Kapitel 14
,,Irgendwas stimmt nicht mit ihr, ich weiß nicht was, aber sie kommt mir so komisch vor. Was, wenn sie uns was antun will? Was, wenn sie in der ganzen Zeit seit dem letzten Krieg böse geworden ist? Allein wie sie mich anschaut. Einfach alles an ihr macht mich nervös. Deshalb habe ich Noah auch doch nichts von dir erzählt. War die richtige Entscheidung, oder? Sonst hätte er es ja Katharina weiter erzählt und sie hätte auch alles gewusst. Und wer weiß, wem sie unser Geheimnis zu Ohren kommen lassen hätte. Ach Jonah, spinne ich, oder wieso habe ich einfach grundlos etwas gegen sie? Irgendwie tut mir das ja sogar Leid.", labbere ich Jonah voll, als wir unterwegs zum Skatepark sind.
,,Ich weiß nicht. Ich finde, du hast alles richtig gemacht, indem du deinem Bauchgefühl getraut hast. Auch wenn sie nichts Böses will, es ist immer besser auf Nummer sich zu gehen." Erleichtert atme ich aus: ,,Danke, ich dachte ich wäre schon ernsthaft verrückt einfach eine gute Freundin meiner Eltern ohne Beweise zu irgendetwas zu beschuldigen, aber so, wie du es sagst, klingt es gar nicht so schlimm, wie es mir bisher vorgekommen ist."
,,Alles gut. Komm lass uns heute auf der großen Rampe fahren.", ruft mir Jonah zu, der schon etwas vorausgefahren ist. Geschickt biegt er in den Eingang des Skateparks ein und fängt an einige seiner Tricks zu wiederholen. Bei ihm schaut es so einfach aus, doch ich ich muss mich schon konzentrieren wie noch was, um hier auf gerader Strecke nicht gleich auf die Fresse zu fallen. Trotzdem macht mir das Skaten sehr viel Spaß und es ist in den letzten Tagen zu einem gemeinsamen Hobby von Jonah und mir geworden. Dass er besser ist, macht mir nichts aus. Beim reiten kann ich ja dann vor ihm angeben.
Gerade versuche ich das erste Mal von der großen Rampe zu fahren, als Jonah zu mir kommt. Unten bleibt er direkt vor mir stehen. Ich schaffe es deshalb nicht zu bremsen und fahre direkt in ihn rein. Wir fallen beide zu Boden und ich spüre einen stechenden Schmerz in meinem Knie. Als ich nach unten blicke, sehe ich, dass es aufgeschürft ist und meine Hose zerrissen ist. ,,Spinnst du?", fahre ich Jonah an. ,,Entschuldigung, schau mal nach rechts.", flüstert er. Ich folge seinem Befehl und schaue direkt in die haselnussbraunen Augen des Mädchens, was uns immer beschattet. Sie trägt eine goldene Brille, hat lange schwarze Haare und ist sehr hübsch.
Als sie merkt, dass wir sie entdeckt haben, dreht sie sich weg und läuft zügig los, ohne zurück zu schauen. ,,Sorry nochmal.", entschuldigt sich Jonah, doch mein Knie habe ich eh schon fast vergessen und es ihm verziehen. ,,Alles gut, die Hose mochte ich eh nicht so.", meine ich.
,,Danke, was will dieses Mädchen von uns? Es ist schon komisch, dass sie uns jeden Tag hinterherläuft." ,,Finde ich auch. Aber ich habe eine Idee: Wir könnten versuchen den Spieß umzudrehen und einfach sie stalken." ,,Stimmt, ja, lass uns das machen." Gesagt, getan. Wir nehmen unsere Skateboards in die Hände und laufen in die Richtung, in die wir das Mädchen verschwinden gesehen haben.
,,Da ist sie.", entdeckt Jonah sie plötzlich, als wir bereits in der Innenstadt angekommen sind und fast unsere Suche aufgegeben hätten. Das Mädchen steht an einer Hauswand und raucht. Dafür ist sie sicher noch zu jung, denke ich. Ich würde sie jetzt so sechzehn oder siebzehn schätzen, aber nicht älter. Aus ihrer Zigarette steigt grauer Rauch in die Luft. Ich halte die Luft an und versuche nicht so viel zu atmen, ich hasse rauchen. Jonah und ich stehen einfach in unserem Versteck, hinter einem Haus um die Ecke, und beobachten sie. Was jetzt? Was wollten wir damit erreichen, ihr hinterherzulaufen?
,,Hatschi!", niest Jonah auf einmal und unsere Stalkerin dreht sich ruckartig um. ,,Was willst du von uns?", frage ich das Mädchen, in Gedanken sauer auf Jonah. Musste er jetzt unbedingt niesen? Nun stehen wir dem Mädchen zwar endlich gegenüber, aber wir sind diejenigen, die sie beobachtet haben und nicht andersrum. Da ist meine Frage ja auch nicht ganz gerechtfertigt. Nachdem das Mädchen uns geschockt angeschaut hat, denke ich schon, dass sie nicht antwortet und einfach geht, doch sie stellt sich vor: ,,Hallo, ich bin Romina." Verwirrt, was ich mit dieser Information anfangen soll, schaue ich sie an.
,,Okay, ich muss was Wichtiges von euch wissen. Wenn es nicht stimmt, dann vergisst bitte einfach, was gerade passiert. Könnt ihr mir versprechen, es niemandem zu erzählen?", fragt Romina geheimnisvoll. ,,Ja.", antworten Jonah und ich wie aus einem Mund. Ich bin immer noch verwirrt. Das Ganze kommt mir komisch vor. Hat es vielleicht etwas mit unsere Magie zu tun? Ja, hat es, wird mir klar als Romina fragt: ,,Seit ihr die Königinnen der Magie?" Und mit einem kurzen Seitenblick auf Jonah hinzufügt: ,,Oder äh König."
Sie weiß es. Aber woher? Ich dachte wir waren immer vorsichtig genug und so oft haben wir uns ja auch gar nicht verwandelt. ,,Ja.", verrät Jonah plötzlich. Ich schaue verwirrt und sauer zugleich zu ihm. Wieso sagt er es einfach irgendeinem Mädchen? Sie könnte böse sein. Sie könnte es jedem weitererzählen. Was weiß ich, was sie noch alles könnte. ,,Krass.", meint sie. Mit zusammengezogenen Augenbrauen und gerunzelter Stirn blicke ich zu ihr. Ich bin sehr verwirrt und im Gegensatz zu Jonah ganz sicher nicht bereit ihr zu trauen.
Als ob sie meine Gedanken lesen kann, sagt Romina auf einmal: ,,Vertraut mir bitte, dann vertraue ich euch auch. Ich bin eine Wahrsagerin. Ich habe seit Tagen Visionen von euch, deshalb musste ich euch finden. Und als ich euch endlich gesehen hab, wusste ich nicht, wie ich euch einfach ansprechen sollte. Da meine Visionen ja nicht zu hundert Prozent stimmen, wusste ich ja nicht mal sicher, dass ihr wirklich die Königinnen oder Könige seit. Wieso bist du überhaupt ein Junge? Also dachte ich mir, ich belausche und beschatte euch eine Weile um mehr herauszufinden."
Das erklärt einiges. Sofort fällt mein Misstrauen von mir ab. Ich will was sagen, doch Jonah kommt mir mit seiner Lebensgeschichte, dass er trotz seiner Männlichkeit die Königin der bösen Magie ist, zuvor. Als er fertig ist mit erzählen und unserem Gegenüber immer noch nicht seinen Namen verraten hat, stelle ich uns vor: ,,Ich bin Emiliana, du kannst mich aber auch Emi nennen und das ist Jonah." Romina sagt: ,,Okay, mein Spitzname ist Ro." ,,Mich kannst du Jo nennen.", sagt Jonah zu ihr und diese nickt kurz. ,,Wie alt?", fragt sie. ,,Elf.", antworten Jonah. ,,Vierzehn.", sage ich. ,,Okay, ich bin siebzehn." Also habe ich richtig geschätzt.
Wir unterhalten uns noch ein wenig weiter und erfahren von Romina, dass sie Klavier spielt und fechtet. Nach kurzem Smalltalk bittet sie: ,,Kann ich mich verwandeln? Ich will unbedingt eine Vision sehen, während ich die beiden Könige der Magie neben mir habe. Wir ihr vielleicht wisst, haben viele Wahrsager bereits vorhergesagt, dass ihr die Magie zerstören sollt. Dafür braucht ihr pro Magieseite jeweils drei Verbündete. Man sagt, dass man nicht einfach irgendwen nehmen kann, sondern es jemand sein muss, der zur Zeit des letzten Krieges noch nicht geboren war. Ich weiß aber nicht ob das stimmt. Ich habe auch schon solche Visionen über diese Sache gehabt. Vielleicht werden sie jetzt genauer."
,,Klar.", erkläre ich mich einverstanden, mehr um ihre Gestalt zu sehen, als für irgendeine Vision. Auf Jonahs Antwort wartet sie gar nicht, sondern verwandelt sich einfach. Jetzt hat sie ein dunkelblaues Gewand an, auf welchem blasse, hellgelbe Sterne abgebildet sind. Es schaut geheimnisvoll und wunderschön aus. Ich staune. ,,Okay, jeder legt eine Hand auf eine meiner Schultern und dann einfach Fresse halten und erst wieder was sagen, wenn ich Bescheid gebe." Jonah und ich nicken und legen wie sie es uns befohlen hat jeweils eine Hand auf eine ihrer Schultern. Der Stoff ihres Gewandes fühlt sich erstaunlich seidig und weich an, dabei sieht er eigentlich ganz leicht und luftig aus.
Nach circa drei Minuten erfahren wir das Ergebnis der Vision: ,,Ihr werdet euch streiten. Macht das nicht. Durch das, was ihr seid, kann es gefährlich werden. Lieber verbringt ihr weniger Zeit miteinander, damit ihr nicht aneinandergeratet. Im schlimmsten Fall führt das nämlich zu einem Krieg." ,,Wir werden uns nicht streiten. Wir sind Freunde.", behauptet Jonah. Das ist mir in dem Moment etwas peinlich, denn er ist zwar der König der bösen Magie, aber immer noch ein elfjähriger Junge.
,,Hoffen wir.", sagt Romina achselzuckend, ,,ich muss jetzt los." ,,Wohin?", fragt Jonah neugierig. ,,Mich fertig machen, für ne Party. Glaubt ja nicht, dass wir Freunde oder sowas sind. Wir sind nur Verbündete. In Notfällen rufen wir uns an. Meine Handynummer habe ich euch vorher gegeben. Tschüss!"
,,Tschüss!", rufen Jonah und ich ein wenig traurig zurück. Dass sie nicht mit Jonah befreundet ist, okay, aber wieso mit mir nicht?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro