10 - honesty
Ich war froh, das am nächsten Tag Samstag war, denn so konnte ich erstmal im Bett liegen bleiben und im Selbstmitleid versinken. Zudem wollte ich nicht vor die Tür treten, zu sehr hatte ich Angst vor den Blicken von Jay, Daniel und vorallem von Louis. Er hat wahrscheinlich schon der ganzen Schule erzählt, was ich für Probleme habe und das ich einfach ein dummer, wertloser Junge bin. Nicht anders haben sie mich in Dublin behandelt. Und bei dem Gedanken, das jetzt einfach alles wieder von vorne losgehen würde, musste ich schon wieder anfangen zu weinen. Ich hatte keine Kraft mehr das alleine durchzustehen, nicht nochmal.
Als es plötzlich an meiner Tür klopfte, da zuckte ich fürchterlich zusammen denn damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte es war klar, dass ich alleine sein wollte. Deshalb antwortete ich nicht und hoffte, die Person würde einfach von alleine wieder verschwinden. Doch leider war dem nicht so und im nächsten Moment ging die Tür auf. Louis kam rein und er sah offengestanden ziemlich furchtbar aus. Dunkle Augenringe zierten sein Gesicht und seine Augen selbst waren gerötet, während seine Haut blass wie Schnee aussah. Dennoch hatte ich in diesem Moment kein Mitleid mit ihm, selbst wenn ich wollen würde, ich fühlte einfach gar nichts.
,,Geh weg", brachte ich dann leise und brüchig über meine Lippen, doch der Junge blieb einfach stehen und schloss die Tür hinter sich. ,,Harry, ich..ich weiß nicht was da gestern in mich gefahren ist okay? Ich wollte einfach wissen, warum du hier bist, aber ich schwöre dir, ich habe wirklich nichts gelesen." ,,Nur leider glaub ich dir das nicht", gab ich zurück und schälte mich aus meiner Bettdecke um aufzustehen und auf Louis zuzugehen. ,,Ich kenne Menschen wie dich, ich weiß wie du tickst, wie du denkst und was du willst und weshalb du es willst. Aber da spiel ich nicht mit und jetzt, verschwinde." Sprach ich ruhig und öffnete dabei die Tür.
Ich hatte noch einen dummen Spruch von Louis erwartet, aber glücklicherweise drehte er sich wirklich einfach nur um, einen verletzten Blick in den Augen und ging zurück in sein Zimmer. Ich atmete tief durch, als die Tür zurück ins Schloss gefallen war und versuchte zumindest einen klaren Gedanken zu fassen, doch das war alles nicht möglich. Mir kam stattdessen die Frage in den Sinn, ob Louis nicht tatsächlich die Wahrheit gesagt haben könnte. Ob er wirklich nichts gelesen hat. Aber genauso wusste ich, dass das die gutgläubige Seele in mir war, die schon viel zu oft falsch gelegen hatte, als das ich ihr jetzt noch vertrauen könnte.
Ich tapste zurück zum Bett und wollte mich gerade hinlegen, als mein Handy vibrierte und mir eine neue Nachricht von Liam anzeigte. Dieser fragte mich, ob ich mit ihm und Niall ins Kino wolle und da ich ohnehin nichts anderes zu tun hatte und definitv für ein paar Stunden den gestrigen Abend vergessen wollte stimmte ich sogleich zu. Also sprang ich flott unter die Dusche und machte mich frisch, um danach zu realisieren, das ich nun wieder Jay unter die Augen treten musste, da ich keine Ahnung hatte wo das Kino ist. Diese Frau ist so herzensgut, aber nach gestern habe ich das Gefühl, sie viel zu schnell an mich rangelassen zu haben und das macht mir Angst.
Dennoch musste ich das jetzt einfach überwinden, denn mich von Liam abholen zu lassen und dadurch riskieren, dass Niall und er herausfinden bei wem ich wohne und warum möchte ich noch viel weniger. Also ging ich die Treppen hinunter und es war zunächst kurz still, bis ich die Stimmen aus dem Wohnzimmer hervordringen hören konnte. Noch einmal ließ ich genug Sauerstoff in meine Lungen, um meinen Körper zu entspannen, bevor ich dann die Tür öffnete. Nur leider waren da nicht Jay und Daniel, wie ich es gehofft hatte. Sondern Jay und Louis. Louis saß auf dem Sessel, eine Flasche Malzbier in der Hand und seine strahlend blauen Augen mustern mich.
Natürlich musste er jetzt bei seiner Mutter sitzen, besser hätte es mich für mich nicht laufen können. Ein ironisches Seufzen musste ich mir verkneifen. ,,Was gibt es Harry?" Johannahs warme Stimme riss mich aus meiner unbemerkten Beobachtung von Louis, was mich meinen Blick auf sie schweifen ließ. ,,Ähm, naja, wenn es nicht stört wollte ich fragen, ob du mich vielleicht zum Kino fahren könntest. Liam, Niall und ich wollten uns einen Film ansehen." ,,Natürlich fahre ich dich", Jay stand sofort von ihrem Platz auf, ,,ich zieh mir nur eben schnell Schuhe und Jacke an, dann können wir los." Schon war sie an mir vorbeigehuscht und ließ mich mit Louis alleine.
,,Du hängst auch nur mit denen rum oder?" Der abwertende Ton in seiner Stimme gefiel mir ganz und gar nicht, weshalb ich einfach als Antwort mit den Schultern zuckte. ,,Damit du es weißt, ich habe mein Zimmer abgeschlossen und den Schlüssel nehme ich mit. Bin gespannt wie du jetzt herumschnüffeln willst. Ich gebe dir gerne Tipps wie du alles über mich erfahren kannst." Sarkastisch lächelte ich Louis noch einmal zu, bevor ich mich dann umdrehte und raus ging, wo Jay schon wartete, die mich gerufen hatte. Vom Gespräch hatte sie zum Glück nichts mitbekommen.
,,Willst du über gestern Nacht reden?" Fragte Johannah, als wir schon eine kurze Zeit unterwegs waren und brach damit das Eis zwischen uns. ,,Das ist nicht so wichtig." Erwiderte ich nur und schaute aus dem Fenster. ,,Nicht so wichtig? Harry du bist weinend zusammengebrochen und konntest nicht mehr auf eigenen Beinen stehen." ,,Da habe ich schon weitaus schlimmeres mitgemacht. Mach dir keine Sorgen, ich regel das", sagte ich und versuchte ein lächeln zustande zu bringen.
,,Harry, du bist hier damit wir dir helfen können, damit du dein Leben wieder genießen kannst und nicht damit du wieder auf dich alleine gestellt bist, so funktioniert das nicht." ,,Jay, das weiß ich zu schätzen ehrlich, aber alles was ich hatte war meine Mutter. Und seit sie nicht mehr ist wurde mir immer nur eingetrichtert, das ich alleine klarkommen muss, also was soll ich jetzt von deiner Aussage halten, wo ich es die letzten zwei Jahre alleine doch tatsächlich immer geschafft habe?" So ein ehrliches Gespräch hatte ich lange schon nicht mehr geführt, aber es tat gut, sich mal wieder richtig auszulassen.
,,Es tut mir im Herzen weh sowas zu hören und ich mag mir kaum ausmalen, was du mitgemacht hast. Aber vielleicht kannst du ja doch mal mit Louis reden. Er will einfach nur wissen was los ist und warum du bei uns wohnst. Und dann wird er dir sicher helfen." ,,Wenn er erst meine Geschichte kennen muss, damit er mir helfen will, danke aber das brauche ich nicht. Natürlich ist es einfacher zu wissen was los ist, um zu helfen, aber genauso gut kann man helfen, ohne die ganzen Details zu wissen. Denn alleine wenn man schon nett ist und ein lächeln schenkt kann man schon so viel mehr helfen als man denkt. Aber das tut Louis nicht und mir gegenüber macht er auch nicht den Anschein, als wolle er mir helfen."
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Würdet ihr an Harrys Stelle Louis von seiner Vergangenheit erzählen?
All the love xx
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