Niall das Falschgeld
Pov. Zayn
"Mama?! Ich bin Zuhause!" ,schreie ich wie jedesmal, wenn ich die Tür aufschließe und das Haus betrete. "Stell deine Schuhe einfach da hin und gib mir deine Schultasche" ,sage ich zu Niall, während ich mir meine Schuhe abstreife. Niall hält mir nickend seine Schultasche hin, weshalb ich diese ergreife und sie mit meiner eigenen neben der Treppe abstelle.
"Zayn kommst du? Der Tisch ist noch nicht gedeckt" ,höre ich meine Mutter rufen, weshalb ich schnell zu ihr in die Küche laufe. Niall deute ich an mir zu folgen.
"Hey Mom, ähm ich habe heute einen Freund dabei und Harry ist dafür bei einem neuen Freund. Wir haben so ein Schulprojekt, weshalb ich Zeit mit Niall und Harry Zeit mit Liam verbringen soll" ,erkläre ich schnell und laufe zum Küchenschrank, um dort Teller rauszuholen. Hoffentlich ist sie nicht allzu sauer. Sie hasst solche unangekündigten Sachen immer.
"Zayn Javadd Malik."
Oh oh sie hat meinen Zweitnamen verwendet. Sie ist sauer.
"Ist es so schwer mir vorher bescheid zu sagen? Wenigstens eine Nachricht. Außerdem wäre es mir lieber, wenn ich diesen Liam kennen würde. Heute war sowieso schon so viel los, weil deine Schwestern meinten sie müssten zu dritt ins Kino. Rate mal wer sie fahren durfte. Vor einer Stunde bin ich nach Hause gekommen und erfahre erstmal, dass dein Vater heute in der Arbeit bleibt und nicht zum Mittagessen kommt. Nicht zu vergessen, dass heute Morgen ein Kind im Kindergarten sich übergeben hat. Ich habe absolut keine Nerven mehr dafür mir jetzt auch noch Sorgen um Harry zu machen, weil dieser bei irgendeinem Jungen- wie heißt er nochmal?"
Meine Mutter hat, während sie gesprochen hat, den Herd aus gemacht und ihre Hände in die Hüfte gestemmt. Ihr vorwurfsvoller Blick weicht einem fragenden, während sie darauf wartet, dass ich ihr den Namen sage.
"Er heißt Liam Payne" ,meint Niall schüchtern, der etwas verloren in der Küche steht. Meine Mutter sieht kurz zu ihm, da sie ihn scheinbar noch nicht gesehen hatte. "Liam? Den Namen kenn ich doch irgendwoher..." Nachdenklich lehnt sie sich an die Arbeitsplatte. Bitte lass sie nicht draufkommen. Das könnte sonst verdammt unangenehm und peinlich werden.
Leider habe ich heute scheinbar nicht so viel Glück und meine Mutter klatsch vor Freude, da sie sich erinnert, in die Hände. "Ach das ist doch dieser Junge von dem du die ganze Zeit redest."
Super, danke Mama.
"Was sagt er denn so über Liam?" ,fragt Niall interessiert und sieht mich dabei grinsend an. "Er redet mit Harry ständig über ihn, mehr weiß ich auch nicht, weshalb ich etwas beunruhigt bin was Harry angeht" ,meint meine Mutter jetzt und sieht mich auffordernd an. Offensichtlich wartet sie darauf, dass ich ihr Gewissen weiter beruhige, in dem ich ihr versichere, dass Liam eine verantwortungsvolle Person ist. Allerdings wäre ich nicht ich, wenn ich jetzt ein braver Sohn wäre und ihr das sage, was sie hören möchte.
"Er ist ein Massenmörder."
"Zayn!" Empört sieht sie mich an, während ich mir ein Schmunzeln verkneifen muss. Also wenn ich mal nicht der beste Sohn bin, den es gibt, dann weiß ich auch nicht. Allerdings erbarme ich mich lieber, da ich weiß, dass Mom sich sonst wirklich Sorgen um Harry macht.
"Er ist verantwortungsvoll und sehr nett. Harry ist also in besten Händen. Du hast keinen Grund dir Sorgen zu machen und wenn du dich selbst versichern willst, kann Niall dir bestimmt die Telefonnummer vom Haustelefon der Paynes geben" ,beruhige ich sie im nächsten Moment und erhalte einen strafenden Blick von ihr. "Warum nicht gleich so? Wieso musst du mir immer einen Herzinfarkt bereiten?"
"Wo bleibt sonst der Spaß Trisha" ,sage ich feixend und kassiere einen leichten klapps gegen meinen Hinterkopf.
"Nicht frech werden junger Mann und jetzt deck den Tisch. Wir wollen schließlich essen, außerdem habe ich dir andere Manieren zum Thema Gastfreundschaft beigebracht. Der arme Junge steht seit über fünf Minuten wie Falschgeld in der Küche rum, weil der werte Herr es nicht für nötig gehalten hat, unserem Gast einen Platz anzubieten" ,schimpft sie wieder mit mir. Halb ernst, halb scherzend.
"Sorry Mom, dann werd ich dem Falschgeld mal einen Platz anbieten" ,entgegne ich grinsend und wende mich im nächsten Moment an Niall.
"Würde das Falschgeld mir bitte folgen, damit ich es zu seinem Platz bringen kann?" ,frage ich freundlich und kassiere erneut einen Klapps auf den Hinterkopf. "Musst du immer alles und Jeden so triezen?" Gespielt empört sehe ich meine Mutter an. "Von wem ich das wohl hab?" ,frage ich ironisch grinsend.
"Ich weiß nicht von was du sprichst... Deck jetzt endlich den Tisch du Quälgeist" ,weicht meine Mutter aus und wendet sich wieder dem Herd zu. "Wird gemacht Madam!" ,sage ich gut gelaunt und greife nach den Tellern, die ich im Verlauf von unserem Gespräch kurzzeitig abgestellt habe.
"Nenn mich nicht Madam, ich bin nicht alt!" ,ruft sie mir noch vom Herd aus hinterher, während ich lachend mit Niall zu unserem Esstisch laufe.
"Jetzt weiß ich auch mal von wo du deine Art her hast" ,meint Niall schmunzelnd, während er sich setzt.
《♡》
"Schreibst du Harry, dass er spätestens um 18 Uhr wieder hier sein soll" ,bittet meine Mutter mich noch, während Niall und ich das Geschirr neben der Spüle abstellen.
"Mach ich, wir sind dann oben falls du uns suchst" ,sage ich noch, bevor ich, gefolgt von Niall, die Küche verlasse. Erleichtert atme ich auf, da sie sich tatsächlich nicht mehr an Niall erinnern konnte. Sie hat ein sehr schlechtes Namensgedächtnis und wenn meine Mutter Jemanden neues kennenlernt und sie die Person am Anfang nicht jede Woche mindestens einmal sieht, vergisst sie auch das Gesicht ganz schnell wieder. Bisher hat es mich immer nur genervt, aber langsam erkenne ich die Vorteile darin.
"Kann es sein, dass sie sich nicht mehr an mich erinnert?" ,fragt Niall auch schon, als wir im oberen Stock angekommen sind und ich die Tür zu meinem Zimmer öffne.
"Sie ist sehr schlecht darin sich Namen und Gesichter zu merken und dich hat sie bisher nur einmal gesehen, als wir beim Direktor waren" ,erkläre ich ihm und mache die Tür wieder zu sobald Niall mein Zimmer betreten hat. "Setz du dich ruhig auf mein Bett, ich werd mich auf das ausklappbare Sofa setzen" ,biete ich Niall an, da in meinem Zimmer ein kleines Platzproblem herrscht, seit Harry wieder bei mir schläft und es deshalb keine anderen Sitzgelegenheiten mehr gibt.
"Harry schläft also bei euch" ,stellt Niall fest und verzieht seine Lippen zu einer dünnen Linie.
"Ja vorübergehend, ist aber jetzt erstmal unwichtig. Mich interessiert viel mehr, was dich als Person ausmacht. Schließlich bist du hier, damit wir uns besser kennenlernen, ich will dich verstehen. Seit Donnerstag verstehe ich dein Handeln der letzten Jahre besser, allerdings kann ich einige Aktionen von dir immer noch nicht ganz nachvollziehen" ,sage ich und weiche damit geschickt dem Thema Harry aus.
"Was für eine Aktion kannst du denn zum Beispiel nicht nachvollziehen?" ,fragt Niall interessiert und lehnt sich an der Wand an, während er es sich auf meinem Bett bequem macht. Nachdenklich stütze ich mich nach hinten auf meinen Händen ab.
"Du bist ziemlich beschützerisch was Louis und Liam angeht und hast Brent schonmal Kaffee über den Schoß geleert, weil er Louis komisch angesehen hat. Versteh mich nicht falsch, ich hasse Brent auch, aber denkst du nicht, dass du etwas überreagiert hast?" ,frage ich vorsichtig, da Niall nie wirklich gut auf Brent zu sprechen ist.
"Ich gebe dir recht. Ich bin ziemlich beschützerisch, aber du musst es so sehen" ,Niall hält kurz inne und beugt sich etwas vor ehe er weiter spricht. "Louis hatte es noch nie leicht seit er taub ist. Er wurde oft gehänselt, weil er eben anders ist. Oft waren es einfach nur belanglose Beleidigungen oder sie haben sich halt darüber lustig gemacht, dass er sie nicht hören kann. Allerdings gab es auch oft ein paar Menschen, die ihm mit Schlägen gedroht haben, wenn er jetzt nichts sagen würde. Du glaubst gar nicht, wie viele an unserer Schule ihn als Faker beleidigt haben. Einige meinte sogar Louis würde nur so tun, dass er taub ist um keine mündlichen Noten zu bekommen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie fertig ihn das gemacht hat. Es gab wirklich Zeiten, in denen wollte er nicht mehr leben. Nachts war es immer am schlimmsten, wenn er irgendwelche Alpträume hatte. Es hat Stunden gedauert ihn wieder zu beruhigen. Ich habe ihn in seinen schlimmsten Momenten erlebt und möchte einfach nicht, dass es wieder Bergab mit ihm und seinem Selbbewusstsein geht. Jedesmal wenn er beleidigt oder schief angesehen wird, hab ich den Drang ihn zu beschützen. Ich hasse eben Menschen, die Louis nur oberflächlich betrachten und denken er sei weniger wert, nur weil er eben nichts mehr hören kann. Sie versuchen gar nicht mehr den Menschen in ihm zu sehen, sondern nur noch den Behinderten, der einem leid tut oder den man eben mobben kann, weil das ja super lustig ist. Ich habe es einfach satt, Louis hat das nicht verdient und das ist halt der Grund, warum ich so reagiert habe. Ich möchte einfach nur verhindern, dass Louis verletzt wird und das gleiche gilt auch für Liam. Ich beschütze die Menschen, die mit wichtig sind, da ich nicht möchte, dass sie traurig sind."
Mit zerzausten Haaren sieht Niall mich an, da er während er gesprochen hat, sich immer mal wieder mit der Hand durch die Haare gefahren ist. Nachdem Niall fertig ist mit erzählen, setze ich mich wieder etwas aufrechter hin, während ich mir meine Worte im Kopf noch zurechtlege.
"Ich verstehe warum du es gemacht hast, aber ich denke es wäre in Zukunft vielleicht besser, du ignorierst solche Blicke oder Beleidigung und sprichst lieber mit Louis darüber, damit er Jemanden hat mit dem er über seine Gefühle sprechen kann. Sowas würde Louis glaube ich mehr bringen" ,schlage ich vor, doch Niall schüttelt sofort den Kopf.
"Sowas kann ich nicht ignorieren Zayn, ich muss ihn beschützen. Alles was ich will ist doch nur, dass er glücklich ist."
Niall wird am Ende leiser und sieht in seinen Schoß.
"Du machst dich damit nur selbst kaputt und ich denke nicht, dass Louis das möchte" ,entgegne ich direkt, was Niall sofort aufsehen lässt. "Wieso hat das jetzt was mit mir zu tun? Ich beschütze doch nur Louis." Verwirrt und auch fragend sieht er mich an, weshalb ich seufze.
"Ja du beschützt Louis und wer beschützt dich?"
Auf meine Frage hin herrscht eine bedrückende Stille. Niall sieht Lippenkauend auf die Bettdecke neben sich, während ich ihn mustere.
Augenringe zieren sein Gesicht, die in den letzten paar Tagen immer sichtbarer geworden sind. Scheint so als hätte er zu wenig schlaf bekommen. Ist aber auch kein Wunder, wenn er sich ständig Sorgen um Louis macht. Alles in allem sieht einfach nur erschöpft aus und als er jetzt den Blick hebt, haben seine Augen einen trüben Ausdruck, der mich besorgt werden lässt.
"Niemand. Niemand beschützt mich, weil ich es nicht möchte. Chiara ist immer für mich da, ich könnte ihr alles anvertrauen, aber ich mach es nicht. Ich möchte sie nicht runterziehen, sie mit meinen Problemen belasten. Sie soll glücklich sein und ich weiß genau, dass sie nicht glücklich sein kann, wenn sie weiß, dass es mir scheiße geht. Ich liebe sie, sie hat nur das beste verdient."
Kurz zögere ich, bevor ich doch von Harrys provisorischem Bett aufstehe und mich neben Niall setze. Ich denke er braucht jetzt eine gewisse Nähe zu Jemanden.
"Niall so funktioniert keine Beziehung, du musst ihr alles sagen. Sie wird dir helfen, zusammen schafft ihr das schon. Außerdem weiß sie doch mittlerweile von deinen Problemen. Du hast sie ihr doch erzählt, ich hab es genau gehört." Niall schüttelt bloß den Kopf und sieht traurig zu mir. "Ich...hab ihr nicht alles erzählt und dir auch nicht" ,meint er leise und winkelt seine Beine an.
"Niall du weißt ich möchte dir nur helfen oder? Wenn das funktionieren soll, muss du mir alles erzählen."
Vorsichtig lege ich eine Hand auf seine Schulter und drücke sanft zu. Ich bemerke genau wie er zögert. Er ist sich nicht sicher, ob er es mir sagen soll oder nicht. "Ich werde dich nicht verurteilen, egal was es ist" ,ermutigen und erhalte einen skeptischen Blick von Niall, der immer verzweifelter wird.
"Ich kann nicht Zayn. Es geht nicht. Es ist mein größtes Geheimnis, falls es Louis irgendwie erfahren sollte, wird er mich hassen. Das darf nicht passieren Zayn. Ich brauch ihn doch- ich..." Nialls Stimme bricht und er beginnt zu weinen, ich lege einen Arm um Niall und ziehe ihn zu mir, sodass sein Kopf auf meiner Schulter liegt.
"Shh Niall, ich bin hier. Du bist nicht allein Ni. Es wird alles gut, wir schaffen das schon irgendwie."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro