10.
Ein schallendes Lachen ertönte und ich zuckte ängstlich zusammen.
"Sag bloß, dass du mich vermissen wirst, Kleine?!"
"Nein, werde ich nicht!", entgegnete ich etwas selbstbewusster.
"Aber du mich vielleicht?"
Zähne die aufeinander knirschten.
Grüne Augen, welche meine fixierten.
"Meinst du wirklich?", presste er gereizt hervor.
"I- ich w- weiß nicht......", stotterte ich verunsichert.
Er stand auf und kam auf mich zu.
In seinen Augen flammte der blanke Zorn auf.
"Meinst du wirklich, dass ich dich vermissen werde?!", seine Stimme wurde lauter und seine Hände hatten nun meinen Hals umfasst.
"MEINST DU DAS ERNST?!!", brüllte er und schüttelte mich heftig durch.
"N- nein!", antwortete ich zögernd und nach Luft schnappend.
"Nein. NEIN, ICH WERDE DICH NICHT VERMISSEN!", schrie er mir ins Gesicht.
"Du machst mir Angst, Jack....", flüsterte ich röchelnd und versuchte seine Hände von meinem Hals zu lösen.
So unkontrolliert hatte ich ihn noch nie erlebt.
"Und darauf sollte ich Acht nehmen?!"
Seine Hände ließen meinen mittlerweile rot geschwollenen Hals los.
Er fuhr sich durch die Haare und schüttelte fassungslos den Kopf.
"Ich kanns nicht glauben. Nein....", murmelte er und ein sarkastisches Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus.
"SEID STILL!", rief er plötzlich und sank aufgewühlt auf den Boden.
"Nein. Nein, nein, nein! Ihr lügt!"
Verwirrt stand ich auf und lief langsam auf ihn zu.
Er hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und schrie wie verrückt.
"Jack?", fragte ich leise.
"Hau ab!", rief er, die Hände immer noch vor das Gesicht geschlagen.
Das wäre meine Chance gewesen abzuhauen, zu meinen Eltern zu gehen und ein Leben zu leben, wie ich es vorher getan hatte.
Doch anstatt in die Freiheit zu rennen, sank ich neben ihm zu Boden und legte zögern meine rechte Hand auf seinen Rücken.
Plötzlich war es still und ich glaubte, meinen eigenen Herzschlag hören zu können.
Langsam nahm Jack die Hände von seinem Gesicht und blickte zu mit herüber.
Sein Gesicht war rot vor Wut und seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt.
Mein Kopf sagte mir ich sollte abhauen, so schnell es ging raus aus diesem Zimmer. Doch mein Herz sagte mir, dass ich den aufgewühlten, jungen Mann in den Arm nehmen sollte.
Behutsam krabbelte ich wie ein kleines Kind auf ihn zu und schloss ihn in meine Arme.
Ich wusste zwar nicht was los war, warum er so wütend war, mit wem er geredet hatte, doch ich wusste, dass er jemanden brauchte.
Dass er mich brauchte.
"Alles ist gut....", flüsterte ich beruhigend.
Jack schien die Umarmung zu überraschen, denn er zuckte leicht zusammen und seine Muskeln spannten sich an, aber erwiderte diese dann zögernd.
Seine Hände legten sich vorsichtig auf meinen Rücken und drückten mich noch enger an ihn.
"Warum? Warum tust du mir das an?", fragte mein Entführer nach einer Zeit in die Stille hinein und löste sich aus der Umarmung.
"Was?"
"Das."
Und ehe ich mich versah, spürte ich seine Lippen auf meinen. Seine Lippen waren rau und ich spürte die kleine Narbe, welche auf seiner Unterlippe zu finden war.
Ich wollte mich wehren, ihn von mir weg stoßen, doch stattdessen erwiderte ich den Kuss und schlang meine Arme um seinen Hals.
Es war ein zarter, vorsichtiger Kuss, welcher aber immer fordernder wurde.
Bald schon lagen wir eng umschlungen und küssend auf dem Boden des Wohnzimmers.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns schwer atmend.
Seine Haare waren ganz verstrubbelt und seine Lippen waren ein bisschen gerötet.
Ich will gar nicht wissen wie ich aussehe....
Beschämt schaute ich auf den Boden und spielte unbeholfen mit meinen Fingern herum.
Jack lachte.
"Du musst dich doch nicht schämen, Harls.", sagte er amüsiert, von seinem vorherigem Wutausbruch war nichts mehr zu sehen.
Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich blickte Jack glücklich in die Augen.
Seine Küsse hatten mir gut getan.
Sie ließen mich lebendig fühlen.... geliebt.
Auch Jack lächelte mich an.
Dieses Mal war es aber kein schadenfrohes oder sarkastisches Lächeln, nein. Nein, dieses Mal war es ein echtes.
Und dieses stand ihm sehr viel besser.
Dieser schöne Moment, wie wir uns anlächelten und beide für einen klitzekleinen Moment glücklich waren, musste durch das Klingeln an der Tür zerstört werden.
Jack reagierte sofort.
"Leg dich aufs Sofa und sei still!", zischte er und war innerhalb von Sekunden verschwunden.
Brav legte ich mich auf das weiche Sofa, deckte mich zu und schloss rasch die Augen.
"Hey, alles klar bei dir?", vernahm ich Floyds Stimme.
"Du kommst her, nur um zu wissen ob bei mir alles klar ist?", antwortete Jack auf seine Frage und ich lächelte leicht.
"Nein, eigentlich nicht. Ich wollte auch wissen wie es unserer Gefangenen geht."
"Unsere Gefangene?", fragte Jack fassungslos.
"Du bist ausgestiegen, falls ich dich daran erinnern darf.", fügte er gereizt hinzu.
Stille.
"Und warum interessierst du dich überhaupt dafür?"
"Ich -", setzte Deadshot zögernd an, doch er wurde unsanft unterbrochen.
"Es geht mir am Arsch vorbei, warum du dich nach ihr erkundigst, aber du verschwendest meine kostbare Zeit.", sagte Jack ruhig und die Tür knallte schwungvoll zu.
"Mensch, der nervt!", kam Jack knurrend ins Wohnzimmer.
Er ging zu dem einzigen Fenster in dem Raum und zog den Vorhang zu.
"Warum machst du das?", fragte ich neugierig und zeigte auf die Vorhänge.
"Ach, nur damit er uns nicht sieht.", meinte er schulterzuckend.
Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und betrachtete ihn mit schief geneigtem Kopf.
Grinsend lief er auf mich zu, umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und küsste mich sanft auf die Lippen.
"Da hatten wir doch aufgehört, richtig?", flüsterte er in den Kuss hinein.
Mein nicken schien ihm zu reichen, denn er zog mich enger an sich.
Vorsichtig legte ich meine Hände an seine Brust, was ihn zum grinsen brachte.
Auch ich lächelte in den Kuss hinein.
So glücklich, wie in diesem Moment hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
Und dieses Gefühl sollte auch nicht lange halten.
"Steh nicht im weg rum, sonst sperre ich dich wieder ein!", zischte Jack aggressiv.
Seit unserem ersten Kuss waren drei Tage vergangen, in denen wir uns eigentlich ganz gut verstanden hatten. Er hatte mir mehr Freiheit gegeben und mich viel besser behandelt.
Nun aber schien er wegen irgendetwas schlechte Laune zu haben.
Ich stand in der Küche und wollte mir ein Glas Wasser holen, als Jack mich angerempelt hatte.
"Tut mir leid, aber du musst mich deswegen doch nicht so an maulen!", entgegnete ich von seinen Worten verletzt.
Auch ich hatte in den letzten Tagen deutlich an Selbstbewusstsein zugelegt.
"Was fällt dir eigentlich ein!?", knurrte der Mann mit den Narben aggressiv und widmete sich jetzt vollständig mir.
"Du kleine....", fing er an, doch er beendete seinen Satz nicht.
Ängstlich wich an die Arbeitsfläche der Küche zurück.
"Was ist denn los?", versuchte ich die Situation zu entschärfen.
Fehlanzeige.
"Geht dich nichts an!", erwiderte Jack wütend und wollte mir den Rücken zu wenden, als ich ihn am Arm festhielt.
"Wenn es mich betrifft, geht es mich sehr wohl etwas an!", sagte ich möglichst ruhig.
Er schlug unsanft meine Hand weg und schubste mich.
"Du kannst auch nie still sein, oder?!", schrie er und ein gruseliges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Jack....?!", rief ich erschrocken, als ich ein kleines Messer in seiner Hand erkannte.
"Tu mir bitte nicht weh!", flehte ich ihn verzweifelt und mit Tränen in den Augen an, doch er hörte nicht.
"W-wir mögen uns doch. Ich.... i- ch bin eine Freundin von dir....", schrie ich verzweifelt.
"Es tut mit leid, Jack! Bitte!"
Plötzlich, als hätte er erst jetzt begriffen was er machte, ließ er das Messer fallen und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
"Reize mich nie wieder, Harls. NIE WIEDER!", brüllte er und schaute mit eindringlich in die Augen.
Ich nickte und fiel schluchzend auf die Knie.
Anstatt zu mir zu gehen und mich zu trösten, ging der junge Mann aus der Küche ohne mich zu beachten.
Als wäre das nicht schon genug, schrie er noch genervt "Heul leise! Ich muss arbeiten".
"Was musst du denn arbeiten?", kreischte ich unter Tränen und stand gereizt auf.
Sofort kam er wieder in die Küche.
"Mehr als zu denkst, Nervensäge!", zischte er genervt.
Ich verdrehte die Augen.
Mir reichts...
"Wenn es etwas präziser ginge wäre ich Ihnen sehr dankbar, Mister Napier.", ich betonte seinen Nachnamen extra deutlich um ihn zu provozieren.
Es verfehlte seine Wirkung nicht.
"Woher kennst du meinen Nachnamen? ", fragte er leise.
Seine Haltung und Ausprache war ruhig, doch in seinen Augen sah man die Wut kochen.
"Tja, ich habe halt auch so meine Quellen.", sagte ich schulterzuckend.
Zwei kalte Hände umfassten meinen Hals.
Die Schnittwunde dort, war zwar mittlerweile relativ gut verheilt, schmerzte nun aber wieder.
"WOHER WEIßT DU IHN?!", brüllte er mir ins Gesicht.
"WOHER???"
Erschrocken zuckte ich zusammen, doch Lawtons Namen hatte ich nicht gesagt.
Ich hatte gar nichts gesagt. Sondern alles über mich ergehen gelassen.
Jack brüllte mich an, schlug mich und drohte sogar mich mit dem Messer zu verletzten, doch ich blieb stumm.
Nach mehreren Stunden gab es Jack auf.
Er ließ mich los und ich knallte unsanft auf den kalten Küchenboden. Meine Wangen brannten wie Feuer und meine Ohren brummten.
"Als Strafe kommst du heute abend mit mir.", knurrte er immer noch wütend, doch seine Gesichtsfarbe sah nun deutlich besser aus.
Nicht mehr so rot.
"Wohin?", wollte ich mit schwacher Stimme wissen und ich erkannte ein sadistisches Grinsen auf seinem Gesicht.
"Oh, du tanzt heute abend in einem Club."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro