12
Hermine saß auf ihrem Bett. Es war Sonntagabend, sie hatte gerade die Benotung einiger Aufsätze beendet und konnte sich jetzt ihren persönlichen Problemen zuwenden. Sie überlegte seit Tagen, wie sie ihre Tochter besser kennen lernen konnte. Sollte sie nach einem anderen Fach fragen? Aber alle Fächer wurden von anderen Lehrern unterrichtet. Sie könnte einspringen, wenn jemand krank wäre, aber das hoffte sie nicht gerne. Hermine wünschte ihren Kollegen nichts Schlechtes.
Vielleicht könnte sie einen neuen Kurs am Nachmittag anbieten. Etwas außer Quidditch, Koboldstein oder dem Froschchor. Etwas in der Natur vielleicht? Gärtnern? Sie hatte schon immer gerne gegärtnert und sowohl ihren Eltern als auch Molly mit großer Begeisterung beim Gemüse pflanzen geholfen.
Aber ob Hazel das interessant fand? Es musste etwas sein, dass Hazel interessierte. Sie musste unbedingt rausbekommen, was sie vor ihrem Leben hier gerne gemacht hatte. Vielleicht machte sie gerne Musik? Mochte sie Tiere? Oder Handarbeiten? Nein. Hazel schien ihr nicht der Typ für Handarbeiten. Natürlich Sport. Daran erinnerte sie sich. Natürlich. Sie sog jedes kleinste Detail, dass sie erfahren konnte, auf wie ein Schwamm. Aber Hermine war unglaublich unsportlich. Natürlich ging sie ab und zu einmal laufen, aber alles andere war einfach nichts für sie. Vor allem alles mit Besen schreckte sie so sehr ab, dass sie die Male, bei denen sie seit dem Flugunterricht auf einem Besen gesessen hatte, an einer Hand abzählen konnte.
Dazu fiel ihr Hazel wieder ein und ihr Sturz von einem dieser dämlichen Besen. Sie hatte gehört, dass Hazel nach ihrem Unfall eine Nacht hatte im Krankenflügel geblieben war. Zur Sicherheit. Sie war kurz davor gewesen sie zu besuchen, aber Draco war ihr dazwischengekommen. Draco und der Sex. Gott, wenn sie nur daran dachte...
Sie biss sich auf die Unterlippe und zwang sich nicht an letzten Donnerstag zu denken. Sie hatte nur mit ihm reden wollen. Über Hazels Unfall und dass sie sie endlich kennen lernen wollte, aber Draco hatte anderes im Sinn gehabt. Sie würde seinen Schreibtisch nie wieder normal ansehen können. Die Dinge, die die beiden darauf angestellt hatten, waren beinahe unaussprechlich. Hermine kicherte. Ob er wohl Lust auf eine Wiederholung hatte?
Sie stand auf und machte sich auf den Weg zu seinem Büro. Es war bereits spät und -wie immer, wenn Hermine zu Draco ging- keine Schüler mehr auf den Gängen unterwegs. Irgendwo in einem Seitengang hörte sie etwas miauen, aber sie konnte keine Katze entdecken. Bestimmt Mrs. Norris. Wie diese Katze so alt werden konnte, war ihr selbst als Hexe ein Rätsel.
Sie klopfte an Dracos Tür. „Ja?" Er klang etwas genervt. Sanft schob sie die Tür auf und betrat den halbdunklen Raum. Darco hatte lediglich einige Kerzen auf seinem Schreibtisch stehen. Er schaute auf und sein Gesicht erhellte sich. „Mine. Schön dich zu sehen, aber ich fürchte, dass ich keine Zeit habe. Ich muss Arbeiten benoten." Hermine grinste leicht. „Meinst du nicht, dass du das für mich warten lassen kannst?" Sie versuchte so verführerisch wie möglich zu klingen und scheinbar hatte sie Erfolg, denn Draco hörte auf zu schreiben und sah sie fragend an. Hermine beugte sich lasziv über die Platte seines Schreibtisches auf ihn zu. „Weißt du, ich dachte grade so über letzten Donnerstag nach und... ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich deinen Schreibtisch wirklich vermisse" Er schluckte und zog eine Augenbraue hoch. „Willst du damit sagen, was ich denke, dass du es willst?" Hermine nickte. „Mmh..." Draco machte ein nachdenkliches Gesicht. Hermine grinste und ging um den Schreibtisch herum. Er zog sie auf seinen Schoß. Während sie ihn küsste, murmelte er noch einen leisen Protest, aber Hermine wusste, dass sie gewonnen hatte. Und diesen Sieg würde sie ausgiebig genießen. Mehr als einmal.
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Zwei Stunden später kuschelte Hermine sich nackt in Darcos Bett, während er nebenan die Arbeiten seiner Schüler fertig benotete. Sie seufzte und streckte sich genüsslich in den weichen Laken aus. Daran könnte sie sich eindeutig gewöhnen. Darco würde gleich zu ihr kommen und sie würde in seinen Armen einschlafen. Sie lachte kurz auf, als sie daran dachte, dass genau das vor so vielen Jahren noch unmöglich gewesen wäre und jetzt das normalste der Welt war.
„Worüber lachst du?" Draco stand Oberkörperfrei im Türrahmen. „Ach nichts. Kommst du jetzt ins Bett?" Er nickte und kam langsam auf sie zu. „Ehrlich gesagt dachte ich, dass du schon schläfst" Hermine richtete sich auf. „Ich habe noch einen Brief geschrieben. Und auf dich gewartet. Es ist doch ein bisschen kalt hier. So... Nackt" Die junge Hexe kicherte. Draco grinste. Wenn sie so kicherte, wirkte sie wieder wie das junge Schulmädchen, in das er sich verliebt hatte.
Der blonde junge Mann ließ sich auf sein Bett sinken und sah seine Partnerin fragend an. „Was denn für einen Brief?" Hermine sah etwas schuldbewusst aus. „An Harry und Ginny. Ich dachte, ich könnte Weihnachten bei ihnen verbringen. Molly und Arthur kommen auch und – ich glaube es wäre schön sie wieder zu sehen. Meine Eltern sind in Australien..." „Oh." „Oh?" „Ich wollte dich eigentlich einladen Weihnachten mit mir zu verbringen. Hier." Draco glitt unter die Bettdecke, während er redete. „Hier? Und was ist mit deiner Mutter?" Hermine wickelte sich enger in das Lacken. Es war wirklich verdammt kalt hier unten. „Die hält auch ein Weihnachten ohne mich aus und ich weiß wirklich nicht, ob es so eine gute Idee ist, wenn du mit Wiesels Familie Weihnachten feierst. Ich meine... Was wenn er auch da ist?" Hermine lachte auf. „Das bezweifle ich. Er war die letzten Jahre nicht da, er wird es auch dieses Jahr nicht sein." „Wenn du das sagst. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Und ich würde es wirklich lieber sehen, wenn du hier wärst. Bei mir" Er legte einen Arm um sie und zog sie wieder auf ihr Kissen. Hermine verdrehte die Augen. Er war also eifersüchtig. Wundervoll. „Und ich würde es wirklich lieber sehen, wenn wir jetzt schlafen" Sie küsste ihn und drehte sich um, um zu schlafen. Sie wusste, dass das Thema noch nicht beendet war, aber immerhin hatte sie es erstmal pausiert.
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Am nächsten Tag ging Hermine direkt nach dem Unterricht zur Eulerei. Egal, was Draco sagte. Ron würde nicht da sein und sie würde Weihnachten bei ihrem besten Freund und seiner Familie verbringen. Der Brief war geschrieben und sie hatte wirklich genug Briefe an die Potters ins Feuer geworfen. Sie fand ihre Eule und schickte sie los. Auf dem Rückweg rannte sie im Hof in Draco. „Pass doch – Oh Hi, Mine" „Déjà-vu", sagte Hermine kichernd.
„Wo kommst du denn her?" Die junge Hexe zeigte hinter sich. „Aus der Eulerei. Ich habe den Brief an Harry und Ginny abgeschickt." Sofort verhärtete sich Dracos Miene. „Ich dachte, wir wollten darüber noch einmal reden" „Ich dachte, ich könnte selbst entscheiden, wo ich Weihnachten verbringe?", zischte Hermine und zog genervt eine Augenbraue hoch. „Ich habe dir doch gestern Abend schon gesagt, dass ich es für keine gute Idee halte. Wenn ich nur daran denke, dass du das Wiesel triffts..." Er verzog das Gesicht. „Ich habe dir doch gesagt, dass er nicht da sein wird. Und nenn ihn nicht so! Er hat mir weh getan, aber er ist mir immer noch wichtig!" „Das ist ja das Problem!" Draco verschränkte die Arme. „Bist du wirklich eifersüchtig? Das kann doch nicht dein Ernst sein, Draco!" Hermine ballte die Hände zu Fäusten. Sie hatte es befürchtet.
„Ich bin nicht eifersüchtig. Ich will nur nicht, dass du Zeit mit diesem Idioten verbringst. Während du Zeit mit mir verbringen könntest" Dracos Stimme wurde lauter und die Schüler auf dem Hof, die ihre Köpfe sowieso schon nach ihnen umgedreht hatten, unterbrachen ihr Gespräch, um dem Streit zu lauschen. Na klasse, dachte Hermine. „Also bist du doch eifersüchtig. Und schrei nicht so. Oder willst du gleich der ganzen Schule sagen, dass wir zusammen sind?" Er lachte auf. „Ach, sind wir das? Solltest du dann Weihnachten nicht mit deinem Freund verbringen und nicht mit deinem verdammten Ex?" „Er wird nicht da sein!" Jetzt wurde auch Hermine lauter. „Bleib hier!" „Der Brief ist bereits abgeschickt!" „Schick noch einen!"
Hermine sah ihn abfällig an. „Nein? Ich verbringe Weihnachten mit meiner Familie. Der Familie, die immer für mich da war" „Und trotzdem kennen sie nicht die ganze Wahrheit. Sie wissen nicht von mir, sie wissen nicht von unserer verdammten Tochter und sie wissen auch ganz bestimmt nicht, dass ich dich 3 Jahre lang gevögelt habe!" „Draco!" „Bin ich dir jetzt peinlich? Dann geh doch! Geh zum heiligen Potter und zum kleinen Wiesel. Ist mir doch egal" Hermine sah ihn schockiert an. Sie wusste nicht, was da gerade mit Draco passierte, aber wenn er so drauf war, konnte sie einfach nicht mit ihm reden. „Gut!" Sie drehte sich um und lief ins Schloss. Bloß nicht weinen, bloß nicht weinen, wiederholte sie immer wieder in ihrem Kopf, während sie gezwungen langsam an Schülern vorbei durch die Gänge lief. Die meisten sahen sich nach ihr um. Na super. Gerüchte verbreiteten sich in Hogwarts wirklich schnell.
Sie rannte die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Sobald die Tür am unteren Ende der Treppe ins Schloss gefallen war, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Ihre Sicht war verschleiert, als sie oben ankam und so erschrak sie doppelt, als jemand sagte: „Hi, Hermine!"
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