Kapitel 40.3
Kapitel 40.3
„Ja, das klingt nach euch", lachte Nanami leise. „Ich finde es trotzdem sehr praktisch. Gehen wir jetzt zum Friedhof?"
„Wenn du möchtest. Ich bringe dich hin", sagte er und klang emotionslos dabei.
Sie lächelte dankbar. „Das ist toll", strahlte sie, weil sie sich sehr darauf freute.
Auf ihren Wunsch hin, nahm er ihre Hand und zog sie in eine Richtung vom Markt weg. Sie mussten die Stadt verlassen, um den Friedhof zu erreichen. Da er sich auskannte, waren sie bald hinter den Stadtmauern. Dort war es wesentlich ruhiger und Nanami sah, dass der Weg zum Friedhof gut begehbar war.
Zudem bemerkte sie viele Geister, die auf ihre Verwandten warteten. Sie erkannte leider nicht den Geist, den sie suchte.
Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis sie das Tor zum Friedhof erreichten. Der Abend war angenehm, ein wenig kühl, aber die Bewegung den Hügel hinauf half, warm zu werden. „Hast du bisher was herausgefunden?", wollte Victor wissen, da er wohl davon ausging, dass sie mit den Geistern sprach.
„Nein. Aber sie alle sind überrascht dich hier zu sehen", sagte sie und fühlte sich belagert. Die Geister drängten sich förmlich um sie herum.
„Und wenn schon", winkte Victor ab. Es war ihm sichtlich egal, was die Geister dachten oder sagten, aber so war er immer.
„Sie sprechen über dich und uns", murmelte sie, während sie etwas näher zu ihm trat, weil die Geister ungewöhnlich nahe kamen und neugierig waren.
„Ist mir egal, was sie über mich sagen", knurrte Victor verstimmt und nahm sie in den Arm, als würde er sie schützen wollen.
„Es ist nichts Schlimmes, aber sie sind neugierig und aufdringlich", erklärte sie, bevor sie leicht schauderte, weil einer der Geister durch sie hindurchging.
„Willst du gehen?", fragte er und zog sie näher an sich heran. Sah er etwa eine Bedrohung in den Geistern?
„Noch nicht", sagte sie und atmete tief durch. „Ich suche einen Geist namens Hiyokaro", erklärte sie mit fester Stimme.
„Nie gehört", hörte sie murmelnde Stimmen von verschiedenen Geistern. Neugierig sahen diese Nanami an, als würden sie diese für verrückt halten. „Wer soll das sein?"
Nanami blickte direkt zu den Geistern, die gesprochen hatten. „Ihr kennt ihn nicht?", fragte sie direkt und beobachtete sie, blieb aber nah bei Victor.
Die meisten schüttelten den Kopf. Wahrscheinlich waren sie zu einer anderen Zeit gestorben und konnten ihn gar nicht kennen.
Nanami seufzte. „Schade. Trotzdem danke für eure Hilfe", sagte sie murmelnd und wandte sich dann an Victor. „Wir können gehen."
Dieser nickte und schob sie förmlich vom Friedhof.
„Danke", flüsterte sie und lief schneller als normal.
Dabei bemerkte sie, wie einige der Geister ihnen noch folgten. Sehr neugierig waren sie und konnten anscheinend nicht ganz akzeptieren, dass Nanami und Victor das neue Königspaar waren.
Erst, als Nanami und er wieder nahe der Stadt waren, atmete Victor tief aus.
„War es schlimm?", fragte Nanami vorsichtig.
„Unangenehm. Wie geht es dir?", antwortete Victor und streckte sich.
„Es ist ... in Ordnung", sagte sie und spürte, wie sie sich entspannte.
„Also war er nicht hier?", erkundigte sich Victor und lehnte sich an die Stadtmauer, als sie die Stadt erreichten. Scheinbar wollte er noch nicht zurück, sondern lieber in den Himmel, der sich zugezogen hatte, blicken.
„Nein. Sie kannten ihn leider nicht einmal", brummte sie.
Jedoch gab es sehr viele Friedhöfe, weshalb sie wohl lange Zeit suchen musste, sollte Eric nichts über ihn wissen. „Tut mir leid. Wer weiß, wie lange die Geister hier schon sind."
„Ich hätte fragen können, aber ich kann nur schwer sagen, ob sie jemals aus dieser Gegend herausgekommen sind", murmelte Nanami.
„Sie waren alle Kriegsmagier, die im Krieg gewesen waren. Auch die Kinder. Also haben sie nicht nur hier gelebt", erklärte er seufzend und rieb sich die Stirn. „Lass uns zurück. Es wird bald regnen."
„In Ordnung", sagte sie. „War es für dich unangenehm?", fragte sie vorsichtig.
Er nahm ihre Hand und schlug mit ihr zurück zur Unterkunft ein. „Ja", antwortete er.
„Wieso? Weil ich Angst hatte?", fragte sie vorsichtig. „Oder weil du glaubst, sie können gefährlich sein?"
„Beides", erklärte er.
„Sie können mir nichts tun", versicherte sie. „Es ist nur so seltsam, wenn sie durch mich hindurchgehen."
„Ihre Gegenwart war unangenehm. Drückend irgendwie", meinte Victor gedankenverloren. „Es war, als hätte ich etwas gespürt, was eigentlich gar nicht sein kann."
„Vielleicht war das meine Schuld. Weil ich deine Hand gehalten habe", sagte sie entschuldigend. „Ich weiß nicht, wie weit meine Gabe gehen kann."
„Egal", winkte er ab. „Schließlich hast du mir Madeleine gezeigt", fuhr Victor fort und seufzte, als die ersten Regentropfen auf sie herunter prasselte.
„Ich möchte nicht, dass plötzlich jeder, den ich berühre Geister spürt", murmelte sie. „Es reicht wenn ich diese seltsamen Dinge spüre."
„Vielleicht nicht jeder? Nur die, zu denen du eine engere Verbindung hast?", schlug er vor, zog seinen leichten Mantel aus und legte ihn über Nanamis Kopf, damit sie nicht nass wurde.
Das sorgte dafür, dass sie ihre Worte vergaß und sich nur noch über die Reaktion wunderte. Gleichzeitig wurde sie rot. „D-Danke", stammelte sie überrascht über so viel Fürsorge.
„Beeil dich. Du musst nicht durch den Regen krank werden", sagte Victor und sie sah, dass die Tropfen einfach an ihm abprallten. Es schien, als hätte er eine Schutzhülle um sich gelegt.
Daran hatte sie gar nicht gedacht. Sie konnte so etwas nicht. Daher lief sie schneller, damit sie bald ins Trockene kamen.
Tatsächlich schafften sie es gerade noch rechtzeitig, bevor der starke Regen einsetzte. Sobald sie ankamen, nahm Victor seinen nassen Mantel von Nanamis Kopf. „Du solltest baden und dich aufwärmen."
„Danke für deine Hilfe", sagte sie und war froh, dass sie nicht nass geworden war.
„Schon gut. Jetzt geh. Ich sage Lilly Bescheid, sollte sie schon da sein", murmelte er und schob Nanami förmlich zur Treppe.
„Willst du mich loswerden?", fragte sie unruhig, lief aber.
„Du sollst nicht krank werden. Das ist alles", sagte er ernst.
„In Ordnung", seufzte sie und lief weiter.
Er blieb an der Treppe stehen und wandte sich dann ab, um nach Lilly zu suchen.
Sie ging weiter, um sich auszuziehen. Dann lief sie im Handtuch richtig Bad.
Auf dem Weg dorthin holte Lilly sie keuchend ein. „Ich lasse Euch sofort ein Bad ein!"
„Immer mit der Ruhe", sagte sie und spürte ein seltsames Gefühl im Magen.
Lilly rauschte fast schon an ihr vorbei, um als erstes im Bad zu sein und alles vorzubereiten.
Nanami blieb stehen und wartete, bis Lilly ihr sagte, dass sie fertig war.
„Ihr könnt ruhig hereinkommen. Hier ist es wärmer", sagte ihre Kammerzofe und lächelte ihr zu. Sie selbst sah aus, als wäre sie gerade erst gekommen.
Also trat Nanami ein und seufzte leise. „Es ist weniger die Kälte", gestand sie. „Kannst du mit dann bitte einen Kräutertee bringen? Ich glaube mein Magen ärgert mich wieder."
„Sofort", versprach Lilly ihr. „Ihr könnt Euch schon ins Wasser lassen. Ich bin in wenigen Minuten wieder da."
„Nicht stressen", sagte sie mit ruhiger Stimme und trat auf die Wanne zu, bevor sie das Handtuch fallenließ.
Jedoch war Lilly bereits verschwunden. War sie etwa von Victor angehalten worden, sich sofort um Nanami zu kümmern? Es war schließlich ihre Pflicht, bei den Wünschen der Königin sofort bereit zu sein.
Ein Seufzen verließ ihre Lippen und sie ließ sich im Wasser nieder. Dann stieß sie die Luft erneut aus, ehe sie eine Hand auf ihren Bauch legte. Vielleicht sollte sie einen Arzt aufsuchen? Das war doch nicht mehr normal.
Vergiftet war sie nicht mehr, da ihre Schwestern sie vollständig geheilt hatten. Aber was konnte es dann sein? Eine Krankheit?
Noch nicht einmal ein paar Minuten später erschien Lilly mit einem Kräutertee, den sie Nanami reichte.
„Danke", seufzte diese und nahm einen Schluck. „Denkst du, dass ich seltsam aussehe?"
Nachdenklich musterte Lilly sie und schüttelte den Kopf. „Auf den ersten Blick nicht. Aber Ihr seid ein wenig blass", stellte sie fest.
„Aber sonst nicht?", fragte sie. Vielleicht sollte sie das Victor fragen.
„Ihr seid nicht mehr so dünn wie vor einiger Zeit. Es steht Euch hervorragend", meinte Lilly und klang ehrlich.
Die Prinzessin legte den Kopf schief. „Wenigstens dass", murmelte sie. „Könntest du Victor bitten zu mir zu kommen? Ich möchte ihn etwas fragen."
„Natürlich. Er sitzt im Schankraum und ... betrinkt sich", sagte sie und wurde rot.
„Oh", gab Nanami überrascht von sich. „Dann lass ihn. Es ist nicht so wichtig."
„Sicher? Ich hole ihn gerne", versicherte Lilly, da sie scheinbar nicht wollte, dass Nanami dachte, sie würde einen Befehl verweigern.
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