-54-
Bradyn hebt seine Hände und zieht die Sonnenbrille von seinem Kopf. Dabei fallen ihm vereinzelte Strähnen ins Gesicht und ich muss mich zusammenreißen, mich nicht über den Tisch zu lehnen, um ihm diese aus den Augen zu streichen.
Seine Haare sind länger geworden.
Die blonden Spitzen bleichen langsam aber sicher aus und die Nussfarbe, die er von seiner Mutter geerbt hat, übernimmt wieder die Oberhand.
Als er die Brille vor sich auf dem Tisch ablegt, spannen sich seine Unterarmmuskeln an.
Ich kann nicht anderes, meine Augen beobachten das Spiel seiner Muskeln unter der leicht gebräunten Haut.
"Kann ich das Wasser haben?"
Ich reiße meinen Blick los, nur um mich gleich wieder in Bradyns grünen Augen zu verlieren.
"Hm?"
"Das Wasser?"
Sein Zeigefinger deutet auf das Glas, das ich krampfhaft umklammere.
"Oh. Ja. Natürlich, hier. Bitte."
Ich presse die Augen kurz zusammen.
Wenn ich die Möglichkeit hätte, mich jetzt selbst zu schlagen, ohne das Bradyn es mitbekommen würde ... Ich würde es tun.
Wie kann man in so kurzer Zeit so viel Unsinn reden.
Natürlich, hier? Bitte?!
Innerlich fluche ich.
Ich will meine Vorsetze nicht gleich über Board werfen, aber Bradyn legt gierig den Kopf in den Nacken und leert das Glas in wenigen Schlucken. Dabei tritt sein Adamsapfel hervor und sein erleichtertes Seufzen erfüllt meine kleine Küche.
Und irgendwie entferne ich von einige meiner Vorsetze, als ich meinen Blick nicht sofort losreiße, sondern seine vollen Lippen beobachte, wie sie sich um das Glas schließen. Und schließlich wie seine Zunge über sein ausgeprägtes Lippenherz fährt.
Ich räuspere mich und schaue aus dem Fenster.
Der Himmel lässt sich wegen der Rollläden nicht einsehen, aber ich starre lieber gegen die Hauswand der Nachbarn, als in Bradyns Gesicht.
Bradyn stellt das Glas auf den Tisch.
Er wischt sich über den Mund, lehnt sich vor und stützt sich mit den Unterarmen auf die Tischplatte.
Der Tisch wackelt und ich ziehe meine Arme zurück.
Ich erinnere mich daran, ruhig zu atmen und die Contenance zu wahren.
Doch ein kurzer Blick zu Bradyn und in seine großen Augen, die auf mir ruhen, die zwei Universen, die mir die Unendlichkeit vortäuschen: und ich rücke näher mit meinem Stuhl.
Das restliche Licht, das durch die Fenster fällt, wirft tiefe Schatten in Bradnys Gesicht.
Sie zeichnen Schluchten und Abhänge und ich wünschte, ich könnte jede der tödlich scharfen Kanten mit meinen Fingern nachfahren.
Um sein markantes Kinn malen winzige Bartstoppeln eigene Muster, die ich nur zu gerne erkunden und auswendig lernen würde.
Sein linker Wangenknochen schimmert im Licht.
Fast kann ich den salzigen Schweiß darauf schmecken.
Ich sollte ihm noch ein Wasser anbieten. Dann hätte ich einen plausiblen Einwand aufzustehen und mich von ihm zu entfernen.
Bradyns Lippen teilen sich und er ringt nach Luft.
Das alles geschieht innerhalb weniger Sekunden, doch es erscheint mir wie eine Ewigkeit.
"Wie geht es Emil?"
Damit habe ich nicht gerechnet.
"Gut", lüge ich.
Bradyns Augen wandern an meinem rechten Arm entlang, zu meinem Daumen, der nervös auf den Tisch trommelt.
"Gut", wiederholt er mein Wort.
"Ich wünschte, ich wäre so stark wie du", sagt er dann in einem belegten Tonfall.
Ich lehne mich überrascht vor.
"Was bitte?"
Bradyn schaut in meine Augen.
Seine Nasenflügel beben, als er tief ausatmet und seine Hände faltet. Sie zittern.
"Du stehst zu dir, deinem Lebensstil, den Menschen, die du liebst."
Das letzte Wort ist nicht mehr als ein Hauchen.
"Das ist kein Lebensstil, Bradyn."
Bei seinem Namen zuckt der Ältere kaum merklich zusammen.
"Das bin ich", fahre ich fort, "und ich stehe nun mal auf Männer. Aber denk deswegen bloß nicht, dass ich stark bin. Ich hoffe, dass ich es manchmal bin. Aber auf diesem Gebiet ... muss ich noch ziemlich an mir arbeiten."
Und dann tue ich etwas, dass ich selbst nicht verstehe.
Ich greife über den Tisch und umfasse seine gefalteten Hände.
"Das ist ein Prozess und der dauert. Lange. Vielleicht ist er nie ganz abgeschlossen. Aber ich habe gelernt mich zu akzeptieren. Ich vergesse das. Oft. Gerade, wenn ich vor meinen Eltern stehe."
Ich lege eine Pause ein und schaue auf unsere Hände.
Auch wenn Bradyn der Schweiß auf der Stirn steht - seine Hände sind eiskalt.
"Ich habe gelernt ehrlich zu sein, zu mir selbst."
Das schwarze T-Shirt spannt sich um Bradyns Schultern, als er sich sichtlich verkrampft.
"Ich bin tausend Tode gestorben, bevor ich es meinen Eltern gesagt habe. Ich hatte Angst und rückblickend weiß ich eigentlich gar nicht mehr wovor eigentlich."
"Davor, dass sie dich verstoßen?", fragt Bradyn.
Ich lache auf.
"Ja aber würden das gute Eltern wirklich tun? Nein", beantworte ich meine eigene Frage. "Also warum dann Angst davor haben? Wenn sie dich nach einem solchen Geständnis ablehnen ... sei es so! Auf solche Eltern kann man nämlich verzichten."
Ich nicke und bin unglaublich stolz auf mich, so viele sinnergebende Worte aneinander gereiht zu haben, obwohl ich in Bradyns Augen schaue.
"Bei deinen Eltern ist das leichter gewesen."
"Wirklich? Mein Vater redet nämlich nicht mehr mit mir."
"Meine Mutter hat nur noch mich ... sie - Wenn mein Vater noch leben würde, wenn er nicht diesen beschissenen Hirnschlag gehabt hätte ... dann wüsste ich vielleicht, was ich tun soll", fährt Bradyn unbeirrt fort.
"Ich kann sie nicht enttäuschen, Mica."
Ich bilde mir ein etwas in seinem Augenwinkel schimmern zu sehen.
Ich weiß, von wem er redet. Barbara. Seiner Mutter.
"Ich kann sie nicht enttäuschen", wispert er, seine Finger streichen über meine Handfläche.
"Glaubst du wirklich du würdest sie enttäuschen, in dem du ehrlich bist?", frage ich sachte.
"Natürlich! Du hast sie ja nicht gesehen! Wie sie aufgeht in der Rolle der Schwiegermutter. Sie liebt die Idee von mir und Tiffany."
Ich verdrehe innerlich die Augen.
"Bradyn?"
Seine grünen Augen schnellen zu meinen, weg vom leeren Wasserglas, das er bis eben mit Blicken bezwungen hat.
"Meinst du nicht, dass deine Mutter glücklich ist, weil sie denkt, dass du es bist? Sie liebt nicht die Idee von dir und einem Mädchen. Sie liebt die Idee von dir mit einer Person, die du liebst."
Bradyn zieht seine Hände zurück.
________________________________
Song: The End Of Love - Florence and the Machine (ich weiß, den hatten wir schon mal, aber er passt so gut <3)
Hello cutieess :))
I hope u had a great day so far! <3
Bei uns hat es geschneit! 10 cm! Nach getaner Arbeit in der Schule, bin ich im Wald spazieren gewesen - wieder mal traumhaft schön :') Wie war euer Tag? (Seit wann ist das hier eigentlich ein Wetterblog?!?!)
Ich habe einen Serien-Tipp für euch: Years & Years- falls ihr es noch nicht kennt. So gut! Die typische Art von Serie, wo du am liebsten durch den Bildschirm springen und deine Lieblings Charaktere umarmen willst & die Arschlöcher erwürgen.
So genug von mir. Bis Morgen. Oh! And how the fuck did we get to 9.2k so quick?!
All my Love,
Lisa xoxo
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro