
17. Rote Warnleuchten
Die Harley brachte uns an keinen bestimmten Ort. Auf den Verkehr und die gelegentlichen Polizeistreifen zu achten, denen wir begegneten, genügte anfangs, um meine Gedanken zu beschäftigen. Doch nach einer Weile waren wir die Einzigen, die noch auf den Straßen unterwegs waren. Weil ich wusste, dass die Nacht irgendwann enden würde, beschloss ich, in dem Moment, wenn ich ihn im Studentenwohnheim absetzte, meinen allerletzten Versuch zu wagen. Unsere platonischen Bowlingverabredungen spielten keine Rolle, wenn er sich weiter mit Taemin traf, würden wahrscheinlich auch die irgendwann aufhören. Alles würde aufhören.
Jimin Druck zu machen, das war nie eine gute Idee, aber wenn ich nicht alle meine Karten auf den Tisch legte, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich das einzige Kitten verlieren würde, das mir je begegnet war. Immer wieder spielte ich in meinem Kopf durch, was ich sagen würde und wie. Es musste ganz explizit sein, sodas er es nicht ignorieren oder so tun konnte, als habe er mich nicht gehört oder nicht verstanden.
Die Nadel der Tankanzeige stand schon mehrere Meilen fast auf Null, also bog ich in die erste offene Tankstelle ein, an der wir vorbeikommen.
»Möchtest du irgendwas?«, fragte ich.
Jimin schüttelte den Kopf und stieg von der Maschine. Er fuhr sich mit den Fingern durch sein Haar und lächelte verlegen.
»Lass das. Du siehst verdammt schön aus so.«
»Wie aus einem Rockmusikvideo der Achtziger.«
Ich lachte und gähnte dann, während ich den Stutzen in den Tank der Harley steckte.
Jimin holte sein Handy raus, um nach der Uhrzeit zu sehen.
»Oh mein Gott, Kook. Es ist drei Uhr morgens.«
»Möchtest du zurück?«, fragte ich mit einem flauen Gefühl.
»Das sollten wir wohl besser.«
»Bleibt es beim Bowling heute Abend?«
»Das habe ich dir doch schon gesagt.«
»Und du gehst auch mit mir zur Sig-Tau-Party in ein paar Wochen, ja?«
»Willst du andeuten, dass ich meine Versprechen nicht halte? Ich finde das ein bisschen kränkend.«
Ich zog den Stutzen aus dem Tank und hängte ihn zurück an die Zapfsäule. »Ich weiß nur einfach nicht mehr, was du vorhast.«
Ich stieg auf mein Bike und half Jimin, sich hinter mich zu setzten. Diesmal schlang er ganz von allein die Arme um mich, und ich seufzte gedankenverloren, bevor ich den Motor anließ.
Ich packte den Lenker fester, holte tief Luft, und gerade als ich den Mut gefunden hatte, es ihm zu sagen, befand ich, dass eine Tankstelle doch nicht ganz der richtige Ort für meinen Seelenstriptease war.
»Du bist mir wichtig, weißt du«, sagte Jimin und drückte mich.
»Ich begreife dich nicht, Kitten. Ich dachte, ich würde die Kerle kennen, aber du machst mich so verdammt konfus, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.«
»Ich begreife dich auch nicht. Du solltest doch der Frauen/Männerschwarm schlechthin an der Eastern sein. Und jetzt mache ich nicht die typischen Erstsemester-Erfahrungen, die mir in der Broschüre versprochen wurden.«
Ich konnte nicht anders, als mich gekränkt zu fühlen. Auch wenn es stimmte. »Also, das ist wirklich ein erstes Mal. Ich hatte noch nie einen Typen, der mit mir geschlafen hat, um mich dazu zu bringen, ihn in Ruhe zu lassen.«
»So war das nicht gemeint, Jungkook.«
Ich fuhr los und bog ohne ein weiteres Wort wieder in die Straße ein. Die Fahrt zum Wohnheim war eine Qual. In meinem Kopf überlegte ich permanent hin und her, ob ich Jimin vor die Wahl stellen sollte oder nicht. Obwohl meine Finger von der Kälte schon ganz taub waren, fuhr ich langsam, weil ich mich vor dem Moment fürchtete, wenn Jimin alles wüsste und mich endgültig zurückweisen würde.
Als wir vor dem Eingang des Wohnheimes hielten, fühlten sich meine Nerven an wie zerschnitten, angezündet und geschunden liegengelassen. Jimin stieg ab, und seine traurige Miene ließ die unterdrückte Panik in mir weiter wachsen. Vielleicht schickte er mich gleich zum Teufel, bevor ich noch die Gelegenheit hatte, irgendwas zu sagen.
Ich begleitete Jimin zur Tür, und er holte mit gesenktem Kopf seine Schlüssel aus der Tasche. Unfähig, auch nur eine Sekunde länger zu warten, umfasste ich sanft sein Kinn, hob es an und wartete geduldig, bis er mir in die Augen sah.
»Hat er dich geküsst?«, fragte ich und strich mit dem Daumen über seine weichen, vollen Lippen.
Er riss sich los. »Du verstehst es wirklich, einen perfekten Abend zu ruinieren, was?«
»Dann fandest du ihn also perfekt, hm? Bedeutet es, dass du es genossen hast?«
»Das tue ich immer, wenn ich mit dir zusammen bin.«
Ich schlug die Augen nieder und merkte, wie meine Miene sich verfinsterte. »Hat er dich geküsst?«
»Ja«, seufzte er genervt.
Ich schloss die Augen und war mir darüber im Klaren, dass meine nächste Frage ins Desaster führen konnte. »War das alles?«
»Das geht dich überhaupt nichts an!« Er riss die Tür auf.
Ich schob sie wieder zu und versperrte ihm den Weg. »Ich muss das wissen.«
»Nein, musst du nicht! Aus dem Weg, Jungkook!«
»Kitten...«
»Glaubst du, nur weil ich keine Jungfrau mehr bin, treibe ich es mit jedem, der mich will? Vielen Dank!« Er schubste mich beiseite.«
»Das habe ich nicht gesagt, verdammt! Aber ist es denn zu viel verlangt, dich um ein bisschen Seelenfrieden zu bitte ?«
»Warum würde es dir Seelenfrieden verschaffen, zu wissen, ob ich mit Taemin schlafe?«
»Wie kann es sein, dass du das nicht kapierst? Für jeden anderen außer dir ist das offensichtlich!«
»Dann bin ich anscheinend zu blöd dafür«, erwiederte er und packte den Türgriff.
Ich fasste ihn an den Schultern. Da war es schon wieder, dieses Ignorieren, an das ich inzwischen schon so gewöhnt war. Jetzt war es an der Zeit, meine Karten auf den Tisch zu legen.
»Das, was ich für dich empfinde... das ist verrückt.«
»Genau, du bist hier der Verrückte von uns beiden«, giftete er und riss sich von mir los.
»Ich habe das während der ganzen Zeit auf dem Bike in meinem Kopf durchgespielt, also hör mich jetzt bitte an.«
»Jungkook-«
»Ich weiß, dass wir in der Klemme stecken, okay? Ich bin impulsiv und jähzornig, und du gehst mir unter die Haut wie niemand sonst. Im einen Moment benimmst du dich, als würdest du mich hassen, und im nächsten brauchst du mich. Ich mache nie etwas richtig, und ich verdiene dich nicht... Aber ich liebe dich verdammt noch mal, Jimin. Ich liebe dich mehr, als ich je irgendjemand oder irgendwas geliebt habe. Wenn du da bist, brauche ich keinen Alk, kein Geld, keine Kämpfe oder One-Night-Stands... ich brauche nur dich. Ich denke nur noch an dich. Ich träume nur nich von dir. Ich will nur dich.«
Er schwieg sekundenlang. Er hob die Augenbrauen und schaute verstört drein, während er alles zu verarbeiten schien, was ich gesagt hatte. Dann blinzelte er ein paarmal.
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und schaute ihm in die Augen. »Hast du mit ihm geschlafen?«
Seine Augen begannen, feucht zu glänzen, und er schüttelte den Kopf. Ohne zu überlegen, presste ich meine Lippen auf seine und schob meine Zunge in seinen Mund. Er stieß mich nicht weg. Stattedden lockte seine Zunge meine; er krallte sich in mein T-Shirt und zog mich an sich. Unwillkürlich schlang ich die Arme um ihn.
Nachdem ich diese Antwort bekomme hatte, löste ich mich atemlos ein Stückchen von ihm. »Ruf Taemin an. Sag ihm, dass du dich nicht mehr mit ihm treffen kannst. Sag ihm, dass du mit mir zusammen bist.«
Er schloss die Augen. »Ich kann nicht mit dir zusammen sein, Jungkook.«
»Warum zum Teufel nicht?«, fragte ich und ließ ihn ganz los. Jimin schüttelte den Kopf. Er hatte sich schon millionenmal als unberechenbar erwieden, aber sein Kuss vorhin hatte mehr bedeutet als Freundschaft. Da steckte viel mehr dahinter als bloße Sympathie. Daraus konnte ich nur einen Schluss ziehen.
»Unglaublich. Der einzige Kerl, den ich haben will, will mich nicht.
Er zögerte, bevor er darauf antwortete. »Als Taehyung und ich hierher gezogen sind, da haben wir das getan, weil mein Leben im Begriff war, eine bestimmte Richtung zu nehmen. Oder auch nicht eine bestimmte Richtung zu nehmen. Kämpfen, Glücksspiel, Alkohol... genau das habe ich hinter mir gelassen. Wenn ich mit dir zusammen bin... habe ich genau das in einem unwiederstehlichen tätowierten Paket. Ich bin aber nicht Hunderte Meilen weggezogen, um genau das erneut zu durchleben.«
»Ich weiß, dass du etwas Besseres als mich verdienst. Denkst du, ich weiß das nicht? Aber wenn es einen Mann gibt, der wie für mich geschaffen ist... dann bist du das. Ich werde alles tun, was nötig ist, Kitten. Hörst du? Ich werde alles tun.«
Er wandte sich von mir ab, aber ich gab nicht auf. Endlich redete er, und wenn er diesmal ging, bekämen wir vielleicht nie mehr eine Chance.
Ich hielt die Tür mit meiner Hand zu. »Ich werde in der Sekunde mit den Kämpfen aufhören, in der ich meinen Abschluss habe. Ich werde keinen Tropfen mehr trinken. Ich werde dich auf immer und ewig glücklich machen, Kitten. Wenn du nur an mich glaubst, kann ich es schaffen.«
»Ich will doch gar nicht, dass du dich änderst.«
»Dann sag mir, was ich tun soll. Sag es mir, und ich mache es«, flehte ich.
»Kann ich dein Handy benutzen?«, fragte er.
Ich runzelte die Stirn, weil ich nicht wusste, was er vorhatte. »Klar.« Ich nahm mein Handy aus der Tasche und gab es ihm.
Er tippte darauf herum und schloss die Augen, während er wartete.
»Es tut mir leid, dich so früh anzurufen, aber das konnte einfach nicht warten. Ich... ich kann am Mittwoch nicht mit dir essen gehen.«
Er hatte Taemin angerufen. Meine Hände zitterten vor Aufregung, und ich fragte mich, ob Jimin ihn bitten würde, ihn abzuholen - um ihn zu retten oder so.
Er sprach weiter. »Ich kann dich, ehrlich gesagt, überhaupt nicht mehr treffen. Ich... bin mir ziemlich sicher, dass ich Jungkook liebe.«
Die ganze Welt schien stehen zu bleiben. Ich versuchte, seine Worte im Stillen zu wiederholen. Hatte ich richtig verstanden? Hatte er wirklich gesagt, was ich meinte, gehört zu haben? Oder war das nur mein Wunschdenken?
Jimin gab mir das Handy zurück und sah mir zögernd in die Augen.
»Er hat aufgelegt«, sagte er nur.
»Du liebst mich?«
»Das machen die Tattoos«, antwortete er lässig und achselzuckend, als habe er nicht gerade das Einzige ausgesprochen, was ich mir je zu hören gewünscht hatte.
Kitten liebte mich.
Ich verzog den Mund zu einem breiten Lächeln. »Komm mit mir nach Hause«, sagte ich und schloss ihn in die Arme.
Er riss die Augen auf. »Du hast das alles nur gesagt, um mich ins Bett zu kriegen? Da muss ich ja einen tollen Eindruck auf dich machen.«
»Das Einzige, woran ich gerade denke, ist, dass ich dich die ganze Nacht in meinen Armen halten möchte.«
»Dann lass uns fahren.«
Ich zögerte keine Sekunde. Sobald Jimin sicher hinter mir saß, nahm ich jede Abkürzung, überfuhr jede gelbe Ampel und schlängelte mich wagemutig durch den schwachen Verkehr, der um diese Zeit herrschte.
Als wir bei der Wohnung angekommen waren, stellte ich praktisch gleichzeitig den Motor aus und hob Jimin in meine Arme.
Er kicherte an meinem Mund, während ich mit dem Schloss an der Wohnung kämpfte. Nachdem ich ihn abgesetzt und die Tür hinter uns zugemacht hatte, seufzte ich erleichtert.
»Es fühlte sich nichr mehr wie zu Hause an, seit du weg warst«, sagte ich und küsste ihn erneut.
Toto kam über den Flur gehoppelt, wackelte mit seinem Schwänzchen und sprang an Jimins Bein hoch. Er hatte ihn fast so sehr vermisst wie ich.
Yoongis Bett quietschte, dann hörte ich seine Schritte auf dem Boden. Seine Zimmertür flog auf, und er blinzelte ins Licht. »Nein, zum Teufel, Kook, du fängst nicht wieder mit demselben verdammten Mist an! Du liebst Ji-« Seine Augen hatten sich ans Licht gewöhnt, und er erkannte seinen Irrtum.
»-min. Hey... Jimin.«
»Hey, Yoongi«, sagte Jimin mit amüsiertem Grinsen und setzte Toto wieder auf den Boden.
Bevor Yoongi irgendwas fragen konnte, zog ich Jimin den Flur entlang. Wir fielen übereinander her. Ich hatte mir nichts anderes vorgenommen, als ihn neben mir im Bett zu haben, doch er riss absichtlich mein Shirt hoch und über meinen Kopf. Ich half ihm aus der Jacke und zog ihm den Pulli aus. An seinem Blick bestand kein Zweifel, und ich hatte nicht vor, mit ihm zu streiten.
Bald waren wir beide komplett ausgezogen, und die leise Stimme in mir wollte diesen Augenblick genießen und alles langsam angehen lassen. Doch er wurde ganz leicht von Jimins verzweifelten Küssen und seinem leisen Stöhnen, sobald ich ihn irgendwo am Körper berührte, übertönt.
Ich legte ihn auf die Matratze, und sofort streckte er die Hand nach dem Nachttisch aus. Sogleich erinnerte ich mich an mein Zerstören des Glases mit den Kondomen, um die Enthaltsamkeit zu besiegeln, die ich mir vorgenommen hatte.
»Verdammt«, keuchte ich. »Ich habe sie entsorgt.«
»Wie? Alle?«
»Ich dachte, du würdest nicht... und wenn ich nicht mit dir zusammen wäre, würde ich sie ja nicht brauchen.«
»Du machst Witze!«, sagte er und ließ enttäuscht den Kopf gegen dad Bettgestell sinken.
Ich beugte mich schwer atmend vor, die Stirn an seine Brust gelehnt. »Betrachte dich als das Gegenteil einer von vornherein ausgemachten Sache.«
Die nächsten Momente nahm ich nur irgendwie verschwommen wahr. Jimin murmelte irgendwas von testen lassen und das er sauber wäre. Und bevor ich mich versah, war ich in ihm und fühlte seinen Körper praktisch überall an meinem. Nie zuvor hatte ich ohne diese dünne Latexschicht mit einem Jungen geschlafen, aber anscheinend machte dieser Bruchteil eines Millimeters einen großen Unterschied. Jede Bewegung erzeugte schier überwältigende wiederstreitende Gefühle: entweder das Unvermeidliche hinauszögern oder nachgeben, weil es sich einfach so verdammt gut anfühlte.
Als Jimin mit seine Hüften entgegenhob und sein unkontrolliertes Stöhnen und Seufzen in einem lauten Schrei der Befriedigung gipfelten, da konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.
»Jimin«, flüsterte ich verzweifelt. »Ich... Ich bin...«
»Hör nicht auf«, flehte er und grub seine Fingernägel in meinen Rücken.
Ich stieß ein letztes Mal in ihn hinein. Dabei musste ich ziemlich laut gewesen sein, denn Jimin legte rasch eine Hand auf meinen Mund. Ich schloss die Augen und ließ alles kommen. Dabei spürte ich, wie ich die Augen zukniff und mein ganzer Körper zuckte und sich versteifte. Keuchend schaute ich in Jimins Augen. Mit einem erschöpften, zufriedenen Lächeln sah er zu mir hoch und schien auf etwas zu warten. Ich küsste ihn wieder und wieder, nahm dann sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn erneut, diesmal noch zärtlicher.
Jimins Atem beruhigte sich, und ich seufzte. Ich rollte mich zur Seite, entspannte mich dich neben ihm und zog ihn an mich. Er kuschelte sich mit seiner Wange an meine Brust, und sein Haar kitzelte mich. Noch mal küsste ich ihn auf die Stirn und verschränkte die Hände unten auf seinem Rücken.
»Diesmal gehe ich nicht, ja? Ich möchte morgen früh genau so aufwachen.«
Jimin drückte mir einen Kuss auf die Brust, schaute aber nicht hoch. »Ich werde nirgendwo hingehen.«
•••
Als ich am Morgen neben dem Mann lag, den ich liebte, hab ich mir selbst stumm ein Versprechen. Ich würde für ihn ein besserer Mann werden, jemand, den er verdiente. Ich würde nicht mehr aus der Haut fahren. Keine Wutausbrüche oder gewalttätige Ausfälle mehr.
Jedes Mal, wenn ich meine Lippen auf seine Haut presste, während ich darauf wartete, dass er aufwachte, wiederholte ich dieses Versprechen in meinem Kopf.
Mit dem Alltag außerhalb meiner Wohnung klarzukommen und gleichzeitig dieses Versprechen zu haten, erwies sich als harter Kampf. Zum ersten Mal lag mir unheimlich viel an jemandem, und ich bemühte mich auch verzweifelt, diesen Menschen zu halten. Das Gefühl, ihn über die Maße beschützen zu müssen, und Eifersucht nagten an dem Eid, den ich erst wenige Stunden zuvor geschworen hatte.
Bis zum Mittagessen hatte Chris Jenks mich provoziert, und ich erlitt einen Rückfall. Jimin war zum Glück geduldig und nachsichtig, obwohl ich zwanzig Minuten danach Taemin drohte.
Jimin hatte mehr als einmal bewiesen, dass er mich so akzeptieren konnte, wie ich war, aber ich wollte auch nicht mehr der gewalttätige Scheißkerl sein, den alle schon in mir sahen. Mein Jähzorn in Kombination mit dieser neuen Eifersucht war schwerer zu kontrollieren, als ich es mir vorgestellt hatte.
Ich rettete mich dadurch, dass ich Situationen mied, die mich in Rage bringen konnten, und versuchte, zu ignorieren, dass Jimin irre attraktiv war und jeder Typ auf dem Campus wissen wollte, wie er es geschafft hatte, den einzigen Mann zu zähmen, von dem alle geglaubt hatten, er würde sich nie binden. Mir kam es vor, als warteten sie nur darauf, dass ich ds vergeige, damit sie es mit ihm probieren konnten. Das brachte mich natürlich nur noch mehr auf und befeuerte meine Streitlust.
Als ich mit Jimin zur Halloween-Party ins Red kam, bemerkte ich, dass das kalte Herbstwetter viele Frauen nicht daran gehindert hatten, sich in die unterschiedlichsten nuttigen Kostüme zu werfen. Und sogar die Kerle waren sehr... einfallsreich. Ich drückte meinen Freund an mich und war dankbar dafür, dass er nicht als Stripper oder Transvesiten-Schlampe verkleidet hatte. Folglich würden die Drohungen, die ich aussprechen musste, weil jemand ihm auf den Arsch starrte, eher begrenzt sein. Außerdem musste ich mir keine Sorgen darum machen, wenn er sich auch nur vorbeugte. Auch wenn seine Jeans gefährlich eng an seinem Hintern und Beinen saß.
Yoongi und ich spielten Billard, während unsere festen Freunde zusahen. Wir waren schon wieder auf der Siegerstraße, nachdem wir bei den ersten beiden Spielen schon dreihundertsechzig Dollar eingesackt hatten.
Aus dem Augenwinkel sah ich Hoseok auf Taehyung und Jimin zugehen. Sie scherzten eine Weile miteinander, dann zog Hoseok beide auf die Tanzfläche. Jimins Schönheit stach heraus, sogar aus der nackten Haut, dem Glitter und den gewagten Dekolletés der Schneewittchen und anzüglichen Schiedsrichtern- und innen rundherum.
Bevor der Song zu Ende war, ließen Jimin und Taehyung Hoseok auf der Tanzfläche zurück und gingen Richtung Bar. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihre Köpfe in der Masse nicht aus den Augen zu verlieren.
»Du bist dran«, sagte Yoongi.
»Die Jungs sind weg.«
»Wahrscheinlich holen sie sich nur neue Drinks. Jetzt spiel schon weiter weiter, Loverboy.«
Zögernd beugte ich mich über den Tisch, fokussierte den Ball, traf ihn aber nicht.
»Jungkook! Das war ein leichter Zug! Du machst mich noch wahnsinnig!«, schimpfte Yoongi.
Ich konnte die Jungs immer noch nicht entdecken. Weil ich von zwei sexuellen Übergriffen im Vorjahr wusste, machte es mich unruhig, dass Jimin Taehyung hier allein herumliefen. Selbst in unserer kleinen Collegestadt hatte man schon davon gehört, dass Mädchen und Jungen irgendein Zeug in ihre Drinks getan worden war.
Ich legte mein Queue auf den Billardtisch und machte mich quer über die mit Holz ausgelegte Tanzfläche auf die Suche.
Da spürte ich Yoongis Hand auf meiner Schulter. »Wo willst du hin?«
»Die Jungs finden. Erinnerst du dich, was letztes Jahr dieser Heather passiert ist?«
»Oh ja, stimm.«
Als ich Jimin und Taehyung endlich sah, kauften zwei Typen ihnen gerade Drinks. Beide waren klein, der eine auch noch ziemlich rundlich um die Mitte und mit einem komischen Bart in seinem verschwitzen Gesicht. Eifersucht hätte das letzte sein sollen, das ich bei seinem Anblick empfand, aber die Tatsache, dass er eindeutig meinen Freund anbaggerte, hatte weniger mit seinem Aussehen als mit meinem Ego zu tun. Auch wenn er nicht wissen konnte, dass er mit mir hier war, hätte er alleine bei Jimins Anblick vermuten müssen, dass er nicht allein war. Zu meiner Eifersucht gesellte sich noch Wut. Ich hatte Jimin schon ein Dutzend Mal gesagt, keinen Drink von einem Fremden anzunehmen, weil das gefährlich sein konnte. Der Zorn packte mich.
Einer der Typen beugte sich zu Jimin und versuchte, die Musik zu überschreien: »Lust zu tanzen?«
Jimin schüttelte den Kopf. »Nein danke. Ich bin mit meinem-«
»Freund hier«, fiel ich ihm ins Wort. Ich funkelte die Männer böse an. Es war fast lächerlich, zwei Männer in Togas einschüchtern zu wollen, aber ich setzte trotzdem meine Ich-bringe-dich-um-Miene auf. Ich deutete in den Raum. »Los, verzieht euch.«
Die Männer wichen zurück und warfen noch einen letzten Blick auf Taehyung und Jimin, bevor sie in der Menge untertauchten.
Yoongi küsste Taehyung. »Mit dir kann man aber auch wirklich nirgends hingehen!« Er kicherte, und Jimin lächelte mich an.
Ich war zu wütend, un zurückzulächeln.
»Was denn?«
»Warum hast du dir von denen deinen Drink bezahlen lassen?«
Taehyung löste sich von Yoongi. »Das haben wir nicht, Jungkook. Ich habe ihnen gesagt, dass sie das lassen sollen.«
Ich nahm Jimin die Flasche aus der Hand. »Und was ist das dann?«
»Ist das dein Ernst?«, fragte Jimin.
»Ja, das ist mein beschissener Ernst!«, rief ich und warf die Flasche in den Mülleimer neben der Bar. »Ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass du keine Drinks von irgendwelchen fremden Typen annehmen sollst. Was, wenn er dir irgendwas reingetan hat?«
Taehyung hielt sein Glas hoch. »Wir hatten die Drinks die ganze Zeit über im Blick, Kook. Du überreagierst gerade.«
»Ich spreche nicht mit dir«, sagte ich und starrte Jimin an. Seine Augen blizten, als spiegelten sie meinen Zorn wieder.
»Red nicht so mit ihm.«
»Jungkook«, mahnte Yoongi, »lass es gut sein.«
»Ich mag es nicht, dass du dir Drinks von anderen Jungs kaufen lässt«, beharrte ich.
Jimin hob eine Augenbraue. »Willst du jetzt einen Streit vom Zaun brechen?«
»Würde es dich stören, wenn du an die Bar kommst und siehst, wie ich mir mit irgendeinem Kerl einen Drink teile?«
»Okay, du blendest ab sofort alle Männer aus deiner Wahrnehmung aus. Verstehe. Und ich sollte dann wohl dad Gleiche tun.«
»Das wäre schön«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
»Du musst diese Eifersuchtsnummer runterfahren, Jungkook. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.«
»Ich komme hier vorbei, und da kauft dir gerade irgendein Typ einen Drink!«
»Hör auf, ihn so anzuschreien!«, mischte Taehyung sich ein. Yoongi legte eine Hand auf meine Schulter. »Wir haben alle genug getrunken. Lasst uns von hier abhauen.«
Jimins Ärger steigerte sich um eine Stufe. »Ich muss Hoseok Bescheid sagen, dass wir gehen«, knurrte er und schob sich an mir vorbei zur Tanzfläche.
Ich packte ihn am Handgelenk. »Ich komme mit.«
Er entwand sich aus meinem Griff. »Jungkook, ich bin durchaus imstande, ein paar Schritte alleine zu gehen. Was ist bloß mit dir los?«
Jimin drängelte sich zu Hoseok durch, der in der Mitte der Tanzfläche mit den Armen wedelte und herumsprang. Ihm lief der Schweiß über Stirn und Schläfen. Zuerst lächelte er noch, aber als Jimin ihm seine Verabschiedung zugebrüllt hatte, verdrehte er die Augen.
Ich hatte von seinen Lippen abgelesen, dass er meinen Namen erwähnt hatte. Er gab also mir die Schuld, was mich noch wütender machte. Natürlich wurde ich wütend, wenn er erwas tat, bei dem ihm etwas passieren konnte. Es schien ihm nichts auszumachen, dass ich Chris Jenks die Nase blutig geschlagen hatte, aber wenn ich ausflippte, weil er Drinks von Fremden annahm, dann besaß er die Frechheit, sauer zu sein.
Gerade als mein Ärger zu echtem Zorn wurde, schnappte sich irgendein Arschloch in einem Piratenkostüm Jimin und presste sich an ihn. Der Raum verschwamm, und bevor ich mich versah, knallte meine Faust in sein Gesicht. Der Pirat ging zu Boden und Jimin mit ihm. Erst das holte mich schlagartig in die Realität zurück.
Die Hände flach auf dem Boden abgestützt, schaute er benommen. Ich war vor Entsetzen wie gelähmt und sah ihm zu, wie er quasi in Zeitlupe seine Hand umdrehte, die leuchtend rot von dem Blut war, das aus der Nase des Piraten lief.
Ich stürzte zu Jimin, um ihm aufzuhelfen. »Ach du Scheiße! Bist du okay, Kitten?«
Sobald er wieder stand, riss er seine Arme aus meinem Griff los. »Hast du den Verstand verloren?«
Taehyung packte Jimin am Handgelenk und zog ihn durch die Menge hinter sich her. Er ließ erst los, als wir draußen waren. Ich musste rennen, um ihnen nachzukommen.
Auf dem Parkplatz schloss Yoongi den Charger auf, und die Jungs kletterten auf den Rücksitz.
Ich versuchte, mich zu erklären. Er war mehr als angepisst.
»Es tut mir leid, Kitten. Ich wusste nicht, dass er sich an dir festhält.«
»Deine Faust war fünf Zentimeter von meinem Gesicht weg!« Er fing den ölverschmierten Lappen auf, den Yoongi ihm zugeworfen hatte. Sichtlich angeekelt wischte er das Blut von seiner Haut und fuhr mit dem Stoff um jeden einzelnen Finger.
Ich zuckte zusammen. »Ich hätte nicht ausgeholt, wenn ich gedacht hätte, dich treffen zu können. Das weißt du doch, oder?«
»Halt die Klappe, Jungkook. Halt einfach die Klappe«, sagte er und starrte auf Yoongis Hinterkopf.
»Kitten...«
Yoongi schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. »Halt die Klappe, Jungkook! Du hast gesagt, dass es dir leid tut, und jetzt halt verdammt noch mal die Schnauze!«
Darauf konnte ich nichts erwiedern. Yoongi hatte recht: Ich hatte den ganzen Abend versaut, und plötzlich quälte mich die erschreckende Vorstellung, dass Jimin mir den Laufpass geben könnte.
Als wir bei der Wohnung ankamen, gab Taehyung seinem Freund einen Gutenachtkuss. »Ich seh dich dann morgen, Baby.«
Yoongi nickte resigniert und küsste ihn auch. »Liebe dich.«
Ich wusste, dass sie wegen mir gingen. Sonst hätten sie wie an jedem Wochenende in der Wohnung übernachtet.
Jimin rauschte ohne ein Wort an mir vorbei zu Taehyungs Honda.
Ich holte ihn ein und versuchte es mit einem schüchternen Lächeln, um die Situation zu entspannen. »Ach komm, geh nicht wütend weg.«
»Oh, ich gehe nicht wütend weg. Ich bin fuchsteufelswild.«
»Er braucht ein bisschen Zeit, um runterzukommen, Jungkook«, warnte Taehyung mich und schloss seinen Wagen auf.
Als sich die Verriegelung an der Beifahrerseite löste, bekam ich Panik und hielt die Tür zu. »Geh nicht, Kitten. Ich bin aus der Rolle gefallen. Tut mir leid.«
Jimin hielt mir seine Hand hin, um mir die getrockneten Blutspuren auf der Handfläche zu zeigen. »Ruf mich an, wenn du erwachsen geworden bist.«
Ich lehnte mich mit der Hüfte gegen die Tür. »Du kannst nicht gehen.«
Jimin hob eine Augenbraue, und Yoongi kam um das Auto herum zu uns gelaufen. »Jungkook, du bist betrunken. Und du bist gerade dabei, einen Riesenfehler zu begehen. Lass ihn einfach nach Hause fahren, runterkommen... ihr könnt morgen darüber reden, wenn du nüchtern bist.«
»Er kann jetzt nicht gehen«, meinte ich verzweifelt und schaute Jimin in die Augen.
»So wird es nicht laufen, Jungkook.« Er zerrte an der Tür. »Geh aus dem Weg!«
»Was meinst du damit, dass es nicht laufen wird?«, fragte ich und packte ihn am Arm. Die Furcht davor, was Jimin sagen mochte, um das Ganze vielleicht an Ort und Stelle zu beenden, ließ mich völlig kopflos reagieren.
»Ich meine das traurige Gesicht. Darauf falle ich nicht rein«, rief er und riss sich los.
Ich verspürte eine kurzlebige Erleichterung. Er würde es nicht beenden. Wenigstens noch nicht.
»Jimin«, meinte Yoongi, »das ist so ein Moment, von dem ich gesprochen habe. Vielleicht solltest du-«
»Halt dich da raus, Yoongs«, schnitt Taehyung ihm das Wort ab und startete den Motor.
»Ich werde es versauen. Ich werde es noch oft versauen, Kitten, aber du musst mir verzeihen.«
»Ich werde morgen einen riesigen blauen Fleck auf meinem Hintern haben! Du hast diesen Typen niedergeschlagen, weil du auf mich sauer warst! Was sagt mir das? Im Moment sehe ich überall nur rote Warnleuchten blinken!«
»Ich würde dich niemals in meinem ganzen Leben schlagen«, sagte ich und war erstaunt, dass er auch nur dachte, ich könnte jemals die Hand gegen ihn erheben.
»Und ich habe nicht vor, es noch weiter zu reizen!« Er riss an der Tür. »Jetzt geh da weg, verdammt noch mal!«
Ich nickte und machte einen Schritt zur Seite. Das Letzte, was ich wollte, war, dass er ging, aber immer noch besser, als ihn dermaßen zu nerven, dass er mir am Ende doch noch sagte, ich solle mich verpissen.
Taehyung legte den Rückwärtsgang ein, und ich beobachtete Jimin durchs Seitenfenster.
»Du wirst mich morgen anrufen, oder?«
»Fahr schon, Tae!« Er starrte geradeaus.
Als die Rücklichter nicht mehr zu sehen waren, ging ich in die Wohnung.
»Jungkook«, warnte Yoongi mich, »diesmal kein Chaos, mein Freund. Und das meine ich so.«
Ich nickte und zog mich niedergeschlagen in mein Zimmer zurück. Gerade nachdem ich etwas in den Griff bekommen hatte, erhob mein verdammter Jähzorn wieder sein hässliches Haupt. Ich musste ihn unter Kontrolle kriegen, sonst würde ich das Beste verlieren, was mir je passiert war.
Um mir die Zeit zu vertreiben, kochte ich ein paar Koteletts mit Kartoffelbrei, aber dann schob ich alles nur auf meinem Teller herun und war unfähig, etwas zu essen. Mit der Wäsche konnte ich eine Stunde totschlagen, anschließend beschloss ich, Toto zu baden. Danach spielten wir noch ein bisschen, aber dann gab selbst er auf und rollte sich zum Schlafen auf dem Bett ein. An die Decke zu starren und mich damit zu quälen, wie blöd ich mich benommen hatte, war nicht gerade verlockend. Deshalb holte ich alles Geschirr aus dem Schrank und wusch es mit der Hand ab.
Die längste Nacht meines Lebens.
Die Wolken begannen sich als Vorboten der Sonne zu färben. Ich schnappte mir meine Bikeschlüssel und brach zu einer Spritztour auf. Die endete vor dem Studentenwohnheim.
Adam Handler brach gerade zu einer Joggingsrunde auf. Er musterte mich kurz und hielt den Türgriff noch fest.
»Hey, Jungkook«, meinte er mit seinem üblichen dezenten Lächeln. Doch das verschwand rasch. »Bist du krank oder so? Soll ich dich irgendwo hinbringen?« Ich musste total elend aussehen. Adam war schon immer ein Schatz. Sein Bruder war auch bei Sig Tau, deshalb kannte ich ihn auch nicht näher. Kleine Brüder waren tabu.
»Hey, Adam«, sagte ich und versuchte zu lächeln. »Ich wollte Jimin zum Frühstück überraschen. Meinst du, du könntest mich reinlassen?«
»Äh«, machte er nur und schaute hinter sich durch die Glastür. »Travis könnte ausflippen. Ist mit dir wirklich alles okay?«
Tarvis war die Dorm-Mom vom Studentenwohnheim. Ich hatte schon von ihm gehört, ihn aber nich nie gesehen. Ich bezweifelte, dass er überhaupt was mitbekäme. Auf dem Campus hieß es, er tränke mehr als die Studenten und ließ sich selten außerhalb seines Zimmers blicken.
»War nur eine lange Nacht. Komm schon.« Ich lächelte. »Du weißt, dass es ihm egal wäre.«
»Okay, aber ich bin's nicht gewesen.«
Ich legte eine Hand auf mein Herz. »Versprochen.«
Dann lief ich die Treppe hinauf und klopfte an Jimins Tür.
Der Türknauf drehte sich, und die Tür öffnete sich langsam. Zum Vorschein kamen Jimin und Taehyung auf der anderen Zimmerseite. Die Hand von Jimins Mitbewohner Miles. Der die Tür geöffnet hatte, rutschte vom Griff zurück unter die Bettdecke.
»Kann ich reinkommen?«
Jimin setzte sich rasch auf. »Bist du okay?«
Ich ging rein und fiel vor ihm auf die Knie. »Es tut mir so leid, Jimin. Es tut mir leid.« Dann schlang ich die Arme un seine Mitte und vergrub meinen Kopf in seinem Schoß.
Jimin nahm meinen Kopf in seine Arme.
»Ich, äh... ich werde dann mal gehen«, stotterte Taehyung. Jimins Zimmergenosse Miles stapfte mit seinem Waschbeutel aus dem Zimmer. »Wenn du da bist, Jimin, bin ich immer besonders sauber.«, sagte er und knallte die Tür hinter sich zu.
Ich schaute zu Jimin hoch. »Ich weiß, dass ich verrücktspiele, sobald es um dich geht, aber, bei Gott, ich versuche es, Kitten. Ich will das hier nicht kaputt machen.«
»Dann mach es nicht«, sagte er nur.
»Das ist schwer für mich. Ich habe das Gefühl, du könntest jeden Moment herausfinden, was für ein Stück Dreck ich bin, und mich verlassen. Als du gestern Abend getanzt hast, habe ich gesehen, wie ein Dutzend Typen dich beobachtet haben. Du gehst an die Bar, und ich sehe, dass du dich bei einem für deinen Drink bedankst. Und dann begrapscht dich dieser Idiot auf der Tanzfläche.«
»Ich schlage doch auch nich jedes Mal um mich, wenn ein Typ mit dir spricht. Und ich kann mich ja wohl nicht die ganze Zeit über in der Wohnung einsperren. Du wirst also lernen müssen, dein Teperament in den Griff zu kriegen.«
»Das werde ich«, nickte ich. »Ich habe noch nie vorher jemanden gewollt, Kitten. Ich bin es nicht gewohnt, für jemanden so zu empfinden... für irgendjemanden. Wenn du Geduld mit mir hast, schwöre ich dir, dass ich es hinkriegen werde.«
»Lass uns eines klarstellen: Du bist kein Stück Dreck, du bist großartig. Es spielt keine Rolle, wer mir Drinks bezahlt oder mich zum Tanzen auffordert oder mit mir flirtet. Ich werde immer mit dir nach Hause gehen. Du hast mich gebeten, dir zu vertrauen, aber du scheinst mir nicht zu trauen.«
Ich runzelte die Stirn. »Das stimmt nicht.«
»Wenn du glaubst, dass ich dich für den nächstbesten Typen, der mir über den Weg läuft, verlassen werde, dann beweist das nicht gerade, wie sehr du an mich glaubst.«
Ich drückte ihn fester. »Du bist zu gut für mich, Kitten. Das bedeuteg nicht, dass ich dir misstraue. Ich versuche nur, mich gegen das Unvermeidliche zu wappnen.«
»Sag das nicht. Wenn wir beide allein sind, bist du perfekt. Dann sind wir perfekt. Aber das lässt du von jedem kaputt machen. Ich erwarte nicht, dass du eine Hundertachtzig-Grad-Wende vollziehst, aber du musst diese Schlägereien in den Griff kriegen. Du kannst nicht jedes Mal ausholen, wenn jemand mich nur ansieht.«
Ich nickte und wusste, er hatte recht. »Ich tue alles, was du willst. Wenn... wenn du mir nur sagst, dass du mich liebst.«
Mir war vollkommen bewusst, wie lächerlich das klang, aber das spielte einfach keine Rolle mehr.
»Das weiß du doch.«
»Ich muss es aus deinem Mund hören.«
»Ich liebe dich«, sagte er. Seine Lippen berührten meine, dann wich er ein paar Zentimeter zurück. »Und jetzt hör auf, so ein Kindskopf zu sein.«
Sobald er mich küsste, verlangsamte sich mein Puls, und alle Muskeln in meinem Körper entspannten sich. Es erschreckte mich, wie sehr ich ihn brauchte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Liebe für immer so blieb, denn dann müssten alle Jungs ja wie mondsüchtig herumwandern, sobald sie das Alter erreicht hatten, in dem man sich etwas aus einem Mädchen oder Typen macht.
Vielleicht war es nur bei mir so. Vielleicht nur bei Jimin und mir. Vielleicht bildeten wir gemeinsam diese unbeständige Einheit, die entweder implodierte oder miteinander verschmolz. Aber wie auch immer, ab dem Augenblick unseres Kennenlernens war mein Leben auf den Kopf gestellt gewesen. Und ich hätte es um keinen Preis anders gewollt.
•••
Heilige Makrele, war das ein langes Chapter 😂 aber es ist auch einiges passiert.
Lasst mir gerne eure Gedanken da, wie ihr die Charaktere findet und ob euch lange Kapiteln überhaupt was ausmachen.
Schönen, zu welcher Uhrzeit ihr das auch immer lest 😂🙆🏻♀️
P.S.:
Wenn ihr Rechtschreibfehler oder Vertippungen findet, bitte markieren und bescheid sagen, dass ich es korregieren kann. Bin es nur schnell übergeflogen 😂
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