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"Wir werden sterben"
Gab Monacco 7, ein typischer Nachrichtensender, wieder. Cassy zappelte unaufhörlich in Ginas Wohnzimmer. In knappem Sport BH und hautenger Sporthose, wo man selbst die Cellulite bemerken konnte, scrollte sie durch die Sender und musste, zu ihrem Bedauern, feststellen, dass sie Tratsch Nummer eins auf der ganzen Welt war.
Achtlos schämte sie sich für diesen Akt, doch das Verstecken ihres Gesichtes in einer diesen rosafarbenen Wollkissen auf Ginas Couch würde es nicht ungeschehen machen. Wie hätte sie auch nur denken können, dass irgendjemand eine Chance gegen Doms auflauernden Leuten hätte? Als ob es jemand auf sie abgesehen hätte? Sie war mit Geld abgekauft worden.
Je mehr Cassy darüber nachdachte, desto absurder fand sie ihre übertriebene Reaktion. Überhaupt, wenn sie sich an das Gesicht ihres Mannes erinnerte, dass dadurch den ganzen Tag strahlte, als ob er den Lotto 6 Jackpot der Woche geknackt hätte. Es musste ihm tatsächlich gut mit ihr ergehen. Zu gut.
"Können wir?" erschrak sie dank seiner tiefen Stimme.
"Oder willst du weiter dein Gesicht in dieses Kissen pressen?"
Wenn Blicke nur töten könnten, wäre Dom schon längst nicht mehr am Leben gewesen.
Es war einfach Dom hinterher zu joggen. Er war nicht langsam unterwegs. Eher konnte man das schon als Rennen betrachten, doch Cassy war nun gerne Laufen. Sie liebte es, ihre Fantasien dabei freien Lauf zu lassen. Manchmal stellte sie sich dabei vor, wie sie bei den Olympischen Spielen, als beste Läuferin schritt oder auch mit sprang.
Es mochte vielleicht eigenartig klingen, aber sie stellte sich gerne vor, wie es wäre eine andere Person zu sein, mit anderen Hobbys und Charaktereigenschaften, gar mit anderer Haarfarbe, auch wenn sie ihr braunes Haar mochte.
Aber trotz Versuches in einer anderen Welt unterzutauchen und einfach Doms Rücken zu folgen, gefielen ihr die Blicke der vorbeikommenden Passanten nicht.
Cassy wusste, dass sie erkannt wurde und Menschen lästerten nun mal gerne. Dennoch würde sie am liebsten die Zeit still stehen lassen.
"Du wirst langsamer" bekam sie Doms Stimme am Rande nur mit. Sie brauchte eine Pause, ob Dom dabei mitmachte, interessierte sie wenig.
Cassy kam zum Halt und ließ sich ruckartig auf eine Bank nieder. Sie seufzte und versuchte ihre Atmung zu regulieren, schließlich hatten sie schon 3 km hinter sich. Ihr Kopf blieb gesenkt. Sie mied mit Absicht die starrenden Menschen und versuchte sich dabei aufs wesentliche zu konzentrieren. Sie versagte.
Es nervte sie. Sie brauchte, trotz Hitze, eine Papiertüte auf ihrem Kopf und das für eine Weile.
Cassy spürte Doms Bein ihren streifen, als er selbst neben ihr Platz nahm.
"Na los" spuckte sie es aus.
"Lach mich aus"
Dom lachte aber nicht. Es machte sie stutzig. War er nicht derjenige, der sie danach imitiert hatte? War er, dennoch, lachte der Typ gerade nicht.
"Ich weiß nicht, was du meinst"
Endlich richtete sie ihren Oberkörper wieder auf und starrte in sein verwundertes Gesicht.
"Wir werden sterben", flüsterte sie mit einem übertriebenen verzerrendem Gesichtsausdruck zurück. Sie erhoffte sich dabei nur eines. Dass es so schnell wie möglich vergessen wurde.
Wieder lachte Dom nicht, sondern blickte einfach den Passanten entgegen, die für ihn belanglose Menschen waren, die er nie wieder sehen würde. War es das, worüber Cassy sich Sorgen machte? Was die anderen Leute von ihr hielten?
"Würde es deine Laune bessern, wenn ich dir sage, dass du durch "Wir werden sterben" die Arbeitsplätze in meiner Branche weiter aufrechterhältst? Von Reinigungsdamen bis Köche und Chauffeure oder gar Privatjet Piloten?"
Cassy verstand keines Wegs, was er meinte. Zum Glück musste sie nicht nach bohren.
"Ich denke, Menschen beurteilen, nur das, was sie sehen wollen, Bellezza. Regel Nummer 8 Mia Cara, Lass die Leute reden, wenn du dein Geschäft richtig machst"
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