86 - monday
Die ganze restliche Woche kurierte sich Louis aus und er wurde zum Glück schnell wieder gesund, das Fieber sank flott und die Halsschmerzen wurden durch viel Tee und Lutschtabletten besser. Selbst wenn wir beide nur stundenlang auf dem Sofa oder im Bett lagen und Fernsehen schauten, es war perfekt so wie es ist, auch wenn ich durch den Kuss ebenfalls zwei Tage flach gelegen hatte. Ich betitelte es sogar als eine meiner besten Wochen in Doncaster, nichts war schief gegangen, alles war schön gewesen und genauso, wie es immer sein sollte und wie ich es für immer haben wollte. Natürlich war mir klar, dass das nicht möglich war, in jeder Beziehung gab es Streitigkeiten die auch mal einer längeren Klärung bedürften, aber zwischen Louis und mir war es so natürlich, das man auf die Bedürfnisse des anderen einging, das ich das als kein großes Problem sah.
Am Montag wieder in die Schule zu gehen machte mich ganz schön nervös. Es war unser erstes offizielles Erscheinen, nachdem ich uns so überraschend geoutet hatte, aber irgendwie war das nicht nur aufregend, sondern auch ein ganz schön befreiendes Gefühl. Louis und ich konnten endlich die sein, die wir sind, wir mussten uns nicht länger verstecken oder von Eleanor drangsalieren lassen, die unser Geheimnis vor allen anderen kannte. ,,Aufgeregt?" Louis hatte uns mit dem Auto zur Schule gefahren und ich hatte gar nicht mitbekommen, das wir schon da waren, bis er seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. Ich schaute wie ein erschrockenes Reh zu ihm, bis sein beruhigender Blick den meinen einfing und mich ebenfalls runterkommen ließ. ,,Ein bisschen, okay ein großes bisschen und du?" Louis schmunzelte. ,,Ich auch ein großes bisschen, aber wir schaffen das zusammen", antwortete Louis auf meine unausgesprochenen Sorgen und schenkte mir einen sanften Kuss, bevor wir ausstiegen.
Kaum war er neben mir, ergriff er meine Hand und so liefen wir zusammen aufs Schulgelände. Ein paar Blicke konnte ich auf uns spüren, einige waren verwundert, andere schienen freudig. Meine Hand wurde ein bisschen schwitzig, da ich aber keinen negativen Blick auffing, beruhigte mich das ein bisschen. ,,Da ist ja das frisch geoutete Paar, die Schülerschaft kannte die ganze letzte Woche über kein anderes Thema", begrüßte uns Niall, kaum das wir bei ihm, Zayn und Liam stehen geblieben waren. ,,Oh..", entfloh es mir, denn davon wurde ich etwas eingeschüchtert. Das letzte was ich wollte war für die letzte Schulwoche meines Lebens im Mittelpunkt zu stehen. ,,Niall", Liam boxte ihm gegen die Schulter und umarmte mich danach. ,,Es war nichts negatives, falls du das jetzt denkst. Es hat sich wohl rungesprochen, dass Louis und du schon länger zusammen seid, euch aber wegen der gesellschaftlichen Ablehnung nicht getraut habt, euch zu outen. Deshalb wurde jetzt eine AG gegründet, ein bisschen schon wie eine Selbsthilfegruppe. Wenn man selbst nicht mehr weiter weiß, was man mit seinen Gefühlen anfangen soll, man sich nicht traut sich zu outen oder dafür in irgendeiner Art und Weise Hass erfährt, ob Zuhause oder in der Schule, dann kann man dort hingehen, sich alles von der Seele reden und Hilfe bekommen. Es wird von vertrauensvollen Lehrern und Schülern der oberen Stufen betreut."
Liam erzählte mir das und erklärte damit Nialls Kommentar, was das alles gleich viel positiver werden ließ und mich gott sei Dank aus dem Mittelpunkt holte. ,,Das hätte ich an meiner alten Schule sicher gebraucht, also ich finde das ist keine schlechte Idee. Weißt du ob da viel Interesse daran besteht?" Fragte ich neugierig nach, denn so eine Hilfestellung war sicher alles andere als verkehrt. ,,Naja, man braucht halt dennoch noch einiges an Überwindung, um dort hinzugehen und über das zu sprechen was einen belastet, aber nach dem was ich gehört hab, waren aufjeden Fall schon einige Schüler da und haben sich einen Rat abgeholt", erklärte mir Liam, was mich das fröhlich zur Kenntnis nehmen ließ. Das war ein Schritt zur Besserung für diese Schule und würde weniger Schüler das Leid erleben lassen, was Louis und ich durchgemacht hatten.
Die Schulstunden waren wie immer und ich war mehr als dankbar dafür. Zwar waren sie immernoch öde und durch die Wiederholungen aus dem gesamten letzten Schuljahr nochmal um einiges anstrengender, aber es kamen keine herablassenden Kommentare und stattdessen gratulierte mir meine Englischlehrerin in der dritten Stunde noch dafür, was ich getan hatte, da ich somit wohl vielen einen Lichtblick gegeben hatte. Ich hatte mich nur rot werdend bedankt und mich dann schleunigst neben Liam und Niall gesetzt. Als ich Louis das dann in der zweiten Pause erzählt hatte, hatte dieser nur gelacht und mich geküsst, was wieder einige hersehen ließ. Die Blicke würden wohl nie aufhören, aber es war okay, lieber so, als mich weiter versteckt zu halten oder mir weiter etwas von Eleanor vorschreiben zu lassen, zumal die Blicke eher neugierig, als anklagend waren.
,,Kommt ihr am Freitag eigentlich auch in die Bar oder habt ihr da schon was vor?" Fragte uns Niall in der zweiten großen Pause, was uns neugierig zu ihm gucken ließ. ,,Nein, wir haben noch nichts vor, wieso? Was ist in der Bar?" Fragte Louis, der da die letzten Wochen ja einmal wegen mir und meinem baldigen Abschied nicht aufgetreten war und dann krankheitsbedingt ausgefallen war. ,,Die Bar schmeißt am Freitag eine Feier, weil das ja dann der letzte Schultag für uns gewesen ist und Maren hat mir erzählt, dass ihre Chefin schon nach dir gefragt hat Louis und ob du dort auftreten wollen würdest?" ,,Klar gerne, ich ruf sie an, sobald ich Zuhause bin, oder Harry? Möchtest du auch dorthin?" Fragte mich Louis mit einem Glitzern in den Augen, was er immer bekam, wenn er sang oder kurz vor einem Auftritt stand. ,,Natürlich. Das wird sicher ein richtig schöner Abschluss der Schulzeit", stimmte ich zu und bekam gleich darauf Louis' Arm um die Schulter geschlungen.
Gleich nachdem wir von der Schule Zuhause waren rief Louis in der Bar an und besprach alles mit der Chefin für seinen Auftritt am Freitag. ,,Du glaubst nicht, was sie gesagt hat", Louis ließ sich freudig neben mich aufs Sofa fallen und küsste mich überschwenglich. ,,Was hat sie denn gesagt?" Louis hatte mich unter sich festgepinnt, sodass ich zu ihm heraufblickte, meine Sicht wechselte zwischen seinen Lippen und seinen wunderschönen blauen Augen. ,,Sie sagte", seine Lippen trafen auf meine, womit er sich selbst kurz unterbrach, ,,dass das der größte Auftritt sein wird, den ich jemals in der Bar geben werde, weil so viele Leute kommen, so viele Schüler, die das Ende des Leidens feiern wollen", erzählte Louis freudig, weshalb ich meine Arme um ihn schlang und ihn wieder küsste. ,,Das ist wirklich großartig und wie viele Lieder wirst du singen?" ,,Ich darf mir fünf aussuchen, ein gefühlvolles und vier Stimmungsvolle. Die stimmungsvollen Lieder werde ich covern, wahrscheinlich am besten irgendwas aus den Charts, aber mein gefühlvolles wird ein selbstgeschriebenes, von dem ich dir noch nicht erzählt habe."
Louis hauchte das gegen meine Lippen und weckte damit meine Neugier. ,,Wie, du hast mir davon noch nicht erzählt? Sing es mir bitte vor", ich schmollte unter Louis, der nur böse grinste. ,,Nein, genau wie alle anderen wirst du es erst am Freitag hören, es ist aber einer ganz besonderen Person gewidmet, so viel verrate ich schonmal", ärgerte mich Louis schmunzelnd und küsste meine Wange. ,,Lou bitte", quengelnd strampelte ich unter ihm, wie ein kleines Kind, doch er schüttelte nur immer weiter mit dem Kopf und verneinte. Damit begann für mich eine lange, anstrengende letzte Schulwoche mit dem ungeduldigen Warten auf Freitag, in der Hoffnung, endlich auf Erlösung zu treffen.
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Was glaubt ihr, könnte Louis singen?🌝
Diese Umarmung wird heute drei Jahre alt, kann mich jemand kneifen?😭💚💙
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