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Bradyn schweigt weiterhin zum Thema "Abgesagte Hochzeit", aber er wird immer entspannter.
Er, Amanda und ich haben uns schon zwei weitere Male zum Kaffee trinken und Spieleabend getroffen.
Es bereitet mir Freude zu sehen, wie wir zusammenwachsen.
Auch wenn ich immer noch nicht wirklich weiß, ob Bradyn hier in Kalifornien bleiben will, finde ich es gut, dass er Freundschaften schließt.
Die zweite potenzielle Freundschaft entwickelt sich gerade tatsächlich zwischen ihm und meinem Hausmeister, für den Bradyn immer die Müllcontainer an die Straße schiebt und darauf achtet, dass die Eingangstür abends abgeschlossen wird.
Im Gegenzug hat Mr. Walker noch nicht gemeldet, dass ich einen Untermieter habe.
Es ist mir ein unlösliches Rätsel, wie Bradyn zu ihm durchdringen konnte.
Ich drehe meinen Kopf nach links und betrachte Bradyns markantes Profil.
Er bewegt sich im Takt der leisen Musik und trommelt mit den Fingern auf das Lenkrad.
"Wohin fahren wir denn jetzt?", frage ich und strecke meine Hand aus, um ihm über den Hinterkopf zu streichen.
"Wie oft denn noch, Kali-Boy?! Das ist eine Überraschung."
Kurz dreht er sich zu mir und wirft mir einen kecken Blickt zu. Dann richtet er seine Augen, die hinter einer schwarzen Sonnenbrille vor mir und dem hellen Sonnenlicht verborgen sind, wieder auf den Highway.
Wir fahren jetzt bereits seit einer knappen Stunde auf unbestimmtem Territorium.
Lächelnd lege ich den Kopf zurück und spiele weiter mit Bradyns langem Haar.
Ich kann nicht sagen, was mir besser gefällt; seine Kurzhaarfrisur oder diese wild Version von unbändigem Haar mit bleichen Spitzen.
Ich ziehe kaum merklich an einer Strähne und entlocke ihm ein Kichern.
Die Landschaft vor den Fenstern rast an und vorbei. Sie gleicht eher Wüste, als Steppenlandschaft.
Ich habe keine Ahnung, wo wir hinfahren.
Bradyn will mich überraschen. Also schaue ich zum Fenster heraus, versuche so viel wie möglich von der Landschaft aufzunehmen, kraule weiterhin Bradyns Nacken und lasse die Scheibe nach unten fahren.
Meine rechte Hand beginnt einen Tanz im Wind. Das Auto unter uns wird schneller, jedenfalls kommt es mir so vor und ich strecke den Arm noch weiter aus.
Die Kombination aus heißen Sonnenstrahlen und schneidendem Wind ist herrlich.
Ich schließe die Augen und lausche dem Radio.
Zeit scheint keine Rolle mehr zu spielen. Wir fahren einfach eine endlose Strecke geradeaus, in der prallen Sonne, um uns herum hunderte fremde Menschen. Einige von ihnen schauen zu uns rüber, wundern sich vielleicht wer wir sind.
Ich kann das Lächeln nicht von meinen Lippen zwingen, schon gar nicht, wenn Bradyn streckenweise seine Hand auf meinen Oberschenkel legt oder leise zu einem Song mitsingt.
Ich hätte uns überall vermutet; im Streit, getrennt, Fremde auf der Straße. Aber nie hätte ich ernsthaft gedacht, dass es hier zu kommen würde.
Frieden. Liebe.
Meine Augen gewöhnen sich immer mehr an das grelle Licht und ich starre seit Minuten in den blauen Himmel, an dem nur vereinzelte Schönwetterwolken hängen.
Bradyn und ich reden nicht viel. Aber das ist okay. Ich genieße es, wenn wir gemeinsam schweigen, ohne das wir etwas aus unserer Konversation aussperren. Wir genießen einfach diesen kleinen Roadtrip.
Ich glaube schon fast nicht mehr daran, irgendwo anzukommen, da setzt Bradyn den Blinker und verlässt den Highway.
"Sind wir da?"
Mit großen Augen versuche ich eine Attraktion am Horizont auszumachen.
"Bald. Quengel nicht so", brummt mein Fahrer.
Ich ziehe die Schultern hoch und übe mich in Geduld.
"Augen zu machen", befielt mir Bradyn nach einer Weile.
"Jetzt übertreibst du aber! Ich -"
"Keine Widerworte."
Ich seufze und schließe widerwillig die Augen.
"Nicht schummeln."
Ich gebe lediglich ein Brummen von mir.
Bradyn lenkt das Auto über mehrere Kreuzungen. Ab und an öffne ich meine Lider einen kleinen Spalt und erhasche eine Kleinstadt, Felder und einen blauen Truck, der mir bei meinem dritten und letzten Versuch herauszufinden, wo wir hinfahren, die Sicht nimmt.
Die Straße wird unebener und es scheint kein großes Verkehrsaufkommen mehr um uns herum zu sein.
Ich lege mir gerade einen guten Serienmörder-Witz zurecht, da stellt Bradyn den Motor aus.
"Wir sind da."
Langsam öffne ich die Augen. Etwas nervös, was ich zu Gesicht bekommen würde, da Bradyns Stimme nur so vor Euphorie trieft.
Wir stehen auf einem Parkplatz.
Verwirrt blicke ich mich um. Hohe Tannen versperren weitere Sicht, gute vierzig Autos sind über den restlichen Platz verteilt.
Als ich mich umdrehe, fällt mein Blick auf ein Schild.
Sequoia-Nationalpark.
Ich drehe mich zurück zu Bradyn.
"Sagt mir gar nichts."
"Es wird dir gefallen, du wirst schon sehen."
Ich blicke mich um.
"Aber ich habe nichts zum Wandern dabei", wende ich ein.
Bradyn steigt aus dem Auto und ich folge ihm.
"Hier."
Er wirft mir ein Bündel Kleider zu und passende Laufschuhe, die er aus den tiefen meines Kleiderschrankes gefischt haben muss und die mich hart in die Magengrube treffen.
"Du hast ja wohl an alles gedacht."
Grinsend stellt sich Bradyn an die Seite des Autos und öffnet seine Hose. Mit gebanntem Blick folge ich jeder seiner präzisen Bewegungen, mit denen er seine Hose wechselt.
"Jetzt du, ich will auch eine Show."
Meine Ohren werden rot, doch ohne zu zögern, nehme ich seinen Platz ein und schlüpfe in eine knielange Shorts.
In fertiger Montur und mit zwei Wasserflaschen bewaffnet laufen wir auf den Eingang des Nationalparks zu.
Wenn Bradyn mir hiervon eher erzählt hätte, hätte ich Jos alte Kamera mitgebracht. Jetzt ärgere ich mich ein bisschen, sie nicht einfach eingesteckt zu haben.
Ich habe dem Alten schließlich versprochen Bilder damit aufzunehmen.
Ich lege meine Hand in Bradyns und schaue ihn kurz von der Seite an, bis er meinen Blick bemerkt und mir einen Kuss auf die Lippen drückt.
"Weißt du, ich hätte meine Kamera mitnehmen sollen."
"Die alte, die im Regal steht?", fragt er, während er nach seiner Brieftasche kramt.
"Ja. Ich habe sie von Jo, du erinnerst dich an ihn?"
Bradyn nickt.
"Er hat sie mir zum Abschied geschenkt."
Andächtig schaue ich zum Himmel hinauf. Vielleicht sollte ich Jo doch einmal schreiben.
Wir erreichen das Pförtnerhaus und ein missmutiger Mann mit buschigen Augenbrauen taucht hinter einer Scheibe auf.
"Route?", fragt er. Seine Stimme ist belegt und ohne jede Emotion.
"Sherman Tree", antworte Bradyn ebenso emotionslos.
Ich unterdrücke ein Kichern.
"Zwanzig Dollar."
Bradyn legt den Schein auf den Tresen. Im Gegenzug bekommen wir eine Karte, die am oberen Rand schon vergilbt ist.
Mit einem Nicken passieren wir die kleine Holzhütte und schlagen den Weg nach links ein.
"Ist das irgendwie dein Lieblingspark oder warum sind wir hier?", frage ich nach einer Weile.
Bradyn hat die Karte gefaltet und in seine hintere Hosentasche gesteckt.
Er trägt eine khakifarbene Shorts mit großen Taschen und einem braunen Gürtel. Er sieht aus, als wäre er einer Pfadfinder-Werbung entsprungen. Doch eine teure Sonnenbrille stört das Bild ein wenig.
"Nicht direkt. Er steht nur schon ewig auf meiner Liste. Hier gibt es einen Baum, der über einen der Trails gefallen ist. Er ist so riesig, dass einfach ein Durchgang durch ihn gesägt wurde, anstatt ihn beiseite zu räumen. Da wollte ich unbedingt mal durchgehen."
Bradyn streicht sich über die Brust und sieht zu mir rüber.
"Und die Aussicht hier ist auch nicht so schlecht", schiebt er hinterher.
"Erst Schneeengel in New York und jetzt ein Baum, durch den man hindurchgehen kann? Du bist echt seltsam, Harris."
"Nenn mich nicht so", lacht er und schubst mich.
Ich schubst zurück, bis ich mich lachend in seine starken Arme fallen lasse.
Grinsend blicke ich auf ihn herunter und küsse seine Nasenspitze.
Das Grün der Kiefern um uns herum erinnert mich an das Grün seiner Augen, das jetzt von seiner Sonnenbrille verborgen wird.
"Danke, dass du mich hierher entführt hast", flüstere ich.
"Es ist ja auch zum Eigennutzen", grinst er und drückt mir noch einen Kuss auf die Lippen. Seine Zunge streift über meine Unterlippe und ich teile bereitwillig meine Lippen, begrüße seine Zunge, die mir einen Schauer über den Rücken laufen lässt, als sie über meinen Gaumen streicht.
Sein minziger Geruch vernebelt meine Sinne und kurz vergesse ich, dass wir auf einem öffentlichen Wanderweg stehen.
"Dann lass uns losziehen, zu deinem Baum."
Kopfschüttelnd sehe ich Bradyn an, der begeistert nickt, dann aber wieder eine ernste Miene aufsetzt und mir den Weg weist.
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Song: Dishes - Lauv
Hi :3
Achtung, Achtung! Hier kommt unsere Schneeengel-Familie!
Erstmal ein reisen Dankeschön, dass ihr mitgemacht habt! Ich habe mich wirklich SEHR über jeden einzelnen Schneeengel gefreut!
Und an die von euch, die noch gerne mitmachen wollen, aber noch auf Schnee warten: Macht einfach einen Schneeengel, wenn ihr noch die Möglichkeit dazu bekommt & schickt ihn mir per Insta oder fragt nach meiner Mail. Ich füge euch hier dann gerne nachträglich dazu :) ♡
That's mine :) ❄️
Von einafets79 ❄️
Von der lieben Astrid :) ❄️
Von Lunia_Autorin ❄️
Von whateveritslina ❄️
Von der lieben Gee ❄️
Von Caraval007 ❄️
Von Lesekatze017 ❄️
Von Timerisli ❄
D A N K E
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