74 - efforts
In diesem Moment fühlte es sich so an, als würde meine ganze Welt zusammenbrechen. Mein Herz riss in tausend Stücke, ich konnte nichts sagen, mein Hals fühlte sich an, als wäre er vollständig zugenäht, das Atmen fiel mir schwer und das einzige was ich tun konnte war, mich an Louis zu klammern und mich an seiner Schulter auszuweinen. Auch Louis fing nun an zu weinen, seine Dämme brachen und herzzerreißend erfüllte sein Schluchzen den Raum. Wir saßen immernoch auf dem Boden vor unserem Bett, die beiden Erwachsenen sahen lieblos auf uns herab, ihn schien wahre Liebe egal zu sein, ich schien meinem Vater egal zu sein. ,,Warum? Hast du etwas dagegen, das Harry schwul ist? Oder warum tust du das?" Louis drückte mein Gesicht weiter gegen seine Halsbeuge, während er selbst den Blick jetzt wieder starr auf meinen Vater gerichtet hatte.
,,Nei..Nein, natürlich nicht, ich..-." ,,Warum tust du uns das dann an? Warum siehst du nicht ein, dass es Harry hier viel besser geht? Irland würde ihn erneut zerstören", murmelte Louis, versuchte uns aus dieser kläglichen Situation zu befreien. ,,Ich werde jetzt sicher nicht mit dir diskutieren Louis. Harry fliegt morgen mit zurück nach Hause und fertig. Ich habe keine Lust mehr auf dieses Drama", die Stimme meines Vaters war streng, ließ keine Widerrede zu, doch Louis versuchte es trotzdem. ,,Bitte, nur ein paar mehr Tage, sieh dir selbst an, wie gut es Harry hier geht und entscheide dann." Flehte Louis ihn auf Knien an, ich wollte auch so gerne was sagen, doch ich konnte nicht. Es fühlte sich so an, als würde ich mich jeden Moment übergeben müssen, wenn ich jetzt das Wort ergreifen würde. ,,Nein. Die Diskussion ist beendet. Wir fahren jetzt ins Krankenhaus und werden schauen, ob es dem Baby gut geht."
Die Schritte entfernten sich und ließen mich immer mehr zusammen fallen. ,,Ich verlass dich nicht", hauchte Louis immer wieder in mein Ohr und als wir die Tür ins Schloss fallen hörten, trug er mich aufs Bett, deckte mich zu und legte sich neben mich. Dadurch erhaschte ich einen Blick auf den Wecker, der schon späten Nachmittag anzeigte. Das heißt, würde ich morgen zurückfliegen müssen, verblieben uns jetzt tatsächlich nur noch ein paar Stunden. ,,Lou", krächzte ich, meine Stimme hörte sich rau und viel zu weit entfernt an, ,,bitte vergib mir", die Tränen rollten immernoch über meine Wangen und durchnässten langsam das Kopfkissen. ,,Shh, ganz ruhig Harry, du hast nichts falsch gemacht, wir finden eine Lösung, okay?" ,,Wenn ich zurück nach Irland muss, ich werde das nicht noch einmal überleben Lou." ,,Hör auf das zu sagen Harry", Louis schluchzte auf, ,,das tut mir weh, hörst du Baby? Du wirst nicht zurück nach Irland gehen, du wirst hier bleiben und wir überleben das gemeinsam", sanft küsste er meine Stirn, bevor er mich noch enger an sich zog.
,,Ich wünschte, der Schmerz würde aufhören, ich will dich nicht verlassen. Du bist alles für mich", mein Atem ging flach, während ich Louis in seine blauen Augen sah und diese Worte sprach. ,,Und du bist alles für mich Harry, du wirst mich nicht verlassen und ich dich nicht", vorsichtig streichelte er über meine Wange. ,,Ich dachte wir hätten zumindest noch die paar Monate, ich hab mir sogar Hoffnung gemacht, danach mit dir zusammenzuziehen und plötzlich soll das jetzt alles vorbei sein? Wir haben ja noch nicht einmal miteinander geschlafen", platzte es aus mir heraus, denn auch das war eine Sache, die mich durchaus beschäftigte, auch wenn sie mich rot anlaufen ließ. Die Intimität, die wir auf dem Conisbrough Castle geteilt hatten, hatten wir zwar öfter wiederholt, aber nie war es so eng verbunden gewesen, das wir uns wirklich komplett bedienungslos aufeinander eingelassen hatten. Wir hatten darauf vertraut, noch so viel mehr Zeit zu haben. Natürlich ist das auch eine viel kompliziertere und auch deutlich schmerzhaftere Angelegenheit, aber ich wollte auch mein richtiges erstes Mal mit Louis teilen und nicht vorher einfach von ihm gerissen werden.
,,Ich weiß Love, aber wir müssen beide dazu bereit sein und es nimmt sicher einiges an Zeit in Anspruch, es dauert eine ganze Weile mit der Vorbereitung und alldem, wenn es dann doch weh tut oder sonst irgendwas passiert", murmelte Louis und klang eindeutig so, als hätte er sich schon ein wenig informiert, was ich unglaublich süß von ihm fand. ,,Es muss ja auch nicht jetzt sein", hauchte ich gegen seine Lippen, schmeckte ihren süßen Geschmack dabei auf meinen, ,,aber wenn ich zurück nach Irland gehe, versprichst du mir, auf mich zu warten?" ,,Natürlich, solange du mir das ebenfalls versprichst", Louis verband unsere Lippen kurz zu einem unschuldigen Kuss. ,,Definitiv." ,,Gut. Und jetzt hör bitte auf so zu reden, als wäre das mit Irland schon beschlossene Sache, denn meine Eltern wollen da sicher auch noch was zu sagen, wenn sie nach Hause kommen."
Und so kam es auch, denn kaum das Gemma wach war, hatten wir erstmal ihr alles erzählt, woraufhin sie auch zunächst in Tränen ausbrach. Zwar vermisste sie mich unheimlich in Irland, doch sie wollte, dass ich glücklich bin und sie wusste, dass ich das in Irland niemals werden kann, anders als ich hat sie dort nämlich Freunde und eine zweite Familie, zu der sie gehen kann, wenn es mit Janet unerträglich wird. Und als Dan und Jay dann nach Hause kamen und wir ihnen davon erzählten war die Hölle los, spätestens nachdem wir ihnen erzählten, was für einen lächerlichen Vorwurf Janet Louis gemacht hatte, war die Nettigkeit vorüber. Nur leider waren mein Vater und Janet, die ich nur ungern meine Stiefmutter nannte, weil sie das Wort Mutter nicht verdient hatte, immernoch unterwegs, sodass wir eine ganze Weile warten mussten, bis die beiden wiederkamen. Der Krankenhausbesuch war ohnehin lächerlich gewesen, schließlich hatte Louis nichts gemacht, aber war ja klar, dass Janet mit der Anschuldigung bei meinem Vater durchkam.
,,Des, Janet, setzt ihr euch mal bitte zu uns? Wir hätten eine Kleinigkeit zu bereden", Jay lächelte freundlich, doch in ihren Augen erkannte man, dass das alles andere als echt war. Die beiden folgten ihrer Anweisung und kurz darauf saßen wir allesamt im Wohnzimmer. Louis Hand hielt ich dauerhaft in meiner, die Katze war sowieso aus dem Sack und ich brauchte den Halt dringend. ,,Erst nehme ich deinen Sohn auf Desmond, dann lassen wir auch Gemma hier zu Besuch kommen, wir kümmern uns um sie, als wären sie unser eigen Fleisch und Blut, weil wir sie ins Herz geschlossen haben und plötzlich kommt ihr beide um die Ecke, nistet euch hier ein, als wäre das euer Zuhause, verhaltet euch wie die letzten Kindergartenkinder, beleidigt unseren Sohn und Harry, so ziemlich die gesamte Weltbevölkerung die halbwegs tolerant denkt und wollt Harry dann auch noch wieder mit zurück nehmen, obwohl es ihm hier eindeutig besser geht?
Janet, bei dir ist ohnehin Hopfen und Malz verloren, aber Desmond, deshalb appeliere ich an dich, du möchtest doch das beste für dein Kind oder nicht? Dann lass Harry hier wohnen bleiben, lass ihn sein Leben leben und lieben und mit Louis glücklich sein." Hoffnungsvoll blickten wir alle zu meinem Vater, der ziemlich in Gedanken schien, während Janet einen empörten Blick vorspielte. Schlussendlich atmete er einmal lauthals durch, bevor er seine Sätze zustande brachte. ,,Weißt du Jay, ich wusste es wirklich immer sehr zu schätzen, was du getan hast, für Anne als auch für Harry. Aber mein Sohn hat sich verändert und das gefällt mir nicht, dieses respektlose gegenüber mir ist nicht, wie ich ihn erzogen hab. Das er schwul ist, ist mir ehrlich gesagt egal, Anne hatte damals eine Andeutung gemacht, noch bevor er sich überhaupt vor seiner Mutter geoutet hatte. Ab da konnte ich mir das schon denken und mich mit dem Gedanken anfreunden.
Aber ich möchte ihn zurück nach Hause holen, damit wir eine richtige Familie werden, damit er und Janet sich auch verstehen lernen und damit das zukünftige Kind in friedlichen Verhältnissen aufwächst. Ich habe schon mit einem Psychologen gesprochen, den Harry zukünftig aufsuchen wird, sodass er lernt, auch allein zurechtzukommen. Die Sache ist beschlossen, allerdings auf Dienstag verschoben. Ich hab ja doch noch ein Herz, sodass sich Harry zumindest am Montag von seinen Freunden verabschieden und alle seine Sachen zusammenpacken kann." Ich dachte, mich verhört zu haben, denn alles wurde auf einen Schlag noch viel schlimmer. Mich verstehen mit Janet? Eine richtige Familie werden? Mit einem Psychologen sprechen? Alles Dinge die ich nicht will oder nicht kann. Besonders das mit Janet wird für mich niemals Sinn ergeben. Schluchzend klammerte ich mich an Louis, als mir klar wurde, dass das wirklich beschlossene Sache ist. Es fühlte sich an, als würde mein Herz aufhören zu schlagen. Ich war mittlerweile vielleicht volljährig, aber ich war noch lange nicht frei.
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Ob Larry bis Dienstag irgendwas einfällt, um sich aus der Situation zu retten? :c
All the love xx
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