Kapitel 1
„Ich hab einen Vorschlag für dich, Megan Murray." sagte er und kam in das winzige Büro gelaufen, wo sie sich darauf vorbereitete, ein Gastdozent für eine College-Klasse zu sein. Er warf ihr die Flasche Wasser zu, um die sie gebeten hatte und ließ sich in einem Stuhl neben den Schreibtisch fallen.
Wenn sie sich zurück erinnerte, war ihr erstes Treffen ein Wirbel aus Farben, Gerüchen und Geräuschen. Wenn sie zurückdachte, konnte Megan sehen, wie sie mit David so gute Freunde geworden war. Er war ehrlich und überaus freundlich, ganz zu schweigen von teuflisch charmant und sagenhaft gut aussehend. Sein Charme versäumt es jedoch, sie auf die Knie zu bringen, aber verzückte ihren Verstand trotzdem.
„Hat das was mit deiner Reise zu tun, über Weihnachten nach Hause nach Maine zu fahren, die du heute schon zum 20igsten Mal erwähnt hast?" fragte sie und zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Komm schon Megan. Du musst mir helfen." bettelte David, fiel auf seine Knie und starrte sie mit zusammengefalteten Händen an. Das war noch so eine Sache, die sie an David liebte, er war einer der albernsten Menschen, die sie kannte.
„Ich weiß nicht, Dave. Du musst mir diesen Vorschlag erklären." Sie schaute in den Spiegel und legte etwas Wimperntusche nach.
„Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll." stöhnte er, ließ seine Hände fallen und starrte zu ihr hinauf.
„Wie wäre es mit dem Anfang?" schlug sie vor, schloss ihren Schminkbeutel und strich einmal über den schönen schwarzen Anzug, den sie trug.
„Meine Mutter." seufzte er. „Sie denkt, ich habe eine Freundin."
„Hast du nicht." murmelte Megan, schüttelte ihren Kopf und schaute ihn mit ihren grünen Augen an.
„Aber ich hab ihr gesagt, dass ich das habe. Mein Vorschlag ist also, dass du mit mir nach Maine kommst und so tust, als wärst du meine Freundin." Er wollte das sie 'So tun als ob' spielte? Ein Kinderspiel von dem Megan Murray nie geträumt hätte, es im alter von 24 nochmal zu spielen. Sie starrte ihren engsten Freund, David Preston, geschockt an.
„Komm schon, Meg. Bitte hilf mir." David war wieder beim betteln, seine Hände erneut gefaltet. Es brachte sie zum Lächeln, selbst als sie über seinen absonderlichen Wunsch ihren Kopf schüttelte.
„Warte, erkläre mir das noch mal. Deine Eltern glauben, dass du eine Freundin hast?" fragte Megan, verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und schaute ihm mit verengten Augen an.
„Uh huh." er lächelte mit einer knabenhaften Unschuld, die sie ihn keinen Augenblick lang abkaufte.
„Wie kommen sie zu dieser Vorstellung, David Matthew Preston?" Sie überprüfte zum dritten Mal, ob ihre Haare richtig lagen und ihr Make-up einwandfrei war. David stand auf und staubte seine Knie ab.
„Du siehst gut aus, hör auf dir Sorgen zu machen. Und ich hab ihnen vielleicht vor sechs Monaten erzählt, dass ich mit einem Mädchen zusammen bin." Er strich ihr einen Flusen vom Ärmel und schenkte ihr ein weiteres zögerndes Lächeln.
„Warst du?" fragte Megan, und strich die bunten Reversen glatt, die ihren sonst schwarzen Anzug schmückten.
„Spielt das eine Rolle?" erwiderte er und richtete den Kragen ihres grauen Hemdes. Megan hob ihre Augenbrauen und starre ihn an. „Okay, ja, war ich. Aber sie war nichts ernstes und ich hab meiner Mutter erzählt, dass sie das wäre." Keine von Davids Freundinnen war jemals was ernstes, etwas das Megan ihm ständig vorhielt.
„Und in sechs Monaten konntest du also nicht die Zeit finden, sie aufzuklären?" fragte Megan und legte ihre Hände auf die Hüften.
„Ähm, nein." David trug so einen komischen Ausdruck auf seinen Gesicht, dass Megan merkte, wie einiges von ihrer Frustration verschwand.
„Es ist nicht wirklich so schwierig, Dave. Ruf einfach deine Mutter an und sag ihr, dass du Schluss mit dem Mädchen gemacht hast." Sie drehte sich um und begann ihre Notizen vom Beistelltisch einzusammeln. „Oder dass sie mit dir Schluss gemacht hat." fügte sie hinzu und zuckte mit den Schultern.
„Bitte Megan? Ich werde alles für dich tun."
„Warum kannst du nicht einfach die Wahrheit zugeben?" fragte sie, öffnete ihr Wasser und nahm einen Schluck.
„Meine Mutter ist furchteinflößend." murmelte er und schaute missmutig auf den Boden.
„Warum dann ich? Ich bin sicher, dass du zehn andere Frauen finden kannst, die bereit sind, einen Monat lang deine Freundin zu spielen." Sie ließ ihren Blick einen Moment lang über seinen atemberaubenden Körper und seinen schönen Gesicht wandern. Er könnte wahrscheinlich zwanzig Frauen finden, die bereit wären einen Monat an seinem Arm zu hängen.
„Ja, könnte ich." antwortete er mit einem selbstgefälligen Grinsen. „Das Problem ist, dass mich keine seit sechs Monate oder länger kennt. Außerdem würde ich nur mit meiner Geschichte jede anständige Frau abschrecken." Er setzte ein weiteres knabenhaftes Grinsen auf und zwinkerte ihr zu.
„Ich muss dann wohl über eine äußerst geringe Selbstachtung verfügen." witzelte sie, verengte die Augen und starrte ihn finster an. Er lächelte erneut und gab ihr einen Schubs zur Tür neben ihnen.
„Jeder weiß, dass es dir nicht an Respekt und Selbstvertrauen fehlt. Wir reden, wenn du da draußen fertig bist." Sie lächelte zu ihm zurück und verließ das Büro. Er lief neben ihr, als sie sich auf den Weg zum Hörsaal machte.
„Ich will nicht darüber reden, Dave. Ruf deine Mutter an und sag ihr die Wahrheit." knurrte sie, zog die Tür zum Hörsaal auf und trat ein, um einer vierhundert Studenten großen Klasse einen Vortrag über die Vorzüge der Modeschule, und was sie dort gelernt hat, zu halten.
Megan brach drei Stunden später mit einen Seufzer auf ihrem Sofa zusammen, sie war müde. Nach dem Vortrag, war sie vor David geflohen, da sie ihm keine Antwort geben wollte, ohne darüber nachgedacht zu haben, was er da vorschlug. Es war eine Täuschung, die weit über sie hinaus ging. Sie konnte kaum Lügen ohne Rot zu werden, geschweige denn vorgeben, dass sie seit sechs Monaten mit ihm zusammen war.
Der Schwindel der nötig war, um Davids Eltern in den Glauben zu bringen, dass sie seine Freundin wäre, wäre beispiellos für sie, und sie konnte sich nicht einmal vorstellen, wie sie anfangen sollte, darüber nachzudenken.
Rufus, ihr schwarz-weißer Chihuahua, sprang neben ihr auf die Couch, um ihr Handgelenk abzulecken. Sie streichelte geistesabwesend seinen Kopf und ihre Augen schlossen sich langsam. Als sie dem Schlaf immer näher rückte, klingelte ihr Handy plötzlich, und riss sie aus ihrem ruhigen Schlummer.
„Hallo?" fragte sie gähnend und versuchte ihre Augen offen zu halten.
„Megan," erklang seine strenge Stimme am anderen Ende der Leitung. „Du hast mich nach dem Vortrag sitzen lassen. Ich hab eine Stunde lang vor dem Hörsaal gewartet." Seine Stimme klang für ihre Ohren verschwommen.
„David?" seufzte sie müde. „Ich schlafe, Dave."
„Tut mir leid, aber ich muss mit dir darüber reden. Lässt du mich rein?" Sie drehte sich um und schaute zu ihrer Haustüre. Sie war so weit weg.
„Wo ist dein Schlüssel?" stöhnte sie, schloss ihre Augen und ließ den Schlaf wieder über sie fallen.
„Er ist zu Hause, lass mich rein." Seine Stimme schreckte sie erneut aus dem Schlaf.
„Die Tür ist offen." murmelte sie, nicht sicher, ob sie das auch wirklich war, aber es war ihr auch egal. Sie beendete den Anruf, rollte sich wieder herum und hoffte, dass sie wieder einschlafen würde.
David kam herein und schaute sich um. Er fühlte sich in Megans kleiner Wohnung immer wohl. Die Zimmer waren dunkel, nur beleuchtet von der kleinen Lampe neben Megans Couch. Sie lag, immer noch in ihrem Anzug, ausgestreckt auf der Couch.
Rufus sprang von der Couch und stürzte sich mit seinen pelzigen Körper gegen die Füße des Mannes. Megan reagierte nicht, außer dass sie sich noch fester in die Couch kuschelte. David schaltete das Wohnzimmerlicht an, zog seinen schwarzen Mantel aus und legte ihn auf die Küchentheke, als er daran vorbei ging. Er bemerkte das Megan ihre Augen fester schloss, als das Licht versuchte sie zu wecken.
„Du weißt schon, dass man Haustüren abschließen sollte, wenn man schläft." sagte er. Megan drehte sich um, um David mit ihren erstaunlich grünen Augen sauer an zu schauen. Es war das erste, was ihm an ihr aufgefallen war, als sie sich kennengelernt hatten. Ihre Augen, sie hatten ein so lebendiges grün, dass sie fast schimmerten.
„Leute sollten auch nicht vorbeikommen, wenn man schläft." sagte sie durch zusammengepresste Zähne. David wusste aus Erfahrung, dass sie noch nicht sauer war, nur etwas genervt.
„Auch wahr, aber Menschen haben die fiese Angewohnheit aufzutauchen, wenn sie nicht erwünscht sind." Er setzte sich neben ihre Füße und zog Rufus auf seinen Schoß.
„Wie du?" fragte sie.
„Nein, wie meine Eltern und ihre Einmischung in mein Liebesleben. Was uns zurück zu meinem Problem bringt." er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie finster an.
„Sag ihnen, dass du Schluss gemacht hast." grummelte sie, rollte sich herum und legte den Kopf auf ein Kissen.
„Nun, siehst du, damit gibt es ein Problem." Sein Ton ließ ihren Kopf wieder herum schnellen.
Megan sah ihn mit ihren grünen Augen scharf an. David sah nervös aus. Er räusperte sich, als wolle er etwas sagen, aber stoppte dann. Es war seltsam, diesen selbstbeherrschten Mann, so besorgt zu sehen. Er erschien immer wie jemand, der die Kontrolle über jede Situation hatte.
Währendes amüsant zu sehen war, wie seine Arroganz mal einen Gang zurückgeschaltet wurde, machte es sie aber ebenfalls nervös.
Megan kannte David schon seit vier Jahren, und in dieser Zeit hatte sie viele Geschichten über seinen Vater, seinen Bruder, seinen Cousins und seine Großeltern gehört, aber hatte nichts von seiner Mutter, vor welcher er scheinbar so viel Angst hatte und der er vorsichtig gegenüber war.
„Ein Problem, David?" fragte sie, als er sich zum dritten Mal räusperte. Er schaute sie einen Augenblick lang an und blinzelte dann mit seinen blauen Augen.
„Ich hab ihnen bereits irgendwie gesagt, dass du mitkommst." er lächelte verlegen und begann dann, ihr die Schwarzen High Heels von den Füßen zu streifen. „Wie kannst du nur in diesen Anzug schlafen?"
„Bitte sag mir, dass du deinen Eltern nicht gesagt hast, dass ich deine Freundin bin. Sag mir, dass du nicht meinen Namen benutzt hast."schnauzte sie und setzte sich auf, um ihn anzustarren, und ignorierte seine Hände, die ihre schmerzenden Füße massierten.
„Du siehst hübsch aus." merkte er an und grinste dabei hoffnungsvoll. Er streckte seine Hand aus, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
„Such dir eine andere Megan, du Idiot." Sie schlug ihn mit einem Kissen gegen den Kopf und legte sich wieder auf die Couch. Er nahm ihr das Kissen aus den Händen und warf es durch das Zimmer. Rufus rannte mit einem erfreuten jaulen hinterher.
„Komm schon, Meg. Ich werde alles für dich tun. Bitte lass mich meiner Mutter nicht allein gegenüber treten."
„Wirst du mich anflehen?" fragte sie, zog ihre Augenbrauen in die Höhe und hoffte, dass er das tun würde. Es war immer lustig, David zum betteln zu bringen.
„Ich bin nicht allzu Stolz, meine Liebe." er fiel neben den Sofa auf die Knie, und fasste sich mit seinen Händen an sein Herz.
„Warst du schon immer so dramatisch?" sie seufzte, aber spürte ein Lächeln an ihren Mundwinkeln zupfen. So nervig er auch manchmal sein konnte, er war wirklich ein Lieber.
„Megan, Perle meines Herzens, Grübchen in meinem Lächeln, Lied meiner Seele. Bitte?" Seine Worte hatten den erwünschten Effekt, Megan kicherte.
„Welches davon bin ich? Bin ich eine Perle, ein Grübchen oder ein Lied?" fragte sie kichernd. Sie wusste, dass er seinen Charme bei ihr einsetzte, aber wie konnte sie widerstehen, wenn er es so gut tat?
„Alles davon, Schätzchen. Megan, ich schwöre, wenn du das für mich tust, werde ich alles für dich tun. Was brauchst du?" Er nahm ihre Hände in seine und drückte sie fest.
„Im Moment nichts." seufzte sie schwer. „Wenn ich ja sage, und ich sagte nicht, dass ich das tue, was müssten wir dann tun?"
„Meine Eltern anlügen." erwiderte er mit einem Schulter zucken. Rufus kam mit dem Kissen im Maul zurück gestolpert. David nahm es ihn ab und warf es erneut.
„Soweit hab ich das schon kapiert, David. Was sonst noch?" fragte sie steif.
„Na ja, wir müssen meine Mutter täuschen, was leichter gesagt, als getan ist. Wir müssen uns Einzelheiten merken und so was."
„Wie...?"
„Wie wir uns kennen gelernt haben, unser erstes Date, solche Sachen."
„Also, ich denke, es wäre am besten, sich soviel wie wir können, an die Wahrheit zu halten."
„Ist das ein Ja?" Er sprang auf und zog sie in eine Umarmung. Plötzlich fing er an zu lachen. „Danke, danke, danke." wiederholte er wie ein Mantra. Erleichterung war deutlich in seiner Stimme zu hören.
„Ich hab noch nicht 'ja' gesagt." erinnerte ihn Megan trocken.
„Aber das wirst du." murmelte er glücklich und beugte sich hinunter, um ihre Wange zu küssen. „Danke" Sie beobachtete ihn mit einem amüsierten Blick, als er sie los ließ und in die Küche ging, um zwei Gläser Wein einzuschenken.
„Wir können anfangen zu üben, aber ich kann immer noch nein sagen, wenn ich beschließe, dass es zu riskant ist."
„Was würdest du riskieren? Wenn meine Mutter unseren Plan entdeckt, wird sie wütend sein, aber hauptsächlich auf mich. Du wirst hierher zurück kommen und musst nie wieder an sie denken."
„Bis sie hier her kommt, um dich zu besuchen." antwortete Megan, als er ihr ein Glas Wein reichte. Sie nahm einen Schluck von Carbernet und lächelte. „Ich bin kein besonders guter Lügner." fügte sie hinzu und brachte schließlich ihre größte Angst vor dem Abenteuer, dass er ihr vorgeschlagen hatte, zum Ausdruck.
„Ich weiß es, aber du kennst mich gut, und dein Erröten, wenn sie nach deinen Gefühlen für mich fragen, wird mehr nach einem Unschuldigen Ding, als nach einem Lügner aussehen." er beugte sich vor und küsste ihre Wange. „Mach dir keine Sorgen, Süße."
„Das tue ich aber." murmelte sie und seufzte, als er den Kopf schüttelte.
„Nochmal, was hast du zu riskieren?" fragte er mit einem weiteren Grinsen. Sie sah ihn an und fragte sich, was sie zu riskieren hatte.
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