7 ☾ ER
Fritzi ist dort, wir sind hier. Hin oder nicht. Was soll ich machen? Das ist wirklich ein ordentlicher, gewaltiger, nicht mehr nur als apfeliger Misthaufen zu bezeichnender Kack.
Diese Viecher ... Oh Jeu würde mich verfluchen für diesen Ausdruck. Diese lebenden Kreaturen mit Hörnern auf ihren Schädeln ... Ob es dieselben sind, die es einst in Massen auf der Erde auch gab? Dieselben ... Es gab so einige ihrer Art ... Völlig unwichtig! Die Frage ist doch, werden diese bulligen Tiere meiner Fritzi etwas antun? Jeu scheint sich Gedanken zu machen und dennoch soll ich diesen Aufstecher nicht nutzen oder habe ich das falsch verstanden?
Ein weiterer Gedanke quält mich allerdings noch. Warum verschwindet Fritzi nicht von da? Hat sie keine Furcht? Steht sie unter Schock? Kann sie die Gefahr hier auf Lun-Vale nicht wittern? Wohl mehr als ein Gedanke, der sich noch in mir aufdrängt, wie ich bemerke.
Fritzi spitzt ihre Ohren und schaut interessiert in die Richtung der anderen Tiere. Sind sie vielleicht harmlos? Ich weiß ja nicht. Wenn mich nur eins anstupst, fliege ich wahrscheinlich im hohen Bogen durch den Wald. Und das nicht ohne mir an der angestupsten Stelle zwei riesige Löcher zuzuziehen.
Von jetzt auf gleich setzt sich die Horde in Bewegung. Alles geht ganz schnell. Den Auslöser scheine ich verpasst zu haben. Sie wirbeln so viel vom Boden auf und agieren zu hektisch für meine Augen. Ich komme nicht mit. Was ich merke, ist, dass der Boden erschüttert. Zumindest hoffe ich, dass sich nicht schon wieder so eine schreckliche Erinnerung anbahnt. Obwohl ... Ich weiß gerade nicht, was mir lieber ist. Der Boden zittert immer mehr, das Bild wird jedoch wieder klarer. Nun bewegt sich auch Fritzi. Sie paddelt wild durch den Bach. Auf die andere Seite. Mist. Die Horde ist auf und davon und auch Fritzi hat sich aus dem Staub gemacht. Was passiert denn jetzt?
Ich schaue zu Jeu rüber, die mich mit schreckgeweiteten Augen ansieht. Mittels meines Blickes versuche ich sie zu fragen, was gerade vor sich geht. Sie zuckt mit den Schultern. Und nun? Wenn sie es nicht weiß, kann es nur etwas Schlimmes sein. Denn sie kennt sich hier aus, doch scheinbar ist vieles anders, als es noch bis zu dem Zeitpunkt ihres Aufbruchs zur Erde war.
Fritzi wird sich in Sicherheit bringen; sie ist schlau; sie schafft das, sage ich mir mehrmals in Gedanken aufmunternd zu. Jeu und ich müssen uns jetzt in Sicherheit bringen. Ich deute am Baum nach oben. Es scheint mir momentan die einzige Lösung. Glücklicherweise versteht sie und beginnt auf den Baum hinaufzuklettern, bei dem sie steht. Ich warte noch einen kurzen Moment, um mich zu vergewissern, dass sie auch wirklich hochkommt. Dann springe ich an den Ast des Baumes, bei dem ich stehe, schwinge mich hoch und mache mich so schnell ich kann auf dem Weg nach oben. Offenbar bin ich gerade noch rechtzeitig gewesen. Nun erklingen leise Stimmen von unten.
Davon lasse ich mich nicht abhalten. So leise wie möglich klettere ich weiter, bin dabei sehr froh, dass es sich um einen dichten Bauch mit vielen Ästen und Blättern handelt, sodass die Menschen mich von unten wohl kaum sehen können. Zwischendurch versuche ich Jeu auszumachen, doch auch zu den Seiten ist es eher undurchdringlich und einen siebten Sinn habe ich noch nicht. In der Hoffnung, dass sie sich ebenso weiter nach oben begibt, tue ich das Gleiche. Zugleich suche ich nach Ästen, die mich tragen und näher zu ihr bringen. Auf jeden Fall in die Richtung ihres Baumes, wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe.
Von unten höre ich weiter Getuschel, doch die Stimmen werden derart durch das dichte Blätterdach gedämpft, dass ich keine Wörter verstehen kann.
Vor mir sehe und höre ich plötzlich das Zeugs rascheln. Ich warte darauf und bin vorbereitet – auf was auch immer. Doch zu meiner Erleichterung steckt Jeu ihren Kopf dadurch. Ich puste meine angehaltene Luft aus. Sie legt ihren Finger auf ihre Lippen. Ja, das ist mir auch klar. Hält sie mich für doof? Dann winkt sie mich zu sich. Ich folge ihr. Nun hocken wir beide auf ihrem Baum. Sie umarmt den Stamm und streichelt ihn, was irgendwie niedlich aussieht. Dann schaut sie mich noch einmal an, legt erneut den Finger auf ihre Lippen, wendet sich wieder dem Baum zu und zieht dort ein kleines rundes tiefes Etwas raus. Was zum Geier? Sie legt ihr Ohr an das Loch und grinst. Doch kurz darauf verrutscht das Grinsen. Sie bedeutet mir, dass ich es versuchen soll. Daher tauschen wir unsere Sitzpositionen und ich lege mein Ohr an die Öffnung des Baumes und tatsächlich höre ich etwas. Erstaunlich.
Es sind vermutlich diejenigen, die unten gerade herankamen. Die uns beinahe erwischt hätten. Jeus Gesicht nach zu urteilen, ist sie nicht erfreut diese Stimmen zu hören. Vielleicht sind es ehemals Verbündete?
Gerade will ich sie weiter lauschen lassen, denn sie kann mit den Informationen mehr anfangen, als ich etwas höre, was mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.
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