Kapitel 32 - Only The Brave
Louis' Pov.
"Findest du nicht auch, dass diese Wurzel ungewöhnlich stark rausschaut?", fragte Harry und ich konnte, ohne hinzusehen, sein verschmitztes Grinsen hören und wusste, dass diese niedlichen Grübchen wieder in seinem Gesicht standen.
Vorsichtig nickte ich und näherte mich noch ein Stück der Weide.
Unruhig zuckte der große Baum und wollte schon ausholen, als Harry mir zuflüsterte: "Ich glaube, das ist keine gute Idee!"
"Das wird schon.", erwiderte ich zuversichtlich.
Die Weide zog bei meinen Worten ihre Äste wieder zurück und schien, als würde sie lauschen, was ich noch zu sagen hatte. Verblüfft blickte ich auf sie und als sie keine Bewegungen mehr machte, sprach ich weiter: "Ich will es wenigstens ausprobieren, Haz."
Wie, als würde sie auf meine Stimme reagieren, nahm die riesige Weide vor uns die Äste, die uns den Weg zur Höhle blockierten aus dem Weg. Es wirkte, als würde sie uns einladen.
"Denkst du das gleiche wie ich?", hörte ich wieder die Stimme des Lockenkopfes hinter mir.
Einen Augenblick dachte ich nach: "Wenn du gerade darüber nachdenkst, wie krass es ist, dass dieser Baum uns anscheinend einlassen will, dann ja!"
Kopfschüttelnd und grinsend erwiderte Harry: "Nein, eigentlich dachte ich darüber nach, wie lange Kolibris eigentlich am Stück fliegen können, ohne K.O. zu gehen ... natürlich du Trottel."
Wieder ernst fuhr er allerdings fort: "Denkst du, sie meint das so, wie wir es interpretieren? Ich meine, sie könnte auch einfach mal wieder Menschen umbringen können wollen..."
"Nochmal, Hazza ... sie ist nicht böse und sie würde sich garantiert nicht so zeigen, wenn sie nicht wöllte, dass wir ihrer Aufforderung nachkommen. Sie muss uns vertrauen, wenn sie uns nicht von sich fernhält.", neugierig ging ich noch ein paar Schritte an die Weide heran und diese streckte sich mir ebenfalls entgegen.
Sie machte nicht den Anschein, als wolle sie mich gleich zerhackstückeln, weshalb ich es wagte und den letzten Schritt in Reichweite der Weide zu machen. Erst stockte sie in ihrer Bewegung, aber dann näherten sich mir ein paar ihrer dünneren Äste.
"Hallo, ich bin Louis", begrüßte ich sie lächelnd, als sie mir die Zweige wie eine Hand hinhielt, während ich diese packte und schüttelte.
Ich hörte hinter mir, wie Harry sich näherte. Die Weide zog ihre Äste sofort zurück und richtete sie angriffsbereit auf meinen Freund.
Kurz hielt ich mir meine Hand und zischte, da die Rinde meine Haut aufgeschürft hatte. Den geschockten Blick Harrys auf mir spürend deutete ich ihm, mit meiner unverletzten Hand, stehen zu bleiben.
Er hörte auf meine Geste, während ich mich dem angespannten Baum näherte.
"Er ist ein Freund.", fing ich an und wollte sie beruhigen. Aus mir unerfindlichen Gründen war ich mir sicher, dass sie mir nichts tun würde: "Er ist mein Freund. Er wird dir nichts tun und dich auch nicht stören, wenn du es nicht willst. Er ist einer der liebenswürdigsten Menschen, die ich kenne, also lass ihn bitte zu mir."
Bei meiner Rede war ich fast am Stamm angekommen und ein paar Äste waren immer in meiner Nähe.
Mit einem Mal wandte sie sich komplett zu mir und ich hörte Harry ein paar Meter hinter mir erschrocken ausatmen. Ich tat dies nicht ... ich hielt um genau zu sein die Luft an.
Erschrocken stieß ich diese Luft jedoch aus, als mich die großen Äste des noch größeren Baumes umschlossen. Es schien, als würde sie mich ... umarmen?
Ich schloss meine Arme um den Stamm, an welchen ich gedrückt wurde und fragte leise an die Rinde: "Darf er kommen?"
Ich weiß nicht, wieso, aber ich wusste, dass es nun für sie okay war. Es war, als hätte ich eine Verbindung zu ihr.
Immer noch in der Umarmung gefangen, winkte ich meinen Freund mit einer Hand zu mir, und nach kurzem Zögern kam er dem nach.
Erst spürte ich, wie der eben noch so entspannte Baum, sich kurz anspannte. Als ich allerdings mit meiner Hand nach der Harrys griff, wurde die Anspannung kleiner.
"Dürfen wir runter?", fragte ich die Weide um Erlaubnis, die Höhle zu betreten.
Wieder spürte ich diese Einverständnis von ihr ausgehen und entfernte mich noch ein Stück, um dann, gemeinsam mit Harry, in dem Wurzelwerk zu verschwinden.
Wir fanden uns zwischen nasser, von mal dünnen, mal dicken Wurzeln durchzogener Erde wieder und wagten es kaum, uns zu bewegen.
Mehrere Minuten standen wir wahrscheinlich hier und bestaunten den Gang. Es gab zwar nicht viel zu sehen, aber wir waren beide erstaunt darüber, dass so ein Gang, vor den Augen aller Schüler versteckt, unter der peitschenden Weide lag.
Als es mir langsam zu viel Herumgestehe wurde, packte ich Harry bei der Hand und zuckte kurz zusammen, als mir wieder die Kratzer bewusst wurden, aber darum würde ich mich später kümmern.
Den Schmerz ignorierend zog ich Harry mit mir den engen Gang entlang.
Nach mehreren Minuten des Laufens kamen wir an einer schwer aussehenden Holztür an, die wir gemeinsam aufstießen.
Verwirrt schaute ich mich um. Der Raum kam mir nicht bekannt vor. Alles war alt, wenn man über den Boden ging, fing dieser an zu knarren und quietschen, aber trotz der mottenzerfressenen Sessel hatte der Raum etwas behagliches.
Das düstere Licht, das durch die zerbrochenen, mit Brettern vernagelten Fenster strömte, könnte einengend wirken, aber ich hatte hier eher ein Gefühl von Freiheit. Mir war bewusst, dass niemand uns folgen würde. Niemand uns folgen KONNTE.
Ich ließ Harrys Hand los und ging zum Fenster, um durch den dünnen Spalt schauen zu können. Was ich sah verwirrte mich noch mehr.
Dort war ganz klar Hogsmeade.
Das Gebäude, in dem wir uns befanden, war also in der Nähe des Dorfes.
In meinem Kopf sah ich die Karte von Hogwarts' Umgebung, die mir meine Mutter eingetrichtert hatte. Es gab nur ein Gebäude, was hier im Umfeld Hogsmeades stand ... die heulende Hütte!
"Oh mein Gott!", keuchte ich auf.
"W-was ist?", in Harrys Augen spiegelte sich eine Mischung aus Besorgnis, und Angst wieder. Er fühlte sich wohl mehr unbehaglich, als frei in diesem Raum.
"Du wirst es nicht glauben, aber wir sind anscheinend in der heulenden Hütte!"
"Ähm...", in seinem Gesicht konnte man deutlich sehen, dass er noch nie etwas von der heulenden Hütte gehört hatte.
Ich seufzte. "Du hast noch nie etwas von ihr gehört, oder?", er schüttelte den Kopf, "Das ist die Hütte um die sich wahrscheinlich die gruseligsten Geschichten ranken und angeblich halten sich hier in der Nähe auch gerne Werwölfe auf. Schau aus den Schlitzen, dort ist Hogsmeade!", sagte ich und deutete nach draußen.
Harrys Augen weiteten sich, als er nach draußen sah und war anscheinend war er geschockt.
"W-werwölfe?"
"Hey, alles gut! Es wurde schon seit einer Weile keiner mehr gesehen!", versuchte ich ihn zu beruhigen und legte meine Hand auf seine Schulter.
Harry rückte trotzdem ein Stückchen näher zu mir, weshalb ich ihn in meine Arme schloss.
"Schau mal dort ist das Gasthaus Drei Besen, das Butterbier dort ist extrem lecker. Ich war schon einmal hier mit Mum!"
"Aber wie kommt man hier aus der Hütte raus?"
Da hatte Harry einen Punkt, eine Tür nach außen hatte ich auch noch nicht entdeckt. "Hmm... gute Frage...", murmelte ich.
"Ähm, wollen wir einfach wieder zurückgehen? Es müsste gleich Abendessen geben", meinte Harry mit einem Kopfnicken in Richtung des immer dunkler werdenden Himmels"
"Klar wir können ja auch noch kurz bei der peitschenden Weide bleiben, damit sie dich besser kennenlernen kann", grinste ich zu Harry und griff, mit meiner unverletzten Hand, nach Harrys.
Hand in Hand gingen wir den Gang wieder zurück. "Ich würde echt gerne wissen, warum dir die peitschende Weide vertraut", meinte Harry nach einer Weile nachdenklich.
"Naja, ich hatte dir ja vorhin schon gesagt, dass ich immer hierhin gekommen bist wenn ich zu dir wollte, was nicht gerade selten war", den letzten Teil murmelte ich nur noch ganz leise, war mir aber trotzdem ziemlich sicher, dass Harry es verstanden hatte, da er nicht weiter nachfragte.
"Ich saß immer mit ein bisschen Abstand da, aber hab sie ja nicht gestört und von Tag zu Tag bin ich immer wieder ein Stück weiter herangerutscht. Wahrscheinlich hat sie gemerkt, dass ich nur zum Nachdenken hier bin.", versuchte ich mir das Verhalten der Weide zu erklären.
"Dich hatte sie allerdings noch nie wirklich gesehen und hat auch somit nicht gewusst, mit welchen Absichten du hier auftauchst. Und sie hat gemerkt, dass du nervös bist, was sie auch verunsichert hat", sprach ich nachdenklich weiter.
"Hmm, klingt logisch..."
Kurze Zeit später kletterten wir auch schon wieder ans Tageslicht, auch wenn dieses nun mittlerweile fast nur noch aus dem Licht des Mondes und der Sterne bestand. Und ich umarmte die peitschende Weide noch einmal.
Harry stand wenige Meter von mir entfernt und ich streckte meine Hand aus, nach der er griff. Die Weide spannte sich erneut ein wenig an, aber ich redete ihr wieder zu, dass er mein Freund ist und ihr nichts tuen wird. Harry machte immer klitzekleine Schritte, bis er auch am Stamm angekommen war und vorsichtig seine Hand auf die Rinde legte.
~
Wird die peitschende Weide nun plötzlich wild um sich schlagen und Harry bis auf einen der Türme schleudern? Oder wird sie sich dazu entscheiden ihn für sein Leben lang an ihren Stamm zu fesseln? Wird in der heulenden Hütte erneut ein Werwolf auftauchen oder sind die beiden jetzt schon viel zu sehr verschreckt? (KeepSmilingV)
Wieso handelt die peitschende Weide überhaupt so? Hat Louis sich wirklich nach und nach ihr Vertrauen 'erarbeitet'? Oder ist die Wahrheit doch, dass sie in Wirklichkeit nur ein ganz böses Charakter hat?
Was habt ihr heute eigentlich für eure Mutter zum Muttertag besorgt? 🤔 Ich sitze gerade (8.5. 23 Uhr) noch daran die Makrame Herzen zu vollenden 😅
Joa das wars dann auch
Tschö
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro