3.
"Warum machst du das?", flüsterte ich fassungslos.
Er antwortete mir nicht, sondern grinste mich nur verrückt an.
"Du bist verrückt!", zischte ich und rammte ihm mein Knie in den Magen. Die Luft scharf einatmend, taumelte er nach hinten und strich sich die schwarzen Haare hinter die Ohren.
"Nein. Nein, bin ich nicht.", knurrte er und wollte wieder auf mich zu kommen, als wir einen Schlüssel hörten.
"Ich bin wieder da, Jack!", rief Deadshot und knallte die Haustür hinter sich zu.
"Halt deine Klappe, Lawton! ", entgegnete Jack.
Mein Entführer kam ins Wohnzimmer und schaute nicht schlecht, als er mich blutend auf dem Sofa liegen sah.
"Was soll das?!", sagte der Mann mit der Maske hysterisch.
"Sie hat sich daneben benommen.", meinte Jack schlicht und zuckte mit den Schultern.
"Du Bastard! Ich wollte sie doch unverletzt zurückbringen! Damit das klar ist, ich bin dafür nicht verantwortlich!"
Das Narbengesicht verdrehte nur die Augen.
"Lappen....", hörte ich ihn murmeln.
"Warum ist sie überhaupt hier oben?", wollte Deadshot wissen.
"Hab ich doch gesagt! Sie hat sich daneben benommen.", antwortete Jack.
Warum verschweigt er, dass ich ausgebrochen bin?
Ich warf ihm einen verwirrten und ängstlichen Blick zu, den er mit einem Augenzwinkern erwiderte.
Mein Blick fiel eingeschüchtert auf den Boden.
"Ach übrigens, ich würde sie in einem Zimmer einsperren. Unten ist es viel zu kalt, sie könnte doch noch eine Lungenentzündung bekommen. Und du willst doch unser Engelchen gesund zurückgeben.", sagte Jack mit einem sarkastischem Unterton.
An der Haltung von meinem Entführer erkannte man, das er sich beherrschen musste, dem Narbengesicht nicht eine rein zu hauen.
"Geh am besten!", zischte er wütend.
"Wie du willst.", meinte Jack gleichgültig, wischte die Klinge seines Messers an seinem komischen Hemd ab und ging in Richtung Tür.
"Also Lawton, morgen um die selbe Zeit?!", wollte er letztendlich von Lawton wissen.
Dieser hatte nur mit zusammengebissenen Zähnen genickt.
Die Tür fiel ins Schloss und ich war mit Deadshot, oder Lawton, alleine.
"Was hast du nur angestellt, dass Jack dich schon am ersten Tag verletzt....", sagte er mehr zu sich selbst, als zu mir.
Er schien etwas durch den Wind zu sein, denn er ging einfach in die Küche, mich alleine im Wohnzimmer zurücklassend.
Abwechselnd schaute ich zur Küche und zu dem Flur, welcher zur Haustür führte.
Die zweite Chance...
Leise stand ich auf und wollte gerade im Flur verschwinden, als ich ein räuspern hinter mir hörte.
"Schätzchen, was soll das?"
"So soll ich dich in einem richtigen Zimmer schlafen lassen?!", fügte er erschöpft und ein bisschen zornig hinzu.
Ohne ihm zu antworten, rannte ich weiter zur Tür, drückte die Klinke hinunter und.... und die Tür ließ sich nicht öffnen.
Verzweifelt sank ich auf den Boden und fing schon wieder an zu weinen.
"Meine Güte.... glaubst du wirklich ich bin so dumm?! Und heul nicht die ganze Zeit rum!", maulte er mich an und packte mich an den Schultern.
Was haben die alle mit den Schultern....?
"Hast du schon meinen Eltern gesagt, dass du mich hast?", fragte ich ihn müde.
"Nein. Ich lasse sie noch etwas zittern.", meinte er bloß und schleppte mich hinter sich her.
"Und was hat Jack mit der ganzen Sache zu tun?"
"Du stellst zu viele Fragen, Harleen.", erwiderte er. Kurz erschrak ich, da er mich mit meinem Namen ansprach, aber dann erinnerte ich mich, dass auch Jack dies getan hatte.
"Aber um dir zu antworten, mehr als du denkst. Wir arbeiten zusammen.", fügte er hinzu.
"Ihr?!"
"Ja, wir. Und jetzt bewege deinen Arsch und lauf selber. Du bist nämlich gar nicht so leicht wie du aussiehst.", befahl er mir und ich gehorchte. Ich hatte ja auch keine andere Wahl.
"Warum lässt du meine Eltern zittern? Ich will nach Hause!", quängelte ich rum.
Meine Mutter hatte sicher schon einen Zusammenbruch und mein Vater hatte wahrscheinlich wieder angefangen zu trinken. Oder sie hatten es noch gar nicht bemerkt.
Deadshot hatte mich in einer Art Abstellkammer eingesperrt und meinte, dass er erst die Fenster in dem Zimmer dicht machen müsse, in dem ich in dieser Nacht schlafen sollte.
In der Abstellkammer fand ich eine Kiste mit Essensvorräten, welche ich begeistert aus einem Regal herauszog.
Nudeln, Dosenravioli, Nudeln, Müsli Riegel.....
Ich schnappte mir fünf Müsli Riegel, packte vier in meine Hosentaschen und eins aß ich genüsslich auf. Nach dem Müsli Riegel, war ein Apfelmusglas dran, welches ich auch noch gefunden hatte.
Ich fraß mich durch die halbe Speisekammer und als ich gerade dabei war eine Wasserflasche zuöffnen, wurde die Tür aufgerissen und Lawton stand im Türrahmen.
"Was zum Himmel!?", entsetzt starrte er mich und den Essensmüll, der um mich herum verteilt auf dem Boden lag, an.
"Hey.", sagte ich etwas eingeschüchtert, was ihn aus seiner Schockstarre zu befreien schien.
"Warum?", wollte er verzweifelt von mir wissen.
"Ich hatte Hunger....."
"Viel Hunger....", fügte ich nach einer kurzen Zeit hinzu.
Deadshot schüttelte fassungslos den Kopf und machte eine auffordernde Handbewegung.
"Los, ab in dein Zimmer."
Seine Wortwahl verwirrte mich ein bisschen, aber ich stand gehorsam auf.
Vor meinem neuen Zimmer blieben wir stehen.
"Dein neuer Aufenthaltsort für die nächste Zeit.", und mit diesen Worten machte er die Tür auf, schubste mich unsanft in das Zimmer und schloss die Tür schnell hinter mir zu.
Das Zimmer war klein, aber jetzt schon deutlich wärmer als der Keller.
Die Fenster waren mit Brettern zugenagelt, weshalb nur bedingt Licht hinein fiel. Ein Bett stand in der linken Ecke und ein Holzschrank in der rechten.
Ansonsten hing noch eine Glühbirne an der Decke und es gab einen schmutzigen Spiegel.
Da hat sich aber jemand Mühe gegeben...
Trotzdem zufrieden, setzte ich mich auf das Bett und lehnte mich mit dem Rücken an der gelb - weißen Wand an.
Sofort kreisten meine Gedanken um meine Eltern und meine beste Freundin, Ivy, die sich sicher auch schon sorgte.
Wie lange war ich jetzt schon hier?
Ein Tag? Zwei Tage?
Schluchzend vergrub ich meinen Kopf in meinen Händen, wobei ich die Schnittwunde an der Wange aufriss.
Der Schmerz setzte wieder ein, aber ich ignorierte ihn so gut es ging. Immer noch unter Tränen, kuschelte ich mich in die Decke, welche mir freundlicherweise gerichtet worden war, und schloss die Augen. Sofort fiel ich in einen traumlosen Schlaf.
"Aufwachen.", hörte ich jemanden schreien, ich richtete mich schnell auf und wollte in meine kuscheligen Hausschuhe schlüpfen.
Erst da fiel mir auf, dass ich gar nicht Zuhause war. Traurig ließ ich den Kopf hängen, stand aber dennoch auf.
Die Tür wurde aufgeschlossen und ich erkannte meinen Entführer. Ich kniff meine Augen zusammen und hasste ihn noch mehr als an den anderen Tagen.
"Ich gehe gleich und Jack müsste jeden Moment kommen. Und sei schön brav, du willst doch nicht, dass er dir noch mehr weh tut!?", etwas verriet mir, dass er das auch nicht wollte.
"Und warum sollte ich jetzt aufstehen?", fragte ich ihn frech.
Überrascht schaute er mir ins Gesicht und schüttelte nur grinsend den Kopf. Ich glaubte jedenfalls, dass er unter seiner Maske gegrinst hatte.
"Nervensäge....", vernahm ich von seiner Seite und er schloss hinter sich die Tür.
Langsam stand ich auf und lief zu ihr hin.
Ein unangenehmer Geruch machte sich plötzlich breit und ich merkte, dass ich das selber war. Ich hatte mich ja seit zwei oder drei Tagen nicht mehr gewaschen, geschweige denn umgezogen.
"K- könnte ich mich vielleicht heute duschen?", fragte ich nicht mehr ganz so selbstbewusst, während ich mit der Hand an die Holztür schlug.
"Bitte!", fügte ich mit Verzweiflung in der Stimme hinzu.
Doch niemand antwortete.
Ich ließ mich vor der Tür auf den Boden gleiten und legte mein Ohr an sie. Ich vernahm ein lautes Knallen und plötzlich zwei Stimmen, die sich offensichtlich stritten.
"Diese Göre macht mich fertig, Jack! Ich kann nicht mehr!", rief Deadshot verzweifelt.
Es schien, als ob Jack ruhig und gelassen antwortete, aber etwas bedrohliches schwang in seiner Stimme mit.
"Du willst aussteigen?!"
Ich presste mein Ohr enger an die Tür, um mehr hören zu können.
"Nein, aber ich will sie nicht ständig in meiner nähe haben! Kann sie nicht zu dir?", fragte der Maskenmann.
"Warum? Es war doch dein Vorschlag, dass sie zu dir kommt. Und es war auch dein Vorschlag, dieses Mädchen zu nehmen. Wir hätten hundert andere nehmen können, aber du wolltest sie. Also verstehe ich jetzt nicht wirklich, warum ich sie nehmen soll.", erwiderte Jack.
Zwar konnte ich die beiden nicht sehen, aber ich konnte mir gut vorstellen, wie Jacks Körperhaltung und Gesichtsausdruck in diesem Moment waren. Jederzeit bereit sein Opfer zu verletzten.
"Du hast sie doch ausgesucht! Nicht ich! Ich habe nur gesagt, dass ich sie auch gut finde!", schrie Deadshot aufgebracht.
"Außerdem ist es doch nicht sie. Es ist einfach Fakt, dass sie, oder egal welches Mädchen, mich an Zoe erinnert!"
"Zoe?! Du willst sie nicht bei dir haben, wegen Zoe?!", Jack brach in schallendes Gelächter aus, welches durch die Tür deutlich hörbar war.
Wer ist Zoe? Seine Freundin oder Frau....?
"Und?! Nimmst du sie?", wollte der maskierte Mann bitter wissen, nachdem das Narbengesicht sich beruhigt hatte.
"Nun, ich werde sie nehmen. Aber, ich will dafür mehr Geld haben.", sagte Jack schlicht.
"Bastard.", hörte ich Deadshot knurren.
Und ich konnte mir das lächeln, welches sich jetzt auf dem Gesicht des Mannes mit den Narben ausbreitete, richtig gut vorstellen.
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