3 - rules
Im nächsten Moment ließ mich Johannah dann erstmal allein, damit ich mich etwas einrichten konnte. Da meine meisten Sachen allerdings noch auf der Hinfahrt nach Doncaster waren, gab es da nicht allzu viel. Die nötigsten Klamotten, die ich in meinem Koffer transportiert hatte, verstaute ich in meinem Kleiderschrank, meine Kulturtasche stellte ich zunächste auf meinen Schreibtisch, da ich Angst hatte, dass ich mich nicht im Badezimmer einrichten dürfte. Ich wusste ja nicht, wie das hier gehand habt wurde. Die Sachen, die ich in meinem Rucksack hatte, meine wichtigsten Wertgegenstände legte ich erstmal auf meinen Nachttisch, der mit einer kleinen Nachttischlampe und einem Wecker bestückt war.
Danach wusste ich erstmal nicht mehr, was ich machen sollte. Irgendwie war ich neugierig Lewis...ich meine Louis, kennenzulernen, andererseits war ich total nervös. Nur eine Person mehr vor der ich einen Menschen spielen musste, der ich nicht bin. Und in einer Woche, wenn die Sommerferien um sein würden, gibt es eine ganz neue Schule, vor der ich mich verstecken muss. Da ich mich von all diesen furchteinflößenden Gedanken ablenken wollte, schnappte ich mir mein Handy und suchte Gemma in meinen Kontakten. Sie wartet sicher schon ewig auf einen Anruf von mir.
Und tatsächlich, es ertönte nur ein Tuten, dann nahm sie schon ab. ,,Harry", rief sie glücklich, gleich darauf ertönte ein Schluchzen aus ihrem Mund. ,,Hey Gems, bitte weine nicht", sprach ich sofort und wünschte einfach, sie jetzt sofort in den Arm nehmen zu können. ,,Ich vermisse dich so schrecklich", schniefte sie und ich konnte mir genau vorstellen, wie sie sich jetzt an ihren riesigen Teddybären kuschelte. ,,Ich vermisse dich auch so schrecklich, aber es wird besser werden, das verspreche ich dir. Und du kannst gar nicht so schnell gucken, dann bin ich schon wieder da, ja?"
,,Kann ich dich mal besuchen kommen?" ,,Natürlich Gems, das wird sich sicher einrichten lassen. Wir schaffen das, versprochen." ,,Indianerehrenwort?" Hakte sie skeptisch nach. ,,Indianerehrenwort", erwiderte ich schmunzelnd und zuckte erschrocken zusammen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Sofort wurde meine Stimme leiser. ,,Du Gemma ich muss jetzt auflegen, aber wir sprechen uns morgen. Ich hab dich lieb und schlaf später schön." ,,Hab dich auch lieb Harry", erwiderte sie, woraufhin ich dann auflegte. Ich legte mein Handy auf das Bett und lief dann zur Tür, um diese zu öffnen.
Davor stand Johannah, die mich wie schon den ganzen Tag warm anlächelte. ,,Harry, wenn du möchtest, Louis Freundin ist jetzt weg und er wartet im Wohnzimmer, damit ihr euch kennenlernen könnt." Skeptisch sah ich sie an. Erwartete sie nun, das ich alleine da runter gehe? Das ich so tue als würde ich Louis schon ewig kennen? Das ich ihm sofort all meine dunkelsten Geheimnisse anvertraute? Okay Harry, entspann dich. Tief atmete ich durch und schaute mit leerem Blick nach vorne.
,,Na komm Harry, ich komm auch mit und bleib die ganze Zeit an deiner Seite." Versuchte es Johannah erneut, legte mir die Hand auf den Rücken. Der Körperkontakt war neu, befremdlich und erinnerte mich doch daran, wie meine Mutter mich früher immer beruhigt hatte. Tapfer lächelte ich Jay an und nickte dann. Sie lief hinter mir die Treppe hinab, doch wartete ich dann, da ich nicht zuerst das Wohnzimmer betreten wollte. Sie grinste und kicherte:,,Keine Sorge, Louis beißt nicht." Dennoch lief sie gott sei Dank an mir vorbei und betrat als erste das Wohnzimmer. Ich ihr, nach einer kurzen Atempause, hinterher.
Ein Junge mit karamellbraunen wuscheligen Haaren, strahlend blauen Augen und einem unfassbar anziehenden Erscheinungsbild saß auf dem Sofa und starrte mich an. ,,Louis, das ist Harry. Harry, das ist Louis, mein Sohn", Jay lächelte und wie ferngesteuert lief ich auf Louis zu und reichte ihm die Hand. Er ergriff die meine, doch bekam ich das gar nicht richtig mit, zu gefesselt war ich von seinen Augen. ,,Hey", meinte Louis dann und ich wollte so gerne etwas darauf erwidern, doch konnte ich nicht. Mein Mund öffnete sich, nur um sich dann wieder zu schließen. Dabei sah ich wahrscheinlich aus wie ein Fisch auf dem Trockenen.
,,Alles okay?" Fragte er, doch sprach er eher an mir vorbei an seine Mutter gerichtet. ,,Er ist nur nervös, sei nett. Ich koche das Abendessen." Meinte Jay und damit verließ auch mein letztes Rettungsboot mich, das sinkende Schiff. So viel dazu, dass sie die ganze Zeit über bei mir bleiben würde. Na super, damit war ich mit Sicherheit bei Louis schon als sonderbarer Freak abgestempelt, besser hätte es wirklich nicht kommen können. ,,Hör zu, ich weiß ja nicht, warum du hier bist, aber es gibt da einige Regeln wenn du hier lebst." Schüchtern nickte ich.
,,Regel Nummer Eins, klopf immer an, wenn du mein Zimmer betreten willst und wenn ich Nein sage, dann heißt das auch Nein. Wenn meine Freundin hier ist, dann lässt du dich bitte nicht blicken. Entweder du bleibst dann in deinem Zimmer oder du gehst nach draußen, mir egal, aber hauptsache du störst nicht. Außerdem habe ich keine Lust, wenn du dich nicht nur jetzt, sondern immer so komisch verhälst, mit dir in der Schule gesehen zu werden, verstanden soweit?" Wieder nickte ich. Ich verstand absolut nicht, was Louis Problem war, warum er nichts mit mir zu tun haben wollte, wo er mich doch gar nicht kennt, allerdings hatte irgendetwas in mir solche Angst vor ihm, das ich beschloss, einfach seine Regeln zu befolgen. Außerdem war ich es ja nunmal nicht anders gewohnt, akzeptiert wurde ich noch nie, mal abgesehen von meiner Mutter.
,,Gut, du kannst dann jetzt gehen", meinte Louis, woraufhin ich mich schleunigst umdrehte und nach oben in mein neues Zimmer verschwand. Der Appetit aufs Abendessen war mir reichlich vergangen, allerdings würde ich Jay zu Liebe wahrscheinlich trotzdem ein paar Bissen essen. Bis das Essen fertig sein würde nahm ich mir allerdings erstmal mein Notizbuch aus meinem Rucksack und schrieb auf, was mir einer meiner ehemaligen Therapeuten geraten hatte. "Wenn du mit niemanden reden kannst, dann schreib einfach auf wie du dich fühlst, du wirst es los und fühlst dich gleich besser, als wäre dir ein Stein vom Herzen gefallen".
Tatsächlich funktionierte es ab und an, weshalb ich die Methode immer mal wieder ausprobierte. Heute fühlte ich mich einfach fremd, nutzlos, missverstanden und überflüssig. Zwar fühlte ich mich durch Jay etwas heimisch, da sie in einigen Dingen sehr stark meiner Mutter ähnelte, allerdings weckte das auf der anderen Seite einfach nur den Schmerz in mir, in meinem Herzen. Außerdem schmerzte es mich, dass Louis mich direkt verurteilt hatte. Ich hatte immerhin ein kleines Fünkchen Hoffnung, das wir uns vielleicht gut verstehen würden, doch war das jetzt vollkommen erloschen.
Dadurch schwand ebenso die Hoffnung, Anschluss in der Schule zu finden. Jeder kannte untereinander dort, ich meine es ist die Abschlussklasse, da werde ich wohl auch einfach nur ein Dorn im Auge sein. Ich seufzte schwer, während ich mir nichts sehnlicher wünschte, als zurück nach Irland zu können. Am liebsten würde ich dabei noch die Zeit zurück drehen, so viel anders machen und meine Mutter retten.
___
Das war wohl ein kalter Empfang :(
All the love xx
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro