Kapitel 40 - She's (Not) Afraid
Louis' Pov.
Immer noch wütend zog ich Harry mit mir mit durch die erdigen Gänge unter der Weide. Leise regte ich mich auf: „Wie kann dieser vermaledeite Dreckskerl es wagen, einem kleinen Wesen nur so etwas antun?"
Bis zu der vermorschten Tür fluchte ich vor mich hin und auch Harry fiel es sichtlich schwer, sich nicht ebenfalls aufzuregen. Er war ein noch größerer Tierfreund als ich und sprach nonverbal wahrscheinlich gerade die schlimmsten Flüche aus, die er kannte.
Knarzend ging die Tür auf und das erste, was ich hörte, als ich die Hütte betrat, war ein leises Wimmern aus Richtung des Hauptraumes zu vernehmen.
Langsam ging erst mein Freund darauf zu, doch ich folgte ihm dichtauf. Die Dielen quietschten unter unseren Füßen und das Schluchzen vor uns verstummte augenblicklich.
Als wir den Raum erreicht hatten, sahen wir ein kleines Mädchen, welches in der Ecke kauerte. Harry rannte sofort auf sie zu, blieb ungefähr einen Meter vor ihr stehen und hockte sich langsam hin, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein.
„Hey, was ist denn los?", fragte er sie vorsichtig.
Sofort fing sie wieder an zu schluchzen, diesmal aber deutlich lauter als vorher.
„Shhh, beruhige dich, wir tun dir nichts", redete Harry weiter auf sie ein und bewegte sich noch ein Stückchen auf sie zu.
Das Mädchen, sie war wahrscheinlich ein oder zwei Jahre jünger als wir, zitterte am ganzen Leib und auch als Harry ihr näher kam, reagierte sie nicht direkt. Erst als Harry ihr vorsichtig seine Hand an ihren Arm legte, zuckte sie zusammen und ihre Augen fokussierten sich mit einem Mal direkt auf ihn.
Mein Freund zog blitzschnell seine Hand zurück und wollte wieder einen Schritt zurück machen, doch da warf sie sich praktisch auf ihn. Einen Moment lang war Harry überfordert mit dem kleinen Mädchen in seinen Armen, doch dann schlang er seine Arme um sie und strich beruhigend über ihren Rücken.
Immer wieder flüsterte er ihr beruhigende Worte ins Ohr und langsam schien sie sich zu beruhigen.
Erst nach mehreren Minuten des guten Zuredens löste sie sich leicht von meinem Freund und merkte, dass ich auch im Raum stand.
Trotz, dass es extrem dunkel in diesem Raum war, immerhin konnte es nicht viel später als früh um drei oder so sein, konnte ich die Angst deutlich über ihr Gesicht huschen sehen.
Ich ging ganz langsam auf sie zu und lächelte vorsichtig, um ihr zu zeigen, dass ich nichts böses wollte. Sie schien es zu merken, da Harry mir aufmunternd zulächelte und wir uns schließlich in einer Gruppenumarmung wiederfanden. Ich liebte Gruppenumarmungen.
Wir standen eine Weile dort, bis ich merkte, wie sie in meinen Armen immer schwerer wurde und sich ihr Atem beruhigte, sie schien einzuschlafen, deshalb gab ich Harry ein Zeichen, welches aber nicht nötig gewesen wäre, da er es selbst bemerkt hatte. Deshalb versuchten wir uns so vorsichtig wie möglich hinzusetzen und ihren Kopf auf unsere Beine zu legen, damit es für sie möglichst bequem war.
Daraus wurde allerdings nichts, da, sobald wir ihren Kopf hinlegten, ihre Augen wieder aufsprangen und sie sich völlig verschreckt und verwirrt umsah.
"Shhh, leg dich wieder hin.", versuchte ich sie zu beruhigen, aber sie schüttelte wild ihren Kopf und die Panik wollte nicht mehr aus ihren Augen weichen.
Während wir so saßen, ich an Harry gelehnt und die kleine mit ein bisschen Abstand wieder zusammengekauert, da sie wieder weggerutscht war, als sie aufgewacht war, kamen mir mit einem Mal alle Fragen zurück in den Kopf. Wo ist der Affe? Wo kommt dieses kleine Mädchen her, wie heißt sie überhaupt und warum ist sie so verschreckt?
Das Mädchen saß immernoch da und gab keinen Mucks von sich, aber sie schien auch nicht so, als würde sie nochmal einschlafen können, so paranoid wie es sich die ganze Zeit umsah. Deshalb fragte ich sie vorsichtig: "Wie heißt du eigentlich?"
Sie sah mich an und zögerte, doch nach einer Weile, ich dachte schon sie würde mir nicht mehr antworten, sondern mich jetzt nur noch anstarren, flüsterte sie: "I-ich heiße Jesy."
"Hi Jesy, ich bin Harry", schaltete dieser sich mit ein, "und das hier ist mein Freund Louis", ergänzte er mit einer Handbewegung auf mich, bevor ich mich selbst vorstellen konnte.
"Hi", hauchte Jesy und schenkte uns eine Andeutung eines Lächelns, welches Harry und ich sofort erwiderten. Immerhin etwas.
Als sie durch einen Spalt zwischen den Brettern hindurchsah und anscheinend wieder ihre Ruhe haben wollte, drehte ich meinen Kopf leicht zu Harry und flüsterte, um sie nicht zu stören: "Weißt du wo der Affe hin ist? Und wo das Mädchen herkommt? Oder, warte... kann das sein? Nein, das ist unmöglich! Sie ist doch noch viel zu jung?", zum Ende hin wurde ich immer leiser. Trotzdem schien Jesy es gehört zu haben, denn im nächsten Moment fing sie wieder an zu weinen.
"Hey, was ist denn? Stimmt was nicht?", fragte Harry sofort besorgt. Daraufhin fing sie noch heftiger an zu schluchzen und ihr ganzer Körper bebte. War das meine Schuld? Hätte ich das nicht sagen dürfen, aber woher soll ich das denn wissen?
Mein Freund drückte das Mädchen wieder an sich, was sie tatsächlich zu beruhigen schien. Diese Wirkung des Vertrauens hatte er auf jeden, der ihm begegnete und es war erstaunlich, wie stark diese war.
Weitere Minuten vergingen und alles, was zu hören war, war das leise Schluchzen, welches nach einer Weile allerdings auch ruhiger wurde.
Harry drückte sie wieder leicht von sich und sah in ihre braunen Augen. "Alles wird wieder gut, Jesy!", sprach er ihr leise Mut zu.
Ein fast nicht erkennbares Nicken ging von ihr aus, doch wir hatten es beide gesehen und lächelten deshalb leicht. Mit einem letzten leichten Kuss auf ihre Stirn stand Harry auf und hielt ihr zur Unterstützung die Hand hin.
Lächelnd nahm sie sie an und ließ sich von meinem Freund auf die Beine ziehen.
Stumm einigten Harry und ich uns darauf, sie erst einmal mit aufs Schloss und in den Raum der Wünsche zu nehmen. Hier war es zugig und kalt. Immerhin war noch fast Winter und Jesy hatte nicht viel mehr als einen dünnen Umhang und ein T-Shirt an.
Mein Freund schlang also einen Arm um die Schultern des Mädchens, welches sich ängstlich an seiner Seite kuschelte. Lächelnd betrachtete ich die beiden und dachte weiterhin darüber nach, ob ich mit meinen Gedanken richtig liegen könnte.
Eigentlich war sie dafür zu jung. Die jüngsten Personen von denen ich wusste, dass sie es geschafft haben, waren sechzehn, aber doch keine neun oder zehn! Nachdenklich ging ich vor dem Zweiergespann und zuckte leicht zusammen, als ich wieder auf die quitschenden Dielen trat. Die sollten dringend mal ausgetauscht werden!
Dem erdigen Tunnel von der Hütte bis zu Diana folgten wir schweigend, was nicht gerade dafür sorgte, dass ich meine Gedanken loswurde. Sie begleiteten mich, bis ich wieder die vertrauten Wurzeln neben mir sah und automatisch ein wenig näher an die Wand ging.
Lächelnd nahm ich wahr, dass diese Weide und ich anscheinend wirklich eine tiefere Verbindung hatten und strich mit meinen Fingern über das Holz.
Mit schnellen Schritten lief ich allerdings weiter, als sich die vier Füße hinter mir immer mehr näherten und mich fast überholten.
Schlussendlich kamen wir am Ausgang an und traten nach draußen in die kühle Nachtluft. Ein Schauer überlief mich bei dem Temperaturunterschied. Im Gang war es anscheinend doch deutlich wärmer gewesen als an der frischen Luft.
Auch Jesy zitterte, weshalb Harry ihr gentlemanlike seinen Umhang überwarf. Da er vorhin noch einen Pulli angezogen hatte, war ihm trotzdem noch warm genug.
Ehe ich reagieren konnte, spürte ich schon wieder Holz an meinem Rücken und wurde ein weiteres Mal an den Stamm Dianas gedrückt. Diese Weide hatte es irgendwie mit Umarmungen.
Nach ein paar Augenblicken nuschelte ich an die Rinde: "Ich komme später wieder, aber du müsstest mich loslassen, damit ich wenigstens noch die Chance auf Schlaf habe."
Zögernd ließ sie mich frei und ich merkte, dass sie eigentlich nicht wollte, dass ich gehe, aber das musste ich nun einmal spätestens am Morgen machen und da ich das Gefühl hatte, dass es noch eine Weile dauern würde, bis ich einschlief und ich außerdem überhaupt gerne in dieser Nacht noch schlafen würde, lösten wir uns widerwillig.
"Gute Nacht, Diana!", sagte ich noch zum Abschluss und irgendwie kam ich mir kein bisschen merkwürdig vor, mit einem Baum zu reden.
Auch Harry sagte nichts dazu, doch Jesy hatte sich ängstlich und deutlich verwirrt an dessen Oberkörper gekuschelt.
Leise und geduckt schlichen wir wieder über das Schlossgelände.
~
Was wird jetzt wohl passieren? Wer ist Jesy? Wo ist der Affe? Was ist Louis' Vermutung bezüglich Jesy? Wird Diana weiterhin lieb bleiben oder verwirklichen sich die Vermutungen der Kommentare und sie ist einfach nur eifersüchtig auf Harry und wird ihn umbringen, sobald sich ihr die Gelegenheit bietet? (Okay, so wurde es nicht geschrieben, aber egal :))
Joa das wars dann auch
Tschö
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