35 - courage
Nachdem dieses Geheimnis von dem Tod meiner Mutter nicht mehr zwischen Louis und mir stand, schien die Verbindung zwischen uns in den nächsten Tagen nur noch enger zu werden. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit zog Louis mich auf seinen Schoß, streichelte meinen Rücken und ließ mich durch kleine Gesten wie diese vollkommen wohlfühlen. Er fragte mich jeden Abend ob ich bei ihm schlafen möchte und machte mir morgens vor der Schule sogar manchmal Frühstück, wenn er eher wach war als ich und Johannah und Daniel arbeiten waren. Doch dadurch wuchs in mir auch immer mehr das Verlangen, Louis auch mein letztes Geheimnis anzuvertrauen, damit nichts mehr zwischen uns steht und ich mir nicht vorkomme, als würde ich ihn schon beinahe ausnutzen, damit er mir Nähe spendet.
Schon seit gefühlten Stunden hatte ich mein Handy in der Hand, drehte es hin und her, warf es ab und an auf meine Bettdecke, nur um es gleich darauf wieder in die Hand zu nehmen. Louis war mit Zayn unterwegs und so hatte ich eigentlich die perfekte Gelegenheit Melly anzurufen, so wie ich ihre Nummer in meinem Handy schon die ganze Zeit anstarrte. Zumindest wollte ich ihr eine Nachricht schreiben, wenn ich mich schon nicht traute sie anzurufen, doch was sollte ich schon sagen? Ich wollte über meinen Schatten springen und mir einen Rat von ihr abholen, aber ohne das sie auch nur das geringste bisschen über mich erfährt. Dies empfand ich als einen guten Kompromiss, sowohl meine Sorgen zu beruhigen, aber auch meinem Ziel näher zu kommen.
Ich tippte eine lockere Begrüßung in das kleine Nachrichtenfeld, doch löschte sie gleich darauf wieder, weil ich mir dabei so dämlich vorkam. Doch wenn Melly nun wirklich ein ähnliches Schicksal wie ich teilte und mir helfen konnte, sowie Zayn es schon angedeutet hatte? Und was wenn ich mir nur selbst dabei im Weg stand, weil ich sie als zu fremd empfand? Seufzend warf ich den Kopf in den Nacken, ich hatte Liam versprochen ihr zu schreiben, aber es war schwerer als er sich das dachte. Ich wollte auch einfach nicht wie der komplette Vollidiot wirken. Wieder ging ich auf das Nachrichtenfeld und startete erneut mit der Begrüßung, bis die Worte zum Glück fast wie von selbst flossen.
Harry [16:51]: Hey Melly, hier ist Harry. Ich hatte mich gefragt, ob wir uns mal zu zweit treffen und reden könnten? Mir wurde gesagt, dass kann man mit dir ganz gut und ich muss mich ja noch für die kostenlosen Snacks bedanken!
Bevor ich meine Meinung nochmal ändern konnte schickte ich die Nachricht mehr oder weniger zufrieden ab und musste auch gar nicht so lange auf eine Antwort warten, wie ich zunächst vermutet hatte. Ich hatte mir gerade Musik angemacht, um mir selbst etwas die Anspannung zu nehmen, als mein Handy vibrierte und die Nachricht von Melly anzeigte.
Melly [17:01]: Hey Harry, freut mich das du schreibst. Erstmal die Snacks waren ja als Entschädigung für meine Neugier, also nichts wofür du dich bedanken bräuchtest. Und wir können uns gerne jederzeit treffen, würde dir Freitag passen?
Ich war unheimlich froh, dass Melly mich nicht fragte, warum ich ihr plötzlich aus heiterem Himmel schrieb, aber ich hatte auch ein wenig das Gefühl, als hätte Zayn seine Finger mit ihm Spiel. Auch wenn er nichts direkt wusste, er schien eine verdammt gute Menschenkenntnis zu haben und einiges zu erahnen. Zumal ich beschlossen hatte, auch ihm das mit meiner Mutter zu erzählen, damit auch vor ihm keine Geheimhaltung mehr gewahrt werden musste. Ich schrieb Melly dann eilig zurück, das mir Freitag perfekt passte und wir machten dann auch gleich aus, danach zusammen mit den anderen in die Bar zu gehen. Ein wenig komisch war es schon, plötzlich ein fester Bestandteil solch einer tollen Freundschaftsgruppe zu sein, aber es tut unheimlich gut.
Ich fühlte mich auch ein wenig erleichtert Melly geschrieben zu haben, denn sie war wohl meine letzte Hoffnung, um mir eine Hilfestellung zu geben, wie ich das mit Louis und meiner Sexualität hinbekommen sollte. Auch wenn sie noch so gut wie fremd für mich war und das zu einer ganz neuen Erfahrung für mich zählen würde, hatte auch Gemma gesagt, dass ich mit Melly reden sollte, denn natürlich hatte ich meiner kleinen Schwester am nächsten Tag alles erzählt und auch auf ihren Rat gehofft. Gemma war sogar ganz begeistert davon, das ich mir überlegte endlich ein wenig mehr aus mir herauszukommen, aber das mit Melly würde höchstwahrscheinlich eine Ausnahme bleiben und die ging ich auch nur ein, weil sie für die anderen schon so eine gute Freundin war und sie durchweg positive Erfahrungen mit ihr gesammelt hatten.
Nachdem mit Melly alles geklärt war, legte ich mein Handy weg, schloss die Augen und lauschte meiner liebsten Musikplaylist, die gerade spielte. Oft konnte ich es nicht lassen und hörte genau auf die Lyrics, um sie mir rauszunehmen und für mich selbst zu deuten. Ich konnte mich ab und an ziemlich gut mit ihnen identifizieren und hasste mich dann manchmal wieder dafür, das überwiegend traurige Lieder mit tiefgehendem Hintergrund in meiner Playlist Platz gefunden hatten. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und schaute an meine Wand, die mit Fotos bestückt war. Mittlerweile hatte auch ein Foto von Liam, Niall und mir, ein Foto von uns fünf und ein Foto von Louis und mir einen Platz gefunden, wobei ich nun meinen Blick zu dem Foto von Louis und mir schwenken ließ und sofort zu Lächeln begann.
Ich konnte es gar nicht verhindern, meine Mundwinkel zuckten dann einfach automatisch nach oben und meine Augen fingen zu strahlen an. Ein Klopfen an meiner Zimmertür riss mich aus meiner Träumerei und nachdem ich meine Musik ausgemacht hatte, rief ich eilig ,,Herein." Louis öffnete die Tür und sah mich lächelnd an. ,,Hey, ich wollte nur sagen, dass Zayn und ich wieder da sind. Wenn du Lust hast, kannst du auch gerne mit in mein Zimmer rüberkommen", schlug er gleich vor und sah mich durch seine funkelnd blauen Augen an. ,,Ja, gerne. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dann Zayn das auch mit meiner Mutter und meiner Stiefmutter erzählen. Damit Liam nicht länger das Geheimnis bewahren muss." Murmelte ich und Louis nickte sofort mit den Worten:,,Wenn du dazu bereit bist."
Kurz darauf saß ich bei Louis auf dem Bett, Zayn auf dem Schreibtischstuhl und Louis neben mir. ,,Zayn, ich wollte dir noch was sagen. Als du mich vor einigen Wochen bei dir hast schlafen lassen, als das mit Louis und Eleanor zu viel für mich wurde, da hatte ich dir gesagt, dass ich in meinem wahren zu Hause nicht sonderlich erwünscht bin." Ich atmete einmal tief durch, auch wenn es jetzt das dritte Mal war, das ich diese Geschichte erzählte, es fiel mir immer wieder schwer. ,,Der Grund ist, meine schwangere Stiefmutter Janet mag mich nicht sonderlich und eigentlich käme ich damit klar, würde sie nicht den Ersatz für meine tote Mutter spielen wollen. Meine Mutter und Louis' Mutter waren früher beste Freundinnen und als mir das mit dem Tod meiner Mutter, dem Gehänselt werden an meiner alten Schule und meiner ganzen Situation zu viel wurde, da beschloss mein Vater mich hier nach Doncaster zu schicken.
Und naja, ich finde du solltest es auch wissen, denn du bist Louis bester Freund und mittlerweile auch ein sehr guter Freund für mich, deshalb..ja", ich brachte ein unsicheres Lächeln zustande, bis ich plötzlich Louis Hand auf meiner Wange spürte, welcher meine Tränen wegwischte. Ich hatte gar nicht wirklich gemerkt das ich zu weinen angefangen hatte, zu sehr hatte ich mich darauf konzentriert die Geschichte schnell hinter mich zu bringen. Zayn, der noch immer kein Wort gesagt hatte, stand auf und zog mich dann einfach hoch in seine Arme, hauchte mir ins Ohr wie leid ihm das alles tut und das er immer für mich da ist. In diesem Moment fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen, das ich auch das endlich hinter mich gebracht hatte.
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Könnt ihr euch vorstellen wie das Treffen zwischen Melly und Harry laufen wird und ob er sich danach wirklich traut, Louis alles zu erzählen?
Ich hab morgen meinen Abiball und dafür das erste Mal etwas längere Nägel (halt so aufgeklebt, weil ich eigentlich Nägel kaue😅) und ich komme im Moment noch null damit klar😹 Ich hoffe ich bin damit nicht alleine😹❣
All the love xx
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