Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

21 - Es tut mir leid

Brendons POV

„Ben?!", ruft Mom am Sonntagmittag lautstark nach mir. „Du hast Besuch!"

Verwirrt starre ich auf mein Handydisplay. Logan sieht nicht weniger überrascht aus als ich, denn er runzelt seine Stirn und wirft mir einen fragenden Blick aus seinen dunklen Knopfaugen zu. „Wer ist das?", möchte er neugierig wissen. „Noelie?"

„Keine Ahnung." Ich zucke mit den Schultern.

Eigentlich ist Noelie die einzige Person in Ravenvale, die weiß, wo ich wohne, aber da wir kein Treffen vereinbart haben, bezweifele ich, dass sie diejenige ist, die unten vor der Haustür auf mich wartet.

„Ich rufe dich heute Abend nochmal an, okay? Dann kannst du mir auch von deinem Baseballspiel erzählen."

Obwohl sich ein Schleier der Enttäuschung über Logans Pupillen schiebt, nickt er. „Na gut. Bis später, Ben." Er drückt sein Stofftier Rabe Zottel an sein Gesicht und winkt mir zum Abschied zu.

„Bis später." Ich beende den Anruf und lasse mein Handy achtlos auf die Matratze fallen. Es federt noch zweimal hoch und runter, ehe es mit dem Display nach unten liegenbleibt. Seufzend schlüpfe ich in meine Hausschuhe und schlurfe dann aus meinem Zimmer. Ohne es verhindern zu können, schlägt mein Herz schneller.

„Ben?!", ruft Mom erneut nach mir.

„Ja ja, ich komme schon!", brülle ich zurück.

Mit kleinen Hopsern hüpfe ich die Treppenstufen ins Erdgeschoss hinab und komme wenig später neben meiner Mom zum Stehen. Sie lehnt an der geöffneten Haustür und zwinkert mir einmal verschwörerisch zu. „Da bist du ja endlich", atmet sie ungeduldig die angehaltene Luft aus. „Kleiner Tipp: Mädchen warten nicht gerne." Im Einklang mit ihren Worten kehrt sie mir den Rücken zu und verschwindet in Richtung Wohnzimmer.

Oh man.

Begleitet von einem Funken Nervosität stelle ich mich in den Türrahmen, um einen Blick auf meinen Besucher zu erhaschen.

Obwohl ich es mir fast schon gedacht habe und Moms Anspielung eindeutig war, bin ich überrascht, als ich in das vertraute Gesicht von Noelie schaue. In ihrem beigen Herbstmantel steht sie vor mir und reibt sich fröstelnd über die Hände. Der Wind spielt nicht nur mit den Blättern, sondern auch mit ihren Haaren.

„Noelie? Was machst du denn hier?"

Aus großen, blauen Augen starrt sie mich an. Es ist untypisch für sie, doch sie wirkt verunsichert und nervös. „H-Hey Brendon." Sie schafft es nicht, meinen Blick zu erwidern und mustert stattdessen meine grünen Hausschuhe.

Merkwürdig. So zurückhaltend kenne ich sie gar nicht.

Da Noelie keine Anstalten macht, etwas zu sagen oder ihren Besuch zu erklären, frage ich sie verwirrt: „Habe ich unsere Lerneinheit vergessen? Eigentlich dachte ich, dass wir für heute keinen Termin ausgemacht hätten."

„Haben wir auch nicht." Noelies Stimme zittert ein bisschen. Genauso wie ihre Hände, die sie nun in den Taschen ihres Mantels vergräbt.

„Und warum bist du dann zu mir gekommen?", hake ich mit gerunzelter Stirn nach. Natürlich freue ich mich, sie wiederzusehen, doch ihr komisches Verhalten verunsichert mich.

„Ich, na ja ...", stammelt sie, „ich möchte mich bei dir entschuldigen, Brendon."

Was?!

Ich kann nicht verhindern, dass mein Mund einen Spalt aufklappt und sich meine Augen weiten. Obwohl ich keine Ahnung habe, wovon sie spricht, verknotet sich mein Magen zu einem fleischigen Klumpen.

Ob sie mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt hat und sich jetzt dafür entschuldigen möchte?

Erinnerungen aus Kingston Valley schwappen über meinem Kopf zusammen und reißen die Narben, die sich in mein Herz gebrannt haben, wieder auf.

„Komm ... Komm doch erstmal rein", biete ich ihr an. Die Klauen der Angst, die nach meiner Seele greifen, versuche ich bestmöglich zu ignorieren. „Es ist echt kalt draußen."

Noelie zögert, doch sobald ich einen Schritt zur Seite gemacht habe, betritt sie den Flur und schlüpft aus ihren Schuhen. Ihren beigefarbenen Mantel hängt sie an der Garderobe auf.

Gemeinsam erklimmen wir die vielen Treppenstufen und tapsen in mein Zimmer weiter. Während Noelie auf meinem Schreibtischstuhl Platz nimmt, lasse ich mich im Schneidersitz auf mein Bett plumpsen.

Mit jeder Sekunde, die verstreicht, nimmt das Gedankenkarussell in meinem Kopf an Fahrt auf.

Der Schleier aus Stille, der sich über uns legt, ist furchtbar unangenehm. Noelie wagt es nicht, den Kopf zu heben und spielt nervös mit einem Faden herum, der an ihrem rechten Pulloverärmel absteht.

Irgendwann ertrage ich das Schweigen nicht mehr, weshalb ich sie ängstlich frage: „Wofür möchtest du dich entschuldigen?"

Noelie schluckt schwer. „Für gestern."

Automatisch verdichten sich die Fragezeichen in meinem Oberstübchen. „Für gestern?", wiederhole ich verständnislos.

Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer, was sie meint. Gestern haben wir zusammen für meine Klausuren gelernt und Lova bei ihrem Wettkampf angefeuert. Ich persönlich hatte sehr viel Spaß und habe unsere gemeinsame Zeit genossen.

Ob sie eventuell gelogen hat und doch mit Smash zusammen ist? Einen anderen Grund für ihre Entschuldigung kann ich mir nicht erschließen.

„Ich ... Ich hätte dich nicht alleinlassen sollen." Noelie klingt verzweifelt und rauft sich die Haare. „Das war echt scheiße von mir."

Tiefe Furchen graben sich in meine Stirn. „Sicher, dass du mich nicht mit jemand anderem verwechselst?", hake ich schmunzelnd nach. „Wir waren doch gemeinsam im Stadion ..."

Noelie schüttelt den Kopf. „Genau: Du bist zusammen mit mir zu Lovas Wettkampf gefahren, um sie anzufeuern. Als du nach Hause wolltest, hätte ich mit dir mitkommen müssen, statt noch ins Drunk Tank weiterzuziehen."

Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, was ich auf ihre Worte erwidern soll. Am liebsten würde ich Noelie ganz fest in den Arm nehmen, denn es macht mich traurig, zu sehen, wie ihr hübsches Gesicht von Gewissensbissen zerfressen wird.

„Ich habe mich einfach so sehr für Lova gefreut, dass ich unbedingt den restlichen Abend mit ihr und ihren Freunden verbringen wollte. Das war furchtbar egoistisch. Ich hätte Rücksicht auf dich nehmen müssen." Endlich hebt Noelie den Kopf und schaut mich schuldbewusst aus ihren blauen Augen an. „Es tut mir leid, Brendon. Wirklich! Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, nur an zweiter Stelle zu stehen."

Stopp! Stopp! Stopp!

Ich bin so perplex, dass es ein paar Sekunden dauert, bis ich etwas entgegnen kann. „Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, Noelie", sage ich ernst. „Für mich war es vollkommen okay, dass du mit deiner Schwester in die Stadt gegangen bist und gefeiert hast. Alles andere wäre falsch gewesen."

Nun ist Noelie diejenige, die verwirrt aussieht.

„Ich ... Ich mag es einfach nicht so gerne, von vielen, fremden Menschen umgeben zu sein", erkläre ich ihr. „Deshalb bin ich nach Hause gefahren. Aber ich war zu keiner Sekunde wütend oder enttäuscht, dass du bei deiner Schwester geblieben bist." Ein Seufzen, das von Frustration geprägt ist, entflieht meinen Lippen. „Ich weiß, dass ich mich nicht ewig verstecken kann, aber aufgrund meiner Vergangenheit fällt es mir total schwer, auf andere Menschen zuzugehen, mich ihnen zu öffnen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Je mehr Menschen in meinem Leben sind, umso höher ist die Chance, wieder verletzt und gedemütigt zu werden. Wie in Kingston Valley."

Bei meinen Worten glätten sich die Falten auf Noelies Stirn. Ein mitleidiger Ausdruck macht sich auf ihrem Gesicht breit, als sie murmelt: „Das kann ich verstehen. Du hattest es nicht leicht."

Sie steht von meinem Schreibtischstuhl auf und überbrückt den Abstand zwischen uns. Vorsichtig hockt sie sich vor mir auf den Boden, legt ihre Hände auf meinen Knien ab und sucht meinen Blick. „Wenn du möchtest, helfe ich dir dabei, über deinen Schatten zu springen und neue Menschen kennenzulernen. Nicht jeder ist so ein Idiot wie deine ehemaligen Mitschüler in Kingston Valley."

Es bedeutet mir sehr viel, dass Noelie das sagt. Ich spüre, dass sie ihre Worte ernstmeint und an meiner Seite ist, wann immer ich sie brauche.

„Danke!", lächele ich sie ehrlich an. Es kostet mich ein bisschen Überwindung, doch schließlich gebe ich zu: „Crash und Smash scheinen übrigens echt cool zu sein. Ich könnte mir vorstellen, mich häufiger mit ihnen zu unterhalten."

Ein breites Grinsen zupft nun an Noelies Mundwinkeln. „Chaotisch, anstrengend, kindisch und nervig trifft es wohl am besten", verbessert sie mich. „Aber abgesehen davon sind sie wirklich tolle Freunde, auf die immer Verlass ist."

Das hört sich schön an.

Ich hatte meinen letzten, richtigen Freund in der Grundschule. Er heißt Tom und hat mich so akzeptiert, wie ich bin. Wir haben gemeinsam Comics gelesen, im Wald gespielt und uns gerne als Superhelden verkleidet. Eigentlich sollte er gemeinsam mit mir auf die Middle School wechseln, allerdings sind er und seine Familie in den Sommerferien spontan umgezogen.

Anfangs haben wir uns noch regelmäßig Briefe geschrieben und sogar einmal im Freibad getroffen, doch nach ein paar Monaten ist der Kontakt komplett abgerissen.

Ob mein Leben wohl anders verlaufen wäre, wenn Tom nicht in eine andere Stadt gezogen wäre? Vermutlich schon.

„Wenn du möchtest, kannst du dich in den Pausen sehr gerne zu uns setzen", bietet mir Noelie nun an, womit sie mich aus dem Gefängnis meiner Erinnerungen befreit. „Cleo kennst du ja schon ein bisschen und Taya und Emmett sind auch total nett."

Bei dem Gedanken daran, in der überfüllten High School Mensa zu sitzen, breiten sich fiese Stiche in meinem Magen aus. Bisher hat es ganz gut geklappt, in den Pausen unterzutauchen und mich in der Bibliothek zu verstecken.

Noelie scheint mein Zögern zu bemerken, denn sie fügt lächelnd hinzu: „Du kannst es dir ja überlegen. Das Angebot gilt natürlich auch in ein paar Wochen noch."

Direkt wird mein Herz leichter. So viel Verständnis und Empathie hat mir noch nie ein Mensch entgegengebracht - abgesehen von meiner Familie natürlich.

Apropos Familie ...

„Ich habe eben mit Logan telefoniert", wechsele ich unelegant das Thema. „Er fragt immer nach dir."

Tatsächlich legt sich ein rosafarbener Schleier über Noelies Wangen. „Echt?", hakt sie verlegen nach.

„Ja", bestätige ich mit einem Nicken. „Sollen wir ihn gemeinsam anrufen? Er wollte mir sowieso noch von seinem Baseballspiel erzählen."

„Klar, gerne!" Schneller als ich gucken kann, springt Noelie vom Boden auf und setzt sich zu mir auf die Matratze. Ihren Kopf bettet sie auf meiner Schulter, sodass ihr blumiges Parfüm meine Nase umspielt und meine Haut anfängt, zu kribbeln.

Na toll. Wie soll ich mich denn jetzt auf meinen kleinen Bruder konzentrieren?

Wird schon schiefgehen, oder?

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro