Kapitel 52
Ich rüttele vorsichtig an Milans Schulter. Während ich vor ihm knie, deckt mich Alan, welcher das ganze Geschehnis natürlich mitgekriegt hat. Milan atmet noch, das heißt also, dass er noch lebt und nur bewusstlos ist. Aber ich weiß, wie es ist von böser Magie getroffen zu werden. Ich erinnere mich ganz genau an den Moment, wo ich ewig darauf gewartet habe, bis Milan aus Spanien anreist und mich heilt. Es hat so weh getan und ich dachte, ich sterbe. Ich hätte es keine Sekunde länger ausgehalten, doch dann kam Milan, mein Held und hat mich gerettet. Genauso wie ich damals, braucht auch er jetzt dringend Hilfe. Keine Ahnung wie lange er noch lebt. Ich muss mich beeilen.
Mit meinen Armen, die in den letzten Wochen aufgrund der mangelhaften Ernährung noch dünner geworden sind, versuche ich Milan hochzustemmen. Er kommt mir verdammt schwer vor und meine Arme zittern unter seinem Gewicht, aber ich muss ihn zu einem Heiler bringen. Ich muss es einfach schaffen ihn zu retten.
Gerade als ich ihn einige Schritte weiter geschleppt habe, kommt plötzlich ein junges Pferd angaloppiert. Ich erkenne, dass es noch nicht ausgewachsen und ein Hengst ist. Zu meiner Überraschung verwandelt der Braune sich in ein Einhorn und wird mit der Verwandlung gleich ein Stück größer. Fragend schaue ich in die dunklen Augen des jungen Tieres. Es stöst ein helles Wiehern aus und legt sich auf den Boden. Da wird mir klar, was es will. Vorsichtig lege ich Milan auf seinen Rücken und es steht wieder mit wackeligen Beinen auf. Dann läuft es langsam los. Es scheint zu wissen, wohin es geht, also folge ich ihm. Von hinten prescht noch Moritz heran und erklärt somit, dass er uns begleiten wird.
Ich halte meinen Freund vorsichtig fest, damit er nicht von dem Einhorn fallen kann. Wir laufen in engen Straßen, wo die Häuser mit höchstens einem Meter voneinander entfernt stehen. Nach einiger Zeit bleiben wir stehen. Das Pferd wiehert und wie gerufen kommt ein kleines Mädchen um die Ecke. Sie ist ungefähr fünf Jahre alt, hat blonde Haare und diese verdammten hellblauen Augen. Es sind Milans Augen, genauso wie es Melinas waren. Das Mädchen muss also auch aus der Familie sein.
,,Was ist passiert?", fragt sie und schaut mich mit ihren großen Augen an. ,,Er wurde von einer Hexe getroffen, von der Prinzessin der Hexen, meiner Schwester." Meine Stimme klingt piepsig und die ganze Zeit über laufen Tränen über meine Wangen. ,,Okay, ich heile ihn.", sagt das Mädchen und legt ihre Hände auf Milans Rücken. Ich streichele über seine Schulter. Hoffentlich schafft das Mädchen es, ihn zu heilen.
Gespräch zwischen Lili(L) und Maximiliane(M):
M: Ich kann heilen und reden gleichzeitig. Es ist wahrscheinlich nicht so schlimm, er hat sich innerlich mit seiner eigenen Magie gewehrt.
L: Gut. Wer bist du eigentlich?
M: Milans Cousine, Maximiliane Morgan. Du?
L: Liliane Restow, die Königin der guten Magie und Milans Freundin.
M: Was? Du bist die Königin?
L: Ähm, ja.
M: Okay, cool. Weißt du wo Melina ist?
Ich schluchze sofort wieder. Wieso kann Maximiliane noch so glücklich aussehen? Moritz schleckt mir die ganze Zeit über die Hände, doch das hilft nichts. Ich kann diesem kleinen Mädchen nicht sagen, dass ihre Cousine tot ist. Sie ist noch so klein und bestimmt schon sowieso voll verstört. Ein Wunder, dass sie überhaupt in dieser Stadt überlebt hat.
,,Ist sie tot?", fragt Maximiliane angsterfüllt. Ich nicke und senke den Blick. Maximiliane heilt Milan nun wortlos und ich stehe einfach genauso wie das Einhorn und Moritz daneben. Wut und Trauer erfüllen meine Gedanken.
,,Lili, schön dich zu sehen." Erschrocken fahre ich herum. Wer hat das gesagt? Ich entdecke ein Mädchen. Sie stellt sich vor: ,,Ich bin Ciara, hast du dich schon auf mich gefreut." Nein, habe ich nicht, sowas von nicht. Wieso muss sie jetzt hier auftauchen, wo ich fast alleine bin? Nur unsere Kraft wird jetzt zählen, nur wir zwei. Ehrlich, sie ist fast genauso alt wie ich und trotzdem macht sie mir so eine große Angst, als wäre sie eine Göttin. Vielleicht hat sie ja sogar so viel Macht, wie eine. Das werde ich wohl gleich herausfinden müssen.
,,Heil ihn weiter. Wenn ich sterbe, renn! Lass Milan zurrück. Du bist zu schwach, um ihn zu tragen. Renn dann einfach!", rufe ich noch Maximiliane zu und nähere mich der Königin der bösen Magie. ,,Bist du für Kampf oder für Unterhaltung?", fragt sie. Hä, ist sie dumm? Wahrscheinlich macht sie sich über mich lustig, weil meine Beine zittern und ich sicher schon nach Angst rieche. ,,Was? Ich zeig dir mal die beiden Möglichkeiten, wenn du dann nicht aussuchst, entscheide ich." Sie verwandelt sich und dabei muss ich blinzeln. Ihr Kleid sieht genauso wie meines aus, nur dass sie darin schöner ist. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht schießt sie mit ihrem Zauberstab in den Himmel. Er färbt sich abwechselnd in allen Farben, die es gibt. Es schaut einfach wunderschön aus.
In dem Moment schreit niemand mehr, niemand kämpft, ich weiß es einfach. Alle starren in den Himmel und bewundern das wunderschöne Phänomen. In Ciaras Augen flackert ein Feuer, in den gleichen Farben, wie der Himmel. Es ist einfach fantastisch. Nur zu gerne würde ich das auch können wollen.
Nach circa zehn Minuten ist es vorbei und Ciara fällt nach hinten um. Ich renne zu ihr. Was ist plötzlich passiert? Sie bewegt sich nicht mehr, also knie ich mich vor sie. Was ist nur los? Hat sie zu viel Magie benutzt? Ist sie tot? Soll ich um sicher zu gehen einfach noch mal auf sie schießen, damit sie auf jeden Fall tot ist?
Plötzlich blinzelt sie und ihre Augen gehen wieder auf. Ich springe auf und entferne mich sofort einige Meter von ihr. ,,Darauf habe ich gewartet. Die schwache, nette Königin lässt mich am Leben. Ich war fast tot, ich habe mich selbst fast getötet, doch du wolltest es nicht. Ich habe keine Magie mehr, aber nun habe ich was besseres." Ich habe keine Ahnung, was sie damit meint. Ängstlich und neugierig zu gleich schaue ich sie an.
,,Was hast du getan?", frage ich. Sie erklärt: ,,Alle Magieverbundenen außerhalb von Licorne sind tot, sowohl die bösen, als auch die guten. Genau das habe ich gerade nur zum Spaß mit meiner Magie gemacht. Spaß?! Ich hasse das. Schon mein ganzes Leben trainiere ich darauf dich und deine Verbündeten zu töten. Ich habe es Leid, ich habe mein Leben leid. Ich will sterben. Durch deine Hand. Tu es! Tu es!"
Verstört schaue ich sie an. Wenn sie mich hätte töten können, wieso hat sie anstelle dessen alle Magieverbunden außerhalb Licorne getötet? Sie fleht: ,,Bitte, tu es! Ich bin zu einer Psychiopatin geworden. Du sollst gewinnen, das hoffe ich für dich." Bei diesen Worten kriege ich eine Gänsehaut. Soll ich sie töten?
Plötzlich springt eine Gestalt hinter Ciara und eine Schwertspitze kommt auf der anderen Seite ihres Halses hervor. Der Mörder ist klein, wendig und schnell. Ciara liegt tot vor meinen Füßen und ich schaue ihrem Mörder in die Augen. Genau genommen ist es eine Mörderin. Maximiliane.
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