Kapitel 37
Kapitel 37
Nanami lebte sich in ihre neue Rolle als Königin schneller ein, als sie erwartet hatte. Im Grunde war es gar nicht so viel anders als davor. Nur mehr.
Eric war noch immer ein Ansprechpartner der ihr wichtig war. Zudem trieb sie das Projekt der Rollschuhbahn weiter voran. Sie wollte es jedoch nicht vor der Reise fertigstellen. Dann wäre sie nicht da, um die Leute zu unterrichten.
Die Reise hatten sie um einige Wochen verschoben, bis es ruhiger geworden war. Doch nun stand sie kurz davor und die letzten Vorbereitungen mussten getroffen werden. Erneut würden einige Wachen mitkommen. Darunter Tanan, der sehr viel in Nanamis Nähe war, um sie zu bewachen.
Lilly und auch Clarissa würden sie begleiten.
"Ich freue mich wirklich sehr", gestand sie und hoffte, dieses Mal reiten zu dürfen. Davon verriet sie Clarissa jedoch nichts.
Das Kindermädchen nickte. „Ich hoffe, es wird für Euch eine erholsame Zeit", sagte sie, während sie mit Lilly gemeinsam Nanamis Koffer packte.
"Erholsam erwarte ich eher nicht", seufzte sie und lächelte schief, während sie das letzte Kleid auswählte.
Clarissa nickte und faltete es sorgfältig zusammen. „Ich würde es mir für Euch wünschen", sagte sie und verstaute es im Koffer. Lilly brachte bereits die Badesachen aus dem Badezimmer, das ordentlich in einem Beutel verstaut war.
"Wir werden sehen", murmelte Nanami und lächelte. Da sie jetzt alles fertig hatten, konnte sie losgehen. Draußen würde Victor wohl auf sie warten.
Wie bei der letzten Reise würde er wohl die Kutschen kontrollieren und sich mit den Männern besprechen, bevor sie losfuhren.
Als Nanami hinaustrat, empfing sie schöner Sonnenschein und eine angenehme Wärme. Es war später Sommer und eine angenehme Zeit, um eine Reise zu unternehmen.
Sie würden auch Fürst Turna und seine Frau besuchen. Victor hatte Nanami versprochen, dass sie in die Stadt, die sie bei der früheren Reise nicht besucht hatten, nun erkunden würden. Vor allem, weil Turna schon mehrmals nachgefragt hatte, wann sie kommen würden.
Nanami freute sich sehr darauf. Sie konnte es kaum erwarten, weshalb sie unheimlich Victor suchen ging, um zu fragen, ob sie los gehen konnten.
Sie fand ihn, wie erwartet, an den Kutschen, die er noch einmal überprüfte.
Als Lilly und Clarissa den schweren Koffer brachten, verstaute er diesen in der Kutsche, die hauptsächlich mit Gepäck beladen war.
Die beiden Dienstmädchen würden in einer eigenen Kutsche reisen, sodass sie Dinge vorbereiten konnten, bevor sie anhielten.
„Fertig. Wir können los", sagte Victor schließlich und schien zufrieden zu sein. Dieses Mal würden mehr Wachen mitkommen. Reine Vorsichtsmaßnahme, wie er versichert hatte. Zudem hatte er vorgeschlagen, dass Nanami Torques Geist mitnahm. Immerhin hatte er sich bei dem Hinterhalt als sehr nützlich erwiesen.
Dieser hatte zugestimmt, was Nanami sehr erfreute. "Wird es möglich sein einen Teil zu Pferd zurückzulegen?", fragte sie, hatte sich aber schon auf eine Ablehnung gefasst gemacht.
„Ja, aber nur auf guten Wegen. Manche sind ziemlich eng", erwiderte er und zeigte auf seinen Schimmel und das etwas kleinere, braune Pferd daneben. Beide waren vorbereitet.
Nanami strahlte ihn dankbar an. Dabei unterdrückte sie den Drang ihn zu umarmen. "Danke", brachte sie erfreut hervor.
Warnend hob Victor seinen Finger. „Der Rest wird in der Kutsche bewältigt. Ohne zu murren und zu meckern. Und du wirst auf mich hören, wenn wir reiten. Verstanden?", sagte er ernst.
"Verstanden", sagte sie noch immer erfreut. Dass er ihr die Möglichkeit bot bedeutete ihr sehr viel.
„Einsteigen", sagte er und hielt ihr die Tür auf.
Da sie sich bereits am Morgen von Eric verabschiedet hatte, konnten sie gleich losfahren.
Sie hüpfte förmlich in die Kutsche, da sie unbedingt los wollte.
Kurz darauf gesellte er sich zu ihr und ließ sich neben ihr nieder. Wenige Minuten später setzte sich die Kutsche in Bewegung und die Reise begann.
Es war eine recht ruhige Reise und Nanami döste, las oder versuchte Victor zu einem Schachspiel zu überreden.
Er machte mit, aber er schien keine große Lust zu haben. Das begründete er damit, dass er lieber aufpasste, dass nichts passierte. Für ihn war das wichtiger.
Er konnte scheinbar selbst in der Kutsche keinen Moment der Ruhe finden, obwohl er von hier kaum etwas sehen konnte.
Dennoch war er, gerade nach dem Angriff bei der Hochzeit, noch sensibler geworden. Ruhiger, um auf seine Umgebung zu achten.
Als sie den ersten Halt machten, meinte er, dass sie nun reiten konnten. Zumindest bis zur ersten Übernachtung. Die Wege hatten sich verbreitert und waren angenehm zu reiten.
Nanami freute sich sehr und war Feuer und Flamme endlich aus der Kutsche zu kommen und dann weiter zu reiten. Sie liebte es einfach auf einem Pferderücken zu sitzen.
Nachdem sie sich die Beine vertreten hatten, stiegen sie auf und ritten an der Spitze weiter. Neben Nanami ritt Tanan, der wie immer auf sie aufpasste. Neben Victor der Wachmann, den er zum ersten Offizier ernannt hatte.
Torque huschte immer wieder vor ihnen umher, um die Umgebung zu erkunden. Nanami beobachtete ihn die meiste Zeit, achtete jedoch auf den Weg. Gleichzeitig aber auch um die Umgebung, denn diese gefiel ihr sehr.
Berge, Seen und Wälder wechselten sich in einem hübschen Schauspiel ab und es war eine Wonne, bei dem guten Wetter zu reiten.
Die Tiere, denen sie begegneten, waren teilweise neugierig und verschwanden dann im Unterholz, wenn sie zu nahe kamen. Ansonsten war es angenehm ruhig.
Victor schwieg und achtete auf alles um sich herum, aber auch auf die Gespräche, die seine Männer führten. Für ihn schien die Reise nichts Entspannendes zu haben. Schließlich war er für Nanamis Wohl zuständig.
Das machte ihr irgendwie ein schlechtes Gewissen. Er sollte sich auch etwas erholen.
Torque kam zu ihnen zurück und schwebte an ihrer Seite. "Es ist bisher alles ruhig. Nur weiter weg gibt es eine kleine Gruppe an Räubern. Ob sie sich in den Weg stellen werden, kann ich nicht sagen."
Nanami nickte, entschied sich aber dazu, Victor noch nicht zu informieren. Noch waren sie eine gute Stunde davon entfernt.
Allerdings wusste sie, dass es besser war, vorsichtig zu sein und vorzusorgen. Das war zumindest Victors Motto.
Daher ritt sie auch zu ihm, als sie sich der Stelle nährten. "Torque meinte, dass es in einiger Entfernung eine Räubergruppe gibt", flüsterte sie. "Weit genug von unserem Tross entfernt. Aber ich wollte Euch Bescheid geben."
Victor nickte. „Danke", sagte er. „Dann weiß ich, was passieren könnte."
"Soll ich wieder zurück in die Kutsche, bis wir die Stelle passiert haben?", fragte sie leise, denn sie wollte, dass er sich nicht mehr so viele Gedanken machte.
„Du kannst ruhig bleiben", erwiderte er. „Solange es nicht gefährlich ist, ist es okay", fuhr er fort.
Nanami nickte und ließ sich nur ein kleines Stück zurückfallen, um neben ihm zu laufen.
Victor warf ihr einen kurzen Blick zu, sagte aber nichts. Es war möglich, dass er sich niemals wirklich entspannen konnte. Erst recht nicht nach dem Vorfall bei der Hochzeit.
Das machte ihr Sorgen. Sie wollte, dass auch er einmal ruhen und sich entspannen konnte, wenn jemand anderes über ihn wachte.
Nur war das ein Problem, da er niemanden an sich heranließ und keinem genug vertraute. Zwar schlief er manchmal bei ihr und entspannte sich ein bisschen, aber es reichte wohl nicht aus.
„Wie geht es dir, Nanami?", fragte er, um wahrscheinlich ein Gespräch zu beginnen.
"Bei mir ist alles in Ordnung", sagte sie lächelnd und freute sich, dass er mit ihr sprach. "Wie geht es Euch?"
„Gut", antwortete er. Wie immer kurz und knapp. „Wenn du müde vom Reiten wirst, sag Bescheid", bat er und ließ den Blick schweifen. Es gab keine Anzeichen auf die Räuber. Entweder warteten sie oder waren weiter gezogen.
"Ich kann mehrere Tage durchreiten, wenn das Pferd mitmacht", meinte Nanami nüchtern, aber mit einem leicht belustigten Unterton.
„Wenn du meinst", meinte er schulterzuckend.
"Ich würde gern einmal mit Euch ausreiten", gestand sie leise. "Nur wir beide. Aber ich schätze, dass das im Moment zu ... unsicher ist", sagte sie in dem Versuch die richtigen Worte zu finden. Ob sich die Situation jemals entspannen würde?
„Was willst du auf einem Ausritt?", wollte Victor wissen.
"Gemütlich Zeit mit Euch verbringen", seufzte sie. Verstand er nicht, was sie mochte oder was es sollte?
„Tun wir das nicht im Bett?", fragte er.
"Ist es das für Euch?", fragte sie, weil sie sich manchmal fragte, ob er es wirklich als gemütliche Zweisamkeit sah, in der er Ruhe finden konnte.
„Manchmal", erwiderte er, ohne sich beim Umsehen unterbrechen zu lassen.
Das ließ sie lächeln. Manchmal war ihr schon genug. "Wenn es für Euch genug ist, dann bin ich zufrieden", antwortete sie, wollte aber, dass er sich etwas mehr entspannte.
Wie weit seine Entspannung überhaupt reichte, wusste sie nicht. Vielleicht war es ihm so antrainiert worden, immer auf der Hut zu sein, weshalb er mehr döste, als wirklich schlief. „Wir werden sehen."
Nanami wusste nicht genau, was sie von seinen Worten halten sollte, weshalb sie sich entschied zu schweigen.
Beide setzten ihren Weg ruhig fort und Nanami beobachtete die Geister um sich herum. Sie bemerkte, dass es immer mehr wurden, was wohl daran lag, dass sie einem Friedhof näherkamen.
Hier tummelten sich junge, aber auch alte Geister. Sie schienen alle Kriegsmagier gewesen zu sein, denn sie sprachen unentwegt davon.
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