13
„Ron... Was machst du denn hier?" Hermine spürte, wie eine Träne ihre Wange herunterrollte. Der Schock hatte ihre Tränen eingefroren. Ron saß auf ihrem Bett und starrte sie an. „Warum weinst du?" Der junge Mann stand auf und ging auf sie zu. „Wer hat dich zum Weinen gebracht? War es Malfoy? Ich schwöre dir, ich bringe ihn..." Hermine begann zu lachen. Die ganze Situation war so absurd. Unglaublich absurd. Eben hatte sie Draco noch versichert, dass Ron an Weihnachten nicht da sein würde und jetzt saß er auf ihrem Bett. „Was ist so lustig?" Ron sah ehrlich verwirrt aus. Eben noch hatte Hermine geweint und jetzt stand sie vor ihm und lachte. „Was machst du hier?" Hermine gab sich nicht die Mühe seine Fragen zu beantworten. Er würde es sowieso nicht verstehen. „Ich bin wieder zu Hause. Über Weihnachten. Und vielleicht länger und Ginny meinte, dass du... also sie sagte, dass ich mit dir reden solle, bevor wir uns dann sehen" Hermine sah ihn an. Er war braun geworden. Für seine Verhältnisse. Und er sah älter aus. Älter als vor 6 Jahren...
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- 6 Jahre zuvor, Fuchsbau –
„Was meinst du damit, er ist verschwunden?" Hermine stand in der Küche des Fuchsbaus in einem schlichten weißen Kleid und einem langen Schleier. Harry stand in der Tür nach draußen und spielte nervös an seinem Einstecktuch herum. „Naja... er sollte im Garten sein und warten und dann solltet ihr heiraten und..." „Das weiß ich auch. Danke, Harry!"
„Er ist nicht im Garten und Bill und George konnten ihn nirgends finden" „Habt ihr wirklich gesucht? Ron würde mir das nicht antun... Nie. Er würde ich doch nicht einfach hier stehen lassen. An unserem Hochzeitstag. Harry, das, das würde er nie tun!" Hermine merkte selbst, wie hysterisch sie klang. „Ich weiß, aber... er ist weg."
Molly schob sich an Harry vorbei in die Küche. Ihre Miene sprach Bände. „Hermine, Schatz, es tut mir ja so leid. Ich hätte nie gedacht, dass eines meiner Kinder einfach verschwindet! So habe ich sie nicht erzogen!" Und plötzlich traf es Hermine wie ein Schlag. Ihr Verlobter war wirklich verschwunden. Sie würde nicht in wenigen Minuten den Gang zwischen den Gästen entlang schreiten und den Mann ihrer Träume heiraten. Sie würde nicht Mrs. Weasley werden. Sie würde keinen ersten Tanz haben. Sie würde, sie würde... Hermine begann zu hyperventilieren. Sie fühlet alles auf einmal. Und vor allem fühlte sie sich leer. Molly schob sie auf einen Stuhl. „Beruhig dich, Liebes! Bestimmt finden sie ihn und dann wird alles gut!"
Aber es wurde nicht alles gut. Wenige Minuten später knallte eine Eule mit einem Brief von Ron ans Fenster. Ein Brief mit vielen Entschuldigungen und Erklärungen. Hermine erlebte die nächsten Stunden und Tage im Autopilot.
Sie zog ihr Kleid aus, sie schickte die Gäste nach Hause, hörte den tröstenden Worten ihrer Eltern, Freunden und Verwandten zu und irgendwann fuhr sie zurück nach London.
Und erst, als sie ihre Wohnung betrat, die Wohnung, in der jeder Centimeter sie an Ron erinnerte, realisierte sie, dass sie verlassen worden war. Erst, als sie abends im Bett lag, realisierte sie, dass er weg war. Und dann fing sie an zu weinen.
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„Und über was genau willst du reden? Darüber, dass du mich verlassen hast? Darüber, dass du dich nicht mal bei mir gemeldet hast? Darüber, dass du hier einfach auftauchst?" Hermine konnte ihre Wut nicht länger unterdrücke. All die Jahre hatte sie sich angestaut. Und all die Jahre hatte sie gedacht, dass sie sie verbannt hätte. Dass sie eigentlich gar nicht wütend war. Sie hatte sich wohl getäuscht.
„Darüber, dass ich ein Idiot bin und dich zu verlassen der schlimmste Fehler meines Lebens war."
„Auf die Idee kommst du ein paar Jahre zu spät", knurrte eine Stimme hinter ihr. „Vielleicht hättest du schon bei deiner Geburt darauf kommen sollen." Hermine fuhr herum und stöhnte. Draco.
„Malfoy." „Weasley." Die beiden Männer starrten sich wütend an. „Ein Ton von ihr und ich mach dich so fertig, dass du nicht mehr weißt, wo oben oder unten ist, Malfoy!" Ron baute sich vor Draco auf. „Lustig! Das gleiche wollte ich gerade sagen." Draco ließ sich nicht einschüchtern.
„Hier macht niemand irgendwas", fauchte Hermine jetzt sichtlich genervt. Und wütend. Sie war immer noch wütend. Auf wen genau ließ sich jetzt aber nicht mehr so genau sagen. Die beiden Männer sahen sich einige Minuten verbissen in die Augen. Draco musste ein wenig den Blick heben, da Ron einige Zentimeter größer war, als er.
„Ron! Bitte!" Hermine wollte Ron weg ziehen und ihn dem Zimmer verweisen, aber Draco hatte etwas anderes vor. Es schien als hätte er nur daruf gewartet, Ron reizen zu können. „Hörst du, Hundchen? Frauchen ruft. Ich glaube du musst ins Körbchen, damit ich in ihr Bett kann." Er grinste boshaft. Das war zu viel für Ron. Er hatte die Gerüchte ertragen und er hatte Hermines Tränen und Malfoys Anwesenheit ertragen. Aber das... Das war zu viel.
Er holte aus und traf mitten in sein dummes Grinsen. Hermine keuchte erschrocken auf. „Ron! Bist du verrückt ge..." Doch noch bevor sie weiter sprechen konnte, hatte Draco sich berappelt und holte zum Gegenschlag aus. Er traf Rons Nase und Hermine hörte es krachen. Sie schrie auf. „Draco!" Ron griff nach seiner blutenden und schmerzenden Nase. „Na warte!", knurrte er.
Und dann stürzte er sich auf Draco. Hermine konnte später nicht mehr sagen, wie genau es passierte, aber in diesem Getümmel stieß einer der beiden gegen sie und sie knallte unsanft mit dem Kopf gegen ihr Bett.
Und dann wurde alles schwarz.
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Einige Tage später kam Hermine bei Harry und Ginny an. Ihr Kopf tat nach dem Apparieren etwas weh, aber Madam Pomfrey hatte ganze Arbeit geleistet, ihre Wunde geheilt und sie gesund gepflegt. Draco hatte sich nachts zu ihr geschlichen. McGonagall hatte ihn aus dem Krankenflügel verbannt. Ron sogar vom Schulgelände. Und zwar solange „Bis er seine Manieren wiedergefunden hätte".
Hermine grinste, während sie an die Haustür der Potters klopfte.
Draco und sie hatten sich versöhnt, aber Hermine hatte auf eine kleine Pause bestanden. Sie musste in Ruhe nachdenken. Sie wusste, dass Ron über die Feiertage zumindest eine kurze Zeit ebenfalls hier sein würde, aber sie hatte beschlossen sich erwachsen zu verhalten und ihn zu ignorieren. Okay, vielleicht nicht so ganz erwachsen, aber es war die einfachste Lösung.
Die Tür ging auf und Hermine wurde von der Wucht zweier Kleinkinder fast umgeworfen. „Oh. Du bist nicht Grandma", stellte James Potter fest und sah an ihr hoch. „Nein, dafür bin ich noch zu jung. Und die falsche Haarfarbe habe ich auch." „Ja! Unsere Grandma sieht aus wie Mummy. Nur älter." Sein Bruder Fred nickte zustimmend. Seine roten Locken wippten bei jeder Bewegung. James Blick wurde jetzt skeptisch. „Wer bist du dann?"
„Eure Tante Hermine und wenn ihr sie nicht hereinlasst, dann geht sie wieder. Zusammen mit euren Geschenken!" Ginny scheuchte die zwei Jungs ins Haus. Entschuldigend sah sie Hermine an. „Tut mir leid. Lily hatte Hunger und ich dachte er wären meine Eltern. Da habe ich die Jungs an die Tür geschickt." Hermine grinste. Im Hause Potter herrschte mal wieder grenzenloses Chaos.
„Wo ist Harry?" „Noch im Büro. Ihm ist irgendein wichtiger Fall dazwischengekommen. Ich wäre dir deswegen für jede helfende Hand dankbar." „Ginny, du weißt schon, dass du zaubern kannst?", Hermine grinste ihre Freundin schief an und stellte ihre Reisetasche in den Flur. „Ach ja richtig... Da war ja was." Ginny lachte und führte Hermine in die Küche. Dort kochte sich das Mittagessen gerade selbst. Im Nebenraum hörte sie James und Fred lachen.
„Selbst Magie hilft bei den beiden nicht. Harry war letzte Woche kurz davor den Klammerfluch an ihnen, anstatt an einem Trainingspartner zu üben." Hermine konnte nicht ganz erkennen, ob Ginny scherzte oder nicht. Sie sah unglaublich müde aus. Mehr als bei ihrem letzten Treffen. Aber auch unglaublich glücklich.
Manchmal beneidete Hermine sie. Im nächsten Moment hörte Hermine einen Knall, dem ein unglaublicher Gestank folgte. Und dann das Weinen eines Babys. Und schon war Hermines Neid vorbei.
„James Sirius Potter! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass Stinkbomben im Haus tabu sind? Wo hast du die schon wieder her? Oh, wenn ich deinen Onkel in die Finger kriege!" Ginny verschwand wütend im Wohnzimmer.
„Sie wird von Tag zu Tag mehr wie ihre Mutter..." „Harry!" „Mine! Schön dich zu sehen!" Hermine fiel ihrem besten Freund um den Hals und sofort fühlte sie sich zu Hause.
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