Kapitel 4
Ich wachte als erstes auf. Auf jeden Fall dachte ich dies, denn die Jungs waren im anderen Zimmer und Marleen war noch nicht wach. Ich lag noch lange wach im Bett und starrte an die Decke. Ich dachte an nichts. Ich wollte einfach mal an nichts denken. Und das war gar nicht so einfach. Immer kamen Gefühle in mir hoch. Glück, Erleichterung, dass wir es entlich rausgeschaft haben, aber auch Angst.
Was sollte jetzt aus uns werden?
Wie lange würden wir überleben?
Ich entschied diese Fragen erst zu beantworten, wenn dies eintreten würde, und nicht früher. Das wäre wohl das beste.
Frustriert zog ich meine Decke über den Kopf. Es war nicht gerade warm hier. Nach endlosen Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, stand ich leise auf. Ich versuchte nicht Marleen aufzuwecken und schlich ganz leise in das "Kronleuchter-Zimmer".
Als ich gähnend in das Zimmer kam, schlug mir eine angenehme Wärme um den Körper und ich schauderte unwillkürlich zusammen. Ich fühlte das Fell des Bären unter meinen nackten Füßen und wollte mich auf der Stelle auf den Boden legen. Doch ich riss mich zusammen.
Ich sah, dass jemand den Kamin angeschürt hatte und bemerkte somit, dass ich doch nicht als erste aufgewacht war.
"Hallo?" fragte ich leise in den Raum und lies mich, wieder gähnend, auf den Stuhl, der mir am nähersten war, fallen.
"Na, gut geschlafen?" fragte mich auf ein Mal eine bekannte Stimme. Timo.
Ich schaute mich um, und bemerkte, dass dieses Zimmer noch viel größer war, als ich angenommen hatte. Ich schaute ihn in seine dunkelblauen, wunderschönen Augen, die so geheimnisvoll leuchteten und musste wieder schaudern. Er war so süß. Auch sein belustigtes Grinsen, dass auf seinen Lippen lag.
Er hatte seine Haare offen, welche gerade noch so seine Schulter berührten. Er hatte noch verstrupelte Haare von der Nacht.
Aber ganz ehrlich, ich sah auch nicht besser aus. Meine Haare standen mir wahrscheinlich auch vom Kopf ab, wobei das bei mir nicht so schlimm ausschaut, wie bei anderen. Wenn ich auch nur über meine Haare kurz mit den Fingern drüberstich, schaute das auch schon so aus, als wären sie gekämmt.
Im Haus haben wir noch keine Dusche gefunden, aber dafür hatte ich ja einen Bach in der Nähe gehört.
Eine Bürste hatte ich sogar von zu Hause mitgenommen. Ich gab Timo ein Zeichen, dass ich gleich wiederkommen würde, und verschwand wieder.
Ich rannte in mein Zimmer, wo ich meine Tasche schon einmal untergebracht hatte und zog leise meine Haarbürste hervor, dass gar nicht so einfach war, denn sie war von anderem Zeug begraben. Am Ende lehrte ich meine ganze Tasche auf mein Bett aus, um meine Bürste zu holen. Dabei war es mir egal, ob ich nun Marleen aufwecken würde, oder nicht.
Ich war sichtlich genervt.
Ich bin eher der ungedultigere Typ.
Dabei viel meine Pistole auch aus der Tasche und als meine Bürste drauf fiel, ergab dies ein dumpfes, etwas lauteres Geräusch. Ich schaute kurz zu Marleen, die sich nicht zu rühren schien, als ich mich wieder meiner Bürste widmete und, ohne meine Tasche wieder einzuräumen, verließ ich den Raum.
Meine Tasche und deren Inhalt hat ja auch noch später Zeit.
Ich ging zum Raum hin, wo Timo drin ist, und den ich einfach mal als Wohnzimmer bezeichnen werde, und kämmte mir unterwegs die Haare, wobei ich nicht gerade schnell ging.
Als ich auch schon angekommen war, hatte ich meine Haare schon halbwegs gekämmt. Timo grinste mich an, als er bemerkte, dass ich wirklich an alles gedacht habe. Ich reichte meine Haarbürste Timo und der nahm diese dankend entgegen.
Ich beobachtete, wie Timo seine längeren Haare kämmte und das beruhigte mich irgendwie.
Das Geräusch.
Das Bild.
Ich setzte mich diesmal auf den kuscheligen Teppich und schaute zu Timo grinsend hoch.
"Komm! Setzt dich neben mich! Der Teppich ist echt weich und flauschig und kuschelig und... und weich." sagte ich leise lachend und klopfte neben mich auf den Teppich, wie als ob er eine Katze wäre.
"Un momento" sagte er auch lachend und kämmte sich seine Haare fertig. Dann legte er seine, oder besser gesagt, meine Bürste auf den Tisch und kam zu mir.
Ich jedoch legte mich dann plötzlich auf den Teppich in voller Länge und grinste Timo dämlich an.
"Na, was willst du jetzt machen?" fragte ich ihn auffordern.
"Du lässt mir keine andere Wahl." sagte er darauf hin verschwörerisch und kniete sich zu mir runter.
Und dann begann er mich zu kitzeln. Als ob es nichts kitschigeres gibt.
(Na Gott sei Dank sieht uns niemand XD)
Nach kurzer Zeit gab ich aber auch schon auf und machte für Timo Platz. Und kurz darauf war alles still.
Nur das knistern des Feuer, welches im Kamin brannte, und vor welchen wir direkt davor saßen, war zu hören.
Auch ein beruhigendes Gefühl, welches mich sofort zum einschlafen bewegen könnte.
Und tatsächlich.
An Timos Schulter gelehnt nickte ich friedlich ein. Die Leiche im "Keller" vergessend. Es war so ein schöner friedlicher Morgen. Im Schlaf nahm ich war, dass draußen die Vögel aufwachten und zu zwitschern begannen. Kurz darauf wachte auch ich auf, von der aufgehenden Sonne, die wunderschön in das Wohnzimmer schien, geweckt.
Ich blinzelte ein paar Mal der Sonne entgegen, die zu lächeln schien, und mir sofort gute Laune brachte. Schläfrig hob ich meinen Kopf von Timos Schulter, der immer noch in der gleichen Position war, als ich eingeschlafen war.
Ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht, die, wie ich bemerkte, gar nicht meine Haare waren, sondern Timos.
"Und, gut geschlafen?" fragte mich Timo flüsternd.
"Besser, als je zuvor!" bestätigte ich und gähnte ausgiebig.
Wir ließen uns noch eine ganze Weile, mit geschlossenen Augen, von der wärmenden Sonne bescheinen. Das Feuer brannte noch ein bisschen, welches anzeigte, dass ich nicht lange geschlafen habe. Aber ich wollte es genauer wissen.
"Wie lange habe ich eigentlich geschlafen?" fragte ich nun deshalb Timo.
Er reagierte zuerst nicht aber nach kurzer Zeit merkte ich, dass er sein Gewicht auf einen Arm verlagerte, und somit auf seine Armbanduhr schauen konnte.
"Eine gute halbe Stunde." sagte er, und schloss wieder seine Augen.
'Passt doch' dachte ich mir und schloss auch wieder die Augen.
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