-64-
P.O.V. Bradyn
Ich beobachte Mica dabei wie er einige Meter von mir über den Bürgersteig taumelt.
Bereits an seiner Stimme habe ich erkannt, dass seine Mutter am anderen Ende ist.
Geistesabwesend fährt er sich immer wieder durch die Haare und nickt, obwohl Liz ihn nicht sehen kann.
Mit kleinen Schritten entfernt sich Mica immer weiter von mir. Etwas in mir will mich dazu zwingen, ihm zu folgen, doch ich bleibe an Ort und Stelle stehen. Die Sonne brennend heiß auf meinem Hinterkopf.
Ich betrachte seinen Rücken und den schmalen, nassen Streifen, der sich an seiner Wirbelsäule abzeichnet.
Er sagt Liz nicht, dass ich hier bin. Er erwähnt mich mit keinem Wort.
Und ich bin erleichtert.
Wenn ich Mica da so stehen sehe; die eine Hand tief in der Tasche seiner Hose, die andere presst sein schwarzes Handy an sein Ohr, bekomme ich eine Heidenangst.
Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe, dass ich kneife.
Ich sehe Mica und ich sehe all die Hindernisse, die ich noch überwinden muss, um ihn ganz Mein zu nennen, um ihn halten zu können, ohne Bedenken zu haben, dass ich ihn fallen lasse oder das er sich mir entzieht.
Vor mir ist ein Berg, über den ich nicht hinwegsehen kann, ich kann nicht sehen, was auf der anderen Seite wartet und ihn zu erklimmen, macht mir Panik.
Bin ich doch noch nicht bereit, alles zuzugeben?
Oder werde ich vielleicht doch nie bereit sein?
Ist es zu spät oder kann ich noch ins Auto steigen und zurückfahren?
Ich drücke mich an eine Hauswand im Schatten und lasse meine Augen weiterhin auf Mica ruhen.
Er tritt kleine Steine weg und schaut anschließend in den Himmel.
Eine brauen Strähne hängt in seinen blauen Augen. Es schmerzt in meiner Brust, ihn so anzusehen und solche Gedanken in meinem Kopf zu haben.
Ich hintergehe ihn. Schon wieder.
Ich zweifle, obwohl ich ihm versprochen habe, nicht mehr zu zweifeln.
Ich schäme mich.
Mica dreht sich zu mir um. Für einen Augenblick scannen seine Augen die Umgebung auf der Suche nach mir.
Als er mich sieht, hellt sich sein Gesicht auf, er hebt die Hand und grinst mich an.
Ich winke zurück, ein Lächeln auf den Lippen. Ich hoffe, dass er Schatten mein angespanntes Gesicht versteckt.
Dieser Junge schafft es immer wieder, mich mit seiner Schönheit und Ausstrahlung sprachlos zu machen, aber jetzt gerade macht er mir Angst.
Er ist zu gut für mich. Ich nutze ihn nur aus. Ich werde ihm nie genug bieten können. Ich bin zu schwach.
Ich erinnere mich an die Fahrt hier her.
Vor zwei Tagen war ich mir noch so sicher, dass Richtige zu tun!
Niemand hätte mich aufhalten oder umstimmen können. Ich bin gefahren wie ein Wahnsinniger, getrieben vom Gedanken an diesen jungen Mann.
Und jetzt habe ich ihn direkt vor meiner Nase und möchte am liebsten weglaufen.
Ich wünschte, ich könnte die Gefühle in mir heraufbeschwören, die ich empfunden habe, als ich New York verließ.
Ich fühlte mich so frei und sehnte mich einfach nur nach Mica.
In meinem Kopf war plötzlich alles so klar und jetzt ist da dieser Nebel aus Unsicherheit und Fragen.
Mica wirft den Kopf in den Nacken und lacht.
Ich mag es, ihn lachen zu sehen. Ich bringe ihn viel zu selten zum Lachen.
Es ist schön ihn lachen zu sehen und zu wissen, dass seine Mutter diese Reaktion ausgelöst hat.
Liz ist so eine tolle Frau. Ich habe mir immer nichts sehnlicher für Mica gewünscht, als dass er das Verhältnis zu ihr verbessern kann.
Anscheinend ist er seit seinem Outing auf einem guten Weg.
Ein ehrliches Lächeln huscht über meine Lippen.
Mica sagt noch ein paar schnelle Worte und legt auf.
Nervös rolle ich meinen Nacken und wappne mich darauf, ihm wieder ins Gesicht zu blicken. Der kühle Sein in meinem Rücken gibt mir Halt und ich presse mich noch mehr in die Mauer, atme einmal tief durch. Ich fühle mich immer noch wie ein Verräter, als Mica vor mir zum Stehen kommt, eine tiefe Falte auf der Stirn.
"Alles in Ordnung?", fragt er besorgt, als sein Blick auf mich fällt.
Sofort entspanne ich meine Schultern und gebe mein bestes Grinsen preis.
"Ja, alles gut. Wie geht's Liz?"
"Gut. Sie hat mich nur wissen lassen, dass ich 100 $ zu Bens Hochzeitsgeschenk dazugeben soll. Sie wollen ihm allen ernstes so einen bescheuerten Outdoorgrill kaufen."
Empört schüttelt er den Kopf und kneift die Augen zusammen, als er zu mir herunterblickt.
Allein das Wort Hochzeit bereitet mir Magenschmerzen.
Tiffany und meine Mom haben schon fast alles geplant. Überall wurden Voranzahlungen geleistet. Ich kann das ganze Geld nicht zurückzahlen.
Mir bricht der Schweiß aus.
Wie sagt man seiner Mutter kurz vor der Hochzeit, dass all ihre Mühe umsonst war?
Wie sagt man seiner Verlobten, dass man es sich anders überlegt hat?
"Bradyn? Wirklich alles okay?"
Ich schüttele den Kopf.
"Ja, entschuldige. Ich glaube, ich habe etwas zu lange in der Sonne gestanden."
Schützend legt Mica einen Arm um mich.
Ihn zu spüren, beruhigte meinen panischen Herzschlag.
Mica ist bei mir. Gemeinsam schaffen wir das.
Sofort argumentieren hundert Stimmen in meinem Kopf dagegen, doch ich blende sie aus. Ich versuche es.
Ich bin aus Schenectady abgehauen, weil ich es nicht mehr ohne Mica ausgehalten habe.
Es hat mich gequält, zu wissen, dass er am anderen Ende des Landes war und sein Leben weiterlebte. Ohne mich.
Die Was-Wäre-Wenn-Fragerei hat mich umgebracht.
Ich habe gemerkt, dass ich nicht glücklich werden würde und dann habe ich einfach einen Koffer gepackt und Tiffany erzählt, ich würde einen alten Freund besuchen.
Ich wünschte, ich müsste ihr nie wieder in die Augen blicken!
Verzweifelt schüttele ich den Kopf. Mica bemerkt nichts von meinem inneren Kampf. Gut so. Seine Fragen könnte ich jetzt nicht beantworten.
Mit langsamen Schritten gehen wir zu seinem Auto.
Es ist das erste Mal, dass ich mit Mica fahre. Er sieht unglaublich heiß aus, wenn er nach links und rechts schaut, kalkuliert, ob er die Ampelkreuzung noch überfahren kann oder ob er lieber auf die Bremse treten sollte.
Dabei hat er immer diese kleine Falte auf der Stirn, mit der er mich so sehr an einen kleinen Quantenphysiker erinnert.
Und manchmal beißt er sich auf die Unterlippe und seufzt entnervt, wenn mal wieder jemand vor ihm nicht schnell genug anfährt oder eine Horde Kinder über die Straße rennt, angeführt von ihrer Lehrerin.
Ich liebe es Mica so heimlich zu beobachten. Ich könnte es ewig tun.
Wenn ich mich in ihm verliere, wird es in mir ganz ruhig und ich vergesse, dass es ringsherum noch eine Welt gibt.
Denn wenn ich Mica ansehe, dann gibt es nur noch ihn und mich und alles andere ist egal.
_____________________________
Song: Atlantis - Seafret
Leute, ich bin heute allen Ernstes erst um 17.30 Uhr mit Englisch fertig gewesen! Ich bin AM. ENDE. (und so dankbar, dass ich Reserve-Kapis habe!)
Trotzdem möchte ich euch noch eine Idee mitteilen: Es soll ja am Wochenende noch einmal richtig viel Schnee geben.
Wie wäre es also, wenn jeder von euch (der mag) einen Schneeengel macht & davon ein Foto schießt. Das könntet ihr mir dann per Insta (lisas_charming_world) oder auch per Mail (schreibt mich dann einfach an, wenn ihr es per Mail schicken wollt) zu kommen lassen.
(Falls ihr durch Zufall noch alte Fotos von euren Schneeengeln habt, könnt ihr mir die natürlich auch schicken ;) )
Ich würde dann alle unsere Schneeengel hier in einem kommenden Kapitel posten. :)
Die Idee kam mir und meiner Mum gestern so beim Reden & ich finde, dass das ist eine super süße Idee... (Kann natürlich auch total floppen xD we'll see)
Ich würde mich auf jeden Fall wahnsinnig darüber freuen. Ein kleines Projekt als Community hrhr
Sagt mir gerne mal, was ihr von der Idee haltet! <3
All my Love,
Lisa xoxo
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro