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Es war beinahe ekelhaft wie Tara's Blick an Justin's Lippen klebte. Er redete seit ein halber Stunde mit Cole über das gestrige Basketballspiel. Ich wusste, dass Basketball sehr wichtig für die beiden war, aber mich interessierte Sport einen Dreck. Hat es nie, wird es nie.
Sie redeten und redeten, ohne Punkt und Komma. Ich lehnte an der Wand und leerte meinen dritten Drink. Noch nie hatte ich mich auf einer Party so gelangweilt. Selbst der Alkohol konnte mir nicht helfen. Mein Blick schweifte im Raum umher. Den Gesichtern nach zu urteilen hatte jeder mehr Spaß als ich.
Als ich gähnen musste entschloss ich, dass ich die anderen suchen würde. Wenn Tara lieber bei Justin bleiben wollte, dann sollte sie das machen.
„Ich such Daniel." Sie nickte und Cole warf mir einen kurzen Blick zu, aber redete dann weiter mit Justin. Ohne Umschweife verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zum Pavillon. Von weiten konnte ich schon Annabelle und Rosa sehen. Annabelle trug einen eleganten Traum aus beige und ihr kurzer Bob war nach oben toupiert. Rosa hatte einen weißen Chiffonrock und ein bauchfreies silbernes Top an. Mit ihrer lockigen Haarpracht sah sie aus wie ein Engel. Das gute Aussehen lag einfach in der Familie. Dann fiel mein Blick auf Daniel und ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. Seine blonden Haare waren perfekt gestylt und mit seinem Hemd und der beigen Anzugshose verschlug er mir die Sprache.
Als ich mich ihm näherte bemerkte er mich auch und lächelte mich an. „Du hast ja ganz schön lange auf dich warten lassen!"
„Ich wurde aufgehalten."
Er umarmte mich. Sein Duft benebelte mich. Ich liebte sein Parfüm.
„Du siehst hübsch aus, Macy."
Meine Wangen färbten sich rot. Ich fummelte an meinem Kleid rum und schenkte ihm ein scheues Grinsen. „Dankeschön."
Daniel brachte mich wirklich ins Staunen. Ich war nicht schüchtern. Aber bei ihm wusste ich nicht wie ich mich verhalten sollte. Er war so lieb und höflich. Seine Grübchen raubten mir den Atem. Er war so verdammt süß.
Rosa fiel von hinten über mich her und zerrte mich neben ihr auf die Couch.
Der Pavillon wurde durch die Lichterketten leicht beleuchtet. Glitzernde Lampions hingen vom Dach und übertrugen Gemütlichkeit. Der Tisch in mitten der Couchen stand voll mit allerlei alkoholischen Getränken. Von Wein bis Whiskey war alles dabei. Allein der Alkohol musste ein Vermögen gekostet haben.
„Wo hast du Tara gelassen?" fragte mich Rosa mit ihrer aufgedrehten Art.
Ich verdrehte meine Augen und seufzte. „Bei Justin und Cole. Du kennst sie doch. Justin vernebelt ihr den Verstand."
Sie kicherte und sah mich verschwörerisch an. „Genau wie mein Bruder dir. Hab ich nicht recht?"
„Pscht!" lachte ich und sah zu Daniel, welcher still schmunzelte. Er setzte sich ebenfalls neben mich. Seine Schultern berührten meine, weshalb ich mir auf die Lippen biss. Annabelle schüttete Wodka und Cola in ein Glas und reichte es mir, was ich dankend annahm. Beth, Harry und Clarke saßen uns gegenüber. Es herrschte ausgelassen Stimmung. Die Musik des Hauses dröhnte zu uns rüber und verklang in den Bäumen die den Hang nach oben führten.
Es war etwas kühl, aber dennoch angenehm. Und umso mehr wir tranken umso wärmer wurde es. Mit der Zeit nahm ich alles nur noch mit Watte in den Ohren wahr. Unser Gelächter hallte durch den Garten und wurde von den Wänden des Hauses abgefangen. Ich fühlte mich als könnte ich alles erreichen. Ich musste mir keine Gedanken machen auf welche Uni ich gehen würde. Weder mein Vater noch seine Freundin waren hier um mir Vorschriften zu machen. Meine Noten interessierten hier nicht. Die Etikette war hier nicht gebraucht. Alles war so einfach.
Irgendwann musste ich auf die Toilette, weshalb ich mich auf den Weg machte. Meine Schritte waren nicht mehr sicher und meine Sicht beschränkt, aber ich fand das Badezimmer. Ich sah mich im Spiegel an und stützte mich am Waschbecken. Seufzend senkte ich den Blick und konzentrierte mich auf das Marmor des Beckens. Mit den Atemtechniken die mir Doktor Miller gezeigt hat kontrollierte ich die Hektik die mich befiel, als ich daran dachte was mein Dad mit mir anstellen würde, wenn er rausfand, dass ich mich heute wieder besaufen würde und morgen früh irgendwann den Walk of Shame antreten würde. Er wäre so verdammt enttäuscht.
Die Musterung nahm mich vollkommen ein, weshalb ich zusammenzuckte als es klopfte. Damit hatte ich nicht gerechnet.
„Macy?" hörte ich die weiche Stimme von Daniel.
Automatisch straffte ich meine Schultern und schloss die Tür auf. Er lehnte am Türrahmen und lächelte mich an, was ich natürlich erwiderte.
„Was ist los?"
„Du warst lange weg. Ich wollte nach dir sehen."
Ich strich mit meinen Handflächen über mein Kleid. „Mir geht's gut! Danke, dass du nach mir gesehen hast."
Er betrat das Bad und fasste in seine Hosentasche. Zum Vorschein kam ein kleines Tütchen mit leicht beigen Pulver.
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Molly?"
Daniel nickte. „Ich dachte MDMA wäre lustiger als Koks."
Mit einem Blick nach draußen in den Flur schloss ich die Tür wieder. Mit einer Handbewegung forderte ich ihn auf mir das Tütchen zu geben.
Er zögerte. „Bist du sicher?"
„Das Zeug ist sauber, oder nicht."
Daniel nickte. „Ich kaufe keinen gestreckten Stoff ."
Ich nahm das Molly an mich und tauchte meinen Finger in das Pulver.
„Normalerweise ist Molly eine Pille."
„Ist unauffälliger herzustellen. Hör zu! Ich besorge das Zeug immer bei meinem Bruder. Der weis was tut. Willst du es oder nicht?"
Mit einem Seitenblick zu ihm leckte ich meinen Finger ab und schluckte das bittere Zeug runter.
„Ich vertrau dir, Daniel."
Er senkte seinen Blick. „Ich weiß. Aber ich besorge dir den Stoff nur, dass du es dir nicht woanders holst. Du solltest mit den Drogen aufhören."
Aus Reflex verdrehte ich meine Augen. Normalerweise würde ich alles machen um ihm Honig ums Maul zu schmieren, aber sein Gezeter ging mir auf die Nerven. „Es ist nichts dabei. Lass uns einfach zurück."
Ich ließ das Tütchen in meinem BH verschwinden und folgte Daniel zurück zum Pavillon. Leicht erzitterte ich und meine Beine wurden weich und ich hielt mich an der Tür zum Garten fest. Das Zeug kickt aber wirklich schnell.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Cole auf mich zukam. Schnell lies ich von der Tür ab und raffte meinen Oberkörper.
Mein Rausch begann zum undenkbar schlechtesten Zeitpunkt. Alles war heller als davor. Mir wurde noch wärmer. Mein Körper fühlte sich an würde er mit meinem Geist eins werden. Wow. Das war so ein geiles Gefühl. Ich liebe es.
Cole durfte nicht wissen, dass ich was genommen hatte. Er würde somit etwas gegen mich in der Hand haben. Das durfte nicht passieren. Es war zwar nicht ungewöhnlich das auf diesen Partys Drogen genommen wurden, aber das ich welche nahm, wusste niemand außer Daniel. Wenn Gerüchte rumgingen wussten das nicht nur die Schüler, sondern auch Lehrer und Eltern. Also auch mein Dad.
„Alles in Ordnung?"
Ich räusperte mich und antwortete mit dünner Stimme. „Klar! Wieso fragst du?"
Bevor er antworten konnte musste ich lachen. Scheisse! Aber ich konnte mich echt nicht zurückhalten. Und plötzlich fand ich seinen komischen Gesichtsausdruck urkomisch.
„Was ist mit dir?"
Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um mit dem Grinsen aufzuhören. Leider ging das nicht.
„Alkohol?" Ich gluckste. „Das ist echt ein komisches Wort."
Auf seinem Gesicht breitete sich Erkenntnis aus. „Wow. Ich hab echt nicht gedacht, dass du so dumm sein kannst."
Seine Worte rauschten an mir vorbei. Ich fiel ihm um den Hals und drückte mich an ihn. Er war warm.
„Du bist so eine Spaßbremse, Cole. Aber ich nehm dir das nicht übel." Ich löste mich von ihm und schenkte ihm mein schönstes Lächeln. Vermutlich war es schrecklich verzerrt gewesen, aber ich fand mich in dem Moment so unbeschreiblich toll, dass ich glaubte ich wäre der schönste und beste Mensch der Welt. „Ich mag dich so oder so nicht."
Ich gluckste und ging zum Pavillon. Daniel legte seine Hand über meine Schulter und zog mich an sich, weshalb ich mich an ihn kuschelte.
„Bis zu wieder von deinem Trip runterkommst bleibst du bei mir, verstanden?" flüsterte er mir ins Ohr. Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen. Nichts konnte diesen Abend ruinieren. Wirklich, gar nichts!
„Verstanden."
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