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Jin ließ es sich nicht nehmen, vom Grundstück zu rasen. Noch nie hatte er in solch einem Auto gesessen, das so präzise auf sein Tun reagierte. Der Wagen war ein Traum und er gehörte ganz alleine ihm. Stolz fuhr er auf die Autobahn und gab Gas. Mit zweihundertsechzig Kilometern pro Stunde dirigierte er das Auto rasant durch den wenigen Verkehr, dabei ignorierte er das unterdrückte Fluchen von Jimin, der sich auf dem Rücksitz ängstlich in die Polster krallte. Bambam hingegen bekam sich gar nicht mehr ein vor Lachen. Er liebte die Geschwindigkeit und auch er wusste von Jin und Taes Fahrtraining, darum sorgte er sich nicht.
Jimin hingegen starb tausend Tode. Er hasste es, wenn zu schnell gefahren wurde. Darum fing er irgendwann tatsächlich an, in den höchsten Tönen zu schreien.
„Jiiiiniiieeeee...!“, kreischte er, wobei Jins Name in verschiedenen Höhen geschrien wurde. „Ich möchte aussteigen! Halt sofort an und lass mich hier raus“, keifte er und hielt dabei die Augen fest geschlossen. Er wollte nicht sehen, wie die Umgebung an ihm vorbeisauste. Zu groß war seine Angst. Niemals hätte er gedacht, dass Jin so ein Raser war. Nur deshalb war er zur Probefahrt mitgekommen.
Jin, der das Schreien des Arztes nun doch wahrnahm, schaute in den Rückspiegel und sah seinen Freund blass und zusammen gesunken auf dem Rücksitz hocken. Das war auch der Grund, warum er seine Geschwindigkeit auf nur noch hundertsiebzig Kilometer pro Stunde drosselte, allerdings wollte er nicht wirklich langsamer fahren. Zu gut war der Rausch der Geschwindigkeit, fand er. Bambam und Tae lachten währenddessen ununterbrochen, in der Jimin in den höchsten Tönen schrie und auch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Sie fuhren noch eine gute Viertelstunde, dann steuerte Jin endlich einen Parkplatz an, wo er mit seinem Bruder die Plätze tauschen wollte.
Jimin riss unterdessen zitternd die Hintertür auf und sprang vom Rücksitz. Er wirkte blass und verstört. Taumelnd entfernte er sich vom Wagen und setzte sich erst einmal auf den Boden. Mit einem erleichterten Seufzen vergrub er sein Gesicht in den zitternden, kleinen Händen.
Jin war dem Arzt gefolgt und sprach diesen schließlich leise an. „Ist mit dir alles in Ordnung?“
Sprachlos hob der Grauhaarige den Kopf. „Ob mit mir alles in Ordnung ist? Fragst du das gerade wirklich? Nein, mit mir ist gar nichts in Ordnung. Ich bin gerade tausend Tode gestorben und du fragst mich ganz im Ernst, ob ich in Ordnung bin?“ Jimin hatte sich in Rage geredet und wurde dabei zunehmend lauter. Dabei warf er immer wieder wütend die Arme in die Luft und fuchtelte wild damit herum.
„Jetzt beruhige dich doch erst einmal, Jimin“, versuchte Jin einzulenken. „Und dann verrate mir, warum du mir nicht gesagt hast, dass ich dir zu schnell bin.“ Der Braunhaarige sah fragend zu dem am Boden sitzenden hinab.
Jimin konnte es nicht fassen. Jin fragte ihn doch tatsächlich, warum er nichts gesagt hat? Hatte sein Freund sein Geschrei etwa nicht gehört?
„Sorry, Jin. Ich war einfach zu sehr damit beschäftigt, panisch zu schreien. Da hatte ich einfach keine Zeit dazu, irgendetwas zu sagen“, fauchte der Arzt sarkastisch und sprang entrüstet auf. Wütend kramte er sein Handy hervor und wählte Yoongis Nummer.
„Wo soll ich dich abholen?“, fragte Yoongi, ohne dass er selbst etwas dazu sagen musste. Sein Geliebter kannte ihn einfach zu gut, stellte Jimin fest. Er gab die Adresse durch und wandte sich wieder Jin zu.
„Fahrt ruhig ohne mich, denn ich steige in diese Teufelskiste bestimmt nicht mehr ein. Außerdem holt Yoongi mich gleich hier ab.“ Abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust. Er war sauer auf seinen Freund und ließ Jin das auch spüren.
Der Braunhaarige sah Jimin betrübt an. Er hatte sich wirklich nichts dabei gedacht, als er mit vollem Tempo durch die Straßen raste. Dass Jimin solch eine Abneigung gegen hohe Geschwindigkeiten verspürte, war ihm wohl entgangen. Zu sehr war er berauscht davon, so ein Auto sein Eigen nennen zu können. Deshalb hatte er auf seinen Freund gar nicht mehr geachtet. Er musste sich unbedingt bei dem Grauhaarigen entschuldigen.
„Jin, Jimin? Kommt ihr? Wir möchten zurückfahren“, rief sein Bruder plötzlich nach ihnen. Er saß bereits hinter dem Steuer und starrte abwartend durch das Seitenfenster zu ihnen herüber. Bambam hatte auf der Beifahrerseite Platz genommen und grinste sie an.
Jin ging zu den beiden hin und erklärte ihnen, er würde bei Jimin bleiben und Yoongi sei bereits unterwegs, um sie abzuholen.
„Darf ich den Wagen auch mal fahren?“ Bambam sah ihn mit fragenden Blick an.
„Solange du ihn nicht zu Schrott fährst“, antwortete Jin und beobachtete belustigt, wie Bambams Augen anfingen zu glänzen. Dann verabschiedeten sie sich und Jin ging zurück zu seinem Freund.
„Du hättest nicht bleiben müssen“, sagte Jimin und ließ die Arme sinken, die er wütend verschränkt hatte. Insgeheim freute er sich jedoch darüber, dass Jin bei ihm geblieben war.
„Meinst du wirklich, ich lasse dich alleine auf einem Parkplatz stehen? Auch wenn ich vorhin beim Rasen nicht auf dich geachtet habe, werde ich dich nicht alleine hier zurücklassen. Du bist schließlich mein Freund und es ist meine Schuld, dass du nun hier stehst und darauf wartest abgeholt zu werden.“ Jin war näher getreten und sah den Grauhaarigen entschuldigend an. „Verzeihst du mir?“
Jimin lächelte und nickte. „Aber nur, wenn du mich in den Arm nimmst. Ich bin deswegen immer noch ganz zittrig“, sagte der Arzt und zeigte seine Hände, die tatsächlich zitterten.
„Oh Jimin. Das wollte ich nicht.“ Jin zog seinen Freund sofort in eine beruhigende Umarmung und streichelte ihm besorgt über den Rücken. Nach und nach spürte er, wie das Zittern seines Freundes weniger wurde und schließlich ganz aufhörte. Jimin seufzte zufrieden, während er sich in Jins Umarmung kuschelte. Er konnte niemandem lange böse sein und Jin hatte sich ja auch bei ihm entschuldigt.
Kurze Zeit später traf auch schon Yoongi ein und sammelte die beiden auf. Zu dritt fuhren sie zurück zur Villa, wobei Jimin und Jin sich schwatzend miteinander auf der Rückbank unterhielten und Yoongi ihnen schweigend lächelnd dabei zuhörte, während er sie sicher und in angemessenem Tempo nach Hause fuhr.
Nachdem Jin, Tae, Jimin und Bambam vom Grundstück gefahren waren, machten sich die anderen vier auf den Weg in Namjoons Büro. Dort angekommen setzten sich der Mafia-Boss, Hobi und Yoongi in die dort stehenden Sessel und Jungkook lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand. Er konnte noch nicht sitzen, denn ihm tat der Hintern weh. Er hatte gestern Abend mal wieder gegen Taehyung verloren und das war nun das Ergebnis davon. Mit einem Lächeln erinnerte er sich an die letzte Nacht. Tae wurde in allem immer besser. ‚Er ist ein richtiges Naturtalent‘, dachte Jungkook voller Stolz. Es war unglaublich, wie sehr er den jungen Mann liebte. Sein Boss riss ihn schließlich aus seinen Gedanken.
„Gibt es Fortschritte in Sachen Lim Kibum und Bak Joonil?“ Namjoon sah fragend in die Runde. Die Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt und die Hände miteinander verschränkt, saß er abwartend da und wartete darauf, informiert zu werden.
Hoseok begann zu sprechen. „Kibum ist immer noch untergetaucht. Wir sind uns ganz sicher, dass Bak Joonil ihn versteckt hält. Die beiden kennen sich schon seit Jahren und sind gute Freunde. Kibums Anwesen wurden alle durch seinen Freund verkauft. Dabei kam eine Unmenge an Geld zusammen, die der Anwalt nun verwaltet.“
„Wir observieren jede Villa und jedes Grundstück von Joonil. Sogar die Wohnungen in der Stadt werden überwacht, aber von beiden fehlt bisher jede Spur. Auch ihre Geschäftspartner wissen nicht, wo sie sich aufhalten. Die beiden Kerle sind wie Kakerlaken, die sich in einem Loch versteckt halten. Man weiß ganz genau, dass sie da sind, sieht sie aber nicht. Das ist frustrierend!“ Jungkook hatte sich aufgerichtet und fuhr sich genervt über den Nacken. Auch er wollte diese beiden Pisser endlich finden, schließlich ging es hier um Taehyungs Bruder Jin, der nun auch der Geliebte seines Bosses war. Er mochte Jin von Anfang an, denn der Kleine hatte Mumm.
„Wir haben alle Verwandten, Bekannte, Freunde, Geschäftspartner, Angestellte, jeden nur erdenklichen Kontakt der beiden durchleuchtet, aber wir finden einfach nichts. Allerdings arbeiten anscheinend mehrere Hacker gegen uns, was es mir und Bambam erschwert macht, etwas herauszufinden. Zudem versuchen wir, nichts über Jin preiszugeben. So wie es aussieht, sucht jemand immer noch nach ihm. Wir sollten uns überlegen, ob wir den beiden nicht irgendwie eine Falle stellen sollen.“ Hoseok hatte den letzten Satz nur leise ausgesprochen, denn das würde bedeuten, sie brauchten einen Köder und das konnte nur Jin sein.
Namjoon hatte schweigend zugehört. In ihm brodelte es heftig. Warum zum Teufel fanden sie die beiden Verbrecher einfach nicht? Das konnte doch nicht wahr sein! Als dann der Vorschlag von dem Rothaarigen kam, Jin als Köder zu benutzen, wäre er fast aufgesprungen und hätte seinen Freund geschüttelt. Er wollte sein Kätzchen nicht in Gefahr bringen. Aber wie es aussah, blieb ihnen wohl nichts anderes übrig, denn er konnte Jin ja nicht ewig auf dem Anwesen festhalten. Sein Wunsch war es, dass sein Geliebter sich frei bewegen konnte. Er wollte ihn zu Veranstaltungen mitnehmen und mit ihm Urlaub machen können, ohne Angst davor haben zu müssen, dieser könne entführt werden. Dieser Kibum darf sein Kätzchen nicht noch einmal in die Hände bekommen, denn das würde Jin dieses Mal ganz sicher nicht mehr überleben.
Während er mit sich selbst kämpfte, beobachteten ihn drei Augenpaare schweigend. Yoongi war der Einzige, der noch nichts dazu gesagt hatte. „Uns wird nichts anderes übrig bleiben. Wir müssen Jin wohl oder übel als Köder benutzen, wenn das hier endlich ein Ende haben soll. Allerdings sollten wir ihm einen oder besser sogar mehrere Sender verpassen, damit wir ihn orten, wenn er entführt werden sollte. So wissen wir immer, wo er sich aufhält und können eingreifen, bevor ihm etwas passiert.“
Namjoon ließ den Kopf hängen. Er wollte Jin nicht dieser Gefahr aussetzen. Der Kleine hatte schon zu viel durchgemacht. Was, wenn sie zu spät kamen, oder Kibum ihn gar nicht wollte, um Jin zu quälen, sondern einfach nur, um ihn zu töten?
„Er will beenden, was er begonnen hat“, sagte Hoseok. „Das stand doch in seinem Brief, den er in der Psychiatrie zurückgelassen hatte. Das heißt für mich, er möchte Jin brechen. Also wird er ihn nicht gleich töten.“
Der Mafioso sah Hobi erstaunt an. Woher wusste er, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war?
„Du hast gefragt“, beantwortete der Anwalt seine stumme Frage und zuckte die Schultern.
Namjoon sah die beiden anderen an, die zustimmend nickten. Seufzend lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Seine Männer hatten recht. Es war die einzige Möglichkeit, das Ganze zu beenden, so dass Jin ohne Angst an seiner Seite leben konnte.
„In Ordnung. Wie sollen wir vorgehen?“ Resigniert rieb er sich über die Augen.
„Du solltest dich mit Jin in der Öffentlichkeit zeigen. Kibum muss denken, seine Chance sei gekommen. Wenn er dann den Versuch macht, den Kleinen zu entführen, schnappen wir ihn uns. Das ist die einzige Möglichkeit, ihn zu bekommen.“ Hoseok hatte mit Bambam bereits einen Plan gemacht. „Außerdem werde ich in verschiedene Gegenstände Peilsender einbauen, die wir Jin mitgeben. So können wir ihn jederzeit finden und anschließend befreien, falls er doch entführt werden sollte.“
Namjoon stimmte nur widerwillig zu. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Um sich etwas abzulenken und zu beruhigen, wandte er sich seinem Leibwächter zu. „Wie sieht es mit Taehyung aus? Macht er Fortschritte?“
„Der Kerl ist ein Naturtalent, Boss. Mittlerweile kämpft er genauso gut wie ich und schreckt auch vor unfairen Mitteln nicht zurück. Er hat eine ruhige Hand und ein gutes Auge und ist bereits fast so gut wie ich beim Schießen. Mit ihm haben wir eine richtige Bereicherung für unser Team ins Boot geholt.“ Aus Jungkooks Stimme war unverkennbar dessen Stolz auf seinen Freund herauszuhören. Dass die beiden ein Paar wurden, kam für alle ziemlich überraschend, denn Jungkook als auch Tae waren dominant. Aber wie es aussah, arrangierten sie sich gut.
„Okay. Sollen wir ihn bei der Überwachung seines Bruders hinzuziehen?“ Namjoon sah seinen Scharfschützen fragend an.
„Auf jeden Fall! Er kann mit mir aus der Ferne alles überwachen und gegebenenfalls jemanden erschießen. Er liebt seinen Bruder und würde alles für ihn tun“, antwortete Jungkook und wirkte dabei ziemlich sicher.
„Dann ist es abgemacht, Tae gehört jetzt zu unserem Team. Gib ihm den Vertrag und lass ihn unterschreiben. Besorg ihm Waffen, Kleidung und alles, was er so braucht. Ich möchte, dass er ausgerüstet ist.“ Namjoon blickte Jungkook an und dieser nickte bestätigend.
Plötzlich klingelte ein Telefon und alle sahen zu Yoongi, der sein Handy aus der Hosentasche zog und einen kurzen Blick darauf warf. „Wo soll ich dich abholen?“, fragte er grinsend und lauschte. „Bin gleich da.“ Damit legte er auf. „Wie es aussieht, war ihm die Fahrt etwas zu schnell“, meinte er grinsend und sah seinen Boss fragend an. „Sind wir hier fertig? Ich muss meine Sirene abholen.“ Nachdem Namjoon ihm das Okay gegeben hatte, verschwand er eilig.
„Setzt euch zusammen und macht einen Plan, wie wir vorgehen sollen. Aber kein Wort zu Jin. Ich möchte nicht, dass er Angst hat, weil er darauf wartet, entführt zu werden“, gab der Mafia-Boss seine Anweisungen.
„Ich brauche ein paar Sachen, in die ich Peilsender einbauen kann. Eine Armbanduhr, Anhänger, Schuhe, Gürtel, ein Stift. Irgendwelche alltäglichen Dinge, die man immer bei sich trägt“, sagte Hoseok zu seinem Boss und sah ihn nicken.
„Ich suche etwas zusammen und bring es dir später“, antwortete Namjoon und damit waren sie entlassen.
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So, nun steuert die Geschichte auf das Finale Ende zu...
Armer Jin... wird zum Köder gemacht, ohne etwas davon zu wissen. 😱 Ob das gut geht?
Mal sehen, wer hier überlebt und wer nicht... 😢
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