Kapitel 13
,,Hä, wo fahren wir hin?", frage ich, als mir auffällt, das wir nicht in Richtung Entzugsklinik unterwegs sind, da in unser Navigationssystem irgendeine Adresse in der Innenstadt eingegeben ist. ,,Wir müssen noch jemanden abholen.", sagt Alan. ,,Wen?", frage ich neugierig weiter. ,,Wirst du schon sehen.", gibt mein Vater genervt zurück. Beleidigt verziehe ich die Miene. Wieso wird mir immer noch alles verheimlicht? Jetzt weiß ich ja über die Magie Bescheid.
,,Okay wir sind da. Ihr holt sie, ich bleib mit Emi im Auto.", weißt Alan meine Eltern zurecht, als wir vor einem Mehrfamilienhaus zum Stehen kommen. Mama und Papa steigen aus dem Auto und drücken an der Eingangstür gezielt auf eine Klingel. Nach wenigen Sekunden werden sie hereingelassen und verschwinden im Haus.
,,Sagst du mir jetzt wen sie holen?", frage ich Alan. Ich werde es ja eh gleich erfahren. ,,Okay, Katharina, sie war zu Zeiten des Krieges Noahs Freundin und hat immer daran geglaubt, dass er noch lebt. Deshalb hatte sie in der Zwischenzeit auch keine anderen Beziehungen. Es wird sie ziemlich mitnehmen, dass er drogenabhängig ist und keine Ahnung, wie das Treffen zwischen den beiden nach so vielen Jahren ablaufen soll, da beide sich verändert haben. Natürlich sind sie nicht mehr fünfzehn und verlieben sich auf einer Klassenfahrt. Trotzdem haben wir beschlossen, dass sie von Noahs Rückkehr erfahren sollte und dass wir sie zum Besuch mitnehmen. Mal sehen, was sich daraus ergibt."
Wie auch gefühlt alle anderen, die ich hier kennengelernt habe, kenne ich Katharina aus Gutenachtgeschichten von früher. Wenn diese stimmen, hat sie während des Krieges ihren Zwillingsbruder verloren, was mir irgendwie voll Leid tut, obwohl ich ja eigentlich nichts damit zu tun habe. Aber damit habe ich einen Grund mehr keinen weiteren Krieg zu verursachen und vielleicht sogar die Magie ganz zu vernichten.
,,Ich halte es für richtig.", beurteile ich Alans Beschluss, Katharina mit zu Noah zu nehmen, da ich ja aus eigener Erfahrung erlebt habe, was das ganze Verheimlichen bewirken kann. Am Ende hätte es Katharina sowieso herausgefunden und dann wären nur alle sauer aufeinander und die Situation wäre eskaliert. ,,Vielleicht aber hättet ihr Noah fragen sollen.", ergänze ich, da ich mir kaum vorstellen kann, dass er will, dass seine alte Geliebte ihn in seinem Zustand sieht. ,,Er wäre aus der Klinik ausgebrochen, um sie zu sehen.", meint Alan grinsend. Die Beziehung scheint also sehr stark und gefühlsvoll gewesen zu sein, schlussfolgere ich. ,,Wieso aber war er dann unter der Brücke?", fällt mir ein. Alan zuckt mit den Schultern. ,,Er wusste ja nicht, dass sie noch in Licorne lebt und vielleicht wollte er es in dem Moment auch gar nicht wissen. Emi, es sollte dir bewusst werden, dass du ihn aus der Scheiße gerettet hast. So viele Drogen wie er genommen hat, wäre er wahrscheinlich in ein paar Tagen an Überdosis gestorben und wir hätten entweder nie oder auf seiner Beerdigung wieder von ihm erfahren." Ich lächele ein trauriges Lächeln. Entweder war es Schicksal, dass ich und Noah exakt in dieser Nacht aufeinandergetroffen sind oder wir hatten einfach verdammt großes Glück.
,,Wusstest du, dass Mama und Papa mir Geschichten über den Krieg erzählt haben, als ich ein Kind war? Sie haben sich immer irgendwie aus der Geschichte herausgeredet, als ob sie nie dabei waren, aber die trotzdem die Namen ihrer Freunde verwendet. Katharina war auch dabei. Mama und sie haben sich auf Klassenfahrt kennengelernt, da wo alles so richtig losging." Alan fragt erstaunt: ,,Wieso haben sie dir davon erzählt?" Ich antworte: ,,Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich um besser über die Sache hinweg zu kommen. Sie dachten vermutlich nicht, dass ihr Kleinkind aus den Erzählungen Zusammenhänge herstellen kann und sich bis jetzt daran erinnert."
,,Hm, was haben sie dir über Katharina erzählt?" ,,Sie hatte einen Zwillingsbruder, Finn. Und sie hatte einen magischen Panther. Es waren eher so Kindermärchen, nichts brutales. Aber keine Sorge, jetzt kann ich mir auch den brutalen Teil ausmalen." ,,Genau das ist ja meine Sorge. Du musst wissen, dass deine Eltern nie etwas Böses wollten." ,,Ja alles gut. Ich werde es dennoch anders machen." Auf Alans Gesicht breitet sich ganz kurz ein kleines Lächeln aus. Vermutlich weiß er nicht mal, dass ich es gesehen habe.
,,Schau mal, da sind sie schon.", sagt Alan nach einer kurzen Schweigepause und deutet aus der Fensterscheibe. Mama, Papa und eine Frau mit schwarzen Haaren, einem Pony auf der Stirn und einer runden Brille treten gerade aus der Haustür. Alle drei mit roten geriebenen Augen und ernsten Gesichtern. Sie gehen zu unserem Auto und öffnen die Türen. Papa setzt sich wieder neben Alan auf den Beifahrersitz, Mama setzt sich in die Mitte der Rückbank, während ich links sitzen bleibe und sich die Frau nach rechts setzt. Die ganze Zeit beobachte ich sie. Irgendwie habe ich sie mir ganz anders vorgestellt. Rein optisch passt sie meiner Meinung nach nicht zu Noah.
,,Hallo, Emiliana, ich bin Katharina.", grüßt sie mich erstaunlich fröhlich und streckt mir ihre Hand zu. Ich schaue verwirrt ihre Ringe an. Sie hat an jedem Finger mindestens einen, da ist einer mit einer Schlange, einer mit einem Auge und einer, der über zwei Finger geht, welche mir besonders ins Auge stechen. Sonst trägt sie noch einige kleinere, goldene, schwarze und silberne. Erst auf einen bösen Seitenblick von Mama hin wende ich meinen Blick von den Ringen ab, schüttele ich ihre Hand und quetsche ein ,,Hallo." hervor. Dann fahren wir los. Während der gesamten Fahrt reden wir nicht, was ich vielleicht sogar besser finde, da ich keine Lust auf ein Gespräch mit Katharina habe. Irgendwie ist sie komisch.
.....
Noah und Katharina fallen sich in die Arme, als sie sich sehen. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie müssen sich die beiden nach all den Jahren wiedererkannt haben. Nach ihrer unendlich langen Umarmung, welche ich misstrauisch beobachtet habe, schauen sie sich in die Augen und küssen sich. Angewidert schaue ich weg. Irgendwie würde ich sie am liebsten auseinanderreißen und da weiß ich gar nicht warum. Eigentlich sollte ich das, so wie Alan und meine Eltern neben mir, ja süß finden, aber irgendwas in mir sagt, das mit Katharina etwas nicht stimmt. Vielleicht ist diese Meinung ja böse, ich meine sie hat gar nichts gemacht und ihr sind tausend schreckliche Dinge zugestoßen und jetzt kann sie die Tochter ihrer Freunde einfach nicht leiden und weiß nicht mal wieso. Aber es ist so ein Gefühl. Ich werde vorsichtig sein. Gleich beschließe ich Noah doch nichts von Jonah zu erzählen, weil er erzählt es sicher Katharina und wer weiß, was sie mit der Information, dass er die Königin der bösen Magie ist, machen wird.
Unseren gesamten Besuch über bleibe ich misstrauisch und zurückhaltend. Dabei habe ich mich so gefreut Noah wiederzusehen. Natürlich musste Katharina dazwischenfunken und mir alles zerstören. Schließlich hab ich Noah gerettet und nicht sie. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, aber irgendwie hasse ich sie ohne einen richtigen Grund dafür zu haben.
Auch als ich wieder im Auto sitzen und wir zurückfahren, muss ich darüber nachdenken. Katharina ist zum Glück bei Noah geblieben und wir müssen sie nicht mitnehmen. Jetzt habe ich wenigstens genügend Platz und muss mich nicht mit ihr und meiner Mutter auf die enge Rückbank quetschen. Ich weiß nicht, ob das nur ein Gefühl ist, aber sicher heckt sie was aus und wird uns später noch stören.
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