Kapitel 19
Der Lichtschalter wurde angeknipst. Grelles Licht blendete die Frau, die sofort die Hände vor die Augen hielt.
„Name, Nachname, Adresse, Geburtsort, Alter, wo waren Sie am 26. 3. um 2.37Uhr?"
„Was?", fragte die Frau verwirrt.
„Kennen Sie diesen Mann?", einer der Agenten hält der Frau ein Foto hin. Diese schaute vorsichtig durch einen Spalt zwischen ihren Fingern. Sofort schloss sie die Finger wieder, als sie merkte, dass noch immer die grelle Lampe auf sie gerichtet war.
„Keine Ahnung, ich seh' nichts!", krisch sie panisch.
„Mach mal das Ding aus", befahl der Mann, der das Gespräch führte. Mit einem Mal verstummte das Summen, das sie erst wirklich bemerkten, als es verschwand.
„Tut mir leid wegen des kleinen, naja, 'Überfalls'", sagte der erste der drei Männer. Er hielt ihr das Foto hin.
Sie nahm es entgegen und blickte missbilligend auf den Druck. Es zeigte eine graue Figur bestehend aus einem Kreis als Kopf und einen Halbkreis als Schultern. Darüber stand in großen, roten Lettern geschrieben:
WINCENT SMITH
„Wofür das Foto?", fragte sie verwirrt.
„Sonst hatten wir auch immer ein Foto zum rum zeigen. Nur weil wir jetzt nicht wissen wie der Kerl aussieht..."
„Genau! Wir kennen das doch gar nicht anders!", bestätigte ein zweiter Agent.
„Also der Name sagt mir nichts, muss ich gestehen", sagte die Frau, „Muss man ihn kennen?"
„Nein, das muss man nicht"
„Ist er gefährlich?"
„Kein Grund zu Sorge, wir haben alles unter Kontrolle."
„Also hab ich alles richtig gemacht?"
„Absolut."
„Und ich kann jetzt gehen?"
„Selbstverständlich."
Als sie hinter der nächsten Abbiegung verschwunden war, lehnte sich der dritte Agent aus dem Fenster des schwarzen Vans.
„Ich weiß nicht, ob diese Methode so effektiv ist, wie wir gedacht haben", sagte er mit einem gequälten Lächeln.
„Flyer?", fragte der erste Agent resigniert.
„Flyer", stimmten die anderen ein.
3 Flyer später
„sollten wie nicht vielleicht eine Telefonnummer drauf schreiben?"
7 Flyer später
„Sind noch Blätter im Wagen?"
Weitere 10 Flyer später
„Weiß jemand, wie der Drucker funktioniert?"
„Sieht kompliziert aus."
„Ja! Der grüne Knopf könnte natürlich der richtige sein, aber das wäre viel zu offensichtlich."
„Man könnte ja alle gleichzeitig drücken und schauen, was passiert"
„Oder man probiert einen nach dem anderen, wie wäre es, wenn wir zum Beispiel mit dem grünen Knopf anfangen?"
Eine kleine Explosion später saßen die zwei Agenten in einem halben Van. Der Drucker hatte es geschafft, die gesamte Decke mitzureißen.
„Ich hatte recht. Der grüne Knopf wäre viel zu offensichtlich."
„Vielleicht sind Flyer auch gar keine so gute Idee."
Eine kleine Weile später saßen die drei Männer zusammen im gesprengten Van.
„Also ich fand die Idee mit dem Drucker gut", verteidigte sich der Dritte.
„Du hättest uns davon erzählen können", meinte der Zweite.
„Dann wäre der Wagen jetzt nicht hin", fügte der Erste hinzu. „Ja, aber-",protestierte der Dritte wieder als ihn der Erste prompt zum Schweigen brachte.
„Sei still!"
„Was ist denn?"
„Pssst!"
Kurz schwiegen sie zusammen.
„Ich weiß wirklich nicht-" Mit einem Mal stoppte er. „Hört ihr das auch? Die Stimmen von draußen?"
„Nicht solange du redest", erwiderte der Zweite.
Hinter dem Auto waren leise Stimmen zu hören.
„Was hat der nochmal gesagt? Ein Stoppschild und dann links oder rechts."
„Vor dem Stoppschild hat er gesagt, nicht beim Stoppschild."
„Der Typ hieß...?"
„Wincent Smith."
„Ha! Habt ihr das gehört?", fragte der dritte Agent, als wäre es eine besondere Entdeckung seinerseits und er müsse sich ihnen gegenüber rechtfertigen.
„Die schnappen wir uns", gab der Erste zurück.
Der Lichtschalter wurde angeknipst. Grelles Licht durchflutete erneut die Straße, diesmal mitten in der Nacht.
„Name, Nachname, Adresse, Geburtsort, Alter, wo waren Sie am 29. 3. um 5.49Uhr?"
Im Licht der Lampe konnte man drei Männer erkennen, die alle ihren Arm zum Schutz vor der plötzlichen Lichtquelle vor ihre Köpfe erhoben haben.
„Was?", fragte einer von ihnen erschrocken.
„Kennen Sie diesen Mann?", brüllte der erste Agent.
„Was?"
„Wincent Smith."
„Ja, natürlich, wir arbeiten für ihn."
„Und wo befindet er sich gerade?"
„Wissen wir auch nicht, wir suchen ihn gerade."
Der erste Agent dreht sich wieder zu den anderen beiden um.
„War doch leichter als gedacht."
„Ich hätte nicht gedacht", meinte der Zweite, „dass das funktioniert."
„Jetzt müssen wir ihn nur noch finden.", sagte der Erste.
„Oh, oh, oh!", der Dritte war plötzlich aus dem Stuhl gefahren. „Ich hab eine Idee: Rollentausch!"
„Wir tun, als würden wir für ihn arbeiten. Gar nicht mal so übel."
Gesagt, getan, saßen sie wenig später in einem Auto, das nicht zur Hälfte weggesprengt war, auf dem Weg ins Nichts.
Ein paar Kilometer vor ihnen fuhr der Beamte namens Stuart auf der Suche nach einem Wald. Er brauchte zwar keinen Wald für sein Vorhaben, hatte sich in Gedanken aber das Wort Wald zurecht gelegt. Dass er in einem Wüstenstaat lebte und damit eine lokale Katastrophe auslösen konnte, war ihm in seinem Wahn völlig gleich. Er hatte den wichtigen Auftrag Dokumente eines W. Smith zu vernichten, die den Bau einer Schneekugel verantworteten. Was genau das bedeutete, wusste er zwar nicht, aber er wollte damit nichts zu tun haben. So viel war sicher.
Gegen die Stille drehte er das Radio an. Es lief Life is a highway. Er machte es wieder aus. Das war ihm zu stimmig. Stattdessen fing er an auf seinem Lenkrad herum zu trommeln.
Weil auch den gewünschten Effekt hatte, drehte er wieder das Radio auf. Es liefen Nachrichten. Ein Interview.
„Wir stehen hier direkt vor der Mauer am Ort des Geschehens", leitete eine Moderatorin einen Beitrag ein. „Neben mir steht ein Mann. Wer sind Sie und was können Sie uns zu dieser Sprengung sagen?"
„Ich bin hier grad erst vorbeigekommen und hab hiermit nichts zu tun", hörte man einen alten Mann etwas verunsichert sagen.
„Der Abteilungsleiter hat bestätigt, dass hier ein Ordner fehlt. Denken Sie, der ebenfalls verschwundene Mitarbeiter wollte so irgendetwas verheimlichen."
„Sonst wäre er wahrscheinlich nicht weggefahren."
„Denken Sie, der Mann könnte unter einer psychischen Störung leiden?"
„Das kann ich so nicht... Also..."
„Glauben Sie, er stellt eine Gefahr für die Stadt dar?"
„Äh... "
„Schweigen über den Mann, der heute durch eine Sprengung aus seinem Büro geflohen ist. Angst oder doch nur Unwissenheit? Wir wissen, dieser Mann ist mit Sicherheit höchst gefährlich und leidet unter starken Wahnvorstellungen. Was sein Plan ist, das kann uns niemand so genau sagen, aber fest steht, dass er keine Kompromisse eingehen wird und wie die Wand alles, was ihn in den Weg kommt weg-"
„Spinner gibt's", dachte er und schaltete den Sender um.
„sprengen wird. Wir haben unsere gesamte Polizei darauf angesetzt-" Wieder schaltete er um, aber es liefen in allen Sendern die gleichen Nachrichten. „Verrückte Welt", sagte er sich im Stillen, als schlagartig seine Fähigkeit, in Mustern und Zusammenhängen zu denken, einsetzte und er die Erkenntnis bekam, die der Leser schon längst nicht mehr für möglich gehalten hätte. Um für einen theatralischen Moment zu sorgen, setzte er Instinktiv zur Vollbremsung an.
Das Auto hinter ihm, tat es nicht.
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