13
»Er wurde zu deinem Glück, du machtest
ihn zu dem Sinn in deinem Leben. Und
genau dies war dein größter Fehler.«
ASPIRATION
„Sollte ich ihn anrufen? Oder soll ich auf seinen Anruf warten?" starrst du besessen
auf dein Handy, Jungkook hört deiner Verzweiflung überhaupt nicht zu.
Der Vorfall spielte sich vor zwei Tagen ab, Taehyung schrieb dir nicht, wie er es sonst eigentlich so oft wie möglich tut. Deshalb
habt ihr euch auch nicht mehr getroffen,
wie ihr es sonst eigentlich jeden Tag tut.
Nicht Mal zwei ganze Tage bist du ohne
ihn und dennoch vermisst du seine Nähe schrecklich. Seine Wärme und seine Stimme. Einfach seine Präsenz genügt deinem Glück.
„Ich habe eine Idee!" schreckst du auf,
steckst dein Handy weg „Ich werde ihn
einfach besuchen und mich entschuldigen."
Nun wird Jungkook aufmerksam, er muss ironisch und laut auflachen „Verarschst du mich gerade? Sag mir, dass du das nicht
ernst meinst." sieht er nun zu dir herüber,
er steht fertig angezogen an der Gartentür.
„Wieso denn nicht?" meinst du hektisch,
malst im Kopf deine Entschuldigung aus.
„Ich hätte ihm von Jimin erzählen sollen,
dann wäre der Schock niemals so groß
gewesen.." redest du dir ein, gehst das
Wohnzimmer aufgeregt auf und ab.
„Der Schock? Er hat dir sicherlich auch
nicht von seinen Ex Freundinnen erzählt,
also musst du das ebenso nicht." schüttelt
Jungkook abfällig den Kopf, ahnt nicht,
was für Gedanken er dir damit macht.
Denn über potenzielle frühere
Freundinnen Taehyungs hast du noch
nie so richtig nachgedacht. Ein Mann
wie er kann jede haben, jede, die dir
sicherlich um Mengen überlegen sind.
Was, wenn er gerade bei einer Frau
dieser Art ist? Was, wenn er bereits mit
eurer Beziehung abgeschlossen hat?
Das Ertönen der Hausklingel reißt deinen Gedankenwall vorteilhaft ein. Dies sieht Jungkook dann auch als passendes Zeichen,
sich durch den Garten auf den Weg nach draußen zu machen. Angeblich gehe er nun
Mal wieder arbeiten, wie so oft schon.
Ungewollt macht sich ein Funken Hoffnung
in dir breit, als du auf die Haustür zugehst.
Sein engelsgleiches Gesicht ist alles, was
du nun erblicken willst. Viel zu enttäuscht
blickst du in das Gesicht des alten Postboten, der schniefend ein Paket in das deine hält.
Geknickt nimmst du dieses entgegen, unterschreibst und knallst ihm die Tür
vor der Nase zu. Du hasst, wie der Postbote
dich immer anglotzt. So, als würde er sich danach im Wagen einen runterholen.
Das Etikett des Paketes erblickend, bist
du überrascht. Es ist nicht deine Zalando Bestellung von letzter Woche, sondern ein
unbekannter Absender. Direkt öffnest du
das an dich adressierte Paket, folgend
findest du eine Tüte in diesem vor.
»ich habe gesehen, wie deine Augen dieses Kleid angestrahlt haben. du wolltest es nicht kaufen, doch es ist deiner Schönheit würdig.
bitte trage es heute Nacht für mich,
20 Uhr.«
- T
liest du dir das Kärtchen an der Tüte durch.
Unbewusst schmunzelst du, als du über
den hochwertigen Stoff fährst. Öfters schon wollten deine Eltern dir ein teures Kleid andrehen, doch viel lieber bliebst du bei
deiner einfachen Jeans und Pullover, da
diese dir viel nützlicher und kostengünstiger erschienen.
Als du aber neulich mit Taehyung in der
Stadt gewesen bist, hast du dich in dieses sündhaft teure Kleid verliebt. Natürlich
konnte er diesen Wunsch von deinen
Augen ablesen, er liest jeden Wunsch ab.
Ein preiswerter Traum, dachtest du dir.
Taehyung ließ ihn ohne großartig zu zögern
Realität werden, nur um dich glücklich zu machen. Auch wenn man bedenken sollte,
dass materielle Dinge nur temporär das
Glück erhalten.
Pünktlich tritt er dir um 20 Uhr unter
die Augen, du stehst noch oben auf deinem
Balkon, als er durch deinen Vorgarten
schreitet. Du kannst nicht leugnen, dass
dein Herz bei seinem Anblick einige Sprünge gemacht hat. Schließlich hast du ihn 48 Stunden lang nicht mehr gesehen.
Taehyung überreicht dir einen frischen Rosenstrauß, als du ihm die Tür öffnest.
Direkt werden deine Augen größer, er
geht einen Schritt auf dich zu und küsst
dich sanft auf die Wange, was du zulässt.
Tief atmest du durch, schmunzelnd legst
du den Strauß beiseite, während er dich
in dem neuen Kleid betrachtet und staunt.
„Y/N.." haucht er, kommt erneut auf dich
zu, nur um dich dieses Mal richtig küssen
zu können. Euphorisch willst du den Kuss
vertiefen, er löst sich dennoch nachdenklich
von dir. Als hätte er vor, etwas zu sagen.
Tatsächlich kannst du dir denken, dass nun eine Entschuldigung seinerseits folgt. Dass
er erklärt, wieso er einfach so verschwunden
ist und wieso er Abstand genommen hat.
„-ich habe einen Tisch in deinem Lieblingsrestaurant reserviert." lächelt er,
dich fest an seinen Oberkörper ziehend.
Eine Erklärung bleibt aus.
Er wird sich auch nicht mehr entschuldigen.
Weil er nicht über seine Gefühle spricht.
Weil er sich nicht erklärt, sich nicht vergibt.
Für einige Sekunden bist du sprachlos, du kannst nicht glauben, wie er so tut, als sei
nichts geschehen, als sei alles beim Alten
und die letzten Tage nur Einbildung.
Doch zärtlich fährst du ihm über die Stirn, tätschelst seine leicht gebräunte Haut. Wenn
du ihn so ansiehst, kannst du ihm gar nicht böse sein. Wenn du ihn so ansiehst, erkennst du keine Fehler, er hat keine Fehler.
„Ich habe dich vermisst." ist das einzige,
was du über die Lippen bringen kannst, als sein wohliger, einzigartiger Duft in deine
Nase steigt und du ihn fester umarmst.
Sein Griff um dich wird ebenso stärker,
er streichelt über deinen Rücken. „Das brauchst du nicht mehr, denn ich bin
hier. Bei dir, Engel." beruhigend werden
seine Handbewegungen langsamer.
Die Augen schließend, lehnst du dich an
seine starke Brust und genießt seine Nähe.
Nachdem er dich auf den Kopf geküsst hat,
sieht Taehyung in den großen Wandspiegel,
der sich gegenüber von euch erstreckt.
Das Bild von dir in seinen Armen, wie er dich behutsam schützt und du ihm ausgeliefert bist. Er kann dieses Bild nicht vergessen, er will
es niemals vergessen. Sein eigenes Spiegelbild starrt er nun an.
Der Mann im Spiegel gefällt ihm nicht.
Doch ihm gefällt die Frau, die den Mann umschwärmt, beinahe schon vergöttert.
[...]
Das Rendezvous ist ruhig verlaufen, ihr
habt jeweils eure übliche Lieblingsspeise bestellt, viel geredet und gelacht. Ihr habt
über alles mögliche geredet, ihr seid auf
einer Wellenlänge. Jedoch habt ihr nicht
mehr über den vorgestrigen Vorfall gesprochen.
Nun verlasst ihr das Restaurant, du
willst gerade in seinen Wagen steigen, da
packt dein Freund dich an der Taille. Leicht
an den Wagen gedrückt siehst du zu ihm
auf, während er lässig an dir lehnt und
dich ernst ansieht. Der schwarze Anzug
schmeichelt seiner Haut, Taehyung
sieht wunderschön aus.
„Was?" musst du nun leicht seufzend
lachen, als er sich immer noch nicht
regt und dich nur stumm mustert.
Da lehnt er sich langsam zu dir runter,
seine Nase an der deinen. Beinahe liegen
seine Lippen auf den deinen, du vermutest einen Kuss und schließt bereits deine Augen.
„Ich habe dich auch vermisst." geht er auf deine frühere Aussage ein. Seine Tonlage
ist verändert, so brüchig und verlegen.
Als du die gehauchten Worte gegen deine Lippe wahrnimmst, durchfährt dich ein
bisher unbekanntes Gefühl. Mal wieder
wird dir bewusst, dass du mit deinem
Schwarm zusammen bist. Der Mann,
der für dich immer unerreichbar schien.
Vorsichtig fährst du ihm über die
Oberarme, viel zu gerne hast du ihn
um dich. Eigentlich könntest du dir
auch niemals vorstellen, einen anderen
Mann so intensiv um dich zu haben.
Du entwickelst wahre Gefühle für ihn.
So, wie du es zuvor noch nie in deinem
Leben empfunden hast, es nie wieder auf
diese Art und Weise empfinden würdest.
„Taehyung, wo bist du gewesen?" rutscht
eine begehrte Frage über deine Lippen,
kurzzeitig bereust du deine Voreiligkeit.
Aber Ehrlichkeit gehört zu einer Beziehung. Ehrlichkeit und Vertrauen. Denn die Angst,
dass Taehyung Geheimnisse vor dir birgt,
haftet nach wie vor an deinem Herzen.
Seine Nase fährt sanft über deinen
Hals, sein Mund ruht an deinem Ohr. Tief einatmend streichelt er deine Oberschenkel, sein Körper noch an den deinen gelehnt.
„Ich war nie fort." betont er jedes Wort
einzeln, öffnet dann mit der einen Hand
hinter dir die Autotür zum Beifahrersitz.
[...]
Eher gedankenverloren schlenderst du
durch den Flur der Universität, deine
Bücher fest an die Brust gepresst.
Gerade willst du um die nächste Ecke
biegen, da sticht eine bekannte Stimme
aus deiner lauten Umgebung hervor.
„Und hier ist die Cafeteria?" fragt Jimin
den Tutor, der ihn rumführt. Mit großen
Augen kannst du seine Stimme sofort identifizieren, drehst dich zu ihm um.
Jimin trägt bereits seine Schuluniform
und einen Bücherstapel. Anscheinend ist er
einer der Früheinsteiger, die 5% der neuen Studenten, die aufgrund ihrer Leistungen das Einführungssymester überspringen können.
Kaum ist die Arbeit des Tutors getan,
dreht Jimin sich auch schon zu dir. Natürlich hat er dich erblickt, auch wenn du auf der
anderen Seite des Flures stehst.
Mit einem breiten Lächeln geht er auf dich
zu, am liebsten würdest du kehrt machen
und einfach verschwinden. Doch irgendetwas hält dich davon ab. Vielleicht bist du einfach
zu interessiert an seinen folgenden Taten.
Zu deiner Überraschung bleibt Jimin wie angewurzelt stehen, sein Lächeln schindet
in derselben Sekunde. Ohne zu zögern, ist
er es, der kehrt macht und spurlos in die andere Richtung verschwindet.
Leicht runzelst du deine Stirn, du fragst
dich, was sein Vorhaben geändert hat.
Schulterzuckend drehst du dich um und
willst zu deiner nächsten Vorlesung, da
läufst du jedoch direkt in Taehyungs Arme.
Aufrecht steht er nur einige Meter hinter
dir, wie er es eben schon tat. Er muss der Grund für Jimins Rückzug gewesen sein,
nicht wahr?
„Hey.." umarmst du ihn leicht,
schützend zieht er dich an seine Brust,
du lehnst deinen Kopf an ihn.
„H-hast du Jimin gesehen? Ich hätte
niemals gedacht, dass er wirklich einer
der Frühstudenten ist..." leitest du dann
ein, als ihr Hand in Hand durch die
Universität geht.
All die Blicke, all die krankhafte Eifersucht.
Sie treffen dich wie Blitze, er bekommt davon nichts mit, drückt deine Hand nur fester.
„Der Kleine ist kaum zu übersehen
mit seinem Grinsen. Schade, dass er uns
nicht begrüßt hat. Ich würde ihn gerne kennenlernen." überrascht seine Aussage
dich ein wenig.
„Du willst ihn kennenlernen? Warum
würdest du das wollen?" musst du leicht
auflachen, bleibst vor ihm stehen.
Kurz scannen seine Augen eure Umgebung, dann sieht er zu dir hinunter. „Weißt du,
ich möchte einfach sehen, was du an ihm
gefunden hast. Außerdem ist es wohl für
uns alle besser, wenn wir keine Feinde
sind." erklärt er.
Schnell schüttelst du den Kopf.
„Das wird nicht nötig sein, ich möchte
nichts mehr mit ihm zu tun haben. Nicht
Mal freundschaftlich. Also brauchst du dir auch keine Sorgen machen."
„Hmm, darf ich wenigstens wissen,
wieso eure Beziehung endete?" hackt er
mit gehobener Augenbraue nach.
„Ich denke, dass unsere Gefühle einfach nie stark genug gewesen sind. Es war eher eine kurzfristige Schwärmerei und keine Liebe."
lügst du Taehyung teilweise an.
Denn in Wahrheit gab es einen weiteren Grund, wieso eure Beziehung ein Ende nahm.
Schon als du Taehyung das erste Mal hier auf dem Campus erblickt hast, haben deine Augen aufgeleuchtet. Sofort hast du begonnen, für den Unbekannten zu schwärmen.
Immer wenn du den so perfekt
erscheinenden Mann ansahst, fühlte
es sich so an, als müsstest du ihn
kennenlernen, um jeden Preis.
Jedenfalls bist du nebenbei noch Jimins Freundin gewesen, was dich gar nicht mehr interessierte. Taehyung war ab sofort der einzige Mann, der deine Aufmerksamkeit bekam. Und vielleicht sogar ist dies der
Tod deiner Beziehung gewesen.
„Ich möchte übrigens liebend gerne mit dir
zu der Hochzeit gehen.." wechselst du das Thema, erleichtert fasst er sich ans Herz.
„Gut, denn ohne dich wäre ich nicht erschienen. Aber ich muss dich vor etwas warnen.." wird er nun ehrlicher, weshalb
du gespannt die Ohren spitzt.
„Halte dich von meinem großen Bruder
fern, er spannt mir gerne die Frauen aus." meint er ernst, auch wenn du die erste
Frau bist, die Bekanntschaft mit seiner
Familie machen wird. Oder die zweite?
..Fortsetzung folgt..
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