Kapitel 23 - Don't let me go
Harrys Pov.
Mittlerweile war schon der vierte Januar und wir würden gleich in Richtung Hogsmeade gehen, um Niall und Ashe abzuholen.
Meine Familie war, bis auf Desmond, noch da, aber heute würden sie mit dem Zug, mit dem die anderen kamen, wieder nach London fahren.
Mein leiblicher Vater musste schon am sechsundzwanzigsten Dezember zurück nach Amerika, da sein Posten nicht so lange 'unbesetzt' bleiben darf.
Was ihn anging hatte ich irgendwie gemischte Gefühle. Einerseits war mir irgendwie klar, dass er nichts dafür konnte, dass er weg musste, aber ein anderer Teil meines Gehirns wollte ihm nicht verzeihen. Er war abgehauen, hatte meiner Mutter das Herz gebrochen und uns alleine gelassen. Er hatte sich Jahre nicht gemeldet und ich konnte ihm nicht so schnell verzeihen.
Außerdem war seit Weihnachten noch etwas komisch.
Mein bester Freund ging auf Abstand. In diesem Jahr hatte ich mit Louis wahrscheinlich kaum fünfhundert Worte gewechselt und er machte nur noch Sachen mit Eleanor.
Eigentlich seit seinem Gespräch mit ihr am fünfundzwanzigsten. Mich würde mal interessieren, was sie da besprochen hatten.
"Hazza!", riss mich die Stimme meiner gutgelaunten Schwester aus meinen Gedankengängen.
Wir saßen gerade in der großen Halle und aßen zu Mittag. Es gab einen Auflauf, aber in meinen Gedanken versunken, hatte ich diesen bisher kaum angerührt.
"Was ist, Gems?", fragte ich und sah, wie sich ihr Gesicht von freudig zu besorgt änderte.
Sie legte mir eine Hand auf den Rücken und fragte zurück: "Was ist mit dir?"
Ihr war also aufgefallen, dass ich nicht sonderlich anwesend war mit meinen Gedanken. "Hab nur nachgedacht.", redete ich mich hinaus, aber eigentlich stimmte es ja, ich kam mit meinen Gedanken nicht mehr davon weg, dass mein bester Freund, dem ich mehr vertraute, als sonst irgendeiner Person, Gemma und Mom mal ausgenommen, sich langsam aber sicher von mir entfernte und immer abblockte, wenn ich ihn ansprach.
Ich versuchte mich an einem Lächeln, aber als ich hinter meiner Schwester, Louis neben seiner besten Freundin am Slytherintisch sitzen sah, ging es nicht mehr, ich musste hier raus.
Es überkam mich eine Welle der Enttäuschung, als ich weiter darüber nachdachte. Wir waren wie Brüder und mit einem Mal ignorierte er mich.
Und es war ja nicht nur ich, auch die anderen Jungs ignorierte er. Es war, als hätte er uns durch Eleanor ersetzt.
Ich sprang auf, ließ meine verwirrte und besorgte Schwester hinter mir und stürmte aus der Halle.
Ich wusste nicht, wo ich hinging. Wie automatisch steuerten mich meine Füße erst den Gryffindor-Turm an und trugen mich, mit Gitarre und Notizblock in der Hand, auf den Astronomieturm.
Hier konnte man einfach entspannen, aber wie jeden Ort in Hogwarts, verband ich auch diesen Turm mit Louis.
Seufzend lehnte ich mich gegen die Mauer und blickte ein paar Minuten einfach in den Himmel. Am Horizont flogen ein paar Vögel, die von mir sehnsüchtig angeschaut wurden. Könnte ich nur so frei sein wie sie, tun, was und fliegen, wohin ich wollte. Das wäre schon was.
Um mich zu beruhigen klimperte ich auf der Gitarre herum. Es bildete sich eine Melodie und ich erkannte sofort, zu was sich meine Finger entschieden hatten. Ich spielte die Melodie, die Louis geschrieben hatte.
An Weihnachten ... mit Eleanor.
Ein paar Mal spielte ich das gesamte Stück durch und fing dann einfach an dazu zu singen. Anfangs waren es nur gemurmelte Silben, aber nach ein paar Minuten, sang ich mir einfach die Stelle aus.
Langsam aber sicher bildete sich ein fester Text und ich schrieb ihn auf, während ich abwechselnd damit ein paar Takte spielte.
"Now were standing there right in front of me
I hold on it's getting harder to breathe
All of a sudden these lights are blinding me
I never noticed how bright they would be
I saw in the corner there is a Photograph
No doubt in my mind it's a picture of You
It lies there alone in it's bed of broken glass
This bed was never made for Two
I'll keep my eyes wide open
I'll keep my arms wide open
Don't let me
Don't let me
Don't let me go
Cause I'm tired of feeling alone"
Nach und nach sang, schrieb und spielte ich meine Enttäuschung in die Welt hinaus und merkte so nicht, dass meine Schwester mich mittlerweile auf dem Turm gefunden hatte.
"Das ist ein schönes Lied.", kam es somit für mich völlig überraschend von ihr, als sie in meinem Blickfeld auftauchte. Da ich nichts darauf sagte, sondern nur zur Seite sah, fuhr sie fort: "Die Jungs und ich suchen dich seit garantiert zwei Stunden im ganzen Schloss! Ich hab mir Sorgen gemacht. Du darfst doch nicht einfach so irgendwo hin abhauen!"
Leise fing ich an zu schluchzen, ich wusste nicht, wieso. Ich war nicht wirklich traurig, nur enttäuscht.
Aber vor allem anderen, war ich überfordert. Die ganzen Dinge, die in den letzten zwei Wochen passiert waren, brachen mit einem Mal über mich hinein.
Wortlos wurde ich in zarte Arme gezogen und weinte meine Überforderung aus mir hinaus. Lange saßen wir einfach so da, ich, in den Armen meiner großen Schwester und trösteten uns, da auch sie ein wenig überfordert mit der Situation mit unserem Vater war.
Nach Ewigkeiten, die wahrscheinlich nur aus wenigen Minuten bestanden, lösten wir uns, sahen uns gegenseitig in die Augen und fingen an zu lachen. Keiner von uns wusste, wieso wir lachten, aber es fühlte sich richtig an.
Ungefähr drei Stunden blieben wir, nachdem wir uns beruhigt hatten, noch auf dem Dach sitzen und redeten über Gott und die Welt. Beim Thema Louis wich ich jedes mal aus, obwohl meine Schwester es definitiv weit öfter als nur ein mal ansprach.
Erst jetzt viel mir auf, dass mir diese zwanglosen Gespräche mit Gemma gefehlt hatten. Wir beide sagten einfach, was wir dachten, hatten nie bestimmte Themen, oder gar eins, das länger als fünf Minuten hielt, und konnten auch mal ein paar Minuten schweigen.
Langsam merkte ich, dass es dunkel wurde. Gemma und ich standen gerade an der Brüstung und blickten in den Himmel. Erschrocken schaute ich meine Schwester an, die von der roten Sonne angestrahlt wurde.
Kurz kicherte sie, da sie es anscheinend auch nicht gemerkt hatte und sprach dann aus was ich dachte: "Wir sollten uns vielleicht beeilen. Mein Zug fährt in ungefähr einer Stunde und wir müssen noch meinen Koffer holen und nach Hogsmeade."
Ich nickte und in etwas schnellerer Geschwindigkeit, liefen wir in den Raum der Wünsche. Dort fanden wir einen aufgelösten Louis, der sich von Eleanor trösten ließ.
Sofort rannte ich auf meinen besten Freund zu. Er schien sofort erleichtert. Hatte er sich Sorgen um mich gemacht? Aber wieso hatte er mich dann die ganze Zeit ignoriert?
Ohne wirklich groß darüber nachzudenken fragte ich ihn ein wenig verzweifelt: "Warum hast du mich in der letzten Woche einfach ignoriert?"
Ich nahm seine Hände in meine und versuchte seinen Blick zu fangen, was aber ein Ding der Unmöglichkeit war.
Eleanor legte ihm eine Hand auf die Schulter und nickte ihm zu, doch nichts passierte.
Nach ein paar Minuten unterbrach Gemma die unangenehme Stille, indem sie sagte: "Wir sollten langsam los."
Ihre Stimme war einfühlsam und Louis reagierte sofort, nur um definitiv aus dieser Situation rauszukommen. Mir wurde bewusst, dass er mich wahrscheinlich einfach nicht sehen wollte und redete mir ein, dass ich mir die Sorge seinerseits doch nur eingebildet hatte. Deshalb wand ich mich zu meiner Schwester, welche mich mitleidig ansah.
Schnell schnappte ich mir ihren Koffer, der erstaunlich leicht war, und ging an ihr vorbei aus dem Raum.
Wenn ich dort noch viel länger gestanden hätte, wäre ich auch zusammengebrochen und meine verblassten Tränenspuren, wären wieder nass geworden. Ich konnte diesen wunderbaren Jungen nicht weinen sehen, und ich wollte mich ihm erst recht nicht aufdrängen, wenn er mich nicht sehen wollte.
Mit einer nachdenklichen Gemma im Schlepptau und einem versucht neutralen Gesichtsausdruck, betraten wir das Treppenhaus und kurze Zeit später die Eingangshalle, in der wir Liam und Zain sahen, die anscheinend nach uns Ausschau hielten. Neben ihnen befand sich meine Mutter in den Armen meines Vaters.
"Harry!", kam es von Liam, der anscheinend mehr als erleichtert war, dass meine große Schwester mich gefunden hatte.
Auch aus Zains Gesicht wich deutlich die Anspannung, aber er ließ sich seine Gefühle nicht so stark anmerken. Meine Mutter lächelte glücklich und drückte mich in einer rippenbrechenden Umarmung an sich.
"Luft...", hauchte ich nach einer Minute oder so und sofort ließ meine Mutter mich wieder frei, auf dem Gesicht ein Lächeln, welches ihre Augen allerdings nicht erreichte. Sie war traurig, dass sie mich hier zurücklassen musste, das wusste ich, aber auch wusste ich, dass sie das beste für mich wollte und das war im Moment eben Hogwarts.
Schnellen Schrittes machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof.
Als wir ankamen, war der Zug wunderhafter Weise noch nicht da, sodass wir noch ein paar Minuten warten mussten.
Louis und Eleanor waren nicht mitgekommen, auch wenn wir Niall gleich in Empfang nehmen werden.
Es war aber gut so, dass dieser jetzt kam, so war ich nicht ganz so traurig, dass meine Familie, zehn Minuten nachdem der Zug angekommen war, schon fahren musste.
Unter Tränen verabschiedeten ich mich von meiner Familie und ließ sie schließlich in den Zug steigen. Winkend sahen sie aus dem Fenster.
Ich versprach ihnen noch schnell, dass ich ihnen ganz bald wieder Olivia schicke und wir weiterhin ganz viel schreiben werden. Dann war der Zug auch schon außer Sichtweite.
Ich stand noch eine Weile am Bahnhof, bis ich von den anderen Jungs mitgezogen wurde, damit endlich wir und Niall von unseren jeweiligen Ferien erzählen konnten. Ehrlich gesagt hatte ich eigentlich keine Lust die Gespräche mit meinem leiblichen Vater noch einmal zu erzählen, da meine Meinung dazu sich immer noch nicht gefestigt hatte, aber ich würde wohl nicht darum herum kommen. Ich meine, wir reden immer noch von Niall!
Wir gingen zurück zum Schloss und merkten, dass Niall irgendetwas verheimlichte. So etwas konnte man ihm immer sofort ansehen und es dauerte auch nie lang, bis er es aussprach, allerdings blieb er diesmal hartnäckig und meinte, dass er es erst erzählt, wenn Louis dabei ist.
Louis.
Ich hatte es gerade so geschafft vielleicht fünfzehn Minuten nicht an ihn zu denken. Aber anscheinend war mir mehr nicht vergönnt.
Im Schloss ließen wir uns erstmal in der großen Halle fallen, da es Zeit fürs Abendessen wurde.
"Also Nialler, was grinst du so, wie ein Honigkuchenpferd?", begann Liam und hatte ebenfalls ein Lächeln auf den Lippen.
"Erst wenn Louis ... Ah, da ist er ja!", unterbrach er sich selbst.
Louis hatte ein fröhliches Lächeln aufgesetzt, aber genau das war es auch ... aufgesetzt. Vielleicht konnten die anderen es nicht erkennen, aber Louis war nicht glücklich. Sein fake-Lächeln hätte jeden überzeugt, aber mich nicht.
Auch Eleanor sah so aus, als würde sie es erkennen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie auch den Grund dafür kannte. Und das machte mich verdammt eifersüchtig. Er war mein bester Freund!
Louis und Niall begrüßten sich. Auch Eleanor und Ashe schlossen sich der Umarmung an und so wurde irgendwann eine riesen Gruppenumarmung daraus, da alle anderen ebenfalls aufgestanden waren.
Ich stand hinter Louis, und obwohl ich ihn berühren konnte, ihm das erste Mal seit einer Woche wieder so nah war, fühlte ich mich ihm so weit entfernt.
Nach ein paar Minuten lösten wir uns, da die Blicke unserer Mitschüler auf Dauer schon nervig wurden und Niall und Louis in dem Menschenhaufen ziemlich zerquetscht wurden.
"Nialler, du schuldest uns noch eine Erklärung!", sagte nun Zain.
"Darf ich nicht einfach glücklich sein, weil ich wieder auf Hogwarts bin?", fragte er herausfordernd, fuhr aber nach einem Augenrollen von Liam fort, "Also ... Ashe und ich ... wir sind zusammen."
Erstaunt sah ich den kleinen Ir(r)en an, bis ich ein "Herzlichen Glückwunsch" aussprach.
Für einen Moment dachte ich nicht an Louis, sondern hörte nur den anderen zu, wie sie mit Niall und Ashe sprachen. Louis starrte auf den Tisch vor sich und ich sah, als mein Blick kurz zu ihm wanderte, dass seine Augen verdächtig glitzerten.
Auf einmal stand er auf, tippte seiner besten Freundin auf die Schulter und sagte: "Ich muss mal kurz mit dir reden, El!"
Ohne ein weiteres Wort, ließ sie sich mitziehen.
"Was ist denn jetzt mit dem los?", hörte ich Liam meine Gedanken aussprechen und schüttelte als Antwort nur den Kopf.
Ich hatte keine Ahnung ...
~
Was ist denn mit Louis los? Hat er eine tödliche Krankheit und deshalb muss er mit den Jungs eigentlich noch darüber sprechen? Ist Eleanor die Einzige, die Louis Geheimnis kennt?
Btw. haben wir mit dem 22. Kapitel sowohl die 35.000 Worte geknackt, die die Story insgesamt hat, als auch die 430 reads. Ist vielleicht eine komische Zahl für ein Jubiläum, aber das mit den Wörtern ist mir halt heute aufgefallen, weshalb ich es sagen wollte. Mittlerweile sollten es mit diesem Kapitel 37.000 sein :)
Wow, ich weiß nicht weshalb ich mich noch darüber wundere, aber bei dir müssen alle immer gleich sterben...
Aber auch von mir; Danke für die ganzen reads und so. Es ist halt unsere erste Story und wir haben noch null Erfahrung deshalb sind Verbesserungsvorschläge immer willkommen. Ich hoffe die Story ist bis jetzt nicht zu langweilig... Wir haben noch einiges geplant. ()
Nach "The Hatufull 8" gestern kannst du dich über ein paar Tote echt nicht beschweren, ich hab mir schon Mühe gegeben nichts brutales zu schreiben ...
Joa das wars dann auch
Tschö
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