17.
"Wieso hast du ihn umgebracht?", entfuhr es mir wütend, während Jack sich an Floyds Leiche zuschaffen machte.
Er hielt mitten in der Bewegung inne und blickte mich genervt an.
"Regel Nummer zwei: Nerve oder reize mich in keiner Weise!", knurrte er und ich wollte gerade den Mund aufmachen, um ihm zu widersprechen, doch als ich seinen warnenden Blick sah, klappte ich ihn wieder zu.
"Und jetzt wo du nichts zu tun hast und nur dumm rum stehst, kannst du ja deinen süßen Hintern hier hin bewegen und mit anpacken. Er sieht nämlich leichter aus als er ist.", befahl Jack mir indirekt, während er Floyd unter den Armen hoch hob.
"Wohin willst du ihn bringen?", fragte ich, bevor ich den kalten Leichnam angeekelt anfasste.
"Ersteinmal in mein Auto, dann
fahre ich ihn irgendwohin, wo man ihn nicht findet. Und wenn doch, juckt es sowieso keinen.", der junge Mann mit den Narben zuckte gleichgültig mit den Schultern.
Ich nickte langsam und warf einen letzten Blick auf meine gefesselte Freundin, welcher das Entsetzen deutlich anzusehen war, bevor wir zu dritt den Raum verließen.
"Keine Angst, Pamela. Wir kommen gleich wieder.", sagte Jack mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen.
Sofort bekam er von mir einen vernichtenden Blick zugeworfen, den er aber gekonnt ignorierte.
"Was ist wenn uns jemand mit ihm sieht?", wollte ich neugierig wissen.
"Dann haben wir noch eine Leiche.", antwortete er mir knapp, mir lief ein Schauer über den Rücken und ich sendete schnell ein Gebet zum Himmel, dass uns ja niemand entdeckte.
Unten am Wagen angekommen, öffnete er den Kofferraum und wir hievten zusammen den toten Körper hinein.
"Stinkt das nicht dein ganzes Auto voll?", fragte ich ihn. Mir war durchaus bewusst, dass das ziemlich unpassend war, dennoch konnte ich mir die Frage nicht verkneifen.
Ich sah, wie Jacks Mundwinkel anfingen zu zucken und er legte den Kopf schief.
"Glaub mir Kleine, das ist unser kleinstes Problem."
"Was willst du mit Ivy machen?", fragte ich erschöpft, als wir die Treppen erneut hoch liefen.
"Nun, das weiß ich selber noch nicht so genau.", erwiderte er, doch ich wusste das er log. Er wusste ganz genau, was er mit ihr machen würde, aber er wollte es mir nicht sagen.
Es war bestimmt nichts gutes.
"Aha."
"Und du, Harley, solltest dich vielleicht mal duschen und etwas schlafen. Dein ganzes Gesicht ist voller Blut. Außerdem stinkst du.", meinte er mit gerümpfter Nase.
"Ja, das sollte ich.", stimmte ich ihm seufzend zu.
Schweigen.
"D-darf ich mich wenigstens kurz mit ihr unterhalten?", frage ich den Mann neben mir vorsichtig.
Er wusste sofort von wem die Rede war.
"Von mir aus.", räumte er mit finsterem Blick ein.
"Aber keine faulen Tricks, Harley. Sonst ist sowohl sie tot als auch alle anderen die du liebst.", fügte er drohend hinzu und ich nickte hastig, denn ich wusste, dass er seine Drohung durchaus umsetzten würde.
Wahrscheinlich sogar erfolgreich.
Wieder in der Wohnung, ging ich sofort zu meiner Freundin und riss ich das Panzertape von den roten, vollen Lippen.
Sie stöhnte kurz schmerzerfüllt auf, beruhigte sich aber schnell.
"D-danke.", sagte sie mit heiserer Stimme.
Ich winkte ab.
"Kein Problem. Wie geht es dir?", besorgt musterte ich die Rothaarige Frau.
"Ich habe Durst."
"Kommt sofort."
Ich stand auf und lief in die Küche, um ihr ein Glas Wasser zu machen.
Mit dem vollen Glas in der Hand lief ich zu ihr zurück.
"Hier." "Danke."
Mit großen Schlücken war das Glas schnell leer und ich lief zwei weitere Male.
"W-warum tut er das?", wollte Ivy verzweifelt von mir wissen.
"Naja, du hast mich gesehen und könntest es weiter erzählen.", erklärte ich ihr zögernd.
"Woher weiß er das denn bitteschön? Hast du es ihm etwa erzählt?!", zischte Pamela zornig und ich wich erschrocken zurück.
Damit hatte ich nicht gerechnet.
"Hast du deinem hässlichen, verunstalteten Lover etwa von unserer Begegnung erzählt?! Wie kannst du überhaupt auf so einen Typen abfahren!? Das ist verrückt. Er ist verrückt!", rief sie aufgebracht und ich versuchte ihr die ganze Zeit über, mit Handbewegungen zu verdeutlichen, dass mein hässliche, verunstaltete Lover noch in der Wohnung war, aber sie konnte oder wollte es nicht sehen.
Plötzlich war sie aber mucksmäuschen still und erstarrte regelrecht in ihrer Bewegung.
Ohne hinter mich zu gucken, wusste ich das er soeben den Raum betreten hatte.
"Ich habe zwar gesagt, dass ich mich in eure Unterhaltung nicht einmische, aber das Benehmen deiner Freundin lässt ja sehr zu wünschen übrig. Ich will nicht lügen, etwas Dankbarkeit gegenüber deiner Freundin wäre durchaus angebracht gewesen, Pamela.", vernahm ich seine scheinbar ruhige Stimme hinter mir.
Doch ich ließ mich davon nicht täuschen und wusste, dass er gerade nur so vor Wut kochte.
"Nun, Kleine, ich hoffe du verzeihst mir das, aber ich denke wir müssen deiner Freundin mal Manieren beibringen.", und tatsächlich, wenn man ganz genau darauf achtete, hörte man einen bebenden Unterton heraus.
"Nein, bitte. I-ich meinte das nicht so.", panisch versuchte Ivy sich aus ihren Fesseln zu lösen und drückte ihren Rücken näher an die Wand.
"Findest du nicht auch, dass das etwas zu spät kommt?", Jack war nun neben mir und schob mich recht zärtlich zur Seite.
"Wenn du das jetzt nicht sehen willst, Harls, würde ich raus gehen. Ach und schließe dann am besten die Tür, es könnte nämlich laut werden.", ein wahnsinniges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Nein, lass das Jack. Bitte.", versuchte ich ihn zu beruhigen und legte meine Hand auf seine Schulter.
"Bitte. Du musst das nicht tun."
Er war nun direkt vor Ivy und hatte sein Lieblings Messer gezückt.
"Warum guckst du denn so ernst? So ängstlich? Hast du Angst vor mir?", Jack berührte vorsichtig Ivy's makellose Haut mit seinen Messer und strich damit über ihr gesamtes Gesicht.
Ich konnte nicht zusehen.
"Jack.", sagte ich laut, doch er reagierte nicht.
Er war völlig in seinem Element.
"Wenn du ihr weh tust, werde ich..... I-ich werde abhauen und allen dein Gesicht beschreiben. Genau! Ich werde den Cops deine hässlichen Narben in allen Einzelheiten erläutern!", rief ich laut und deutlich und hoffte inständig, dass man das leichte Zittern nicht heraus hörte.
Und meine Worte wirkten.
Sofort ließ Jack von Ivy ab, drehte sich um, stand auf und hatte nun mich gegen die geschlossene Tür gedrückt.
Sein Messer auf Gesichtshöhe.
"Was hast du da gerade gesagt?", knurrte er gefährlich und seine Mundwinkel zuckten unangenehm nach oben, so dass es aussah als würde er lachen.
Nun ja, eigentlich sah er immer so aus, als würde er lachen.
"Du hast mich schon verstanden.", erwiderte ich mit fester Stimme.
Seine Augen wurden von einem wunderschönem grün zu einem düsteren schwarz.
Erschrocken zuckte ich zusammen.
"D-du wirst mir doch nichts tun, richtig?", wollte ich mich ängstlich versichern, doch er grinste mich nur irre an.
"Ich habe Angst vor dir, Jack.", zitterte ich, doch es schien so, als würde der junge Mann mich gar nicht hören.
Ohne zu wissen, was ich da tat, hatte ich mit meiner einen Hand seine rechte umfasst, in welcher die tötliche Klinge lag, und mit der anderen seinen Nacken, welcher nass vor Schweiß war, und presste meine trockenen Lippen auf seinen vernarbten Mund.
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