Kapitel 49
Ich schrecke hoch. Es war nur ein Traum. Milan liegt neben mir, schläft und es geht ihm gut. Ich versuche mir einzureden, dass alles gut ist, aber trotzdem fließen unzählige Tränen über mein Gesicht. Gerade habe ich geträumt, dass Milan stirbt. Es könnte wirklich passieren. Hektisch atme ich ein und aus. Obwohl wir keine Decken haben, ist es mir total warm.
Deshalb löse ich mich aus Milans Armen und setze mich auf. Ich lege meinen Kopf auf meine Knie und weine. Der Traum war so schrecklich und hat sich furchtbar real angefühlt. Niemals dürfte das passieren. Ohne Milan kann und will ich nicht leben. Wir dürfen uns morgen auf gar keinen Fall trennen.
Nach einer Weile habe ich mich wieder beruhigt, lege mich wieder hin und schlafe schließlich ein. Diesmal träume ich zum Glück gar nichts.
Erst am nächsten Morgen wache ich wieder auf. Ich habe gerade fast 24 Stunden geschlafen. Das ist bei so einem langen Kampf aber auch klar. Gleich geht es wieder los. Noch mit geschlossenen Augen streichele ich das Fell. Warte, was? Wieso streichele ich überhaupt Fell? Ich schrecke hoch, doch in dem gleichen Moment, wie meine Augen aufgehen, beruhige ich mich wieder. Auf meinem Bauch liegt ein schnurrender süßer Kater. Es handelt sich um niemand anderen als Moritz, mein magisches Tier.
Um ihn nicht zu wecken, lege ich mich wieder hin und streichele ihn glücklich weiter. Es ist einfach fantastisch, dass ich ihn wiedersehe, dass ich ihn gerade überhaupt je wiedersehe. Wenn er aufwacht, werde ich gleich versuchen mich mit ihm zu unterhalten. Ich freue mich schon darauf. Man unterhält sich ja nicht alle Tage mit seiner Katze.
Ich schaue mich im Raum um. Neben uns sind hier noch viele weitere Menschen. Alan und Logan sind bereits wach, lehnen an der Wand und starren vor sich hin. Milan und Katharina schlafen noch.
,,Morgen.", grüßt mich Alan, als er bemerkt, dass ich wach bin. Ich grüße zurück, schließe aber wieder die Augen, um noch ein wenig zu ruhen.
Nach ein paar Minuten sind auch Milan, Katharina und auch Moritz aufgewacht. Alan, Logan und Milan werden sich auf die Suche nach etwas Essbaren machen, während ich und Katharina hier auf sie warten werden. Ich schließe Milan in die Arme, als die Männer sich auf den Weg machen. Eigentlich wollte ich mich ja nicht von ihm trennen, aber jetzt muss ich es trotzdem tun. Es ist ja nur kurz, um nach Lebensmitteln zu suchen und außerdem will ich mich alleine mit Moritz unterhalten.
Als sie weg sind, sage ich zu Katharina: ,,Ich gehe kurz in ein anderes Zimmer, wo keine Leute sind, damit ich mit Moritz reden kann." Sie ist einverstanden und lässt sich traurig an der Wand herunterfallen. Sie tut mir Leid, wie sie mit traurigem Blick in das Leere starrt, aber ich und Moritz haben jetzt echt was zu erledigen und meine Trauer über Finn ist mindestens genauso groß, wie ihre.
Ich nehme meinen Kater auf den Arm und suche nach einem Ort, wo wir ungestört sind. Ich finde einen kleinen Raum, der wahrscheinlich einmal eine Abstellkammer war und setze dort meinen Mizie ab. Dann rufe ich meine Magie herbei und verwandele mich. Ich spüre auch seine Magie, obwohl sich an seinem Aussehen nichts ändert.
,,Endlich, ich dachte du findest das nie heraus.", miaunt Moritz. Ich kann ihn tatsächlich verstehen. Es ist in den vergangenen Wochen so viel unglaubwürdiges geschehen, aber dennoch ist es jetzt ein kleines Wunder für mich.
,,Ich verstehe dich.", freue ich mich. ,,Natürlich.", stellt er klar. Ich grinse und mein Herz pocht immer schneller. Als kleines Kind habe ich mir immer gewünscht, dass ich mich mit Tieren unterhalten kann und jetzt kann ich das mit einem doch wirklich.
Moritz fasst zusammen: ,,Also bei mir sah der Kampf bisher so aus: Eines Tages sind plötzlich ungefähr fünfzig neue Menschen in Licorne angekommen. Sie haben sich seltsam verhalten und sich immer wieder umgeschaut. Trotzdem ist es mir gelungen, ausfündig zu machen, dass es Meerjungmenschen waren. Nach ihrer Ankunft gab es plötzlich mehrere Morde hier in der Stadt. Auch einige von ihnen sind gestorben. Dann kamen immer mehr neue Einwohner nach Licorne. Es waren so viele, dass die normalen Menschen total davon überfordert waren. Dann begann der Krieg und währenddessen reisten immer mehr Menschen hier hin. Ich habe im Tierheim gekämpft, weil es dort keine Menschen gibt. War trotzdem ziemlich blutig, musst du mir glauben."
Seine Stimme ist so schön. Es tut mir so Leid, dass er kämpfen musste und ich nicht da war. Ich bin eine schlechte Katzenbesitzerin. Wie konnte ich ihn nur so im Stich lassen?
,,Auf jeden Fall bin ich glücklich, dich heute gefunden zu haben. Wie sah der Kampf bei dir bisher so aus?", fragt Moritz und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Ich erzähle ihm alles. Von Los Angeles angefangen, bis zur Schlacht mit den Einhörnern. Er ist ziemlich begeistert, wie viel ich erreicht habe und sein Blick wird traurig, als ich ihm von Luna, Melina, Finn und meiner Trauer über die anderen Gefallenen erzähle. Er versteht mich und fühlt mit mir. Zwar ist er nicht stark, wie ein Panther oder schnell wie eine Gazelle, aber ich könnte mir einfach kein besseres magisches Tier vorstellen.
Glücklich nehme ich ihn in die Arme und fahre mit meinen Fingern durch sein seidiges Fell. Freude umströmt mich für einen kurzen Moment. Aber nur für einen kurzen, denn dann muss ich an meine Familie denken. ,,Leben Ronny und meine Eltern noch?", frage ich ihn voller Angst. ,,Bitte, bitte, bitte.", hoffe ich in meinem Inneren.
Moritz versichert: ,,Alles gut. Kurz bevor der Krieg so richtig begonnen hat, hat Lina versucht sie umzubringen. Ich konnte gerade noch zur Rettung kommen. Ich habe Lina in das Bein gebissen und dann sind Ronny und deine Eltern weggerannt. Mit Lina und Kira hatte ich an dem Tag ein sehr unschönes Erlebnis, von dem ich immer noch Narben und Verletzungen habe, aber auch ich konnte fliehen. Deine Eltern, Ronny und auch MiauMiau sind wieder in München, in eurer alten Wohnung. Dafür habe ich gesorgt."
,,Danke! Du bist mein Held!", bedanke ich mich bei ihm. Dann unterhalten wir uns noch über Themen, über die ich mich mit einer Katze schon immermal unterhalten wollte und als Milan, Logan und Alan von der Nahrungssuche zurück kommen, beenden wir unser Gespräch und rückverwandeln uns wieder.
Gemeinsam setzen wir uns zu Katharina und die Jungs und Alan packen ihre Beute aus. Sie haben einige Äpfel und zwei Brotlaiber ergattert. Zwar stillt das nicht ganz unseren Hunger, aber es reicht vorerst. Den heutigen Tag müssen wir damit auskommen. Während der Mahlzeit redet keiner von uns ein Wort. Wir alle sind ziemlich angespannt, weil wir uns gleich wieder zurück in den Krieg stürzen müssen. Die anderen Menschen im Raum wirken ähnlich aufgeregt.
Wie wird es heute werden? Werden wir alle den Tag überleben? Werden wir Clara, Shadow, Emma, Emily, Noah und Aaron wiedersehen?
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