Der Koffer schlug dumpf auf dem Boden auf, als ich ihn aus dem Kasten hob.

Elian hätte mir beim Packen leicht helfen können, aber direkt nach unserem Gespräch verhielt er sich mir gegenüber wieder so, als wäre ich unsichtbar.

Ich wusste ja nicht  einmal, dass Elian eine Stiefmutter hatte.

Aber, wenn er eine Stiefmutter hatte, dann musste entweder seine richtige Mutter tot sein oder seine Eltern hatten sich getrennt.

Keines von beidem habe ich aber je mitbekommen. Ich wusste nur, dass seit ich denken konnte, Oma nie bei sich zu Hause war. Wir besuchten sie immer nur im Krankenhaus.

Abrupt stand ich auf und stürmte in Elians Arbeitszimmer. Da saß er, über seinen Block gebeugt und zeichnete wirre Skizzen.

Seit wann ist Oma tot

Überrascht zuckte er zusammen und schaute mir in die Augen. Ich erwiderte den Blick ohne zu zögern und wartete auf eine Antwort.

Wusstest du das nicht?

fragte er, riss den Blick los und wandte sich wieder seinen Zeichnungen zu.

Sonst hätte ich nicht gefragt

fauchte ich und ging einen Schritt näher zu seinem Schreibtisch.

Du wirst heute zu meiner Stiefmutter kommen, sie wird dir alles erklären

Er seufzte nicht einmal, während er es sagte. Nichts. Elian war komplett emotionslos.

Wieder einmal wollte ich ihn anschreien. Wollte ihm sagen, dass ich aber wollte, dass er es mir erklärte, aber schließlich nickte ich nur und ging wieder in mein Zimmer, um gleich darauf wieder mit fertig gepackten Koffern im Arbeitszimmer zu stehen.

Er war ein hoffnungsloser Fall. Ich war ein hoffnungsloser Fall.

Ich bin bereit

flüsterte ich.

Für ein neues Leben

fügte ich in Gedanken hinzu.