12.
Schluchzend vergrub ich meinen Kopf in meinen Händen.
Meine Wange brannte wie Feuer und mein Handgelenk, an welchem er mich gepackt hatte, ebenfalls.
Als er den Motor startete, zuckte ich leicht zusammen und zog meine Beine eng an meinen Oberkörper.
Die Dunkelheit, in welcher ich saß, fraß mich fast auf und ich zitterte am ganzen Körper.
Nach einer Weile hielt der Wagen an, ich hörte die Autotür knallen und im nächsten Moment wurde die Kofferraumklappe aufgerissen.
"Komm!", zischte Jack mit zusammengebissenen Zähnen und zerrte mich unsanft aus dem Kofferraum.
Wie liefen über einen leeren Hof, auf ein verlassenes Haus zu, welches sehr demoliert aussah.
Jack hatte seine rechte Hand so fest in meinen Arm gekrallt, dass ich mich bemühen musste, nicht laut aufzuschreien.
Vorsichtig schielte ich zu ihm herüber und bemerkte erst jetzt, dass er ziemlich stark schwitzte, mit gebeugtem Oberkörper lief und seine linke Hand so zu einer Faust geballt hatte, dass seine Fingerknöchel weiß hervorstachen.
Vor ein paar Tagen hätte ich vielleicht noch die Chance genutzt und hätte mich aus dem Staub gemacht.
Doch nun nicht mehr.
"A-alles in Ordnung?", stotterte ich, obwohl ich genau wusste,dass nicht alles in Ordnung war.
"Sieht es so aus?!", knurrte mein Entführer gereizt und verstärkte den Druck seiner Hand.
"N-nein....", meinte ich leise.
"Na also.", stieß er die Worte mit großer Anstrengung hervor.
"Jack, i-ich..... kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich, nachdem wir an der Haustür dieses Hauses angekommen waren und das Narbengesicht verzweifelt nach dem Schlüssel suchte.
"Nein!", zischte er wütend, wobei seine Hände noch mehr anfingen zu zittern.
Ohne seine Einverständnis schüttelte ich seine rechte Hand ab und griff in seine Jackentasche.
Und schon nach kurzer Zeit hatte ich den Schlüssel hervor gezogen und hielt ihn ihm vor die Nase.
Kommentarlos nahm er ihn an und schloss ebenfalls mit großer Mühe die Tür auf.
Als er sie geöffnet hatte, versuchte er sie mir aufzuhalten, was aber mehr schlecht als recht funktionierte.
Schnell huschte ich hindurch, gerade noch rechtzeitig, denn meinem Entführer schienen die Kräfte auszugehen, da er versuchte sich mit Schmerz verzerrtem Gesicht an der Wand abzustützen.
Besorgt lief ich zu ihm und hielt ihm meinen Arm hin, welchen er scheinbar dankbar ergriff.
"Der zweite Stock...Wohnung Nummer 13....", presste er müde hervor und sank immer weiter zu Boden.
Seine Hände wanderten zu seiner Hüfte und er drückte sie zitternd auf die Schusswunde.
Innerhalb von Sekunden sah ich, wie das Blut durch seine Finger, welche er auf die Wunde presste, heraus lief.
"Jack, bleib bei mir! Jack!", sagte ich ermahnend und meine Stimme wurde immer lauter.
Seine Augen drohten zu zufallen, als ich ihm eine schallende Ohrfeige gab.
Erst vorhin hatte ich mir gewünscht auch ihm mal eine zu verpassen, jetzt als es allerdings so weit war, wollte ich es nicht mehr.
Seine Augen weiteren sich kurz, fielen im nächsten Moment aber schon wieder zu.
"Schaffst du es noch zu stehen? Wenn ich dich stützte?", wollte ich hysterisch von dem fast bewusstlosen Mann wissen.
Ohne die Augen zu öffnen versuchte Jack sich vom Boden abzustoßen, wobei er leider kläglich scheiterte.
Mit allen meinen Kräften zerrte ich den Mann, welcher einen guten, vielleicht auch zwei, Köpfe größer war als ich, hoch und schleppte ihn zum Treppenhaus.
Außer Atem und eine gefühlte Ewigkeit später waren wir im zweiten Stockwerk angekommen und ich verfluchte das Haus dafür, dass es keinen Aufzug gab.
Ich war in der Versuchung mir den Schweiß von der Stirn zu wischen, was ich allerdings seien ließ, da ich sonst Jack hätte auf den Boden legen müssen. Und ihn dann wieder hoch zu bekommen... Daran wollte ich gar nicht denken.
"Okay.....Gleich haben wir's geschafft.....", murmelte ich mir motivierend zu und setzte meinen Weg fort.
Ich hatte Glück: Die Wohnungsnummer 13 war nicht weit von der Treppe entfernt und ich hatte sie schnell gefunden.
Erschöpft suchte ich mit verschwitzten Händen den Schlüssel in seiner Jackentasche, welchen er vorhin anscheinend wieder zurückgesteckt hatte.
"Wo ist dieser blöde -", fing ich ungeduldig an, doch dann fand ich ihn. Hastig zog ich ihn heraus und schloss die Wohnungstür auf.
Am Ende meiner Kräfte packte ich Jack unter den Schultern und schliff ihn in die Wohnung.
Stöhnend ließ ich in vorsichtig auf den Boden sinken, doch anstatt mich auszuruhen, kniete ich mich neben ihn und zog zögerlich erst seine Jacke und dann sein T-shirt etwas hoch.
Sofort sprang mir eine scheinbar tiefe Wunde ins Auge, aus welcher immer noch Blut floss.
Mein Herz schlug schneller und ich war versucht meinen Blick abzuwenden, doch ich riss mich zusammen.
Nicht das ich kein Blut sehen könnte, aber die Wunde sah echt....angsteinflößend aus.
Panisch sprang ich auf und suchte in der ganzen Wohnung nach einem Telefon und auch in seiner Jacken- und Hosentasche, aber ich fand keins.
Bei meiner kleinen Erkundungstour hatte ich auch das Badezimmer entdeckt, in welches ich nun rannte.
Aus einer Schublade riss ich den Verbandskasten heraus, schnappte mir einen Waschlappen, welchen ich ein bisschen befeuchtete und lief hektisch zu Jack zurück.
Vorsichtig reinigte ich die Wunde und den Bereich um die Wunde, der ebenfalls voller Blut war.
Den Kasten öffnete ich mit Blut unter den Nägeln.
Sein Blut.
Verbände und ein Desinfektionsspray sprangen mir ins Auge.
Ich packte das Desinfektionsspray und verteilte eine ordentliche Ladung auf der Schusswunde.
Ich merkte wie Jack leicht zusammen zuckte, was mich erleichtert aufatmen ließ.
Danach nahm ich den Verband und versuchte ihn so gut es ging um seine Hüfte zu wickeln.
Wäre ich doch damals in den Erste Hilfe-Kurs gegangen...
Gefühlte Stunden später war ich fertig und legte mich vollkommen erschöpft neben ihn auf den Boden.
"Das wird schon wieder, Jack. Da bin ich mich sicher.", flüsterte ich mit dem Blick an die Decke.
Nachdem ich mich kurz ausgeruht hatte, griff ich meinem Entführer sanft unter die Schultern und trug beziehungsweise schliff ihn in ein Zimmer in welchem ein Bett stand, weshalb ich von dem Schlafzimmer ausging.
Dort legte ich ihn behutsam auf das Bett und zog ihm das von Blut verschmierte T-shirt aus.
Als ich seinen Oberkörper sah, wurden meine Augen groß, meine Wangen ganz heiß und ich guckte beschämt zu Seite.
Ich hätte nicht gedacht, dass er so durchtrainiert ist....
Fassungslos schüttelte ich über mich selbst den Kopf.
1. Er ist dein Entführer.
2. Er ist gerade fast verblutet
..... und du denkst daran wie heiß seine Bauchmuskeln sind!!!
Ich sah wieder zu ihm hin, aber diesmal in sein Gesicht.
Er war blasser als sonst, seine Gesichtszüge waren entspannt und allgemein wirkte er recht friedlich.
Wären da nicht ein paar Blutspuren, seine Narben, welche ihn auf eine komische Weise doch unentspannt wirken ließen, und getrockneter Schweiß.
Trotdem schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich deckte ihn mit einer dicken Decke zu.
Ich wollte schon aus der Tür gehen, das Zimmer verlassen, ihn in Ruhe lassen, als ich mich nochmal zu ihm drehte, zu ihm ging und ihm einen leichten Kuss auf die Stirn gab.
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