Kapitel 23
Romina scheint mit unserer Tat überhaupt kein Problem zu haben, zieht dem Mädchen ihre Kapuze über das Gesicht, sodass man nicht sehen kann, dass sie ohnmächtig ist und hebt sie hoch. Sie macht das mit einer solchen Leichtigkeit, dass es mir vorkommt sie hätte es schon öfter gemacht. Hat sie doch hoffentlich nicht, oder?
,,Das Beruhigungsmittel hab ich by the way von meinem Ex geklaut, bevor ihr euch irgendwas Schlimmeres zusammenreimt.", sagt Romina als wir auf dem Weg zurück zum Bahnhof sind, doch das beruhigt mich nicht gerade. ,,Woher hatte es dein Exfreund?", fragt Jonah neugierig. ,,Weiß nicht.", meint Romina kühl. ,,Warum hast du es geklaut?", fragt er weiter und Romina atmet genervt aus. Ich habe das Gefühl, dass sie es uns nicht erzählen wird, doch plötzlich macht sie doch ihren Mund auf: ,,Hat er benutzt um mich zu betäuben, okay?" Sie klingt genervt, doch tief in meinem Inneren spüre ich, dass sie einfach nur verletzt ist. Wer macht so etwas mit seiner Freundin? Ich mein, die waren ja dann zusammen. Wtf. ,,Und warum..", will Jonah weiter fragen, doch ich schneide ihm schnell das Wort ab: ,,Wir waren kaum zwei Stunden unterwegs. In nur fünfzehn Minuten kommt unser Zug." Die beiden antworten mir nicht. Romina wirft mir einen dankbaren Blick zu. Jonah scheint verstanden zu haben, dass er nicht weiter fragen soll. Es ist besser für ihn nicht zu wissen, weshalb Rominas Exfreund sie betäubt hatte.
Alle Menschen, an denen wir vorbeilaufen, schauen uns verwirrt an, weil Romina ja den leblosen Körper des Mädchens über den Schultern trägt und man ihr immer noch deutlich ansehen kann, wo sie gestern Nacht war. Wir versuchen es bestmöglich zu ignorieren. Jonah trägt den Hund, welcher sich sonst die ganze Zeit hinlegt, weil er keine Lust zu laufen haben scheint. Am Bahnhof angekommen, frage ich: ,,Müssen wir ihr jetzt nicht eigentlich auch ein Ticket kaufen?" ,,Hab kein Geld dabei.", antwortet Romina. ,,Man, wir haben auch schon alles für unsere Tickets ausgegeben.", beschwert sich Jonah. Romina rollt mit den Augen. Wenn schon illegal, dann geht es auch so.
Im Zug angekommen, nehmen wir einen Viererplatz. Romina legt das Mädchen neben sich. ,,Wenn eine Fahrscheinkontrolle kommt, tut ihr alle so, als ob ihr schläft, okay?", befiehlt sie. Jonah und ich nicken, obwohl sich in meinem Magen ein ziemlich ungutes Gefühl ausbreitet. Kriminell sein ist ganz und gar nicht cool. Ich habe schon jetzt furchtbare Angst erwischt zu werden. Schon gar nicht will ich daran denken, was meine Eltern von mir denken würden, wenn ich hier schwarzfahre. Es ist eine Straftat. ,,Und wenn man uns erwischt, lassen wir sie und den Hund hier und ihr rennt mir hinterher, verstanden?", plant Romina den Fall, wenn es schief gehen sollte, weiter. ,,Aber wir können doch nicht...", will Jonah widersprechen. ,,Verstanden?", unterbricht ihn Romina und er antwortet, wenn auch nicht ganz so überzeugt mit einem ,,Ja."
Als der Zug losfährt, legen wir uns alle hin, soweit das hier geht und versuchen ruhig zu bleiben. Ich liege mit meinem Kopf auf dem Tisch in Richtung des Fensters gedreht, so dass ich herausschauen kann. So kann wenigstens niemand sehen, dass ich nicht schlafe und ich kann meine Augen auflassen. Ruhig bin ich jedoch ganz und gar nicht. Mein Herz pocht immer schneller, als ich die Landschaften an mir vorbeiziehen sehe und ich muss mich sehr konzentrieren, um nicht am ganzen Körper zu zittern.
.....
Glücklicherweise wurden wir während der Fahrt kein einziges Mal kotrolliert. Am Bahnhof in Licorne wartet Alan. Ich renne auf ihn zu und falle ihm in die Arme. Er umarmt mich nicht zurück, sondern steht nur unbeholfen da, aber das ist mir im Moment egal. ,,Wie geht es dir?", frage ich und denke dabei an seinen Herzinfarkt. ,,Gut.", antwortet er mir und es kommt mir so vor, als hätte ich die Frage einfach nur so als Begrüßung gestellt. Darüber kann ich jetzt aber nicht länger nachdenken, denn das Mädchen, welches Romina gerade aus dem Zug rausschleppt, beginnt zu strampeln, schlagen und ,,Hilfe!" schreien. ,,Halt deine Fresse Betina, sonst denken die Leute noch, dass ich dich ernsthaft entführt habe.", sagt Romina übertrieben laut und fügt an einen Mann, welcher sie danach immer noch anschaut, ,,Keine Sorge, sie hat Tourette. Das kommt öfter vor.", hinzu.
Irgendwie schaffen wir es sie an einen ruhigen, geschützten Ort, an dem wir mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine sind zu schleppen. Dort aurere ich sie. Das, was sich vor meinen Augen breitmacht, wundert mich gar nicht allzu sehr. Es handelt sich um eine Hexe, welche ein schwarzes Kleid mit Rüschärmeln, auf dem sich Spinnenweben breitmachen, anhat. Hinten am Kleid befindet sich ein Umhang und die Haare des Mädchens, welche zuvor in einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, sind nun offen. Wie in meiner Gestalt, denke ich. Diese hat im Gegensatz zu mir aber einen Bob. Schon in ihrer Menschengestalt hatte sie diesen vermutlich, doch jetzt ist er intensiver. Die vorderen Haare sind sehr lang und die hinteren hingegen kurz. Es steht ihr voll und betont ihr schönes Gesicht, fällt mir auf.
Ich blinzele und schon ist das Ganze wieder weg. Jonah, der sie auch schon zu aurern gehaben scheint, steht schon in seiner Gestalt neben uns. Ich verwandele mich auch. Weil wir irgendwie komplett überfordert sind, übergeben wir Alan die Aufgabe mit dem Erklären. Er hat das Mädchen nun losgelassen und diese scheint auch nicht im Geringsten daran zu denken noch einmal wegzulaufen, sondern hört gebannt zu.
,,Hättet ihr es mir nicht irgendwie anders zeigen können.", meint sie, als wir sie später zurück zum Bahnhof begleiten. ,,Wie denn? In einer Stadt ohne Magie?", fragt Romina und das Mädchen, welche sich uns als Maria vorstellt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro