O.O
„Ah, fuck. Ich kann nicht mehr..."
„Mau. Das war gerade mal einer."
„Ja, ich brauch das nicht. Normalerweise kann ich meine Miete bezahlen auch ohne dass ich so tun muss, als würde mich das alles gerade anturnen. Oh fuck, ja Daddy. Gib's mir!", stöhnte Jeongguk und Hyunjin prustete los.
„Ey, aber das war wirklich nicht schlecht."
„Spinnst du? Das war-..."
„Alte Männer sind so leichtgläubig. Du lächelst sie an, lachst über ihre Witze und sie verfließen in deinen Händen wie Butter."
„Ja, trotzdem..."
„Kannst du mir mal die Creme rüberreichen?"
„Kannst du fangen?"
Jeongguk ließ sich in seinem Bademantel nach hinten fallen und angelte die Feuchtigkeitscreme von Hwasas Schrank. Hyunjin streckte sich, um sie aufzufangen und widmete sich dann wieder seinem Spiegelbild.
„Willst du dich nicht abschminken?", fragte er und begutachtete die geröteten Stellen an seinem Hals, bevor er sie ebenfalls einschmierte. Er sah fertiger aus als sonst und Jeongguk biss sich unwohl auf die Lippe.
Dieser Job war nichts für Weicheier und Hyunjin würde niemals zugeben, dass er eins war.
„Ich muss nochmal zum Chef. Keine Ahnung, was er will, aber wenn's um einen Gefallen geht, dann werd ich mir definitiv ne Gehaltserhöhung erbetteln", meinte er und stand schließlich doch auf. Er hatte bereits geduscht und sich eingerieben. Theoretisch bereit um nach Hause zu fahren. Immerhin war es schon fast halb fünf. Der Club hatte seit einer halben Stunde geschlossen.
Vorsichtig schloss er seinen Spind auf und fing die Klamotten auf, die ihm entgegen fielen. Er musste dringend einmal ausmisten. „Ich kann nicht immer für Jimin einspringen. So war das nicht abgemacht."
„Also ich werd ganz bestimmt nicht für Jimin einspringen. Er hat richtige Scheiß Kunden manchmal. Von den Horrorstorys, die er mir erzählt..."
„Heute ging's tatsächlich. Der Typ war nur irgendwie sehr versessen darauf, dass ich ihm sage, wie gut er im Bett ist."
„Dabei würdest du nicht mal deinem Freund sagen, dass er gut ist", grinste Hyunjin und stand auf. „Der Arme."
„Und gut, dass ich keinen Freund habe", fügte Jeongguk noch schnell hinzu, doch Hyunjin schien zu müde, um ihn gehört zu haben.
„Viel Erfolg bei Chefchen. Ich hoffe, du kriegst den Zuschlag."
„Wehe wenn nicht..."
„Und zur Not gehst du vor ihm einfach auf die Knie. Bei meinem alten Boss hat das immer funktioniert."
„Tatsächlich lässt er sich von niemandem den Schwanz lutschen. Auch nicht beim Vorstellungsgespräch."
„Als ob. Und ich dachte, das wäre der Grund, warum du schon so lang hier bist."
Wenig fragend runzelte Hyunjin die Stirn und schnappte sich seinen Rucksack. „Naja egal. Ich hab mir nen Taxi bestellt, was gleich da ist. Aber jetzt mal im Ernst... wirklich nicht?"
„Wirklich nicht", schüttelte Jeongguk den Kopf und lächelte dabei.
Hyunjin zögerte ein paar Sekunden, dann zuckte er mit den Schultern.
„Dann hat er eine Beziehung. Eine sehr ernsthafte Beziehung."
„Oder er steht einfach nicht auf Typen."
„Aber warum macht er dann einen Gay Schuppen auf?"
„Es gibt tatsächlich Menschen, die haben gar keinen Sexualtrieb und freuen sich trotzdem über Musik, Lichter und Geld."
Ungläubig verdrehte Hyunjin die Augen.
„Ja ja, Jeon. Ich muss mein Taxi kriegen. Wir sehen uns Dienstag wieder, wa?"
„Ich hoffe doch", verabschiedete Jeongguk sich und setzte ein höfliches Lächeln auf, was mit der Tür sofort wieder fiel. Hastig zog er sich die Jogginghose und das T-Shirt über und fuhr sich noch einmal durch die Haare. Er würde es niemals zugeben, aber trotz des Outfits wollte er doch einen Eindruck machen und gut für ihn aussehen.
Immerhin war das sein Job.
Eindruck machen und gut aussehen, den Menschen gefallen und das in ihnen zu wecken, was jeder aus Scham zu leugnen versuchte.
Das Büro lag im obersten Stock, weit abgeschieden von den Discolichtern und dem tanzenden Bass der Musik. Dem Lachen und Geschwätz der einfachen Leute und dem Stöhnen der Kunden.
Jeongguk nahm den Fahrstuhl und klopfte nur einmal an, bevor er mit einem tiefen 'Herein' die Erlaubnis bekam.
Selbstbewusst richtete er sich etwas auf und schloss die Tür hinter sich, bevor er den Blick über sich gleiten ließ. So lief es immer ab, wenn er ins Büro kam. Es gab keine Begrüßung, kein Angebot sich zu setzen.
Das Erste, was er tat, war ihn von oben bis unten zu mustern, wobei sich nach und nach sein rechter Mundwinkel nach oben zog.
„Ich hoffe, du hast fürs Küssen extra drauflegen lassen", sagte er kalt und widmete sich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch. „Und falls ja..."
Er klopfte zweimal auf die freie Fläche vor ihm, ohne aufzusehen, und hielt die Hand auf.
Jeongguk trat an ihn heran und legte den Kopf schief.
„Du weißt, was passiert, wenn du mir nicht den Anteil gibst, der mir zusteht."
„Ich hab es ihm verboten", erwiderte Jeongguk leise und bekam dafür einen Wimpernschlag an Aufmerksamkeit. „Ernsthaft."
Doch er schien ihm diese Worte nicht zu glauben. Schnell setzte er eine letzte Unterschrift unter ein Dokument und stand auf, um an ihn heranzutreten.
„Entspann dich", befahl er leise und legte eine Hand an Jeongguks Kiefer, die andere an seinen Arm. Dann öffnete er leicht den Mund und küsste ihn.
Nicht schmerzhaft oder leidenschaftlich. Er küsste ihn, als würde er nicht das geringste dabei fühlen. Nach ein paar Sekunden ließ er ihn wieder los und trat einen Schritt zurück.
„Ich würde dich nur belügen", hauchte Jeongguk. Er zitterte ein wenig vor Anspannung.
Dennoch antwortete er nichts. Stattdessen dimmte er das Licht etwas und drehte sich zu seinem Fenster. Durch die Glasfront hatten sie eine fantastische Sicht auf die Nachtlichter der Stadt. Neonfarbene LED-Schriftzüge, die Lichter der Autos, Straßenlaternen und die winzigen gelben Punkte der Bürozimmer.
Hier oben war man abgeschottet vom Wochenendleben.
Die stickige Luft der Clubs.
Der Schwarz, Grau und Rot der Straßen.
Die schnelle Musik, die den Herzschlag der Menschen am Laufen hielt.
Der aufdringliche Geruch von Sex und Drogen, Verzweiflung, Wut und Angst.
„Warum wolltest du mich sehen?"
„Ich bin fertig für heute."
„Und?"
„Und ich hätte gern mehr Geld."
„Geld?"
„Scheine oder Überweisung. Das ist mir relativ gleich."
„Mir auch. Du bist gefeuert."
Er wandte sich von ihm ab, zeigte ihm buchstäblich die kalte Schulter.
Trotzdem zog sich ein triumphierendes Lächeln auf seine Lippen, als Jeongguk entsetzt nach Luft schnappte. Durch den Raum waberte der Duft von Rosen und erst jetzt sah er den Strauß auf seinem Schreibtisch stehen.
„Fühlt sich nicht gut an, was?", fragte er spöttisch und drehte sich wieder um, doch Jeongguk war zu geschockt um zu antworten. „Frag mich sowas nie wieder."
„Warum nicht?", setzte Jeongguk nach, auch wenn seine Stimme gebrochen war. „Ich bin dein bester Mann und... und..."
„Und?"
Elegant und bösartig zugleich hob er eine Augenbraue.
„Was..." Die Wut stieg aus den Gassen in Jeongguks Kopf und trieb ihm die Röte in die Augen. „Jetzt spiel dich nicht so auf. Ich hab mich die letzten zwei Monate jede Woche verkaufen müssen. Und..."
„Und es hat dir gefallen?"
„Nein! Scheiße... macht dich das an, so mit mir zu reden?"
Doch er grinste nur gehässig und machte einen Schritt auf Jeongguk zu.
„Du kannst mich nicht feuern", zischte er.
„Tu ich auch nicht. Ich wollte dir nur zeigen, was alles möglich ist, wenn du versucht dich über mich zu stellen."
„Ich hab nie..."
„Scht!"
Ein Finger legte sich auf Jeongguks Lippen.
Eingeschnappt sog er die Luft ein und beschloss aufs Ganze zu gehen. Langsam öffnete den Mund und ließ seinen Finger lasziv zwischen seine Lippen gleiten.
Eine Hand legte er an seinen Kragen und fing an sein Hemd aufzuknöpfen.
„Lass es", murmelte er schwach und griff nach Jeongguks Handgelenk. „Hör auf damit."
„Sicher?", fragte Jeongguk und ließ seinen Finger aus den Mund gleiten. „Oder soll ich dir doch noch einen blasen? Damit du verstehst wie unersetzbar ich bin... Taehyung."
„Nenn mich nicht so!"
Doch Jeongguk ignorierte, dass seine Fassade zu bröckeln angefangen hatte, und glitt vor ihm auf die Knie. „Wie? Taehyung?" Eine Hand am Knopf seiner Hose, den Blick unschuldig aber fest nach oben gerichtet.
Die Farce hielt nicht lang.
Sobald Jeongguk das erste Mal sein helles Stöhnen hörte, war es um die Kälte ihres Spiels geschehen. Er selbst fing wieder an sich seinen Weg hoch zu küssen und Taehyung schaffte es nicht mehr seine Hände bei sich zu behalten.
Aber im Gegensatz zu seinen Kunden griff er nicht an seinen Hintern. Er strich sanft über seine Taille, seinen Rücken und führte ihn so zu dem Sofa, was in der Ecke des Büros stand.
Sie waren ein eingespieltes Team, als würden sie sich schon ewig kennen und lieben. Und trotzdem fühlte Jeongguk noch dieselbe Aufregung wie zu Anfang.
Sie sprachen nicht miteinander. Bis auf ein leises Wispern, was beinahe von ihrer Atemlosigkeit verschluckt wurde.
Ein Versprechen.
Ein Versprechen über den Wolken, über der Realität, dem wahren, tristen, tödlichen Leben der Erde. Über der Musik hinweg und der Ekstase eines Orgasmus.
Sie schliefen miteinander bis die Sonne langsam die Schatten der Nacht und der Gedanken vertrieb und über die Häuserdächer lugte.
Taehyung hatte sein Hemd verloren und Jeongguk seine schlechte Laune.
„Hyunjin hat es gestern wieder versucht."
„Hyunjin ist eine verdammte Hure."
„Ich mag ihn."
„Mehr Geld will ich trotzdem haben."
„Daddy kauft dir, was immer du willst."
„Halt die Klappe oder ich stopf sie dir!"
„Mit was denn?"
Jeongguk kuschelte sich enger an ihn ran.
„Mit meinem Schwanz", nuschelte er gerade heraus und hörte Taehyung unter sich lautlos Lachen.
„Ich hab übrigens abgelehnt."
„Ich weiß", erwiderte Jeongguk stolz. „Er denkt jetzt, dass du Asexuell bist. Aber alles ist besser, als wenn er dir immer wieder an den Schritt packt."
„Also ich finds gar nicht so..."
„Du könntest ihn feuern."
„Er bringt zu viel Geld."
Jeongguk atmete lange aus und Taehyung wusste genau, was er sagen wollte.
„Ich lass dich das nicht öfter als nötig machen", erklärte er bestimmt und legte zum Zeichen auch den anderen Arm um ihn.
Wieder wurde es still und ein Lichtstrahl lugte durch die Fenster, direkt auf Taehyungs Nase.
Sein Herz blieb stehen und Jeongguk hörte es.
„Ich muss nach Hause", sagte er leise und drückte sich hoch. „Dienstag wieder, ja?"
„Ja." Taehyungs Stimme klang belegt und sein Adamsapfel hüpfte, als er versuchte die Betroffenheit herunterzuschlucken. „Pass auf dich auf."
„Mach ich..."
„Und komm gut nach Hause."
Jeongguk kratzte seine Sachen vom Boden auf. Das T-Shirt und die Jogginghose. Weite Klamotten, die sich leicht loswerden ließen. Ohne Unterwäsche.
„Danke..."
„Jeongguk?"
Jeongguk war schon an der Tür.
„Ja?"
„Sind wir komisch?"
„Sowieso. Warum?"
Langsam drehte er sich zu Taehyung um.
Doch keiner wollte seine Gedanken aussprechen.
Sie hatten drei Stunden zusammen.
Drei Stunden der Dämmerung, in denen die ersten Vögel zu singen begannen und sich Nebel über die Wälder und Gedanken der Menschen legte.
Drei Stunden in denen sie sich erlaubten zu sein, was sie nicht sein konnten.
„Es geht nicht anders."
„Es geht nicht anders."
„Ich-..."
„Schh", machte Jeongguk und nickte auf die Sonne. „Nicht mehr heute."
Dann wandte er sich ab und verließ das Zimmer.
Kommt mir vor, als hätte ich sowas schon mal geschrieben, aber es macht einfach zu viel Spaß xD
Es gibt btw keine weiteren Erklärungen zu dem Szenario und der Beziehung der beiden. Das Drumherum sollte für jeden ein anderes sein...
Wie aus einem Meme, den ich auf Insta gesehen hab, etwas so tiefgründiges werden konnte... fragt mich nicht... der da war's übrigens
Funfact: Ursprünglich war das ein Smut Oneshot aber dann hätte der wohl niemals das Tageslicht gesehen...
Ich hoffe euch geht's gut!
Songempfehlungen (heute zwei):
Lovers in the night und Fairy Tale von Seori
Love ya
♡
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