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Es waren einige Wochen seit Schuljahresbeginn vergangen. Die Wochen waren Hermine endlos vorgekommen und gleichzeitig waren sie so schnell verstrichen, wie ein Wimpernschlag. Hermine hatte Hazel – ihre Tochter - ein paar Mal auf dem Flur gesehen. Draco erzählte oft von ihr. Sie war intelligent und kam in seinem Unterricht gut zurecht. Seine Augen strahlten jedes Mal, wenn er berichtete, wie sie mit den Problemen diese oder jenes Trankes umgegangen war.
Draco war ihr ein paar Tage aus dem Weg gegangen, was Hermine komisch vorkam, aber sie fand sich damit ab. An ihrem Geburtstag hatte er dann aber mit einer Torte vor ihrer Tür gestanden. Er behauptete steif und fest sie selbst gebacken zu haben, aber Hermine wusste, dass sie von den Hauselfen in der Küche stammte. Innerlich dankte sie Draco, dass er diese nicht erwähnte. Die Unterdrückung der Elfen bis heute tat Hermine noch immer weh. Er hatte ihr beim Geschenke auspacken zu gesehen und sie hatten Torte gegessen. Und fast hätte Hermine alles andere vergessen – aber nur fast.
Ab diesem Tag verbrachten die beiden fast jeden Abend zusammen. Mal in seinen Räumen, mal bei ihr. Manchmal blieb er bis sie eingeschlafen war, mal bis zum nächsten Morgen. Manchmal redeten sie die ganze Nacht. Über alles, nur nicht über sie selbst. Nicht über ihre Vergangenheit und nicht über ihre Gegenwart und schon gar nicht über ihre Zukunft. Hermine und Draco vermieden es gleichermaßen darauf zu sprechen zu kommen und so hatte Hermine in den letzten Wochen immer weniger darüber nachgedacht.
Vergessen konnte sie es aber nicht. Es gab noch so viel, was unausgesprochen war, zwischen den beiden. So viel, was sie ihm sagen musste. Aber... Grade konnte sie das einfach nicht.
Es war Donnerstag und Hermine genoss ihren freien Nachmittag. Die Spätherbstsonne schien auf die letzten bunten Blätter der Bäume und brachte noch ein letztes bisschen Wärme mit sich, sodass Hermine beschloss einen Spaziergang über das Schlossgelände zu machen.
Sie konnte gar nicht zählen, wie oft sie mit Ron und Harry hier entlang gegangen war. Oder mit Ginny. Ginny. Sie beschloss ihrer Freundin so bald wie möglich wieder zu schreiben. Vielleicht würde sie Ginny und Harry auch über Weihnachten besuchen. Es wäre eindeutig gut für sie. Und Hermine vermisste Harry unglaublich. Sie hatte ihren besten Freund nun schon ein paar Monate nicht mehr gesehen.
Während sie so in Gedanken versunken war, lief sie am Trainingsgelände vorbei. Eine Schar Erstklässler hatten sich um die junge Leiterin der Flugstunde geschart. Es war eine ehemalige Mannschaftskollegin von Ginny. Die beiden hatten zusammen bei den Holyhead Harpies gespielt. Hermine versuchte sich an ihren Namen zu erinnern. Aber sie kam nicht drauf. Lediglich ihr Spitzname fiel Hermine ein: Fox. Sie war eine verbissene Spielerin gewesen und hätte noch lange spielen können, bis sie letztes Jahr so schlimm gestürzt war, dass sie Monate lang in St. Mungos behandelt werden musste. Hermine hätte wissen müssen, dass McGonagall sie einstellen würde.
Schmunzelnd blieb sie stehen und beobachtete, wie die Erstklässler eifrig die Übungen befolgten. Zwischen den Ravenclaws entdeckte sie Hazel. Sie sah etwas unsicher, aber entschlossen aus. Hermine lehnte sich an eine Mauer ganz in der Nähe und fixierte Hazel mit ihrem Blick. Das blonde Mädchen lachte mit einer ihrer Freundinnen, während sie einige Meter über dem Boden schwebten. Die Schüler flogen immer höher und Hermine beobachtete amüsiert die ersten Versuche Kurven zu fliegen. Nach Anweisung ihrer Lehrerin flog der Kurs kurze Zeit später durcheinander.
Die ehemalige Quidditch-Spielerin schwebte nur unmittelbar über dem Boden und beobachtete die Klasse über ihr, während sie Tipps und Anweisungen rief. Hermine schlenderte zu ihr hinüber. „Hey!" „Oh, Hey! Hermine Granger, richtig? Du bist eine Freundin von Ginny" Hermine grinste. Eine Freundin von Ginny. Es war lange her, dass sie nicht mehr gewesen war. Dass sie jemand nicht in Verbindung mit Harry und Voldemort oder ihren schulischen Leistungen gebracht hatte. „Genau. Sorry, aber ich bin kein Quidditch Fan. Und schlecht mit Namen. Wie..." „Victoria", fiel ihre Gegenüber ihr ins Wort. Hermine nickte.
Victoria legte ihren Kopf in den Nacken und rief wieder etwas zu ihren Schülern hoch, die knapp 3 Meter über Hermine umeinander herumflogen. „Sorry. War schön dich zu sehen. Aber – du weißt ja" Sie deutete nach oben und hob ab. Hermine nickte stumm und machte sich auf dem Weg zurück ins Schloss.
Als sie gerade das Tor erreicht hatte, hört sie hinter sich Lärm und Schreie. Erschrocken drehte die brünette Lehrerin sich um und sah gerade noch, wie Hazel und ein Slytherin Junge von ihren Besen fielen. Der Junge rollte sich ab, aber Hazel landete unsanft auf dem Rücken. In Hermine zog sich alles zusammen.
Sie rannte zurück auf das Trainingsgelände und kniete sich neben den beiden Schülern auf den Boden. Inzwischen war auch Victoria gelandet und hatte den Rest der Klasse beruhigt.
„Alle okay? Habt ihr euch weh getan?", sagte Hermine mehr zu Hazel als zu dem unbekannten Jungen. Der Junge schüttelte den Kopf, massierte aber sein Handgelenk. Hazel dagegen nickte. „Kannst du aufstehen?" Hermine blickte ihre Tochter besorgt an. Wie gerne hätte sie sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles wieder gut werden würde. Aber das ging natürlich nicht. Vorsichtig stand Hazel auf und Hermine stütze sie. „Ich bringe sie in den Krankenflügel" Victoria nickte. Hermine hörte sie mit dem Jungen schimpfen, während sie mit Hazel im Schloss verschwand.
„Wie heißt du?" Als ob sie das nicht schon lange wusste. Aber das konnte sie Hazel natürlich nicht sagen. „Hazel" Ihre Stimme klang schmerzerfüllt. „Schöner Name" „Ja. Nach meiner Großmutter" Hermine spürte einen Stich in ihrem Herzen. Sie riss sich zusammen.
„Und Fliegen ist also nicht so dein Ding, Hazel?" Es fühlte sich komisch an ihren Namen auszusprechen. „Nein. Ich wünschte es wäre es. Ich würde so gerne Quidditch spiele. Ich liebe Sport. Zu Hause in Frankreich habe ich Fußball gespielt... Oh Entschuldigung, Professor, ich weiß nicht, ob Sie wissen, was das ist..." Bevor sie weiterreden konnte, unterbrach Hermine sie. „Ich unterrichte Muggelkunde. Und bin eine... also meine Eltern sind Muggel."
„Oh. Dann sind Sie also Professor Granger. Meine Momie hat von Ihnen erzählt. Als wir hier nach England gekommen sind. Sie sagte, es wäre eine Ehre von Kriegshelden wie Ihnen und Professor Malfoy unterrichtet werden zu können" Hermine lachte auf. Draco ein Kriegsheld. Er war vieles, aber das ganz sicher nicht. „Wo hast du vorher gelebt?" „Frankreich" Hermine nickte.
Bevor sie weitere Fragen stellen konnte, bogen sie in den Krankenflügel und Hermine wusste, dass ihre gemeinsame Zeit vorbei war. Schweren Herzens übergab sie ihre Tochter Madame Pomfrey und irgendwie fühlte es sich fast schwerer an, als beim letzten Mal.
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