Kapitel 30
Die Busfahrt dauert ewig, weil wir fast die ganze Zeit im Stau stehen. Frau Bellys schiebt permanent Hektik, dass wir nicht rechtzeitig ankommen werden. Ich bekomme auch schon Angst, doch Milan, der den ganzen Ablauf auf den Zettel auswendig gelernt zu haben scheint, beruhigt mich wieder: ,,Wir werden am Flughafen sicher keine 5 Stunde brauchen. Das schaffen wir schon, ganz sicher."
Schließlich parkt der Bus nach einer Ewigkeit endlich vor dem Flughafen. Er kommt mir irgendwie rießig vor. Ob wir uns darin wohl zurecht finden werden? Ich schaue zu Milan. Er wirkt ganz entspannt. Ok, wir haben noch 3 Stunden, in der Zeit werden wir es hoffentlich schaffen.
Wir stehen in mehreren Schlangen. Ich blicke da nicht so ganz durch, aber am Anfang der Schlange müssen wir immer irgendwas vorzeigen.
Irgendwann kommen wir bei der Kofferabgabe an. Und wie schon geahnt wird Milan nicht durchgelassen. Er bietet den Mitarbeitern vom Flughafen Geld an, doch das bringt nichts. Er muss was von seinen Sachen hierlassen. Nach der Reise kriegt er alles wieder zurrück, versprechen ihm die Mitarbeiter, doch er ist ganz aufgeregt.
Frau Bellys gibt eine Anweisung: ,,Ich gebe euch eine halbe Stunde Zeit. Zum Beispiel zum Essen. Milan, in der Zeit hast du entschieden was du mitnimmst und hast einen Koffer abgegeben und den Rest in den anderen gepackt, um die Sachen hier zu lassen." Sie verschwindet in einen Laden, von denen es hier viele gibt. Eigentlich voll unlogisch, wer kauft denn bitte am Flughafen ein?
Alle von unseren Klassenkameraden gehen was essen. Ich hab auch voll Hunger und mein Bauch knurrt schon, aber ich will Milan nicht im Stich lassen. Finn und Noah auch nicht, denn jetzt stehen wir hier zu viert. Milan schaut uns sorgenvoll an. Auf seiner Stirn bilden sich Schweißperlen. Was ist nur mit ihm los? Er muss ja nur ein paar Sachen hierlassen und immerhin kriegt er ja nach unserer Klassenfahrt wieder alles zurrück.
Finn greift nach einem seiner Koffer: ,,Na schauen wir mal, was du alles dabei hast." Milan schreit: ,,Neeeiiiin." Alle Leute drehen sich zu uns um. Milan wird rot. Ich auch. Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen. Wir schauen Milan verwirrt an. Es scheint ganz so, als ob er etwas zu verheimlichen hat. In den Koffer ist etwas drin, was wir nicht sehen dürfen. Und ich will es sehen! Unbedingt! Egal, was es ist.
,,Hey, was ist da drin. Komm wir sind doch deine Freunde, vor uns dreien muss dir nichts peinlich sein.", sagt Noah.
Er hat gesagt wir drei. Das heißt ich gehöre dazu. Ich gehöre zu einer Gruppe. Wir sind Freunde. Obwohl der Moment gerade voll seltsam ist, bin ich voll glücklich.
Nachdem Noah gesprochen hat, hören wir komisches Gelächter. Dieses Lachen kommt mir doch irgendwie bekannt vor. Die Jungs und ich schauen uns um und da entdecken wir Katharina, Luna, Emma und Emily. Sie haben sich in einem Laden hinter einem großen Stapel Öl versteckt und uns beobachtet. Sind die dumm? Oder haben sie einfach keine anderen Hobbys? Als sie merken, dass wir sie gesehen haben, rennen sie lachend weg. Dabei könnte ich schwören, dass aus Katharinas Umhängetasche wieder diese seltsame Zahnbürste rausragt, die ich schon einmal in ihrer Schultasche gesehen habe.
Milan hatte durch dieses kleine Zwischengeschehnis Zeit um einen Entschluss zu fassen. Ob er uns in seine Koffer reinschauen lässt? Ich bin super neugierig was darin ist und gucke die ganze Zeit auf die Koffer, obwohl sie zu sind.
,,Sorry, Finn und Noah. Aber ich und Lili können das mit den Koffern schon alleine regeln. Ihr könnt ja was essen gehen, oder so." Ich werde rot. Er will das mit mir alleine regeln. Finn und Noah sind etwas verwirrt, verschwinden aber. Ich schaue unsicher zu Milan.
Er schleppt seine Koffer in eine ruhigere Ecke des Flughafens und schaut mich forschend an. ,,Das ist jetzt ein bisschen komisch, ok?" Ich bin immernoch vollkomen verwirrt, nicke aber. Bevor er den Reißverschluss von einem Koffer öffnet fragt er: ,,Kannst du deinen Rucksack gegen eine Tasche tauschen. Ich mach das auch und ein paar Sachen aus dem Koffer können wir ja darein packen. Es sind echt Sachen dabei, die ich nicht hierlassen kann. Es geht einfach nicht, verstehst du?"
Nein mache ich nicht. Ich habe auch Sachen, die ich nicht einfach irgendwo lassen würde, jetzt muss er sich aber halt von einigen Klamotten trennen. Ich fasse Mut zusammen und sage ihm das eben gedachte. Er seufzt: ,,Es sind keine Klamotten. Es ist etwas, das ich nicht hätte mitnehmen dürfen." Er wirkt total unter Panik und ich willige schließlich ein, weil er so süß ist und mir leid tut.
Er geht die Taschen kaufen, während ich auf seine Koffer aufpasse. Anscheinend ist darin etwas wirklich wertvolles. Natürlich könnte ich jetzt einfach hineinschauen, aber dafür vertraue ich Milan zu sehr und ich will, dass er mir auch vertraut. Ich hole mein Handy aus meinem Rucksack und beschließe schwerenherzens ihn und alles darin zurrückzulassen. Auf der Packliste stand zwar kleiner Rucksack für Ausflüge, das ist jetzt aber egal.
Milan kommt mit zwei Taschen zurrück. Er ist immernoch voll gestresst und sagt: ,,Ok, das Mindestgewicht für Handgepäck ist sechs Kilogramm, ich habe mich eben informiert. Die Taschen haben die perfekte Größe für die Vorschrift, sind aber größer als unsere Rucksäcke."
Dann greift er nach einem Koffer. Ich bin super aufgeregt, was darin ist. Doch als Milan den Reißverschluss komplett geöffnet hat und ich endlich einen Blick hinein werfen kann, sehe ich es immernoch nicht. Ich kann nur erkennen, dass sich im Koffer viereckige Gegenstände befinden, welche in Tücher und Stoffe eingewickelt sind, so dass man sie nicht sehen kann.
Milan lächelt mich an und hebt vorsichtig einen dieser Gegenstände aus dem Koffer. So wie er seine Finger um ihn legt, muss es etwas ziemlich wertvolles sein. Die Tücher sind bestimmt da, um ihn zu schützen.
Als Milan behutsam das Tuch wegstreicht, kann ich es endlich erkennen, es ist ein Buch. Und Milan hat mehrere davon dabei. Der Einband ist braun und das Buch schaut uralt aus. Ich schaue neugierig näher hin und erkenne den Titel: Die Legende der Königin. Er ist schon ziemlich verwischt, wahrscheinlich weil das Buch so alt ist.
Aber wieso hat Milan alte Bücher dabei? Etwa zum lesen? Kann eigentlich gar nicht sein, nichts an Milan ist normal, also sind auch diese Bücher nicht normal. Bestimmt haben sie sogar etwas mit Magie zu tun.
Und da hatte ich recht, denn Milan klärt mich auf: ,,Das sind Magiebücher. Ich habe zehn davon, hilfst du mir sie zu verstauen."
Ich lächele ihn unsicher an und nicke. Am Schluss kriegen wir die zehn Bücher gerade noch so in die Taschen und in einen Koffer rein. Ich sage lieber nichts dazu, dass Milan gerade mal drei Hosen und auch sonst wenige Klamotten für die zwei Wochen Klassenfahrt hat.
Milan bedankt sich bei mir und wir unterhalten uns noch. Jetzt kann es weitergehen, oder? Hoffentlich sind wir heute Abend schon in Los Angeles.
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