hatte gehofft, ihn in seinen eigenen Selbstmitleid wälzend darüber, dass sie weg gerannt war, vorzufinden. Warum sie das jemals gehofft hatte, wusste sie nicht. David war weiter gezogen, das hatte er immer gemacht. Er benutzte ein Mädchen für etwas Spaß, und dann fand er eine neue.
„Sind sie das nicht?" drängte Erin und schnappte sich ein Muster von Jennie, um die Zeichnung auszubessern.
„Das kann man nicht leugnen." gab Megan widerwillig zu. Sie schaute über ihre Schulter und sah das David sie anstarrte, seine Augenbrauen hoben sich und ein kleines Lächeln zupfte an den fest zusammengepressten Lippen. Sie verdrehte die Augen und kehrte zu ihrem Papierkram zurück. „Lasst uns das fertig machen und zurück zum Büro gehen." Sie konnte den Café und Davids Blick nicht schnell genug entkommen.
Als Eric fast drei Stunden später in ihr Büro gelassen wurde, stand Megan mit einem leichten Lächeln auf den Lippen da. Eric ließ keinen Raum für ein Händeschütteln, er zog sie in eine vertraute und warme Umarmung. Megan, die seit Davids letzter, keine solche Umarmung mehr gespürt hatte, seufzte und lachte plötzlich.
„Hallo Eric," sagte sie und unterdrückte ihr Kichern.
„Megan." sagte er herzlich. „Wie ist es dir ergangen?" Sie trat zurück, und deutete auf die Couch auf der anderen Seite ihres Büros, wo sie sich setzen konnten.
„Ziemlich gut. Wie du sehen kannst, hab ich mein eigenes Label gegründet." sie war aufgeregt und lebhaft, etwas von dem Eric befürchtet hatte, dass es sich nach Davids Herz zerreißen geändert hätte.
„Das sehe ich, und in diesem Sinne, ist alles was du tun musst, nur den Vertrag zu unterschreiben und alles ist in Ordnung. Du kannst ihn zuerst lesen, wenn du willst. Aber du solltest wissen, dass ich niemals versuchen würde, dich über den Tisch zu ziehen." Er lächelte und seine Augen funkelten. Megan bot ihm etwas Wasser an und lehnte sich auf der Couch zurück.
„Ich hab keinen Zweifel daran, dass du ehrlich zu mir bist. Deshalb habe ich dich gewählt." lächelte sie.
„Das muss eine schwere Entscheidung gewesen sein."
„Nun, solange ich mit dir zu tun habe." sie ließ den Rest ihrer Aussage unvollendet. So lange sie sich nicht mit David beschäftigen musste.
„Natürlich hast du das. Ich bin der Ostküsten Repräsentant." lächelt er.
„Und wie ist es dir ergangen?" fragte sie, hob den Vertrag auf und unterschrieb ihn im blinden Vertrauen. Eric war froh, dass sie ihm vertraute, und war froh, dass alles wirklich so war, wie sie es wollte.
„Gut, wunderbar sogar." Er zeigte ihr seine Linke Hand und den goldenen Ring daran. „Ich habe letztes Jahr geheiratet." ihr Mund klappte geschockt auf.
„Hast du? Wen?" sie lächelte vor Freude, wenigstens hatte einer ein wirklich glückliches Ende. Nicht, dass Megan nicht glücklich mit dem war, was sie hatte, es war nur nicht das, was Eric hatte.
„Ihr Name ist Bella." Er griff in seine Tasche und zog seine Brieftasche heraus. Im Inneren war ein Bild von einer Frau. Sie war zierlich, mit einem lächelnden Gesicht, lachenden blauen Augen und weichen braunen Haaren.
„Sie ist eine glückliche Frau." kommentierte Megan. Eric lächelte und Megan wünschte sich, dass sie jemanden hätte, der ein Bild von ihr ansah und so liebevoll lächelte.
„Ich bin ein glücklicher Mann." Er lächelte erneut, aber diesmal war es ein wenig verlegen. „Wir hätten dich zur Hochzeit eingeladen, aber wir wussten nicht genau, wo du warst." er lachte nervös, als ob das erwähnen ihrer Verschwindens, eine schreckliche Sache wäre. Sie zuckte mit den Schultern.
„Nicht deine Schuld." erwiderte sie, und errötete leicht.
„Du bist gegangen." sagte Eric leise.
„Ich hab nicht dich verlassen." sagte sie verteidigend.
„Nun, nein, aber dennoch."
„Eric, können wir bitte nicht damit anfangen." Etwas in ihrer Stimme, in ihrem Gesicht, ließen ihn inne halten. Er betrachtete sie und sah den kaum verdeckten Schmerz in ihren Augen. Sie war nicht über ihren Bruder hinweg, nicht einmal ein bisschen.
„In Ordnung, ich lass dich damit davon kommen, dass du vier Jahre lang verschwunden bist." Sie lächelte dankbar.
„Du klingst, als wärst du ein wenig zu beschäftigt gewesen, als dich darum zu sorgen." fügte sie hinzu. Eric zuckte mit den Schultern. Er hatte es bemerkt. David war ein Schatten seiner selbst geworden, schmiss sich in die Arbeit und besuchte seine Eltern niemals. Er war immer noch wütend auf Darlene, und mit Sam auch nicht viel glücklicher, der Darlene nicht früh genug aufgehalten hatte.
„Es war mir nicht egal." sagte er leise. „Ich hab nur nicht darauf gewartet, dass du zurück kommst." Seine Worte ließen sie innehalten und ihn anstarren, als ob sie versuchte herauszufinden, ob er auf etwas hinweisen wollte.
„Tut mir leid, dass ich deine Hochzeit verpasst habe. Ich würde Bella gerne irgendwann mal kennen lernen."
„Sicher, aber du musst nach Connecticut kommen, um sie zu treffen." Megan lächelte und nickte.
„Jederzeit." Sie warf einen Blick auf die Uhr, um die Zeit festzustellen.
„Musst du heute Abend irgendwohin?" fragte Eric, Neugier färbte seine Stimme. Megan lächelte.
„Eine heiße Verabredung." scherzte sie.
„Wirklich?" fragte Eric völlig ernst.
„Nein," antwortete sie ehrlich und hob ihre Augenbrauen. „Bleibst du lange in der Stadt?"
„Etwa eine Woche." sagte er und griff in seine Tasche, als sein Handy vibrierte.
„Wie lange ist er hier?" sie brauchte nicht weiter auszuführen, wenn sie mit 'er' meinte.
„So lange wie ich." kommentierte er und beobachtete ihr Gesicht aufmerksam.
„Oh, also, wenn du Lust hast irgendwann Essen zu gehen?" sagte sie mit einem lässigen Schulter zucken.
„Sicher, wie wäre es mit Dienstag?"
„Klar doch."
„Ich hole dich um sieben Uhr ab." sagte er und stand auf. „Ich muss diesen Kerl zurückrufen." Er bot ihr seine Hand an. Sie lächelte und umarmte ihn.
„Es ist schön dich zu sehen."
„Gleichfalls, wir sehen uns am Dienstag." er küsste sie auf die Wange und ging dann. Megan seufzte und setzte sich wieder. Wie sollte sie diese Woche überleben, wenn David ebenfalls in der Stadt war?
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