Noch hält sie sie zurück. Noch kann sie sie zurückhalten. Doch der Druck wird größer. Größer auf ihren Schultern und in ihr drin. Er redet. Immer noch. Wieder.
Nicht mehr lange und sie bricht. Bricht wie ein dünner Zweig im Sturm.
Sie setzt sich auf. Mag ihm nicht mehr zuhören. Sie versucht noch immer dem Druck standzuhalten und nicht nachzugeben. Es wird unerträglich. Er setzt sich nun auch auf. Lass los, lass los! Rufen die Stimmen in ihr. Nein! Donnert sie ihnen entgegen. Sie muss stark sein, darf unter dem Druck nicht zusammenbrechen.
Lass los!
Nein!
Sie kämpft. Wird laut. Redet mit ihm. Brüchige Stimme. Verdammt. Langsam kommen sie, rinnen ihr wie ein kleiner Bach über die Wangen. Der Sturm wird stärker. Er tobt in ihr.
Ihre Außenwelt ist ruhig.
Da! Lass los!
Sie gibt nach und bricht. Fällt. Immer tiefer. Der Sturm umwirbelt sie und nun ist das kein Bach mehr, welcher sich seinen Weg über ihr Gesicht bahnt, nein es ist ein Fluss. Sie ertrinkt nicht in einem Fluss, nein, sie ertrinkt in einem Meer aus Tränen.
Und dann ist er da. Er zieht sie zu sich, doch sie wehrt sich. Zieht sich zurück. Frustriert lässt er die Arme sinken. Aus einem Impuls heraus lässt sie sich gegen ihn fallen.
Fallen tut sie nicht mehr. Seine Arme sind ihr Fels in der Brandung. Sie halten sie, geben ihr Halt.
Sie kommt zur Besinnung.
Der Sturm schwächt ab, wird kleiner, ruhiger. Das Tränenmeer ebbt, flutet sie nicht mehr. Der Fluss in ihrem Gesicht ist kein Fluss mehr, nur noch ein Bach.
Ein Bach, aus dem ein Rinnsal wird, bis die Quelle versiegt.
Selbst dann noch klammert sie sich an seine Umarmung. Hält seine Hände fest und bedeutet ihm damit, sie nicht loszulassen.
Zurück bleibt eine betäubende Ruhe. Friedlos.
Laut, betäubend, unruhig.
Und trotzdem geht die Sonne auf. Der Wind ist still. Einzig und allein seine Arme halten sie.
Er zeigt ihr, wie sehr er sie liebt, weil er sie selbst in ihrem tiefsten Inneren, den unausgesprochensten Gedanken liest und sogar noch versteht.
Sich dessen bewusst, beginnt sie zu lächeln.